Amateurfunkdienst

Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander wahrgenommen wird
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Der Amateurfunkdienst (kurz: Amateurfunk, englisch: ham radio) ist ein Funkdienst gemäß dem Internationalen Fernmeldevertrag. In vielen Ländern sind die internationalen Regelungen in nationalen Amateurfunkgesetzen umgesetzt und die Details in Amateurfunkverordnungen, sowie zwischenstaatlichen Verträgen präzisiert. Ein Teilnehmer am Amateurfunkdienst wird Funkamateur genannt.

Im internationalen Fernmeldevertrag ist der Amateurfunkdienst einmal für die erdgebundene Kommunikation definiert:

Amateurfunkdienst: Ein Funkdienst für die eigene Ausbildung, Kommunikation und der technischen Forschung unter Funkamateuren, ordnungsgemäß geprüften Personen mit Interesse an Funktechnik und mit ausschließlich persönlichen Zielen und ohne kommerzielle Interessen.

und einmal für die Kommunikation über Satelliten:

Amateurfunkdienst über Satelliten: Ein Funkdienst, unter Benutzung von Weltraumfunkstellen an Bord von Satelliten, für die gleichen Zwecke wie der Amateurfunkdienst.

Historisches

 
Kurzwellen-Antennenanlage an der Technischen Universität Braunschweig (Foto: DG6XU)

Es ist erst knapp 120 Jahre her, als es im Jahr 1888 dem deutschen Physiker Heinrich Hertz zum ersten Mal gelang, aufgrund der Theorien von James Clerk Maxwell elektromagnetische Schwingungen zu erzeugen und in einiger Entfernung wieder zu empfangen. Im Januar 1896 veröffentlichte Alexander Stepanowitsch Popow einen Artikel über ein „Gerät zur Aufspürung und Registrierung elektrischer Schwingungen“ mit dem er am 24. März 1896 anschaulich die schnurlose Übertragung von Signalen auf eine Entfernung von 250 Meter demonstrierte. Guglielmo Marconi baute das Gerät nach und ließ es im Juni 1896 patentieren. Die Geschichte der Telegrafie ohne Draht beginnt. Erst mit der Erfindung der Röhre als Verstärker entstand 1923 die drahtlose Funktechnik mit einer rasend schnell sich entwickelnden Unterhaltungselektronik (Rundfunk und Fernsehen).

Die ersten kommerziellen Stationen benutzten damals Frequenzen unterhalb von 1,5 MHz (man würde heute Mittelwelle dazu sagen); hier konnte ein einzelner Sender weite Entfernungen überbrücken, benötigte dabei aber eine Sendeleistung in der Größenordnung einiger hundert Kilowatt. Auf höheren Frequenzen konnten selbst mit solch hohen Leistungen nur Entfernungen bis zu einigen hundert Kilometern überbrückt werden; daher wurden alle höheren Frequenzen (Kurzwelle) bis dahin nicht genutzt. Am 27. November 1923 wurde die erste zweiseitige Funkverbindung auf kurzen Wellen zwischen einer amerikanischen und einer französischen Station hergestellt und zwar auf einer Wellenlänge von etwa 110 Meter, das sind etwa 2,7 MHz.

Es stellte sich bald heraus, dass man auf den kurzen Wellen mit einem Bruchteil der Energie auskam, die die kommerziellen Großstationen auf den langen Wellen brauchten. Bislang wurde nur die Ausbreitung der Bodenwelle untersucht, erst später entdeckten Wissenschaftler, dass Kurzwellen von der Ionosphäre reflektiert werden. Plötzlich war es möglich, europäische Funkverbindungen mit Sendeleistungen im Watt-Bereich aufzubauen.

Im Laufe der Jahre siedelten sich viele kommerzielle Stationen auf den kurzen Wellen an. Dabei ersparten sich auf diese Weise Millionenbeträge wegen der viel einfacheren Antennen und geringeren Leistungen, die auf Kurzwelle nötig waren. Es musste unbedingt etwas getan werden, wenn man ein Frequenz-Chaos vermeiden wollte, da sich jede neue Kurzwellenstation einfach eine für sie freie Frequenz suchte und auf Sendung ging.

