Jean-Baptiste Lully

italienisch-französischer Komponist
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Jean-Baptiste Lully, ursprünglich Giovanni Battista Lulli (* 28. November 1632 in Florenz, † 22. März 1687 in Paris) war ein Komponist italienischer Herkunft, der den größten Teil seines Lebens für den Hof Ludwig XIV. arbeitete. Er wurde 1661 französischer Bürger.

Leben

Kindheit in Italien

Lullys Großeltern waren Bauern, sein Vater Lorenzo (1599 -1667) war mit der Müllerstochter Caterina Del Sera verheiratet. Lully wurde in der via Borgo Ognissanti geboren und am 29. November im Bapisterium getauft. 1638 starb sein älterer Bruder Vergini, 1639 seine Schwester Margherita. Lully erhielt eine gediegene Ausbildung, ein Franziskanermönch gab ihm ersten Musikunterricht.

Auf seiner Reise von Malta machte Roger de Lorraine, Chevalier de Guise, im Februar 1646 Stadion in Florenz. Er suchte für Anne-Marie-Louise d’Orléans, duchesse de Montpensier, genannt La Grande Mademoiselle, einen "hübschen" Knaben für italienische Konversation. Er wurde auf den komödiantisch begabten Lully aufmerksam und nahm ihn im Einverständnis der Eltern mit nach Frankreich.

Lully bei Anne-Marie-Louise d’Orléans

In Frankreich lebte Lully bei der Grande Mademoiselle in den Tuilerien. Zu seinen Aufgaben gehörte es nicht nur, die Dame des Hauses zu unterhalten und sie auf der Guitarre zu begleiten, sondern auch, die Garderobe zu sortieren, die Kamine zu heizen und die Kerzen anzuzünden. Er vervollkommnete weiter sein Geigenspiel, nahm Cembalo- und Kompositionsunterricht bei N. Métru, Francois (II) Roberday und N. Gigault und trat in komischen Rollen auf. Jean Regnault de Segrais, der mit Rouchefoucauld und Marie Marquise de Sévigné verkehrte und 1661 in die Academie francaise aufgenommen wurde, sorgte für Lullys Ausbildung zum Ballettänzer.

Lully und Ludwig XIV. tanzen zusammen

Gefördert von Regnault und Michel Lambert, Lullys zukünftigem Schwiegervater, knüpfte Lully Kontakte zum Hof Ludwigs XIV.. Am 7. März 1652 trat er in der Macarade de la foire Saint-Germain als Händler auf. Nach einem kurzen Intermezzo in Saint-Fargeau, wohin Lully La Grande Mademoiselle gefolgt war, die nach Niederringung der Fronde gezwungen worden war, Paris zu verlassen, konzentrierte sich Lully seit Ende 1652 ganz auf Ludwig XIV.. Im Ballet royal de la nuit, mehrere Male zwischen dem 23. Februar und 16. März 1653 aufgeführt, war Lully als Schäfer, Soldat, Bettler, Krüppel und Grazie zu sehen. Der König fand ein solches Gefallen an Lully, dass er ihn am 16. März 1653 zum Compositeur de la musique instrumentale ernannte. Nicht selten tanzte Lully an der Seite des Königs, z. B. im Ballet des plaisirs. Er konnte auch erste Erfolge als Komponist verzeichnen. Für das Ballet de Psyché hatte er ein Concert italien beigesteuert. Seine erste größere Komposition war die Maskerade La Galanterie du temps, die im Palais Mazarins unter Mitwirkung der Petits violons aufgeführt wurde, deren Leitung der König Lully übertragen hatte.

Lully gehörte zur Gruppe der in Paris unter Förderung Mazarins tätigen Italiener. Doch ungeachtet seiner Herkunft war Lully bereits in dieser Zeit der Hauptvertreter eines französisch geprägten Tanzstils.

Mit Amour malade, am 17. Januar 1657 uraufgeführt, gelang Lully der Durchbruch als Komponist. Lully brillierte wieder als Tänzer, hier als Scaramouche, dem ein Esel eine Dissertation widmet.

Karriere am Hof Ludwigs XIV.

