Stonehenge

jungsteinzeitliches Bauwerk in Wiltshire, England
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Oktober 2004 um 10:48 Uhr durch Ulrich.fuchs (Diskussion | Beiträge) (Weiter lektoriert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Stonehenge ist ein neolithisches und bronzezeitliches Bauwerk in der Nähe von Amesbury in Wiltshire, England, etwa 13 Kilometer nordwestlich von Salisbury. Es besteht aus einer Grabenanlage, die eine Struktur aus Megalithen umgibt. Diese wiederum wird aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildet. Die beiden auffälligsten dabei sind ein äußerer Kreis aus Pfeilersteinen, die von Decksteinen überbrückt werden, sowie eine innere hufeisenförmige Struktur aus ursprünglich fünf Trilithen (jeweils zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden). Dazwischen befinden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen sowie aus Löchern im Boden; weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe.

Die Entstehung der Anlage läßt sich grob in drei Phasen unterteilen, die Frühphase der Anlage (kreisrunder Erdwall und Graben) datiert etwa aus der Zeit 3100 v.Chr. Die auffällige Megalithstruktur wurde etwa zwischen 2500 v.Chr. und 2000 v.Chr. errichtet.

Datei:Stonehenge Totalansicht.jpg
Stonehenge


Überblick

Der Name Stonehenge stammt aus dem Altenglischen Stanhen gist, in der Bedeutung "hängende Steine". Die Bezeichnung Henge wird heute für eine Klasse neolithischer Bauwerke verwendet, die aus einer kreisförmigen, erhöhten Einfriedung mit einer innenliegenden Vertiefung bestehen. Stonehenge selbst - obgleich es bei der Namensgebung Pate stand - kann nicht direkt dieser Klasse zugeordnet werden, da seine Aufschüttung innerhalb des Grabens liegt. Stonehenge ist in vielerlei Hinsicht atypisch, obwohl es zeitgleich zu den eigentlichen neolithischen Henges entstand.

Stonehenge gehört seit 1918 dem englischen Staat. Verwaltet und touristisch erschlossen wird es vom English Heritage, die Umgebung vom National Trust. Die Stätte und die Umgebung sind seit 1986 Teil des Weltkulturerbes.

 
Plan des heutigen Stonehenge. Nach Cleal et. al. sowie Pitts

Der Komplex wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet, die sich über einen Zeitraum von etwa 2000 Jahren erstrecken; nachweislich wurde das Gelände aber bereits vor der Errichtung und auch noch lange Zeit nach der neolithischen Hochphase genutzt: Drei große Pfostenlöcher finden sich in der Nähe des heutigen Parkplatzes, sie datieren aus dem Mesolithikum, etwa um 8000 v.Chr. Die jüngsten kultischen Nutzungen sind etwa für das sechste Jahrhundert nach Christus feststellbar; hier ist insbesondere ein auf dem Gelände vorgefundenes Grab eines enthaupteten Sachsen aus dieser Zeit zu erwähnen.

Die verschiedenen Phasen der Aktivitäten auf Stonehenge zu datieren und zu verstehen ist keine einfache Aufgabe. Schlecht geführte Ausgrabungsberichte und erstaunlich wenig präzise wissenschaftliche Daten erschweren das ganze. Die heute meist angenommene Abfolge wird im folgenden Text erläutert, die Ziffern beziehen sich dabei auf den Plan rechts, der die Stätte im Jahr 2004 zeigt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die Decksteine dort nicht gezeigt. Löcher, die nicht mehr oder nie Steine enthielten, sind als offene Kreise gekennzeichnet. Heute sichtbare Steine sind farblich gekennzeichnet.

Die Anlage

Die Steine in Stonehenge sind nach den Positionen der Sonnenwende und Tagundnachtgleiche angeordnet. Aus diesem Grunde nimmt man an, dass Stonehenge ein „altertümliches Observatorium“ darstellt, obwohl der Umfang der Nutzung und seine Beachtung noch diskutiert werden.

Die Beschreibung der Steine:

  • Der Altarstein: ein Block von 5 Metern aus grünem Sandstein (alle anderen Steine im inneren Kreis sind Blausteine, eine Basaltart aus den Preseli Hills im Südwesten von Wales, was eine Strecke von über 200 km ist). Die Sandsteinblöcke des äußeren Kreises wurden auf Schlitten fortbewegt, die mit 250 Mann, an Steigungen mit bis zu 1000 Mann, gezogen wurden.
 
