Sozialistische Partei

Politische Partei
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Die Sozialistische Partei ist eine belgische politische Partei. Sie ist auch in den Räten der deutschsprachigen und französischsprachigen Regionen verteten. Zusammen mit ihrem flämischen Pendant SP.a und den Liberalen ist sie in Belgien an der Koalitionsregierung unter Führung des liberalen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt beteiligt. Die Sozialistische Partei ist bei den meisten Wahlen in der Wallonie die stärkste Partei. Dies ist durch die Säkularisierung und hohe Arbeitslosigkeit im französischsprachigen Teil Belgiens zu erklären. Derzeit (2004) stellt die Sozialistische Partei auch im Rat der Region Brüssel die stärkste Fraktion, wo sie vorher nur an dritter Stelle rangierte.

Allgemeinere Bedeutung der Bezeichnung "Sozialistische Partei"

Im weiteren Sinn werden mit der Bezeichnung "Sozialistische Partei" seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts politische Parteien bezeichnet, die sich an der Sozialdemokratie, am Sozialismus oder auch am Kommunismus orientieren und damit den Anspruch erheben, die Interessen der Arbeiterbewegung zu vertreten - auch wenn sich nicht alle sozialistischen Parteien in ihrem Namen als solche benennen. So gilt beispielsweise auch die britische Labour Party (frei übersetzt: Arbeitspartei) im allgemeinen Verständnis als sozialistische bzw. sozialdemokratische Partei. In der Gegenwart sind die gemäßigten, pluralistisch ausgerichteten sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien in der Sozialistischen Internationale (vgl. Zweite Internationale) vereint, unter ihnen auch die deutsche SPD.

Die Vorläuferorganisation der Sozialistische Internationale wurde nach der 1876 erfolgten Auflösung der Ersten Internationalen (vgl. Internationale Arbeiterassoziation) 1889 in Paris gegründet.

Die meisten sozialistischen Parteien gingen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts noch konform mit den revolutionären Theorien des Marxismus, begründet von Karl Marx und Friedrich Engels. Bis zum 1. Weltkrieg setzte sich in ihnen eine reformorientierte Richtung durch. Daraufhin kam es ab 1917 nach der russischen Oktoberrevolution durch die Bolschewiki um Lenin und Trotzki zu revolutionären Abspaltungen von der Sozialdemokratie und zur Gründung von revolutionär sozialistischen bzw. kommunistischen Parteien (vgl. Kommunistische Partei). Diese grenzten sich von der reformorientierten Sozialdemokratie ab und bildeten auf Initiative Lenins 1919 in Moskau die Kommunistische Internationale (Komintern) (vgl. auch Dritte Internationale), die bis 1943 Bestand hatte.

Auch eine kommunistische Partei erhebt für sich den Anspruch, eine sozialistische Partei zu sein. Kommunistische Parteien werfen oft den "reformististischen" sozialdemokratischen Parteien Verrat an der Revolution und dem Marxismus vor.

Spätestens nach dem 2. Weltkrieg entwickelten sich verschiedene neue kommunistische Richtungen, die sich oft auch von der KPdSU der Sowjetunion abgrenzten. Sie vertraten andere revolutionäre sozialistische Theorien und Ideologien, die auf die Situationen in den jeweiligen Ländern, in denen sie aktiv waren und teilweise auch an die Macht kamen (beispielsweise in China unter Mao Tse Tung oder in Kuba unter Fidel Castro), zugeschnitten waren. Schon in den 1930er Jahren hatte Leo Trotzki mit der nach ihm benannten Ideologie des Trotzkismus eine weitere sozialistische Theorie in Opposition zum Stalinismus in der Sowjetunion begründet. Aus seinem Exil in Mexiko heraus rief Trotzki 1938 die bis in die Gegenwart existierende vierte Internationale ins Leben, die verschiedene trotzkistisch-sozialistische Parteien vereint.

In den 1960er Jahren entwickelten sich vor allem in Europa, aber auch in anderen Kontinenten reformkommunistische Parteien. Insbesondere die großen kommunistischen Parteien in Italien, Frankreich und ab Mitte der 1970er Jahre auch in Spanien verfochten die neue Linie eines pluralistisch-demokratischen so genannten Eurokommunismus.

Nach dem Zerfall der UdSSR und der KPdSU zu Beginn der 1990er Jahre ging der Einfluss kommunistischer Parteien in den meisten Staaten wieder deutlich zurück. Zumindest in Westeuropa und vielen anderen demokratisch-pluralistischen Industriestaaten haben die noch übrigen relativ klein gewordenen kommunistischen Parteien nur noch einen geringen Einfluss in die Politik der jeweiligen Länder, abgesehen beispielsweise von Frankreich.

Hingegen spielen die sozialdemokratischen und gemäßigt sozialistischen Parteien als Massenparteien und große Volksparteien (vgl. auch Volkspartei (Parteityp)) weierhin tragende Rollen in vielen pluralistisch-demokratischen Staaten.