Interessierte aus aller Welt traten deshalb im Jahre 1927 zu einer Konferenz zusammen und verteilten die kurzen Wellen (das sind die Wellen von 100 Meter bis etwa 10 Meter) unter den staatlichen und kommerziellen Funkstellen und überließen dem Amateurfunkdienst mehrere schmale Bereiche in der Nähe von 160, 80, 40, 20, 15 und 10 Metern Wellenlänge. Die Funkamateure hatten sich vor dieser entscheidenden Konferenz international organisiert und in der International Amateur Radio Union (IARU) zusammengeschlossen, um ihre Interessen vertreten zu können. Das Ergebnis dieser Konferenz wurde im Washingtoner Abkommen zum Funkverkehr niedergeschrieben. Heute ist es der internationale Fernmeldevertrag, der als Nachfolger des Abkommens von 1927 die Funknutzungen regelt und noch immer die Amateurfunk-Frequenzbänder, auch Amateurbänder genannt, enthält.

Der Amateurfunkdienst war somit amtlich anerkannt und als gleichberechtigter Funkdienst festgeschrieben.

Erste europäische Amateurfunkaktivitäten gab es in Großbritannien aufgrund des Wireless Telegraphie Act von 1904. Die ersten Lizenzinhaber waren Fachleute wie Guglielmo Marconi oder John Ambrose Fleming. Sie mussten starke Einschränkungen bei der Sendeleistung, der Reichweite (maximal zehn Meilen), den Frequenzen und den Betriebszeiten hinnehmen.

In Deutschland erhielten anerkannte Funkvereine ab November 1924 Versuchsender-Genehmigungen. Da die Clublizenzen nur von wenigen Funkamateuren genutzt werden konnten und Individuallizenzen im allgemeinen nicht vergeben wurden, kam es in der Folgezeit zu verstärktem illegalen Betrieb. Ein weiterer Grund dafür waren die fehlenden Lizenzen für Telefonie (AM). Die ausgegebenen Lizenzen waren nur für Telegrafie gültig. Ab August 1933 wurden von der Deutschen Reichspost Sendegenehmigungen für Funkfreunde ausgegeben, was die Zahl der Amateurfunkstellen bis 1939 auf etwa 600 ansteigen ließ. Bedingung für den Erhalt einer Genehmigung war u.a. die Mitgliedschaft im Deutschen Amateur-Sende- und Empfangsdienst (DASD). Ab Kriegsbeginn 1939 wurden Kriegsfunksendegenehmigungen ausgegeben, deren Anzahl zu Kriegsende 1945 etwa 100 erreichte. Am 23. März 1949 wurden auf Grundlage des Amateurfunkgesetzes die ersten 700 Amateur-Sende- und Empfangsgenehmigungen von inzwischen etwa 80.000 in Deutschland erteilt.

In der DDR konnte eine Funklizenz nur als Mitglied der Gesellschaft für Sport und Technik erworben werden.

Nach der Wiedervereinigung gab es für die neuen Bundesländer Übergangsregelungen, die z. B. auf dem 30-Meter-Band höhere Sendeleistungen erlaubten, als in Westdeutschland zugelassen waren.

Amateurfunk heute

 
Amateurfunkstelle (Foto: DJ4PI)

Der Amateurfunk ist sehr vielfältig geworden. Es gibt auf der einen Seite diejenigen, denen es auf die eigentliche Funkverbindung ankommt und das Gespräch mit anderen Funkamateuren auf der ganzen Welt suchen. Auf der anderen Seite gibt es die Techniker im Amateurfunkdienst, die gern ihre Funkanlage selbst bauen und die selbst gebauten Geräte dann ausprobieren wollen. Wegen der sehr komplizierten Technik der Geräte mit integrierten Schaltkreisen und den Minibauteilen werden gelegentlich Bausätze angeboten, die man dann eventuell selbst ergänzt und schließlich zu einem Funkgerät zusammen baut. Die funktionstüchtige Zusammenstellung von Funkgerät, Antenne und messtechnischem Zubehör nennt man auch Amateurfunkstelle.