Der Opferstein
  • Der Opferstein liegt etwas abseits vom Zentrum.
  • Der Heel-Stein (Fersenstein), auch als Friars Heel bekannt (eine Anglikanisierung des walisischen „Ffreya sul“, nach Freya, einer Druidengöttin der Fruchtbarkeit, und sul (Sonnen-Tag).
 
Heel-Stein / Fersenstein
  • Positionssteine

Weitere Besonderheiten:

  • Die Aubrey-Löcher
  • Y- und Z-Löcher

Die Anlage ähnelt den Steinkreisen im Norden Schottlands, bekannt als der Ring von Brodgar.


Entstehungsgeschichte

Stonehenge 1

 
Stonehenge 1. After Cleal et al

Das erste Bauwerk bestand aus einer kreisförmigen Erhebung mit einem Graben als Einfassung (7 und 8), maß etwa 115 m im Durchmesser. Es besaß einen großen Eingang im Nordosten und einen kleineren im Süden (14). Hirsch- und Ochsenknochen waren am Grund des Grabens plaziert. Diese Knochen waren wesentlich älter als die Geweihhacken, mit denen der Graben ausgehoben wurde, und waren in gepflegten Zustand, bevor sie vergraben wurden. Diese erste Phase wird auf ca. 3100 v. Chr. datiert. Am äußeren Rand des so eingefassten Bereiches konnte ein Kreis aus 56 Löchern (13) nachgewiesen werden. Diese sogenannten Aubrey-Löcher, benannt nach ihrem Entdecker John Aubrey, einem Historiker des 17. Jahrhunderts, haben einst möglicherweise hölzerne Stützpfeiler enthalten; allerdings konnten diese in Ausgrabungen nicht nachgewiesen werden. Ein kleinerer äußerer Wall, den den Graben umgab, könnte ebenfalls aus dieser Periode stammen (9).

Stonehenge 2

Sichtbare Überreste der zweiten Phase existieren nicht mehr. Spätneolithische Rillenkeramik(?) (engl.: grooved ware) wurde in Verbindung mit den anderen Überresten dieser Periode ausgegraben, die eine Datierung ermöglicht. Pfostenlöcher weisen darauf hin, dass im frühen dritten Jahrtausend vor Chr. eine hölzerne Struktur im Inneren der Einfassung existiert haben muss. Weitere Pfosten standen am Nordeingang, eine parallele Anordnung von Pfosten lief vom Südeingang aus ins Innere. Mindestens 25 der Aubrey-Löcher enthielten nachweislich dort platzierte Überreste von Feuerbestattungen, die etwa zwei Jahrhunderte nach der Errichtung dieses Bauwerks dort abgelegt wurden. Was auch immer der ursprüngliche Zweck der Löcher war - sie wurden in dieser Zeitspanne zur Begräbnisstätte umfunktioniert. Dreißig weitere Feuerbestattungen legte man im Graben und an anderen Punkten der Stätte an, größtenteils in der Osthälfte. Stonehenge ist damit die älteste bekannte Grabstätte für Leichenbrand auf den britischen Inseln. Stücke menschlicher Knochen, die nicht verbrannt wurden, sind ebenfalls aus diesem Zeitraum im Graben gefunden worden.

Stonehenge 3i

In die Mitte des Heiligtums wurden um das Jahr 2600 v. Chr. zwei konzentrische Halbkreise aus 80 aufrecht stehenden Steinen, den so genannten Blausteinen, angelegt. Diese wurden später zwar versetzt, die Löcher, in denen die Steine damals verankert waren (die so genannten die Q- und R-Löcher) sind jedoch nachweisbar. Wieder gibt es wenig brauchbare Datierbarungshinweise für diese Phase. Die Blausteine stammten aus dem Gebiet der Presli-Berge, die 385 km von Stonehenge entfernt, im heutigen Pembrokeshire im Wales liegen. Die Steine sind größtenteils aus Dolerit, aber mit Einschlüssen von Rhyolit, Tuff und von vulkanischer und kalkhaltiger Asche. Sie wiegen um die 4 Tonnen. Der heute als Altarstein (1) bekannte sechs Tonnen schwere Stein besteht aus des grünen Sandstein. Er ist zweimal so groß wie die Blausteine und wurde auch aus Wales geholt. Er stand möglicherweise als großer Monolit im Zentrum.