Lully gehörte nun unzweifelhaft dem inneren Kreis des Königs an. Als der König 1659 mit Mazarin zur Vorbereitung des Pyrenäen-Friedensvertrages in die Pyrenäen reiste, begleitete ihn Lully und komponierte u.a. das Ballet de Toulouse. Am 29. August 1660, drei Tage nach dem Einzug Ludwigs in Paris, erklang in der Eglise de la Merci in Anwesenheit der Königinmutter Anna von Österreich, des Königs, der Königin Maria von Spanien und Philipps von Orléans, des Königs Bruders, mit großem Erfolg Lullys Friedensmotette Jubilate Deo.

Als am 21. November 1660 Francesco Cavallis Xerse in der Gemäldegalerie der Tuileries aufgeführt wurde, überwucherten die von Lully beigesteuerten Tanzeinlagen die Oper geradezu. Lully, der gebürtige Italiener, hatte eine ganz und gar französische Musik komponiert, die sich neben die italienische durchaus mit dem Anspruch der Superorität stellte.

Nach dem Tod Mazarins († 9. März 1661) verließen viele Italiener Frankreich. Nicht Lully, er machte weiter Karriere. Am 5. Mai 1661 ernannte Ludwig XIV. ihn zum Surintendant de la musique du roi, wobei er auf die 10.000 livre, die das Amt gekostet hätte, verzichtete. Michel Lambert wurde Maître de musique de la chambre.

Zusammenarbeit mit Molière (1664 – 1671)

Der Sonnenkönig der französischen Oper (1672-1685)

Der Absturz (1686/7)

Lullys Stern bgann zu sinken. Seit 1683 war Madame de Maintenon, die frühere Gemahlin des Schriftstellers Scarron, des Königs Maitresse und vergiftete den Hof mit Bigotterie und Intoleranz. Ihr gefiel weder die Musik Lullys noch der Komponist selbst, dessen Homosexualität sie nicht tolerieren wollte. Als öffentlich ruchbar wurde, dass Lully einen Pagen namens Brunet liebte, war dies der geeignete Vorwand, Lully die Gunst des Königs zu entziehen. Und so wurde dessen nächste Oper Armide nicht am Hof, sondern in der Pariser Academie royale uraufgeführt.

Lully hoffte jedoch, die Protektion des Königs wieder zu erlangen. Seine nächste Oper, die er für Louis-Joseph Duc de Vendôme auf ein Libretto des Jean Galbert de Campistron komponierte, war eine subtile Huldigung an den Thronfolger und damit an den König. Acis et Galatée erklang am 6. September 1686 im Schloß von Anet anläßlich einer Jagdpartie des Dauphin. Vor der Aufführung hatten Lully und die Sänger zusammen mit den erlauchten Gästen diniert. Im Vorwort der dem König gewidmeten Partitur schrieb Lully, er verspüre in sich eine "Gewißheit", die ihn "über sich selbst hinaushebe" und "mit einem göttlichen Funken erfülle".

Von seiner letzten Oper Achille et Polyxène konnte Lully nur den 1. Akt vollenden. Bei der Aufführung seines Te Deums, das am 8. Januar 1687 in der Eglise des Pères Feuillants anläßlich der gelungenen Operation des Königs erklang, verletzte sich der temperamentvolle Komponist mit einem Stab, mit dem er den Takt schlug, den Fuß derart, daß dieser sich entzündete. Trotz der Mühe vieler Ärzte kam es zum Wundbrand, an dessen Folgen Lully schließlich starb. Er wurde in Notre Dame des Victoires begraben.


Das Werk

Geistliche Vokalwerke

Grands motets

1. Jubilate Deo (29.8.1660); 2. Miserere (23. (?) 3.1663); 3. Benedictus (1663 oder 64); 4. O lachrymae (1664 (?)); 5. Plaude laetare Gallia (24.3.1668); 6. Te Deum (9.9.1677); 7. De profundis (Mai 1683); 8. Dies irae (1.9.1683); 9. Quare fremuerunt (19.4.1685); 10. Domine salvum fac regem (1685 (?)); 11. Notus in Judea (1685 oder 86); 12. Exaudiat Te Domine (1687).

Petits motets

1. Anima Christi; 2. Ave coeli munus supernum; 3. Dixit Dominus; 4. Domine salvum fac regem; 5. Exaudi Deus deprecationem; 6. Laudate pueri Dominum; 7. O dulcissime Domine; 8. Omnes gentes; 9. O sapientia in misterio; 10. Regina coeli; 11. Salve regina.

