Der Fuhrmann (Auriga) ist ein ausgedehntes, leicht erkennbares Sternbild des Nordhimmels.
Daten des Sternbildes Fuhrmann | |
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Deutscher Name | Fuhrmann |
Lateinischer Name | Auriga |
Lateinische Abkürzung | Aur |
Lage | auf Himmelsäquator |
Rektaszension | 4h 37m bis 7h 31m |
Deklination | +56° 10´ bis -+28° 00´ |
Fläche | 657 Quadratgrad Rang |
Sichtbar auf Breitengraden | 90° n. Br. bis 34° s. Br. |
Beobachtungszeitraum für Deutschland |
Winter |
Anzahl der Sterne mit Größe < 3m |
5 |
Hellster Stern, Größe |
Capella (α Aurigae), 0,1m |
Meteorströme | Aurigiden |
Nachbarsternbilder (von Norden im Uhrzeigersinn) |
Giraffe Perseus Stier Zwillinge Luchs |
Karte des Sternbildes Fuhrmann | |
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Beschreibung
Der Fuhrmann grenzt direkt östlich an den Stier an. Zusammen mit dem Stern Elnath (β Tauri), der zum Stier gehört, bildet der Fuhrmann ein unregelmäßiges Sechseck. Der Hauptstern Capella ist auffallend hell.
Der nördliche Teil des Fuhrmannes ist unseren Breiten zirkumpolar, d.h., das ganze Jahr über sichtbar. Er erreicht im Winter seine höchste Position am Nachthimmel.
Durch den Fuhrmann zieht sich das sternenreiche Band der Milchstraße, daher sind hier mehrere interessante Objekte, wie Sternhaufen und Nebel, zu sehen.
Geschichte
Das Sternbild war bereits bei den Babyloniern als Fuhrmann bekannt. Der lateinische Namen Auriga bedeutet soviel wie Wagenlenker oder Steuermann.
Er gehört zu den 48 Sternbildern der antiken griechischen Astronomie, die bereits von Ptolemäus beschrieben wurden.
Der unterste Stern Alnath wurde früher als γ Aurigae dem Fuhrmann zugerechnet, heute gehört er zum Stier.
Mythologie
Im antiken Griechenland galt der Fuhrmann als der König Erichthonios von Athen dar, der als erster vier Pferde vor seinen Wagen spannte.
In der Uranometria von Johann Bayer (oder von Johannes Hevelius) wird der Fuhrmann als bärtiger Mann mit einer Ziege auf dem Rücken dargestellt. J.E. Bode und andere stellen den Fuhrmann mit der Ziege auf dem Arm dar. Die Ziege soll die Nymphe Amalthea sein, die Zeus als Knaben versorgte (der Name des Sterns Capella bedeutet Zicklein). Zeus war ein Sohn des Titanen Kronos, dem geweissagt wurde, dass er eines Tages von einem seiner Nachkommen als Herrscher gestürzt werde. Kronos verschlang darauf hin alle seine Kinder sofort nach der Geburt. Nach der Geburt von Zeus wurde ihm stattdessen ein Stein untergeschoben, den er ebenfalls verschlang. Zeus wurde in einer Höhle versteckt und von Amalthea mit der Milch einer Ziege aufgezogen. Anderen mythologischen Deutungen nach, war Amlathea selbst eine Ziege.
Himmelsobjekte
Benannte Sterne
Stern | Namen | Größe |
---|---|---|
α Aur | Capella, … | 0,1m |
β Aur | Menkalinan | 1,9m |
ε Aur | Almaaz | 2,9 bis 3,8m |
ι Aur | Hassaleh | 2,7m |
ζ Aur | Azaleh, (Hoedus I) | 3,7 bis 4,0m |
η Aur | Haldus (Hoedus II) | 3,2m |
Capella (α Aur) ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,1m der hellste Stern im Fuhrmann. Er ist ein Riesenstern der Spektralklasse G5 in etwa 40 Lichtjahren Entfernung. Der zweithellste Stern, Menkalinan (β Aur), Spektralklasse A2 ist 70 Lichtjahre von der Sonne entfernt.
