Deutscher Bauernkrieg

Erhebung deutscher Bauern gegen den Adel zu Beginn des 16. Jahrhunderts
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Als Deutscher Bauernkrieg (auch Erhebung des gemeinen Mannes) wird die Ausweitung lokaler Bauernaufstände ab 1524 in weiten Teilen Süddeutschlands und der Schweiz bezeichnet. In Schwaben, dem Elsaß und in Thüringen wurden sie 1525, in Sachsen und Tirol 1526 niedergeschlagen.


Ursachen und Umfeld

Die Ursachen für das Aufbegehren der Bauern sind vielfältig. Anfang des 16. Jahrhunderts ist das Heilige Römische Reich in Süddeutschland und dort vor allem in Schwaben in eine unüberschaubare Vielzahl kleiner Feudalherrschaften zersplittert. Viele Probleme der Bauern sind lokal und durch den jeweiligen Landesherren bedingt; die kleinen Wirtschaftseinheiten führen zu Abgrenzung und Kirchturmdenken und bremsen den wirtschaftlichen Aufschwung.

Die meisten Ursachen der Aufstände sind aber in der allgemeinen Situation der Bauern begründet, die sich von Herrschaft zu Herrschaft nicht wesentlich unterschied.

Situation der Bauern

Die Hauptlast zur Aufrechterhaltung der Feudalgesellschaft tragen die Bauern: Fürsten, Adel, Beamte, Patrizier und der Klerus leben von deren Arbeitskraft, und da die Zahl der Nutznießer immer weiter ansteigt, steigen auch die Abgaben, die die Bauern zu leisten haben. Neben dem Großzehnt und dem Kleinzehnt auf die meisten ihrer erwirtschafteten Einkünfte und Erträge zahlen sie Steuern, Zölle und Zinsen und sind häufig ihren Grundherren zu Frondiensten verpflichtet.

In Oberschwaben, Württemberg, Franken, Sachsen und Thüringen wird die Realerbteilung angewandt, die bei gleichbleibender Gesamtproduktionsfläche zu immer kleineren Höfen führt. Viele dieser Kleinstbauernhöfe sind angesichts der hohen Belastungen nicht mehr wirtschaftlich zu führen.

Wirtschaftliche Probleme, häufige Missernten und der Druck der Grundherren führt immer mehr Bauern in die Hörigkeit und weiter in die Leibeigenschaft, woraus widerum zusätzliche Pachten und Dienstverpflichtungen resultierten.

Auch das "Alte Recht", ein mündliches überliefertes Recht, wird von den Grundherren zunehmend frei interpretiert oder gänzlich ignoriert. Seit Jahrhunderten bestehende Allmenden werden enteignet und gemeinschaftliche Weide-, Holzschlag-, Fischerei- oder Jagdrechte beschnitten oder abgeschafft.

Situation im Reich

Der Hochadel ist an einer Änderung der Lebensumstände der Bauern nicht interessiert, weil dadurch zwangsläufig eigene Privilegien und Vorteile eingeschränkt würden. Der niedere Adel geht dem Niedergang entgegen und hat mit einem dramatischen Bedeutungsverlust zu kämpfen, was zu eigenen Aufständen führt (Pfälzischer Ritteraufstand). Der Versuch vieler niederer Adliger, sich durch Raubrittertum über Wasser zu halten, geht größtenteils wiederum zu Lasten der Bauern.

Der Klerus ist genauso gegen jede Veränderung: Der Katholizismus in der bestehenden Form stellt die Kernsäule des Feudalismus dar; die kirchlichen Einrichtungen sind in der Regel selbst feudal organisiert - kaum ein Kloster existiert ohne zugehörige Dörfer. Nebst Spenden und schwunghaftem Ablasshandel lukriert die Kirche ihre Einkünfte so wie der Adel aus dem Zehnt.

Die einzigen Reformbestrebungen, die auf die Abschaffung der alten Feudalstrukturen ziehlen, gehen vom erstarkenden Bürgertum der Städte aus, bleiben aber schwach ausgeprägt, da auch dieses von Adel und Klerus abhängig ist.

Reformation

In der Kirche herrschen erhebliche Missstände - viele abwertend Pfaffen genannte Geistliche führen ein allzu auschweifendes Leben und profitieren von Stiftungen und Erbschaften der reichen Bevölkerung sowie Abgaben und Spenden der Armen. In Rom gelangt man durch Vetternwirtschaft und Bestechung zu Amt und Würden; die Päpste tun sich als Kriegs- und Bauherren sowie als Förderer der schönen Künste hervor.

