Die Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen entstand 1923 in Dillingen an der Donau aus einem Dillinger Lyzeum, das katholische Geistliche ausbildete. 1979 wurde die Hochschule aufgelöst und als Katholisch-Theologische Fakultät in die neugegründete Universität Augsburg eingegliedert.
Zur Geschichte
Die Wurzeln der Philosophisch-Theologischen Hochschule Dillingen reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. 1549 wurde das „Collegium Litterarum“ durch den Augsburger Bischof Kardinal Otto Truchseß von Waldburg in der bischöflichen Residenzstadt Dillingen an der Donau gegründet und 1551 zur ersten dauerhaften Universität im heutigen bayerischen Regierungsbezirk Schwaben erhoben.
1563 wurde die Universität Dillingen vom Jesuitenorden übernommen. Dieser wurde 1773 aufgehoben, und die Universität Dillingen wurde dem Landesherrn, dem Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen, unterstellt.
Im Zuge der Säkularisation und der Angliederung des reichsunmittelbaren Hochstifts Augsburg an Bayern 1802/03 wurde die Universität Dillingen im Jahr 1803 von dem neuen Landesherrn, des Herzogs von Bayern Maximilian IV. Joseph, dem späteren Bayerischen König Maximilian I., aufgelöst und zur Ausbildung katholischer Geistlicher in ein Lyceum mit akademischem Rang umgewandelt. Anders als die Universitäten mit mindestens vier Fakultäten (Philosophie, Theologie, Jura, Medizin) bestanden die Lyzeen in Amberg, Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg als philosophisch-theologische Spezialschulen in der Regel nur aus einer philosophischen und einer theologischen Abteilung.
1923 erhielten die staatlichen Lyzeen in Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg offiziell die schon seit längerer Zeit stillschweigend verwendete Bezeichnung „Philosophisch-theologische Hochschule“. So wurde auch das Lyzeum in Dillingen in „Philosophisch-theologische Hochschule Dillingen“ umbenannt. Sie bildete die Geistlichen der Diözese Augsburg wie zuvor ohne Promotions- und Habilitationsrecht heran. Die ab 1933 von den Nationalsozialisten durchgeführten Gleichschaltungsmaßnahmen hatten an den philosophisch-theologischen Hochschulen trotz massiver Repressionen wenig Erfolg. Doch im Wintersemester 1939/40 wurden die philosophisch-theologischen Hochschulen geschlossen.
Nach 1945 wurden die philosophisch-theologischen Hochschulen wiedereröffnet. Sie sollten die teilweise zerstörten Landesuniversitäten in München, Würzburg und Erlangen entlasten. Im Zuge der Bildungsreformen der 1970er Jahre wurden die Philosophisch-theologischen Hochschulen entweder geschlossen (Freising) oder zu Universitäten (Passau, Bamberg, Regensburg, Dillingen/Augsburg, Eichstätt) erhoben.
Insbesondere wegen des fehlenden Promotions- und Habilitationsrechts hatte die Dillinger Hochschule an Attraktivität verloren, die Studentenzahl nahm von Semester zu Semester ab. So gehörten auch die Dillinger Studenten zu den treibenden Kräften für eine Angliederung der Hochschule als Katholisch-Theologische Fakultät an die zu gründende Universität Augsburg. Im Rahmen der Gründung der Universität Augsburg ging die Philosophisch-Theologische Hochschule im April 1971 in die neugegründete Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Augsburg über. [1]
In den Gebäuden der Philosophisch-theologischen Hochschule Dillingen wurde 1971 die „Akademie für Lehrerfortbildung“ eingerichtet, die 1996 in „Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung“ umbenannt wurde. Die Akademie untersteht direkt dem Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. [2]
Literatur
- Personen- und Vorlesungsverzeichnis. Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen an der Donau. Wintersemester 1970/1971. Dillingen (a. d. Donau): Philosophisch-Theologische Hochschule, Wintersemester 1970/1971 (Mit dieser Nummer Erscheinen eingestellt)
- Friedrich Zoepfl: Von der Universität zur Philosophisch-Theologischen Hochschule Dillingen. In: Personen- und Vorlesungsverzeichnis / Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen a.d. Donau. Wintersemester 1966/67 (1966), S. 3 - 9 Auch [mit Ill.] in: Dillingen a.d. Donau: Erbe und Auftrag / verfaßt, ausgeweitet und bearbeitet von Karl Baumann. Dillingen, 1987, S. 37 - 50
- Ernst Deuerlein: Das Bistum Augsburg zwischen Säkularisierung und Wiedererrichtung. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte (JVAB), 2. Jg., Augsburg, 1968, 142 Seiten, S. 107-127
- Thomas Groll: Die staatliche Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen im Dritten Reich. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte (JVAB), XL S. 521-548
- Rolf Kießling (Hrsg.): Die Universität Dillingen und ihre Nachfolger. Stationen und Aspekte einer Hochschule in Schwaben; Festschrift zum 450jährigen Gründungsjubiläum. Dillingen/Donau, 1999, Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau; 100, S. 837 - 874
- Rainer A. Müller (Hg.): Veritati et Vitae. Vom Bischöflichen Lyzeum zur Katholischen Universität, Festschrift, 2 Bände. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 1993, ISBN 3-7917-1376-0 (Eichstätter Studien, Neue Folge, Band 33)
- Band I: 150 Jahre Theologische Fakultät Eichstätt. Hg. von Alfred Gläßer
- Band II: Vom Bischöflichen Lyzeum zur Katholischen Universität. Hg. von Rainer A. Müller, 766 Seiten
- Rainer A. Müller: Lyzeum und Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen im Kontext des bayerischen Hochschulwesens (1804-1939). 1999. In: Rolf Kießling (Hrsg.): Die Universität Dillingen und ihre Nachfolger. Dillingen an der Donau: Historischer Verein Dillingen, 1999, S. 129-166
- Rudolf Frankenberger; Paul Berthold Rupp: Universität, Lyceum, Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen - Universität Augsburg. Ausstellung anläßlich der Eröffnung des Neubaus für die Geisteswissenschaften der Universität Augsburg; 27.10. - 20.11.1977. Hrsg.: Universitätsbibliothek Augsburg. Augsburg: Universitätsbibliothek, 1977, 35 S.
- Paul Berthold Rupp; Rüdiger May: 450 Jahre Universität Dillingen (1549 - 1999). Eine Ausstellung des Staatsarchivs Augsburg und der Studienbibliothek Dillingen ; [Studienbibliothek Dillingen, 11. Juni bis 9. Juli 1999]. München: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 1999, 72 S. (Kleine Ausstellungen / Staatlichen Archive Bayerns; 11)
- Laetitia Boehm: Hochschulinitiativen Augsburg-Dillingen. In: Max Spindler (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. München, 3,2 (1971), S. 1163 - 1166
- Peter Rummel: Universität - Lyceum - Philosophisch-Theologische Hochschule. In: Dillingen, ein schwäbisches Zentrum geistiger und geistlicher Bildung. [Schriftl.: Peter Rummel]. Augsburg, 1979, S. 31 - 43
- Ingo Schröder: Die staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Bayern von 1923 bis 1978. Dissertation, Universität München, 2003. [Elektronische Ressource] 2004, 209 Bl. - Online-Ressource PDF
Siehe auch
Weblinks
- Geschichte und Entwicklung der Universität Augsburg
- Geschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg
- Ingo Schröder: Philosophisch-theologische Hochschulen. In: Historisches Lexikon Bayerns, PDF-Datei 1,2 MB) (22.08.2006)
- Werner Lengger: Eine kleine Geschichte der Universität Augsburg