Zur Nutzung im Amateurfunkdienst sind diverse Frequenzbereiche, die sogenannten Amateurbänder, zwischen 135 kHz und 250 GHz im Langwellen-, Mittelwellen-, Kurz- und Ultrakurzwellen- bis hinauf in den Gigahertzbereich ausgewiesen. Auch im optischen Bereich und im Bereich der Terahertzstrahlung sind Funkamateure aktiv und insbesondere in diesem Bereich auch aktiv in der Forschung beteiligt.

Bei der genannten Vielfalt der technischen und betrieblichen Schwerpunkte haben die Funkamateure mit dem Ham Spirit einen gemeinsamen Verhaltenskodex.

Amateurfunkdiplome

Siehe: Amateurfunkdiplom

Modulationsarten, Betriebsarten und Übertragungsarten

Es kommen traditionelle Modulationsarten und Betriebsarten wie Telegrafie und Telefonie genauso zum Einsatz, wie Funkfernschreiben und moderne digitale Übertragungsverfahren wie Packet Radio, APRS oder PSK31, welche hauptsächlich für die Textübertragung Verwendung finden. Auch Bild- und Videoübertragungen sind mit Betriebsarten wie FAX, SSTV (Slow Scan Television) und ATV (Amateur-TV, Amateurfernsehen) möglich. Auch eine Amateurfunk-Version des neuen digitalen Kurzwellenrundfunks DRM (Digital Radio Mondiale) wurde entwickelt. Viele der modernen Betriebsarten lassen sich mit Hilfe von zum Teil kostenloser, von Funkamateuren entwickelter Software betreiben. Für den praktischen Betrieb verbindet man lediglich das Funkgerät mit der Soundkarte eines handelsüblichen PC.

 
Meteorscatter auf 144 MHz (Foto: DJ4UF)

Neben direkten Verbindungen sind auch Kontakte via Relaisstationen, Echolink, Satelliten (z. B. Amateurfunksatelliten, auch OSCAR genannt), EME oder auch Meteorscatter möglich. Damit kann man auch auf den UKW-Bändern, wo man eigentlich nur Entfernungen bis 300 km zurücklegen kann, mit fast der ganzen Welt sprechen. Funkamateure haben eigene Satelliten gebaut, die ständig die Erde umkreisen und die man als Relaisstation nutzen kann. Aber auch nur kurzzeitig vorhandene natürliche Erscheinungen, wie z. B. Aurora (Reflexion der Funkwellen an Polarlichtern) oder die Reflexion von Funkwellen an Flugzeugen wird zur Überwindung größerer Entfernungen genutzt.

Eine Funkverbindung kann mit einer der oben erwähnten Betriebsarten aufgebaut werden:

  • Die ursprünglichste Betriebsart ist Telegrafie (Friedrich Clemens Gerke; Samuel Morse). Die Nachrichtenübermittlung per Morsezeichen ist zwar heute an sich antiquiert, genießt aber den Ruf einer besonderen Kunstfertigkeit und wird von den Funkamateuren weiterhin viel und gerne genutzt. Die nötige Übung vorausgesetzt, kann man weit über 100 Buchstaben pro Minute mit dem Gehör aufnehmen und mit der Morsetaste senden.
  • Telefonie (Sprechfunk) mit verschiedenen Übertragungsverfahren ist die wohl üblichste Kommunikationsart.
  • Diverse Bildübertragungsverfahren von Faximile bis Fernsehen sind üblich.
  • In den letzten Jahrzehnten gewinnen digitale Betriebsarten immer größere Bedeutung. Ständig werden von Funkamateuren neue digitale Übertragungsverfahren erdacht, die dann weltweit mit anderen Funkamateuren ausprobiert werden.

Frequenzen

Siehe: Amateurband

Jugendarbeit

Es gibt diverse Projekte für junge Funkamateure, hier einige internationale Veranstaltungen:

  • Kid's Day am ersten Sonntag im Januar und dritten Samstag im Juni (eine Idee der American Radio League ARRL)
  • Europatag der Schulstationen jeweils am 5. Mai, initiiert vom Arbeitskreis Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule – AATiS e. V., findet seit Mai 2001 statt.
  • Young Helpers on the Air – YHOTA jeweils am zweiten Maiwochenende und am letzten Samstag im September, ein internationales Treffen der Jugendgruppen der Hilfsorganisationen und Schulsanitätsdiensten auf den Amateurfunkbändern, seit Mai 2006.
  • Summits on the Air – SOTA Jugendpokal

Dazu kommen noch viele weitere regionale und lokale Veranstaltungen, wie Jugendfielddays, Ferienspaßaktionen, Bastelaktionen, Jugendgruppen, ... An Schulen und Hochschulen gibt es oftmals Clubstationen (Schulstationen) sowie Projekte für Funkkontakte mit der Internationalen Raumstation ISS (Amateur Radio on the International Space Station – ARISS).