Diese Zustände werden schon früh von Girolamo Savonarola in Florenz, später in Deutschland von Luther kritisiert. Als der Dominikanermönch Johannes Tetzel 1517 im Auftrag von Albrecht, dem verschuldeten Erzbischof von Mainz und Papst Leo X. durch Deutschland zieht und erfolgreich den Ablass predigt und seine Ablasszettel verkauft, schlägt der erzürnte Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür von Wittenberg.

Zwingli in Zürich sowie Calvin in Genf vertreten öffentlich die Ansicht, daß jeder Mensch auch ohne die Vermittlung der Kirche seinen Weg zu Gott und seinem Seelenheil finden könne. Damit untergraben sie den Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche und bestätigen den Bauern, wie weit sich der Klerus weit von seinen eigenen Lehren entfernt hat und deshalb in großen Teilen überflüssig sei.

Die Argumentation Luthers in seiner Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen (erschienen 1520), dass "Ein Christenmensch [...] ein Herr über alle Dinge und niemandem untertan " sei, sowie seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche 1522 sind weitere entscheidende Auslöser für das Aufbegehren der dörflichen Bevölkerung: Nun ist es auch den einfachen Leuten möglich, die mit dem "Willen Gottes" gerechtfertigten Ansprüche von Adel und Klerus zu hinterfragen. Für die eigene erbärmliche Lage finden sie genau so wenig biblische Begründungen. Somit stellen viele Bauern fest, dass die Einschränkung des Alten Rechts durch die Grundherren dem tatsächlichen Göttlichen Recht widerspreche, da Gott die Tiere und Pflanzen ohne das Zutun der Menschen und für alle Menschen ausreichend wachsen lasse. Manche glauben nun, die selben Rechte wie Adlige und der Klerus beanspruchen zu können.

Träger des Aufstandes

Viele der einfachen Bauern trauen sich aufgrund ihrer vielfachen Abhängigkeitsverhältnisse nicht gegen ihre Herren aufzubegehren. Vor allem die dörfliche Oberschicht will Veränderungen. Schultheiße, Bauernrichter, Dorfhandwerker, und Ackerbürger tragen den Aufstand und drängen vielerorts die armen Bauern zum Anschluss an die Bauernhaufen.

Die Bauern selbst wollen vor allem ihre altüberlieferten Rechte wieder herstellen und ein menschenwürdiges und im Übrigen gottesfürchtiges Leben führen. Ihre Forderungen nach Milderung der Lasten und Aufhebung der Leibeigenschaft aber rütteln an den Grundfesten der bestehenden Gesellschaftsordnung.

Vorangegangene Erhebungen

Die sich ständig verschlechternde Situation der Bauern ist schon lange vor dem eigentlichen Bauernkrieg von 1524/1525 die Ursache für viele regionale Konflikte. Die Unzufriedenheit der Bauern vergrößert sich über viele Jahrzehnte und äußert sich in einer Vielzahl von regionalen Erhebungen. Auslöser für diese sind neben den allgemeinen Umständen meist zusätzliche lokale Probleme.

Liste größerer Bauernerhebungen:

Neben den Bauernerhebungen kommt es auch zu Bürgeraufständen, darunter 1509 in Erfurt, 1511 in Regensburg, Braunschweig, Speyer, Köln, Schweinfurt, Worms, Aachen, Osnabrück und weiteren Städten.

Fast alle dieser Aufstände werden gewaltsam niedergeworfen, lediglich das schon lange andauernde Aufbegehren der Schweizer Bergbauern ist am Ende von Erfolg gekrönt. Die Situation der Bauern wird ansonsten durch keinen der Aufstände verbessert; meist kommt es zu zusätzlichen Repressalien.

Vereinigung der Brandherde

1524 kommt es bei Forchheim in der Nähe von Nürnberg neuerlich zu Unruhen, kurz darauf auch in Mühlhausen bei Erfurt. Im Oktober 1524 erheben sich die Bauern im Hegau bei Stühlingen. Wenig später ziehen 3.500 Bauern in Richtung Furtwangen. In Oberschwaben rund um den Bodensee gärt es schon länger und innerhalb kurzer Zeit bilden sich im Februar und März 1525 drei bewaffnete sogenannte Bauernhaufen: der Baltringer Haufen, der Seehaufen, und der Allgäuer Haufen. Der größte der drei ist der Baltringer Haufen: mehr als 12.000 Bauern, Bürger und Geistliche sammeln sich innerhalb weniger Tage im Biberacher Ried. Auch der Allgäuer Haufen in der Nähe von Lindau besteht aus annähernd 12.000 Männern, darunter auch viele einfache Geistliche und Landsknechte. Die 7.000 Allgäuer Bauern, die vor allem gegen den Fürstabt von Kempten aufbegehren, lagern bei Leubas.