Objekt | Größen | Abstand |
---|---|---|
ω Aur | 4,9m/7,8m | 5" |
14 Aur | 5,1m/7,5m | 14,6" |
26 Aur | 5,4m/8,0m | 12,4" |
41 Aur | 6,2m/7,0m | 7,6" |
ω Aurigae ist ein Doppelsternsystem in 250 Lichtjahren Entfernung, mit zwei weißlich leuchtenden Sternen der Spektralklassen A0 und F5. Alle in der Tabelle aufgeführten Doppelsterne können bereits in einem kleineren Teleskop in Einzelsterne aufgelöst werden.
Objekt | Größe | Periode | Typ |
---|---|---|---|
ε Aur | 2,9m bis 3,8m | 9885 Tage | Bedeckungsveränderlicher |
ζ Aur | 3,7m bis 4,0m | 972,16 Tage | Bedeckungsveränderlicher |
RT Aur | 5,0m bis 5,8m | 3,7281 Tage | Cepheid |
ε Aurigae ist ein veränderlicher Stern vom Typ Algol in 4.000 Lichtjahren Entfernung. Er ist ein Bedeckungsveränderlicher, d.h., zwei Sterne unterschiedlicher Leuchtkraft umkreisen einander. Wenn sich der die dunklere Komponente vor die hellere schiebt, nimmt die scheinbare Helligkeit ab. Von allen bekannten Bedeckungsveränderlichen weist ε Aurigae mit rund 27 Jahren die größte Periode auf.
ζ Aurigae ist ebenfalls ein Bedeckungsveränderlicher vom Typ Algol. Das System besteht aus einem roten Überriesen der Spektralklasse K4, der von einem kleineren blauen Begleitstern umkreist wird. Alle 2,66 Jahre schiebt sich der blaue Stern vor den Hauptstern und die beobachtete Helligkeit nimmt ab. Das System ist ca. 500 Lichtjahre von der Sonne entfernt.
RT Aurigae ist ein Pulsationsveränderlicher Stern vom Typ der Cepheiden in 2.500 Lichtjahren Entfernung. Der Stern ändert rhythmisch, in 3 Tagen, 7 Stunden und 28 Minuten seine Helligkeit.
Messier (M) | NGC | sonstige | Größe | Typ | Name |
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36 | 1960 | 6,5m | Offener Sternhaufen | ||
37 | 2099 | 6,0m | Offener Sternhaufen | ||
38 | 1912 | 7,0m | Offener Sternhaufen | ||
1664 | 7,2m | Offener Sternhaufen | |||
1857 | 7,0m | Offener Sternhaufen | |||
1931 | 10m | Emissionsnebel | |||
2281 | 6,5m | Offener Sternhaufen | |||
IC 405 | Emissionsnebel |
Im Fuhrmann befinden sich drei offene Sternhaufen, die der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte (Messierkatalog) aufnahm. Alle drei Sternhaufen sind etwa 4.000 Lichtjahre entfernt und bieten einen schönen Anblick im Fernglas oder Teleskop. Sie können relativ leicht aufgefunden werden, indem man die Milchstraße im Bereich des Fuhrmannes nach ihnen absucht.
M36 kann mit einem größeren Fernglas in 20 bis 30 Einzelsterne aufgelöst werden.
M37 ist der eindrucksvollste Sternhaufen im Fuhrmann. Im Fernglas erkennt man allerdings nur einen nebligen Fleck. Im Teleskop kann der Haufen in eine beeindruckende Zahl von Einzelsternen aufgelöst werden.
M38 ist im Fernglas ebenfalls nur als einen nebliger Fleck zu erkennen. Im Teleskop werden Einzelsterne sichtbar, die interessant angeordnet sind.
NGC 2281 wurde im Jahre 1788 von Wilhelm Herschel entdeckt. Er steht ein ganzes Stück westlich des Fuhrmannes, fast auf halbem Weg zu den Zwillingen. Er ist ebenfalls ein interessanter offener Sternhaufen, der aus helleren, verstreuten Sternen besteht. Von seiner Größe und Helligkeit her ist er mit den Messierobjekten vergleichbar.
NGC 1931 ist ein Emissionsnebel, etwas östlich von M36. Dabei wird eine Gaswolke von benachbarten Sternen zum Leuchten angeregt. Der Nebel ist bereits in einem kleineren Teleskop sichtbar. In einem größeren Teleskop zeigen sich vier eng beieinander stehende Sterne im Nebel.