Zu dieser Zeit wurde der Eingang verbreitert, so dass er nun genau in der Richtung des Mittsommersonnenaufgangs und des Winterssonnenuntergangs dieser Zeit lag. Die Blausteine wurden wie gesagt nach einiger Zeit wieder entfernt und die Q- und R-Löcher verfüllt.

Möglicherweise wurde auch der Fersenstein (heel stone, 5) während dieser Periode außerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Die Datierung ist aber unsicher, im Prinzip kommt jeder Teilabschnitt der dritten Phase in Frage. Es gab vermutlich noch einen zweiten Stein, der aber heute nicht mehr existiert. Zwei, möglicherweise auch drei große Portalsteine wurden innerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Nur einer davon, der so genannte Altarstein (4), 4,9 m lang, ist - umgestürzt - heute noch erhalten.

Ebenfalls der Phase 3 zugerechnet wird der Aufbau der vier Stationsteine (6), sowie die Anlage der Avenue (10), einem beidseitig durch einen Graben und Erdwall markierter Weg, der über eine Strecke von 3 km zum Fluß Avon führt. Irgendwann in der dritten Bauphase wurden Gräben sowohl um die Stationsteine wie den Fersenstein gezogen, der spätestens dann als einzelner Monolit gestanden haben muss.

Diese Bauphase von Stonehenge ist die, die der Bogenschütze von Amesbury erblickt haben dürfte; gegen Ende der Phase schien Stonehenge dann die Stätte bei Avebury in Bezug auf die Bedeutung für die Region abzulösen.

Stonehenge 3ii

Am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus, nach Radiokarbonanalysen etwa zwischen 2440-2100 v Chr., findet die Hauptphase der Bautätigkeiten statt. Nun wurde die Konstruktion aus 74 Sarsensteinen (Grau auf dem Plan eingezeichnet) errichtet, die den heutigen Gesamteindruck von Stonehenge bestimmt. Jeder dieser Steine, die kleineren 25 Tonnen, die großen 50 Tonnen schwer, stammt aus einem 30 km nördlich gelegenen Steinbruch bei Marlborough.

30 der Sarsensteine bildeten die Pfeiler einer kreisförmigen Konstruktionen mit einem Durchmesser von dreißig Metern. Diese Pfeiler trugen einen geschlossenen Ring aus 29 weiteren Steinen. Diese Decksteine waren an ihren Berührungsflächen durch eine aus dem Stein gehauene Spundung, sowie an ihren Auflagepunkten auf den Pfeilern durch eine ebenfalls aus dem Stein gehauene Verzapfung gegen Verschiebungen gesichert.

Innerhalb dieses Kreises wurden fünf so genannte Trilithen aufgestellt, je zwei von einem Deckstein überbrückte Pfeiler. Die hier verwendeten Steine haben eine Masse von etwa 50 Tonnen. Auch hier wurden die Decksteine mit einer Zapfenverbingung auf den Pfeilern gesichert.

Auch die Oberfläche aller Sarsensteine ist behauen. Die Flächen wurden geglättet, die Pfeiler der Trilithen werden nach oben hin etwas breiter, um die Perspektive des Betrachters auszugleichen. Auch die Decksteine verjüngen sich von oben nach unten, die Decksteine des Ringes sind zudem leicht gekrümmt. Zudem finden sich auf einigen Pfeilern in den Stein gehauene bzw. geritzte Abbildungen. Die älteste, eine flache rechteckige Form oben an der Innenseite des vierten Trilithen könnte eine symbolische Darstellung einer Muttergottheit sein. Sie wurde vermutlich noch angebracht, als sich der Stein auf dem Erdboden befanden. Alle anderen Abbildungen scheinen erst nach dem Aufstellen der Steine angebracht worden zu sein. Zu nennen sind insbesondere auf Stein 53 die Abbildung eines Bronzedolches sowie von vierzehn Axtköpfen, weitere Darstellungen von Axtköpfen finden sich auf den Steinen 3,4 und 5. Die Datierung ist schwierig, morphologische Ähnlichkeiten bestehen mit spätbronzezeitlichen Waffen.

Stonehenge 3iii

Zu einem späteren Zeitpunkt der Bronzezeit scheinen die Blausteine zum ersten Mal wieder aufgerichtet worden zu sein. Das genaue Erscheinungsbild der Stätte in dieser Periode ist jedoch noch unklar.

Stonehenge 3iv

In dieser Phase, etwa zwischen 2280 und 1930 vor Chr., wurden die Blausteine erneut umgestellt. Ein Teil wurde als Kreis zwischen die zwei Sarsensteinanordnugnen aufgestellt und die anderen in eine ovale Form in der Mitte des Monuments eingebaut. Einige Archäologen nehmen an, dass ein Teil der Blausteine zu dieser Zeit in einer zweiten Tranche von Wales geholt wurde. Der Altarstein könnte innerhalb des Ovals verschoben worden sein. Die Arbeiten an Stonehenge 3iv wurden im Vergleich mit seinen direkten Vorgängern eher schlampig ausgeführt. Die wieder aufgestellten Blausteine waren nur schlecht in den Erdboden eingelassen und stürzten teilweise schnell um.

Stonehenge 3v

Bald danach, zwischen 2270 und 1930 v.Chr., wurde der Nordteil des in Phase 3iv errichteten Blausteinkreises entfernt und eine hufeisenförmige Formation entstand, die als Blausteinhufeisen bezeichnet wird. Dieses spiegelte die Form des zentralen Hufeinsens der Trilithe auf datiert.

Stonehenge 3vi

Ca. 1700 v. Chr. wurden zwei weitere Ringe mit Löchern außerhalb des Steinkreises gegraben. Diese werden als Y- und Z-Löcher (11 und 12) bezeichnet. Die je 30 Löcher umfassenden Kreise wurden aber nie mit Steinen besetzt und verfüllten sich in den nächsten Jahrhunderten. Dabei enthalten die Füllungen in den oberen Schichten Materialien aus der Eisenzeit sowie römisches Material. Das Monument von Stonehenge scheint bald darauf, um 1600 vor Chr. aufgegeben worden zu sein.

Rezeptions- und Forschungsgeschichte

Stonehenge wurde zuerst von Nennius im 9. Jahrhundert beschrieben, der schrieb, dass es als Denkmal an 400 Adlige errichtet wurde, die heimtückisch in der Nähe von Hengist in Jahre 472 ermordet wurden. Viele spätere Historiker brachten übernatürliche Mächte in ihre Erklärungsversuche.

1615 argumentierte Inigo Jones, dass es ein römischer Tempel war, gewidmet Cnelus, einem heidnischen Gott und errichtet im toskanischem Stil. Spätere Kommentatoren meinten, dass es von den Dänen aufgerichtet wurde. Bis in das späte 19. Jahrhundert wurde der Bau allgemein den Sachsen oder anderen, verhältnismäßig jungen Gesellschaften zugeschrieben.

Die erste seriösen Bemühung, das Denkmal zu verstehen, wurde um 1740 von William Stukeley unternommen. Stukeley schrieb das Monument den Druiden zu, womit er falsch lag, aber sein bedeutenderer Beitrag war, dass er zum erstenmal eine bemaßte Zeichnung der Stätte anfertigte, die eine weitere Analyse ihrer Form und Bedeutung ermöglichte. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, die astronomische bzw. kalendarische Bedeutung der Plazierung der Steine zu zeigen.

Um 1900 konnte John Lubbock auf Basis von in benachbarten Grabhügeln gefundenen Bronzegegenständen zeigen, dass Stonehenge bereits in der der Bronzezeit genutzt wurde.

Archäoastronomie

Das Monument ist offensichtlich entlang einer Nordost - Südwest Achse ausgerichtet. Dies wird in aller Regel so interpretiert, dass die Erbauer den Sonnenwende- und Äquinoktikumpunkten eine besondere Bedeutung beimaßen. gesetzt wurde. Die Ausrichtung erfolgte so, dass am Morgen des Mittsommertags die Sonne direkt über dem Fersenstein aufging und die Strahlen der Sonne in gerader Linie ins innere des Bauwerks, zwischen die Hufeisenanordnung, eindrangen.

Es ist unwahrscheinlich, dass solch eine Ausrichtung bloß versehentlich gewesen sein kann. Die Sonne geht je nach geographischer Breite in einer anderen Richtung auf. Damit die Ausrichtung korrekt ist, muss sie für Stonehenges geographische Breite von 51° 11' genau errechnet worden sein. Diese genaue Ausrichtung muss für das Design der Anlage und die Plazierung der Steine für mindestens einigen der Phasen Stonehenges grundlegend gewesen sein.