12 Artikel und Verhandlungen

Die drei oberschwäbischen Bauernhaufen wollen vor allem eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse erreichen, keinen Krieg beginnen. Deshalb setzen sie auf Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund. 50 Vertreter der drei Bauernhaufen treffen sich dazu in der freien Reichsstadt Memmingen, deren Bürgerschaft mit den Bauern sympathisiert.

Hier versuchen die Führer aller drei Haufen, die Forderungen der Bauern zu artikuliern und mit der Bibel argumentativ zu unterlegen. Nach mehreren Verhandlungen werden am 20. März 1525 die 12 Artikel und die Bundesordnung verabschiedet. Diese sind sowohl Beschwerdeschrift als auch Reformprogramm und politisches Manifest. Nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossenschaft gründen die Bauern die Oberschwäbische Eidgenossenschaft, deren Grundlagen in der Bundesordnung niedergelegt werden. So sollen die einzelnen Bauernhaufen, im Gegensatz zu vorhergehenden Erhebungen, zukünftig auch für einander einstehen.

Innerhalb kürzester Zeit werden von beiden Schriften hohe Auflagen gedruckt und verteilt, die für eine außergewöhnlich schnelle Verbreitung der Aufstände in ganz Süddeutschland und Tirol sorgen.

Die Gründung der Oberschwäbischen Eidgenossenschaft wird nach der Verabschiedung der beiden Papiere dem Schwäbischen Bund in Augsburg in der Hoffnung angezeigt, als gleichwertiger Partner an Verhandlungen teilnehmen zu können.

Angesichts verschiedener Plünderungen und der Weinsberger Bluttat haben die im Schwäbischen Bund zusammengeschlossenen Adligen allerdings kein Interesse an Verhandlungen und unterstützt durch die Augsburger Kauffmannsfamilie Fugger wird Georg Truchseß von Waldburg-Zeil (genannt Bauernjörg) mit einer Armee von 9.000 Landsknechten und 1.500 gepanzerten Reitern beauftragt, die meist mit Sensen und Dreschflegeln bewaffneten Bauern niederzuwerfen.

Die Verhandlung der 12 Artikel in Memmingen ist Dreh- und Angelpunkt des Bauernkrieges:
Hier werden die Forderungen erstmals einheitlich formuliert sowie schriftlich fixiert. Die Bauern treten erstmals einheitlich gegenüber der Obrigkeit auf - die bisherigen Erhebungen scheiterten vor allem an der Zersplitterung der Aufstände und der mangelnden gegenseitigen Unterstützung. Mit den "12 Artikeln" ändert sich das.

Es ist allerdings auch zu bemerken: Hätten die Bauern nicht auf Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund gesetzt, sondern weitere Landstriche besetzt, hätten sie allein aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit schwerlich niedergeworfen werden können und ihr Anliegen wäre ernster genommen worden.

Verlauf

Ende März 1525 sammelt sich das Heer von Waldburg-Zeil in Ulm. Ein Stück donauabwärts bei Leipheim haben sich um den Prediger Hans Jacob Wehe 5.000 Bauern versammelt, die im weiteren Umkreis Klöster und Adelssitze plündern. Das Heer des Schwäbischen Bundes marschiert deshalb nach Leipheim und reibt schon auf dem Weg dorthin einzelne plündernde Bauerngruppen auf.
Am 4. April kommt es zur ersten großen Schlacht bei Leipheim, in der der Leipheimer Haufen besiegt wird. Die Stadt Leipheim muss ein Strafgeld zahlen, Wehe und die anderen Führer des Haufens werden hingerichtet.