Weltliche Vokalwerke

1. Dialogue de la guerra avec la paix (1655, Musik verschollen); 2. Ingrate bergère (1664, Text: Octave de Périgny); 3. Anunque podigoas; 4. Scoca pur tutti; 5. A la fin petit Desfarges; 6. D’un beau pêcheur la pêche malheureux; 7. Un tendre coeur rempli d’ardeur; 8. Courage, Amour, le paix est faite (1661, Text: Benserade; 9. Non vi è più piacer (Musik verschollen); 10. Le printemps, aimable Sylvie (Text: Benserade; Musik verschollen); 11. Tous les jours cent bergères (Text: Perrin, Musik verschollen); 12. Viens, mon aimable bergère (Text: Perrin, Musik verschollen); 13. Qui les saura, mes secrètes amours (Text: Perrin); 14. Où êtes-vous allé, les belles amourettes; 15. Vous mêlons toute notre gloria; 16. Pendant que ces flambeaux; 17. Le langueur des beaux yeux (Musik verschollen); 18. On dit que vos yeux sont trompeurs (Text: Octave de Périgny, Musik verschollen); 19. Que vous connaissez peu trop aimable Chimène (Text: Quinault, Musik verschollen); 20. Si je n’ai parlé de ma flamme (Musik verschollen); 21. En ces lieux je ne vois que de promenades (Text: Lully, Musik verschollen); 22. Ah qu’il est doux de se rendre (Text: Quinault, Musik verschollen); 23. J’ai fait serment, cruelle (Text: Quinault, Musik verschollen); 24. Le printemps ramène la verdure (Text: Lully (?); Musik verschollen); 25. Depuis que l’on soupire (Text: Quinault, Musik verschollen); 26. Sans mentir on est bien misérable (Musik verschollen); 27. Venerabilis barba capucinorum; 28. Il faut meurir, pécheur (1687).

Bühnenwerke

Ballets de cour, Mascarades & Divertissements

1. Mascarade de la foire Saint-Germain (Textdichter unbekannt, 7. März 1652, Musik verschollen); 2. Ballet du temps (Gemeinschaftsarbeit, Text: Benserade 3. Dezember 1654); 3. Ballet des plaisirs (Gemeinschaftsarbeit mit Louis de Mollier, Text: Benserade, 4. Februar 1655); 4. Le Grand Ballet des bienvenus (Gemeinschaftsarbeit, Text: Benserade, 30. Mai 1655, Musik verschollen); 5. Ballet de Psyché ou la puissance de l’Amour (Gemeinschaftsarbeit, Text: Benserade, 16. Januar 1656, Musik verschollen); 6. La Galanterie du temps (Text: Francesco Buti, 3. Februar 1656, Musik verschollen); 7. Amour malade (Text. Francesco Buti, 17. Januar 1657); 8. Ballet d’Alcidiane (Gemeinschaftsarbeit mit J.-B. Boesser und L. de Mollier, Text: Benserade, 14. Februar 1658); 9. Ballet de la raillerie (Gemeinschaftsarbeit mit L. de Mollier, Text: Benserade, 19. Februar 1659); 10. Les Débris du ballet du Roy (Musik aus dem Ballet de la raillerie, 1659 (?)); 11. Ballet de Toulouse (Nov./Dez. 1659 (?)); 12. Ballet de la revente des habits de ballet et de comédie (Text: Benserade, 15. Dezember 1660); 13. Ballet de l’impatience (Gemeinschaftsarbeit mit Pierre Beauchamps und Francois Hillaire d’Olivet, Text: Benserade, Buti, 19. Februar 1661); 14. Ballet des sainsons (Text: Benserade, 26. Juli 1661); 15. Ballet des arts (Gemeinschaftsarbeit mit M. Lambert, Text: Benserade, 8. Januar 1663); 16. Les Noces de village (Text: Benserade, 3, oder 4. Oktober 1663); 17. Les Amours déguisés (Gemeinschaftsarbeit mit M. Lambert, Text: Octave de Périgny, 13. Februar 1664); 18. Divertissement pour la collation des Plaisirs de l’île enchanté (7. Mai 1664); 19. Ballet du palais d’Alcine (Text: Molière, 9. Mai 1664); 20. Ballet de la naissance de Vénus (Gemeinschaftsarbeit mit M. Lambert und L. de Mollier, Text: Benserade, 28. Januar 1665); 21. La Réception faite par un gentilhomme de campagne à une compagnie choisie à sa mode qui le vient visitier (Text: Benserade, Februar 1665, Musik verschollen); 22. Le Triomphe de Bacchus dans les Indes (Textdichter unbekannt, 9. Januar 1666); 23. Ballet des Muses (Text: Benserade, 2. Dezember 1666); 24. Le Carnacal (Text: Benserade, 18. Januar 1668); 25. Le Grotte de Versailles (Text: Quinault, April (?) 1668); 26. Ballet de Flore (Text: Benserade, 13. Februar 1669); 27. Le Triomphe de l’Amour (Text: Benserade, Quinault, 21. Januar 1681); 28. Le Noce de village (März 1683); 29. L’Idylle sur le paix (Text: Jean Racine, 16. Juli 1685); 30. Le Temple de la paix (Text: Quinault, 20. Oktober 1685).