Die Neuentdeckung des Nachbarsteines vom Fersenstein hat seine Deutung als Markierung des Mittsommersonnenaufgangs verändert. Er wird nun als ein Seitenstein für den "Sonnenkorridor" (?) gedeutet, der den Sonnenaufgang einrahmte. Sonnenanbetung ist zweifellos kein seltenes Phänomen unter den neolithischen Völkern, die sehr von der Ergiebigkeit der Getreideernte abhingen.

Infolgedessen haben Astronomen behauptet, dass Stonehenge eine "alte Sternwarte" darstellt, obgleich der eigentliche Zweck der Anlage noch immer diskutiert wird. Einige haben sogar behauptetet, dass es die weiblichen sexuellen Organe darstellt (Artikel vom Observer (http://www.observer.co.uk/uk_news/story/0,6903,992215,00.html)), oder einen Computer oder sogar einen Landeplatz für Außerirdische ist.

Nach neuesten Forschungsergebnissen scheint hierbei der Mondlauf eine weitaus größere Rolle gespielt zu haben, als bisher angenommen. So verehrten verschiedene Kulturen, wie z.B. die aus Palmyra in Syrien, gleichzeitig einen Sonnen- und Mondgott. Deshalb könnte Stonehenge auch ein Versammlungsort für religiöse Zeremonien gewesen sein. Die politische Macht lag evtl. in den Händen von vom Volk verehrten Priestern.

Die Blausteine

Roger Mercer hat beobachtet, dass die Blausteine unangemessen fein bearbeitet wurden und hat vorgeschlagen, dass sie auf die Ebene von Salisbury von einem bisher noch nicht näher lokalisiertem früherem Monument in Pembrokeshire herbei gebracht wurden. Die meisten anderen Archäologen stimmen darin überein, dass die Blausteine vergleichbar mit den Sarsensteine bearbeitet wurden. Wenn Mercers Theorie korrekt ist, könnten die Blausteine verpflanzt worden sein, um ein Bündnis zu zementieren oder Überlegenheit über einen geschlagenen Feind anzuzeigen, obgleich dies nur Vermutungen sind. Die ovale geformte Aufstellung der Blausteine, die denen am Stonehenge 3iv ähnlich sind, wurden auch bei den als Bedd Arthur bekannten Stätten in den Preseli Hügeln und auf der Insel Skomer vor der Südwestküste von Pembrokeshire gefunden. Einige Archäologen haben vorgeschlagen, das das Eruptivgestein der Blausteine und die sedimentären Sarsensteine symbolisch für eine Bündniss zwischen zwei Kulturen aus unterschiedlichen Landschaften und folglich mit unterschiedlichen Hintergründen sind.

Neue Analysen der zeitgenössischen Grabstätten in der Nähe, bekannt als das Boscombe Bowmen, haben gezeigt, dass mindestens einige der Einzelpersonen, die in der Zeit der Stonehenge 3 Phase lebten, aus dem heutigen Wales kamen. Analysen der Polarisation der Steine (engl. Petrological Analyse) hat ergeben, dass sie nur von den Preseli-Bergen gekommen sein können.

Aubrey Burl behauptet, dass die Blausteine nicht durch Menschen transportiert wurden, sondern zumindestens ein Stück durch die Gletscher des Pleistozäns von Wales hierher transportiert wurden. Man fand aber bisher keinen geologischen Beweis für eine derartige Transport zwischen den Presli-Bergen und der Ebene von Salisbury. Weiterhin hat man keine weiteres Stücke dises ungewöhnlichen Doleritesteins in der Nähe von Stonehenge gefunden.

Stonehenge als Teil der religiösen Landschaft

Viele Archäologen glauben, dass Stonehenge ein Versuch war, im dauerhaften Stein, die allgemeineren Holzstrukturen zu übertragen, die zu der Zeit in der Salisburyebene üblich waren und z.B. in den Durrington Walls zu sehen sind. Moderner anthropologischer Untersuchungen von Mike Parker Pearson und der Archäologe Ramilisonina Madagascan schlagen vor, dass das Holz mit dem Leben und der Stein für den Tod stand. Sie argumentiert, dass Stonehenge Teil einer langem, rituellen Begräbnissprozession war, die im Osten am Sonnenaufgang an den Woodhenge und Durrington Walls anfing, weiter nach Avon und dann entlang der Allee Stonehenge im Westen am Sonnenuntergang erreichte. Die Reise vom Holz zum Stein über das Wasser, stellte eine symbolische Reise vom Leben zum Tod dar. Es gibt keinen zufriedenstellenden Beweise für den Vorschlagen, dass Stonehenges astronomische Ausrichtungen mehr war als nur symbolisch und gegenwärtige Deutungen bevorzugen eine ritual Rolle für das Monument, auf Grund der zahlreichen Gräber und seine Anwesenheit innerhalb einer breiteren Landschaft der sakralen Bauten.

