Mauerpark

Parkanlage in Berlin-Prenzlauer Berg
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Der Mauerpark ist eine Parkanlage in Berlin. Sein Name geht auf die 1961 auf der Grenze zwischen den Ortsteilen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen errichtete Berliner Mauer zurück. Das langgestreckte Freigelände verläuft entlang des für den Kraftverkehr gesperrten Abschnitts der Schwedter Straße zwischen Eberswalder/Bernauer Straße und Ringbahn. Östlich schließt sich das Gelände des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks, ein früherer Exerzierplatz des Preußischen Militärs, an.

Der Mauerpark mit Blick auf den Jahn-Sportpark (2005)

Im 19. Jahrhundert gehörte das Gelände zum Alten Nordbahnhof. Nach dem Mauerbau bildete es ab 1961 das Grenzgebiet zwischen West- und Ost-Berlin: der Teil westlich der Schwedter Straße gehörte zum französischen Sektor Berlins, der Teil östlich davon zum sowjetischen Sektor.

Alter Nordbahnhof

 
Lages des (Alten) Nordbahnhofs, Berlin 1884

Auf dem Gelände des Mauerparks lag im 19. und 20. Jahrhundert einer der zahlreichen Berliner Kopfbahnhöfe. Auf dem historischen Stadtplan kann man erkennen, wie die Bahnlinien von Norden kommend geradlinig über die Ringbahn und Gleimstraße hinaus bis zur Eberswalder Straße vorstießen. Hier endete die Preußische Nordbahn, die seit 1878 Stralsund mit Berlin verband. Der erste Streckenabschnitt, und damit auch der Bahnhof nahe der Berliner Innenstadt, eröffnete bereits am 10. Juli 1877. Das Empfangsgebäude befand sich an der Eberswalder Straße, gegenüber der Einmündung der Schwedter und Oderberger Straße, am heutigen Südeingang des Mauerparks. Der Gleimtunnel ist noch heute als Eisenbahnbauwerk erkennbar.

Der Personenverkehr der Nordbahn wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts in den größeren und zentraler gelegenen Stettiner Bahnhof verlegt, der 1950 in Nordbahnhof umbenannt wurde. Auf dem alten Bahnhof der Nordbahn, der nun den Namen Güterbahnhof Eberswalder Straße erhielt, wurden noch bis in die 1960er Jahre Güter umgeschlagen.

Todesstreifen

Das Bahnhofsgelände lag genau an der Grenze zwischen den 1920 eingerichteten Verwaltungsbezirken Wedding und Prenzlauer Berg. Während der Bezirk Wedding nach 1945 dem französischen Sektor zugeordnet wurde, kam Prenzlauer Berg zum sowjetischen Sektor. Die Schließung der innerstädtischen Grenze am 13. August 1961 (Bau der Berliner Mauer) trennte das Bahnhofsgelände, das gerade eben noch auf Weddinger Gebiet lag, von der an ihm entlang führenden Schwedter Straße (der eigentlichen Sektorengrenze) und der Böschung zum höhergelegenen Sportpark. Südlich des ehemaligen Empfangsgebäudes verlief die Grenze über die (nun gesperrte) Kreuzung Eberswalder/Oderberger/Schwedter/Bernauer Straße hinweg, um nach Westen abzuknicken und sich auf der südlichen Straßenseite der Bernauer Straße fortzusetzen.

An der genannten Straßenkreuzung stand auf West-Berliner Gebiet eine der bekannten Aussichtsplattformen, die einen Blick über die Mauer nach Ost-Berlin ermöglichten.

Aufgrund des Höhenunterschieds zwischen Sportpark und ehemaligen Bahnhofsgelände bestand für die DDR-Grenztruppen über 20 Jahre lang eine schwierige Situation: der Grenzstreifen befand sich sozusagen in einer „Schiefen Ebene“ an der steilen Böschung unterhalb des Jahnstadions, während das ebene Bahnhofsgelände bereits zu West-Berlin gehörte. Durch einen Gebietsaustausch Mitte der 80er Jahre erwarb Ost-Berlin die östliche Hälfte des Bahnhofsgeländes, die Sektorengrenze wurde auf rund einem Kilometer Länge um einige Dutzend Meter Richtung Westen verschoben.

Die Entstehung des Mauerparks

 
Der Mauerpark

Nach der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung Berlins (1989/90) wurde der Mauerstreifen an der Schwedter Straße schnell als öffentliche Grünfläche genutzt. Im Sommer 1990 standen noch Wachtürme der Grenztruppen auf der Böschung, während daneben bereits die Anwohner auf der Wiese lagerten.

Das ebenfalls zu frühen Wendezeiten entstandene Projekt eines „Mauerparks“, also eines grünen Bandes auf dem ehemaligen Grenzstreifen quer durch das wiedervereinigte Berlin, gewann schnell zahlreiche Anhänger in der Bevölkerung, während zunächst die Senatsverwaltung und ehemalige Grundstückseigentümer eher den Bau von Schnellstraßen beziehungsweise die Wiederbebauung mit Wohnhäusern favorisierten.

Nachdem die Allianz-Umweltstiftung einen Betrag von 4,5 Mio. DM zur Gestaltung des neuen Parks zugesagt hatte, beschloss das Land Berlin am 23. Juni 1992 das im damaligen Bezirk Prenzlauer Berg gelegene 7,1 Hektar große Teilstück des ehemaligen Güterbahnhofgeländes als Park umzubauen. Mit der Planung wurde der Hamburger Landschaftsarchitekt Prof. Gustav Lange beauftragt. Die Bauarbeiten für diesen, dem Land Berlin gehörenden Parkteil wurden 1994 abgeschlossen.