Intermedien, Comédies-ballets

1. Xerxes (6 Entrées für Francesco Cavallis Oper, 22. November 1660); 2. Hercule amoreux (18 Entrées für Francesco Cavallis Oper Hercules amante, 7. Februar 1662); 3. Le Mariage forcé (Text: Molière, 29. Januar 1664); 4. Les Plaisirs de l’île enchanté / La Princesse d’Elide (Gemeinschaftswerk mit M. Lambert, Text: Molière, 7./8. Mai 1664); 5. Oedipe (Text: Pierre Corneille, 3. August 1664); 6. Le Favori / Le Ballet des grands ou les délices de la campagne (Text: Marie-Catherine Desjardins; Prolog und intermédes von Molière, 13. Juni 1665); 7. L’Amour médicin (Text: Molière, 14. September 1665); 8. La Pastorale comique (Text: Molière, 5. Januar 1667); 9. Les Sicilien ou l’Amour peintre (Text: Molière, 8(?). Februar 1667); 10. George Dandin / Le Grand divertissement de Versailles (Text: Molière, 18. Juli 1668); 11. Monsieur de Pourceaugnac / Le divertissement de Chambord (Text: Molière, Lully, 6. Oktober 1669); 12. Les Amants magnifiques (Text: Molière, 4. Februar 1670); 13. Le Bourgeois gentilhomme (Text: Molière, 14. Oktober 1670); 14. Britannicus (Text: Jean Racine, 1670, Musik verschollen); 15. Psyché (Text: Molière, Pierre Corneille, Quinault, Lully, 17. Januar 1671); 16. Le Comtesse d’Escarbagnas / Ballet des ballets (Text: Molière, 2. Dezember 1671).

Tragédies en musique, Pastorale, Pastoralé héroïque

1. Les Fêtes de l’Amour et de Bacchus (Libretto: Quinault, Benserade, Perigny, Molière, Lully, 11. November 1672; 2. Cadmus et Hermione (Libretto: Quinault, um den 15. April 1673); 3. Alceste ou la triomphe d’Alice (Libretto: Quinault, 28(?). Januar 1674; 4. Thésée (Libretto: Quinault, 11. Januar 1675); 5. Atys (Libretto. Quinault, 10. Januar 1676); 6. Isis (Libretto: Quinault, 5. Januar 1677); 7. Psyché (Libretto: Thomas Corneille, 19. April 1678); 8. Béllérophon (Libretto: Thomas Corneille, B. le Bovier de Fontenelle, 31. Januar 1679); 9. Prosperine (Libretto: Quinault, 3. Februar 1680); 10. Persée (Libretto: Quinault, 18. April 1682); 11. Phaëton (Libretto: Quinault, 6. Januar 1683); 12. Amadis (Libretto: Quinault, 18. Januar 1684); 13. Roland (Libretto: Quinault, 8. Januar 1685); 14. Armide (Libretto: Quinault, 15. Februar 1686); 15. Acis et Galathée (Libretto: J.G. de Campistron, 6. September 1686); 16. Achille et Polixène (Libretto: J.G. de Campistron, nur Ouvertüre und 1. Akt von Lully, Akt 2-5 von P. Colasse, 7. November 1687).


Instrumentalwerke

Literatur

  • Heymann, Emmanuel: Lulli. - Paris : Flammarion, 1991
  • Prunières, Henry: Lully. - Paris : Laurens, 1910