Techniken der Erbauung und Design

Viele Spekulationen gibt es auch über die Technik die zur Erbauung Stonehenges genutzt wurden. Angenommen, das die Blausteine eigenhändig von Wales hierher geholt wurden und nicht von Gletschern hierher transportiert wurden, wie es Aubrey Burl behauptet hat, dann gibt es viele verschiedene Methoden, wie die riesigen Steine mit Seilen und Hölzern bewegt wurden.

2001 wurde im Rahmen der experimentellen Archaeologie versucht einen großen Stein entlang des vermuteten Land- und Seweges vom Wales nach Stonehenge zu transportieren. Freiwillig zogen ihn auf einem hölzernen Schlitten über Land, und verbrachten ihn auf den Nachbau eines prähistorisches Boot, welches aber mit dem Stein in rauher See im Bristol Kanal versank.

Es ist vermutet worden, dass Konstruktion aus Holzes (engl. A frames) errichtet wurde um die Steine aufzurichten und dass die Leute sie senkrechte mit Seilen schleppten. Die obersten Deckensteine können mit hilfe einer Holzplattform angehoben worden sein und oben auf ihren Platz geschoben oder über ein Rampen hochgeschoben worden sein. Die Zapfenverbindung nach Zimmermannsart die bei den Steinen benutzt wurden, zeigt, dass die Leute viel Erfahrung in der Holzbearbeitung hatten und sie könnte mit diesem Wissen leichter gewesen sein das Monument zu errichten.

Alexander Thom war der Meinung, dass die Erbauer von Stonehenge das Megalithische Yard (Megalith Yard) als Längeneinheit verwendet haben.

Die gravierten Waffen auf den Sarsensteinen sind in der Megalith-Kunst auf den britischen Inseln einzigartig, wo sonst mehr abstrakte Abbildungen bevorzugt wurden. Ähnlich unüblich für diese Kultur ist die Hufeisenanordnung der Steine, die anders Steine in Kreisen anordnete. Das Axtmotiv ist jedoch vergleichbar mit den der Völkern von Bretagne zu der Zeit und es ist vorgeschlagen worden, dass mindestens zwei Phasen Stonehenge unter kontinentalem Einfluss errichtet wurden. Dieses würde vielleicht die untypische Art des Monuments erklären, aber nichts destotrotz bleibt Stonehenge ein äußerst ungewöhnliches Denkmal auch im Kontext der prähistorischen europäischen Kultur.

Schätzungen der menschlichen Arbeitskraft die für die Errichtung der einzelnen Phasen von Stonehenge gebraucht wurden, kommen über mehrer Millionen Mannstunden hinaus. Stonehenge 1 vermutlich benötigt um 11.000 Stunden Arbeit, Stonehenge 2 um 360.000 und die verschiedenen Teile von Stonehenge 3 können bis 1,75 Million Arbeitstunden benötigt haben. Die Bearbeitung der Steine sätzt man auf um 20 Million Arbeitstunden in anbetracht der verfügbaren Werkzeuge dieser Zeit. Der Wille zur Errichtung dieses Bauwerkes muss stark genug gewesen sein und macht eine ausgeprägte Sozialorganisation notwendig.

Ausgrabungen in Stonehenge

Das erste bekannte Ausgrabung bei Stonhenge wurden durchgeführt von William Cunnington und von Richard Colt Hoare. Cunnington grub 1798 an dem gerade umgefallenen Trilithon und 1810 gruben beide Männer unter den flachligenem Altarstein und stellten fest, dass dieser einmal aufrecht gestanden hat. Sie können eines der Aubrey-Löcher auch unter ihm ausgegraben. 1839 einen Kapitän Beamish grub um den Altarstein herum und einem wenig später wurde Charles Darwin die Erlaubnis von der Familie Antrobus bewilligt, die Stonehenge besaß, für eine kleine Grabung, um seine Theorien über die Regenwurmtätigkeit, die alte Strukturen angräbt(?), zu prüfen. An Silverster 1900 fiel ein anderer Trilithon um und Sir Edmund Antrobus versprach ihn wieder aufzustellen. Nach allgemeinem Druck und einem Brief an The Times von William Flinders Petrie, stimmte er einer Aufrichtung des Steines unter archeologischer Überwachung zu, wobei gleich noch einige Aufzeichnugnen für die Bodenarchologie gemacht werden konnten. Antrobus ernannte einen Mineningenieur William Gowland zum Manager dieser Arbeiten und obwohl er keinerlei vorhergehenden archeologische Erfahrung hatte, fertigte er ein der besten und detaliertesten Aufzeichnungen über die Grabungen an, die je für dieses Denkmal gemacht wurden. Gowland stellte fest, dass Geweihe benutzt worden warenum die Steinlöcher zu graben und das die Steine selbst bearbeitet worden waren.