Der im damaligen Bezirk Wedding liegende Geländestreifen wurde nicht in die Umgestaltung mit einbezogen. Dieses Gelände gehört der Immobiliengesellschaft Vivico und wird von Mietern als Baustofflager und seit 2004 auch als Trödelmarkt genutzt. Zum Mauerpark gehören somit die östliche Hälfte des ehemaligen Gleisfelds sowie der steile Hang unterhalb des Stadions. Im Jahr 2005 wurde ein etwa zwei Hektar großes Teilstück nördlich der Gleimstraße, gelegen um den Kinderbauernhof „Moritzhof“ am Ende der Kopenhagener Straße herum, dem Mauerpark angeschlossen.

Der Mauerpark wurde schnell zur beliebtesten Parkanlage des an Grünflächen sehr armen Prenzlauer Bergs. Vorzugsweise im Sommer ist der Park ein stark genutzter Treffpunkt vor allem junger Menschen und ein beliebter Ort für Boulespieler, Freizeitkicker, Basketballer, Jongleure und Freizeitmusiker. Die erhaltene, ehemalige Hinterlandmauer am Jahnstadion ist eine beliebte Übungsfläche für Graffitikünstler. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stadtparks ist der Mauerpark im Sommer auch nachts gut besucht.

Am Falkplatz, nördlich an das Jahnstadion und östlich an den Mauerpark angrenzend, entstand im Rahmen der Berliner Bewerbung um die Olympischen Spiele 2000 eine Großsporthalle, die Max-Schmeling-Halle, Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen sowie der Heimspiele des Basketball-Bundesligisten ALBA Berlin.

Die Teilung des Mauerparks durch den Gleimtunnel

Der während der Teilung Berlins verschlossene, denkmalgeschützte Gleimtunnel, der die Gleimstraße unter ehemaligen Eisenbahnbrücken der Nordbahn hindurchführt, wurde wieder eröffnet und stellt heute eine von vier Verbindungen zwischen Wedding und Prenzlauer Berg dar. Er teilt den Mauerpark in eine Nord- und eine Südfläche. Da die Überquerung der bestehenden Eisenbahnbrücken durch die Parkbesucher vom Bezirksamt Pankow durch Absperrungen unterbunden wurde, geht der Weg zwischen den beiden Flächen über Rampen und Treppen. Kritiker unter den Anwohnern und Nutzern sehen dies als unnötigen Umweg. In einer Erklärung vom März 2007 lehnte der Bürgermeister von Pankow, Matthias Köhne, eine andere Lösung ab und verschob die Verbindung der Parkteile auf unbestimmte Zeit.

Seit Ende der 1990er Jahre kam es am Vorabend des 1. Mai im und am Mauerpark wiederholt zur Eskalation von Gewalt in der Walpurgisnacht, wobei diese ab etwa 2005 wieder zurück ging.

Fertigstellung

Die oben erwähnten Finanzmittel der Allianz-Umweltstiftung waren an die Bedingung geknüpft, dass bis zum Jahr 2010 ein mindestens zehn Hektar großer Park entsteht. Andernfalls muss das Land Berlin das Geld zurückzahlen. Grundsätzlich käme für eine Erweiterung nur die der Vivico gehörende sechs Hektar große Fläche in Frage. Diese müsste das Land Berlin von der Vivico kaufen, die ihrerseits hier Wohneigentum errichten möchte. Da auf Grund der finanziellen Situation des Landes dieses nicht zu einem Grundstückskauf bereit war, einigten sich beide Parteien auf einen Kompromiss: Das Land würde eine zwei Hektar große Fläche kostenfrei von Vivico erhalten, auf den anderen vier Hektar könnte die Vivico ihre Baupläne umsetzen. Dafür sollte im Jahr 2004 der bis dahin gültige Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1994, der die gesamte Fläche als Park auswies, entsprechend geändert werden. Dies stieß auf erheblichen Protest vieler Anwohner, die die Umsetzung der ursprünglichen Pläne forderten. Um diesen Konflikt zu lösen, wurde im April 2005 ein Moderationsverfahren eröffnet, das inzwischen abgebrochen wurde.

Radfernwege

Durch den Mauerpark verlaufen sowohl der Berliner Mauerweg als auch der Radfernweg Berlin-Usedom. Letzterer verläuft von der Schwedter Straße kommend durch den Mauerpark und führt dann auf den Schwedter Steg, von dem man eine gute Aussicht auf das Nordkreuz der Berliner Eisenbahn hat.

Die vom Berliner Senat vorgesehene Asphaltierung der bisher gepflasterten Schwedter Straße stieß auf den Widerstand einiger Anwohner, die die Auffassung vertreten, dass damit der Charakter des Parks gestört würde und die Geschichte der Straße als Postenstraße weniger sichtbar wäre. Der ADFC Berlin argumentiert dagegen, dass die Asphaltierung eine wichtige Voraussetzung zum Funktionieren des Radfernwegs als touristische Attraktion sei.

Im Mai 2005 wurden im Vorfeld einer Abstimmung in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow innerhalb von drei Tagen 1.000 Unterschriften für eine Asphaltierung gesammelt. Die BVV entschied sich trotzdem mit den Stimmen von PDS und CDU für den Erhalt des Pflasters. Die endgültige Entscheidung über die Ausführung liegt nunmehr bei der Stadtentwicklungssenatorin.

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