SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt
Das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA) wurde im März 1942 durch SS-Obergruppenführer Oswald Pohl begründet.
Es bestand aus folgenden fünf Amtsgruppen:
- Amt A: Truppenverwaltung unter SS-Brigadeführer Fanslau
- Amt B: Truppenwirtschaft unter SS-Gruppenführer Lörner
- Amt C: Bauwesen unter SS-Gruppenführer Kammler
- Amt D: Konzentrationslagerwesen unter SS-Gruppenführer Glücks
- Amt W: Wirtschaftsunternehmungen
Das einstige Verwaltungsamt des SS-Führungshauptamtes war schließlich für die Kontrolle der Allgemeinen-SS hinsichtlich der fünf Bereiche zuständig. In Wirklichkeit war aber mit Kriegsausbruch 1939 die Bedeutung der Allgemeinen-SS infolge Einzuges ihrer Mitglieder in die Feldtruppen (hauptsächlich Wehrmacht) enorm gesunken. Vielmehr begann das Wirtschaftsamt, anfangs die SS-Verfügungstruppe und schließlich die Waffen-SS wirtschaftlich zu unterstützen; allein die Verwaltung von 38 SS-Front-Divisionen (1945) stellte schon ein beachtliches Unterfangen dar. Ferner waren ab 1942 dem WVHA sämtliche Totenkopf-Verbände einschließlich ihrer KZ-Wachsturmbanne unterstellt.
Im Januar 1944 kam noch formal die Verwaltungszentrale des "Hauptamtes Ordnungspolizei" hinzu und nach dessen Vernichtung durch alliierte Bombenangriffe wurden dessen Aufgaben nun auch de facto vom Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt übernommen.
Nach dem die Waffen-SS als ganzes als staatliche Einrichtung angesehen wurde, war ihre Finanzierung mehr als kompliziert. Die Gelder der Waffen-SS wurden vom Reichsfinanzministium überwacht, während aber die Allgemeine-SS als Teil der NSDAP galt. Die Allgemeine-SS erhielt ihre Gelder durch den Reichsschatzmeister der Partei, Franz Xaver Schwarz, der mit seinen Mitteln viel großzügiger war. So kam es zu folgendem Kurisorium, das die Gelder für die Waffen-SS strikt kontolliert wurden, während die nun unbedeutende Allgemeine-SS als solche und auch deren SS-SD, eines der absoluten Machtinstrumente der Nationalsozialisten, keinerlei finanziellen Beschränkungen unterworfen waren.
Das WVHA verfügte über eine eigene Verwaltungsschule, in denen der eigene Verwaltungsnachschub ausgebildet wurde.
Gemeinsam mit dem SS-Führungshauptamtes war das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt für sein eigenes Versorgungssytem zu sorgen: Während das SS-FHA für Waffen und Munition zuständig war, mußte das WVHA für die Uniformen und persönliche Ausrüstung der Truppen sorgen.
Schon vor Beginn des Krieges hatte die SS begonnen, kleinere Wirtschaftsunternehmen aufzukaufen und selbst zu gründen. Diese unterstanden dann dem nachmaligen Obergruppenführer Pohl, der als Leiter des SS-Verwaltungshauptamtes eingesetzt war. Mit dem Krieg im Osten gelangten fast alle inakten Firmen in die Hand Pohls und mit dem Ausbau der KZ zu riesigen Industrieunternehmen war sein Einfluß gradezu unermäßlich; allein im Reich gehörten 500 Betriebe zum Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt. Dabei erstreckte sich der Einfluß über die Land- und Bauwirtschaft über den Fahrzeugbau und den Getränkebereich. Mit der Übernahme von "Coca Cola Deutschland" kam noch eines der größten Limonadenhersteller zum Wirtschaftsunternehmen Pohls; allein der Markenname "Fanta" stammt von Pohl selbst. Auch die Firma "Apollinaris" war als reiner SS-Betrieb gegründet worden.
1945 umfaßte das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt folgende Ämter:
- Amt I - Ausgrabungen und Steinbrüche unterstand als "Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH" dem SS-Obersturmbannführer Mummenthey. Dieses Amt wies noch zahlreiche Unterämter in KZ Buchenwald, Neuengamme, Sachsenhausen und Stuthofauf, in Großrosen, Mauthausen und Natzweiler auf.
- Amt II - Baumaterialien unterstand als "Baustoffwerk und Zementfabriken" dem SS-Obersturmbannführer Bobermin. Auch dieses Amt zerfiel in zahlreiche Unterämter, die auf Posen, Bielitz, Zichenau und vor allem in Auschwitz verteilt waren.
- Amt III - Nahrungsmittel war als Zusammenschluß der Lebensmittelindustrie anzusehen. Firmen wie "Sudetenquell", "Apollinaris" und "Coca Cola Deutschland" waren hier angeschlossen. Die Schlachtereien der KZ Auschwitz, Dachau und Sachsenhausen waren ebenfalls diesem Amt angehörig. Aber auch die Bäckereien der Lager Auschwitz, Dachau, Herzogenbusch, Lubin, Plasnow und Sachsenhausen waren hier vertreten.
- Amt IV - Deutsche Ausrüstung war für die Bekleidung und Ausrüstung der Frontdivisionen der Waffen-SS zuständig.
- Amt V - Land- und Forstwirtschaft, Fischerei war für die Züchtung und Arterhaltung von Pflanzen und Tierrassen zuständig. Dieses Amt hatte großes Ansehen bei Heinrich Himmler, der selbst Landwirt war und in diesem Amt seine Rassentheorien verwirklicht haben wollte.
- Amt VI - Textil- und Lederverwertung war für die Umarbeitung von Lederwaren und Uniformen zuständig; auch stammte die SS-eigene lederne SS-Sonderbekleidung aus diesem Amt.
- Amt VII - Bücher und Bilder waren der Verlag "Nordland" (SS-eigener Buchverlag) und die Kunstrestautationsbetriebe unterstellt. Dieses Amt war für die Kunstwerke zuständig, mit denen Himmler seine "Ordensburg" Wewelsburg ausstattete.
- Amt VIII - Kulturbauten war für die Erhaltung und Erneuerung alter und zerstörter Denkmäler zuständig.
Siehe auch: