Wēn Jiābǎo (vereinfacht: 温家宝; traditionell: 溫家寶; * September 1942 in Tianjin); Premier des Staatsrates der Volksrepublik China, d.h. Premierminister (seit 2003).
Wen Jiabao studierte und promovierte am Geologischen Institut in Peking. 1968 - während der Kulturrevolution - ging er in die Provinz Gansu, dort wurde er 1978 Vizedirektor des dortigen geologischen Amtes. 1982 kehrte er nach Peking zurück wo er 1985 stellvertretenden Direktor des Büros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas wurde. Ab 1998 war er Vizeministerpräsident der Zentralregierung und zuständig für Landwirtschaft und Finanzen. Im März 2003 löste er Zhu Rongji als Ministerpräsident der Volksrepublik China ab. Als Premierminister obliegt ihm vor allem die Steuerung der chinesischen Wirtschaft.
Unklar ist, wie Wen Jiabao die parteiinternen Säuberungen nach dem Massaker vom Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989 überstand: Ein bekanntes Foto (damals veröffentlicht auf der Titelseite der Volkszeitung) zeigt ihn wenige Tage vor dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, an der Seite seines damaligen Mentors, des Reformers und KP-Generalsekretärs Zhao Ziyang, der dort eine emotionale Ansprache an die Studenten hält. Zhao Ziyang war gegen den Einsatz der Armee und wurde nach dem Massaker sofort seines Amtes enthoben, bis heute steht er unter Hausarrest. Wen Jiabaos Karriere scheint der Vorfall jedenfalls nicht berührt zu haben.
Am 2. Mai 2004 traf er zu seinem ersten Europa-Besuch als Premierminister in München ein.