Ebenfalls Anfang April sammelen sich auch die Bauern aus dem Neckartal und dem Odenwald unter Jäcklin Rohrbach.
Zu Ostern 1525 lagert der Neckartaler Haufen bei Weinsberg und der hitzköpfige Rohrbach lässt den von den Bauern gehassten Grafen Helfenstein, den Schwiegersohn von Kaiser Maximilian I. und seine Familie spießrutenlaufen. Der schmerzvolle Tod der gräflichen Familie durch das Stechen und Prügeln der Bauern geht als die Weinsberger Bluttat in die Geschichte des Bauernkriegs ein.
Sie prägt entscheidend das Bild vom mordenden und plündernden Bauern und ist einer der Hauptgründe, weshalb sich viele Adlige gegen die Sache der Bauern stellen. Zur Strafe wird die Stadt Weinsberg niedergebrannt und Jäcklin Rohrbach bei lebendigem Leib verbrannt.

Nach der Bluttat von Weinsberg vereinigen sich die Neckartaler und Odenwälder mit dem von dem fränkischen Adligen Florian Geyer geführten Taubertaler Haufen (Schwarzer Haufen) zum starken Heller Lichter Haufen. Die annähernd 12.000 Mann wenden sich unter der Führung des Hauptmanns Götz von Berlichingen gegen die Bischöfe von Mainz und Würzburg und den Kurfürsten von der Pfalz.

Am 12. April stellt die Streitmacht des Schwäbischen Bunden den Baltringer Haufen, der schnell besiegt werden kann. Die Bauern werden entwaffnet und jeder muss ein hohes Strafgeld zahlen.

Am 13. April muss sich der Truchsess mit seinem Heer vor dem militärisch recht gut ausgebildeten Seehaufen wieder zurückziehen und trifft einen Tag später, am 14. April bei Wurzach auf die eigenen Bauern des Allgäuer Haufens.
Er verhandelt mit ihnen und kann sie überzeugen, ihre Waffen niederzulegen. Im Vertrag von Weingarten am 20. April macht er dem Seehaufen und dem Allgäuer Haufen Zugeständnisse und garantiert ihnen freien Abzug und ein unabhängiges Schiedsgericht zur Austragung ihrer Konflikte.

Am 16. April sammeln sich die Württemberger Bauern. Die 8.000 Mann starke Truppe rückt in die Stadt Stuttgart ein und zieht im Mai weiter nach Böblingen.

Auch bei Hall und Gmünd bilden sich kleinere Haufen, die 3.000 Anhänger plünderen die Klöster Lorch und Murrhardt und legen die Burg Hohenstaufen in Schutt und Asche.
Auch im Kraichgau und Ortenau werden Klöster geplündert und Burgen niedergebrannt.

Nach dem Erfolg von Weingarten zieht das Herr Waldburg-Zeils ins Neckartal. Die Bauern werden bei Balingen, Rottenburg, Herrenberg und am 12. Mai in der Schlacht bei Böblingen geschlagen.
Ähnlich ergeht es am 2. Juni den Neckartalern und Odenwäldern bei Königshofen.

Am 23. Mai nimmt ein Haufen von 18.000 breisgauer und südschwarzwälder Bauern Freiburg im Breisgau ein.
Nach dem Erfolg will der Anführer Hans Müller den Belagerern von Radolfzell zu Hilfe eilen, doch nur wenige Bauern ziehen mit ihm - die meisten wollen sich wieder um ihre Felder kümmern.
So ist die Streitmacht relativ klein, als sie von Erzherzog Ferdinand von Österreich kurz darauf geschlagen werden.

Der Bauernjörg trifft am 4. Juni bei Würzburg auf den Hellen Lichten Haufen der fränkischen Bauern, und da dieser am Vortag von Götz von Berlichingen unter einem Vorwand verlassen worden ist, haben die führerlosen Bauern keine Chance.
In zwei Stunden werden 8.000 Bauern getötet.
Nach diesem Sieg wendet sich die Truppe des Bauernjörg wieder nach Süden und besiegt im Allgäu Ende Juli die letzten Aufständischen.
In vier Monaten hat die Armee des Georg Truchseß von Waldburg-Zeil mehr als 1.000 km zurückgelegt.

Etliche kleinere Aufstände werden ebenso nieder geschlagen; bis September 1525 sind alle Gefechte und Strafaktionen abgeschlossen. Kaiser Karl V. und Papst Clemens VII. danken dem Schwäbischen Bund für sein Eingreifen.

Folgen

Folgen für die Aufständischen

Die Folgen für die Aufständischen sind hart. Man schätzt, daß allein durch die Niederschlagung der Aufstände etwa 100.000 Bauern ihr Leben verloren haben. Die überlebenden Aufständischen fallen automatisch in Reichsacht und verlieren damit alle ihre staatsbürgerlichen, privaten und Lehensrechte - sie sind vogelfrei. Die Anführer werden mit dem Tod bestraft.