Die größte Ausgrabung bei Stonehenge wurde vom Oberst William Hawley und sein Gehilfen Robert Newall aufgenommen, als das Monument in Staatsbesitz kam. Ihre Arbeit fing 1919 an, finanzierte durch das Office of Work (Arbeitsamt?) und ging bis 1926 fort. Die zwei Männer gruben die meisten Sachen in Stonehenge aus und waren die ersten die die Mehrphasen-Theorie vertraten.

In 1950 beauftragte die Society of Antiquaries Richard Atkinson, Stuart Piggott und Stein Marcus mit weiteren Ausgrabungen. Sie fanden viele Feuerstellen und entwickelten die Einteilung der einzelnen Phasen weiter, so wie sie auch heute noch meisten noch für Stonehenge genutzt werden.

1979 und 1980 führte Mike Pitts zwei kleinere Untersuchungen als Teil des Service-Trenching (?) in der Nähe des Fersensteins (heelstone) durch und fand den Beweis für seinen Nachbar. Weitere Ausgrabungen wurden durchgeführt, beim Verlegen von elektrischen Kabel, Abwasserrohren und des Fußweges.

Moderne Geschichte

Datei:StonehengeSunset.jpg
Stonehenge

Es heißt, dass viele Beschädigungen von Stonehenge auf das 19. Jahrhundert zurückzuführen seien, weil damals Hämmerchen an Touristen verkauft wurden, die sich damit Stückchen von den Steinen als Souvenir abschlagen konnten (ähnlich der Berliner Mauer direkt nach der Wiedervereinigung).

Stonehenge blieb ein Wallfahrtsort für Druiden und war auch zwischen 1972 und 1984 Ort freier Musikfestivals. 1985 wurde das Festival durch die britische Regierung untersagt, worauf es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und New Age-Pilgern kam, auch bekannt als die Schlacht auf dem Beanfield.

Das Gelände wurde 1986 zum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes erklärt.

Weil die Behörden eine Beschädigung der Steine durch die vielen Besucher befürchteten, ist die Anlage von Stonehenge nach wiederholtem Vandalismus heute eingezäunt und wird scharf bewacht. Insbesondere zu den hohen keltischen Feiertagen und den Tag- und Nachtgleichen sind zahlreiche Ordnungskräfte vor Ort. Die Steine selbst sind nicht mehr für das Publikum zugänglich - Besucher müssen sich damit begnügen, sie aus der Ferne zu betrachten. Einzig die britische Druids Society erhält während den Tag- und Nachtgleichen Zugang. Diese Vereinigung hält dann an diesem Ort Rituale ab, welche natürlich auch für die Touristen eine Attraktion darstellen.

In der jüngeren Vergangenheit wurde Stonehenge durch die unmittelbare Nähe einer stark befahrenen Straße (A303) zwischen Amesbury und Winterbourne Stoke beeinflusst. Es gab immer wieder verschiedene Vorschläge, die Straße zu verlegen, oder Stonehenge zu untertunneln, aber diese wurden als zu teuer oder zu zerstörend abgelehnt. Erst im Frühjahr 2003 verkündete das Department for Transport, dass die A303 ausgebaut werde, einschließlich des Baus des überfälligen Straßentunnels in Stonehenge. Die Pläne sind noch umstritten und die Regierung hat den Pläne noch nicht zugestimmt.

Auch wurde angekündigt, ein neues Besucherzentrum im Jahr 2006 zu eröffnen. Die gegenwärtige Situation wird von vielen "eine nationale Schande" genannt.

Um 2008 soll die neue Straße fertig sein und die alte geschlossen werden.

