Ernst Busse

deutscher Politiker (KPD), MdR, Leiter des Internationalen Häftlingskommitees im KZ Buchenwald
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Ernst Busse (* 24. November 1897 in Solingen; † 11. November 1952 im Lager in Workuta als angeblicher Kriegsverbrecher, war ein deutscher kommunistischer Politiker. Er war einige Zeit Leiter des Internationalen Häftlingskommitees im KZ Buchenwald sowie Kapo im Krankenbau.

Busse wuchs in den armen Verhältnissen einer Solinger von Messer- und Scherenschleifern auf. Schon früh engagierte er sich politisch, zunächst bei der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), dann auch beim Deutschen Metallarbeiterverband (DMV), einer Gewerkschaft. An der Teilnahme am Ersten Weltkrieg hinderte ihn seine Lungentuberkulose, eine typische Berufskrankheit der Solinger Schleifer.

Der KPD trat er sofort nach ihrer Gründung bei, wurde Mitglied der Bezirksleitung und schrieb als Arbeiterkorrespondent und Volontär für die bergische "Arbeiterstimme". Gleichzeitig übernahm er Funktionen im DMV.

Seit 1925 war Busse hauptberuflich Funktionär und Politiker der KPD. Unter anderem war er Stadtverordneter in Viersen und wurde 1932 in den Reichstag gewählt.

Am 12. 11. 1934 wurde Busse wegen "Vorbereitung des Hochverrats" (er hatte Flugblätter verteilt) zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach Verbüßung der Haft wurde er in das KZ Lichtenburg eingewiesen und nach dessen Auflösung in das KZ Buchenwald.

In Buchenwald war Busse einer der wichtigsten Köpfe des illegalen Lagerkommitees. In Buchenwald war es den kommunistischen Häftlingen gelungen, fast alle Funktionsstellungen zu erhalten, damit hatten sie innere Verwaltung des Konzentrationslagers in ihre Hand gebracht. Allerdings hatten sie gegenüber der SS keine wirkliche Macht und konnten nur verhältnismäßig für das wohl ihrer Parteigenossen und det anderen Häftlinge sorgen, um den Preis einer Zusammenarbeit mit der SS.

Nach der Befreiung setzen ihn die amerikanischen Besatzer zum Aufbau der Polizei in Erfurt ein und noch 1945 wird er Minister in der thüringischen Landesregierung. Diese Stelle behielt er auch nachdem Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone wurde.

Bereits im Oktober 1946 gibt es eine erste Untersuchung der SED gegen Busse - er war von ehemaligen Mithäftlingen denunziert worden, die sich von ihm schlecht behandelt fühlten.

Ähnliche Parteiverfahren wiederholten sich, man warf Busse vor, er habe zu eng mit der SS zusammengearbeitet, sich nicht genug für die Rettung der sowjetischen Kriegsgefangenen in Buchenwald getan. Wahrscheinlich geriet Busse in einen Machtkampf zwischen den ehemaligen KPD-Mitglieder, die in die Sowjetunion emigriert waren und jene, die in Deutschland geblieben waren. Die Verhörprotokolle zeigen jedenfalls, dass die Untersuchenden keinerlei Versuch unternahmen, die Zwangslage der "roten Kappos" zu verstehen.

Busse bekam in der nächsten Zeit immer unwichtigere Aufgaben zugewiesen. Am 18. April wurde er zu einer Besprechung mit sowjetischen Stellen nach Karlshorst geladen, von der er nicht wieder zurückkehrte.

Am 27. Februar 1951 wurde er vom Militärtribunal der Garnison des sowjetischen Sektors der Stadt Berlin als angeblicher Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt

Er starb im Sonderlager Nr. 6 "Retschnoj" (Flusslager) in Workuta,in der autonomen Komi Republik.

Am 31. März 1990 wurde er durch die Zentrale Schiedskommission der PDS rehabilietiert. Es wurde festgestellt, dass Busses Verfolgung Ausdruck stalinistischer Willkür sei. Von sowjetischer Seite erfolgte keine Rehabilitierung

Literatur

Lutz Niethammer (Hg.) Der "gesäuberte" Antifaschismus. Die SED und die roten Kappos von Buchenwald. Dokumente. Berlin. Akademie-Verlag. 1994 ISBN 3-05-002647 (Niethammer bemüht sich in dem Buch, das heikle Thema von allen Seiten zu beleuchten und allen Opfern gerecht zu werden)