Teilnehmer und Unterstützer der Aufstände müssen die Strafgerichte der Landesherren fürchten, die erst jetzt beginnen und zum Teil sehr grausam sind. Viele Berichte sprechen von Enthauptungen, Augenausstechen, Abschlagen von Fingern und Schlimmerem. Wer mit einem Bußgeld davonkommt hat Glück gehabt, auch wenn viele Bauern die Strafgelder wegen der hohen Abgaben nicht bezahlen können.

Ganzen Gemeinden werden Rechte aberkannt, weil sie die Bauern unterstützt haben. Die Gerichtsbarkeit geht verloren, Feste werden verboten, Stadtbefestigungen geschliffen. Alle Waffen sind abzuliefern und abends dürfen keine Dorfschenken mehr besucht werden.

Trotzdem hat der Bauernkrieg - wenn auch wenige - positive Auswirkungen. In einigen Gebieten werden Missstände durch Verträge beseitigt, falls die Aufständischen aufgrund besonders schlimmer Umstände rebelliert haben (z.B. in der Fürstabtei Kempten, für die auf dem Reichstag zu Speyer 1526 ein entsprechender Vertrag geschlossen wird). Auch sind die Verhältnisse der Bauern vielerorts besser überschaubar, weil diese ihre Steuern nun nicht mehr alleine an die Grundherren, sondern auch direkt an die Fürsten abzuführen haben.

Folgen für das Reich

Einzelne Bauernbünde wie der des Tiroler Michael Gaismair hielten sich im Geheimen noch einige Jahre. Etliche Geächtete Bauern lebten noch Jahrzehnte als Räuberbanden in Wäldern; darin haben auch eine Reihe von Geschichten (z.B. Räuber Hotzenplotz) ihren Ursprung. Zu größeren Aufständen kam es aber nicht mehr.

In den folgenden 300 Jahren begehrten die Bauern kaum noch auf und erst mit der Revolution von 1848 konnten Ziele durchgesetzt werden, die die Bauern bereits in den 12 Artikeln 1525 formuliert hatten.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch den Verlust von 100.000 (andere Quellen sprechen von 130.000) Bauern waren enorm und sorgten mit dafür, daß Deutschland auch politisch fast in Stasis verharrte und im dreißigjährigen Krieg zum Spielball vieler Mächte wurde.

Bauernkrieg und Religion

Martin Luther

Obwohl die Standpunkte der Reformation eine wesentliche Rechtfertigung für die aufständischen Bauern waren, distanzierte Luther sich nach und nach deutlich vom Bauernkrieg. Schon 1521 unterschied er genau zwischen dem weltlichen und dem geistlichen Bereich, da er mit der Reformation eine Veränderung der Kirche erreichen wollte und nicht eine Verchristlichung der Welt. Da er von der Obrigkeit trotzdem zunehmend für den Geschehnisse im Bauernkrieg verantwortlich gemacht wurde, distanzierte er sich nach der Weinsberger Bluttat scharf von den Aufständischen und schrieb:

"wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern [...] man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffendlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muß."

Nach 1525 hatte der Protestantismus seinen revolutionären Geist verloren und zementierte, auch von Luther unterstützt, die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse mit dem Glaubenssatz "Seid untertan der Obrigkeit".

Thomas Müntzer

Thomas Müntzer war ein früherer Anhänger Luthers. Im Gegensatz zu diesem stand er aber für die gewaltsame Befreiung der Bauern und betätigte sich in Mühlhausen, wo er Pfarrer war, als Agitator und Förderer der Aufstände. In Mühlhausen versuchte er seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen: Privilegien wurden aufgehoben, Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen, eine Armenspeisung eingerichtet. Seine Bestrebungen, verschiedene Thüringer Bauernhaufen zu vereinigen gelangen nicht so recht und im Mai 1525 wurde er gefangengenommen, gefoltert und schließlich hingerichtet.

Literatur

  • Wilhelm Zimmermann: Der große deutsche Bauernkrieg Köhler Stuttgart 1841-43, Dietz Stuttgart 1891, Dietz Berlin 1952, deb Berlin 1980, Berlin 1993 ISBN 3320018299
  • Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg Hamburg 1850, Marx-Engels-Werke Bd.7, Dietz Berlin 1960, ISBN 3320002910
  • Peter Blickle: Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes, C.H. Beck 1998, ISBN 3406433138