Sagen und Legenden

Der Fersestein war früher auch einmal als Friar's Heel (engl. für "Mönchsferse") bekannt. Eine Sage, die nicht früher als auf das 17. Jahrhundert datiert werden kann, erzählt den Ursprung des Namens: Der Teufel kaufte die Steine von einer Frau in Irland und brachte sie hier in die Salisburyebene. Einer der Steine fiel in den Avon, den Rest legte er in der Ebene hier ab. Der Teufel schrie laut heraus, "Niemand wird herausfinden, wie diese Steine hier herkamen.", Ein Mönch antwortete im "Das glaubst aber nur du!", worauf der Teufel einen der Steine an ihm warf und ihn damit an der Ferse traf. Der Stein, blieb bis heute so im Boden stecken und gab ihm so den Namen.

Einige glauben, dass sich der Name "Friar's Heel" von "Freya's He-ol" oder "Freya Sul" ableitet, benannt nach der germanischen Gottheit Freya und den (angebliche) Waliser Wörtern für "Weg" beziehungsweise "Sonntag".

Stonehenge wird oft mit der Artussage in Verbindung gebracht. Geoffrey von Monmouth behauptet, dass Merlin die Umsiedlung Stonehenges von Irland geleitet hat, wo es ursprünglich auf dem Mount Killaraus von Giganten erbaut worden sei, die die Steine aus Afrika gebracht haben sollen.

Nach seinem Wiederaufbau bei Amesbury, beschreibt Geoffrey weiter, habe man erst Ambrosius Aurelianus, dann Uther Pendragon und später Konstantin III. im Inneren des Rings begraben. An vielen Stellen seiner Historia Regum Britanniae vermischt Geoffrey britische Legende mit der eigenen Phantasie. Es ist faszinierend, dass er Ambrosius Aurelianus mit diesem prähistorischen Monument in Verbindung bringt, nur weil der Name Ambrosius dem des nahen Amesbury ähnelt.

Nachbildungen und abgeleitete Namen

Bei Maryhill im Staat Washington gib es eine gleichgroße Kopie des originalen Stonehenge vor dem Verfall, errichtet von Sam Hill als Kriegdenkmal. Es ist sogar nach dem Mittsommersonnenaufgang ausgerichtet, aber an einem virtuellen Horizont, anstatt die offensichtliche Position der Sonne am tatsächlichen Landschaftshorizont auszurichten.

Eine Replik von Stonehenge spielt im Film This is Spinal Tap eine Rolle.

Ein Auto-henge das ausschließlich aus Autos besteht, wurde in Nebraska im Jahr 2000 von dem Künstler Jim Reynolds gebaut. Im Jahr 2003 wurde ein originalgroßes Strohhenge im bayrischen Kemnath in Deutschland aus 350 Ballen Stroh errichtet. Es gibt ein weitere Kopie, die Stonehenge II genannt wird, und westlich von Hunt, Texas, USA liegt. Die Koordinaten sind 30°04.428'N, 99°21.530'W.

America's Stonehenge ist eine ungewöhnliche und umstrittene Felsformation in den Vereinigten Staaten von Amerika, während Strohenge (www.strohhenge.de) ein deutsches Musikfestival ist.

Zitate über Stonehenge

  • Much of what has been written about Stonehenge is derivative, second-rate or plain wrong. (Deutsch:"Vieles was über Stonehenge geschrieben wurde ist erfunden, zweitklassig oder einfach falsch.")Christopher Chippindale
  • Every generation gets the Stonehenge it deserves - and desires. Jacquetta Hawkes
  • Stonehenge, neither for disposition nor ornament, has anything admirable. - Edmund Burke


Literatur

  • Bernd Mühldorfer (Hrsg.),Mykene - Nürnberg - Stonehenge. Handel und Austausch in der Bronzezeit. Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. 43 (Fürth 2000).
  • B. Cunliffe/C. Renfrew (Hrsg.), Science and Stonehenge (Oxford 1997).
  • R. M. J. Cleal/K. E. Walker/R. Montague (Hrsg.), Stonehenge in its landscape (London 1995).
  • J. Richards, The Stonehenge Environs Project (London / Southampton 1990).
  • Christopher Chippindale et al., Who owns Stonehenge? (London 1990).
  • John North, Stonehenge: Ritual Origins and Astronomy (HarperCollins, 1997)
  • Aubrey Burl, Prehistoric Stone Circles (Shire 2001)
  • Cleal, Walker, & Montague, Stonehenge in its Landscape (London, English Heritage 1995)
  • Mike Pitts, Hengeworld (London, Arrow 2001)

Siehe auch