Die Interessen von jugendlichen Funkamateuren sieht eine Zeitschrift (Stand November 2006) so: Eine niederländische Befragung unter Jugendlichen darüber, was ihnen denn am Amateurfunk besonders läge, brachte als Ergebnis folgende Reihung der Interessen: Conteste, Diplome, QRP, Funkgerät und PC, Amateurfunk in Gruppen, Notfunk, Naturerscheinungen, Funk und Astronomie. Keine Technik... (Quelle: Editorial der Zeitschrift "Funkamateur", Heft 10/2006).

Amateurfunk im Not- und Katastrophenfall

In dünn besiedelten Regionen der Erde mit schlecht funktionierender Telekom-Infrastruktur kann der Amateurfunk in Not- oder Katastrophenfällen ein letztes Mittel zur Nachrichtenübermittlung darstellen. Manch ein Leben ist durch die Übermittlung eines Notrufes durch Funkamateure gerettet worden, und so mancher Angehörige eines Katastrophenopfers konnte auf diesem Wege etwas über den Verbleib eines Verwandten erfahren.

In den dicht besiedelten Regionen der Erde, also etwa den Industrieländern der nördlichen Halbkugel, existiert heute jedoch eine Vielzahl zuverlässiger öffentlicher und behördlicher Kommunikationsmittel, so dass hier in Notfällen auf den Amateurfunk nichtmehr so häufig zurückgegriffen werden muss. Auch aktuelle Beispiele sind unter dem Stichwort Notfunk festgehalten.

QSL-Karten

Die Funkgespräche, QSOs genannt, werden mit den QSL-Karten bestätigt. Besonders begehrt sind QSL-Karten aus Amateurfunk-Ländern, in denen es sehr wenige oder keine Funkamateure gibt, aber auch von seltenen oder schwer zu arbeitenden Amateurfunk-Stationen wie der Internationalen Raumstation ISS oder von prominenten Funkamateuren wie Juan Carlos von Spanien. Die Jagd nach weit entfernten Amateurfunk-Stationen wird DXen genannt. Die QSL-Karten werden entweder über den eigenen Amateurfunk-Verband an die Amateurfunk-Verbände im jeweiligen Land geschickt – oder direkt an die Adresse geschickt, die man zum Rufzeichen aus entsprechenden Datenbanken erhält.

Regelungen rund um den Amateurfunk

Schon früh haben Funkamateure das Recht bekommen, bestimmte Bereiche im Kurzwellenbereich zu benutzen, um eigene Versuche zu machen.

Als Funkamateur darf man seine Funkgeräte und die Antennenanlage selbst bauen oder auch gekaufte Sender verändern. Der Amateurfunkdienst ist der einzige Funkdienst, dem dieses erlaubt ist. Daher wurde im internationalen Fernmeldevertrag festgeschrieben, dass Funkamateure gewisse Kenntnisse von Technik, Gesetzeskunde und der Abwicklung von Funkverbindungen (der sog. Betriebstechnik) haben. Diese muss ein angehender Funkamateur bei einer Prüfung bei seiner nationalen Fernmeldeverwaltung nachweisen. Als Bescheinigung über die bestandene Prüfung wird dem Funkamateur ein Amateurfunkzeugnis ausgehändigt. Das Amateurfunkzeugnis ist oft auch gleichzeitig eine international harmonisierte Prüfungsbescheinigung HAREC (Harmonized Amateur Radio Examination Certificate) mit der man auch in anderen Ländern ein Rufzeichen beantragen kann. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein angehender Funkamateur die Prüfung in jedem Land seiner Wahl, das sich an diesen Regelungen (der CEPT-Lizenz) beteiligt, ablegen kann. So kann z. B. ein Deutscher in Österreich die Prüfung ablegen und sich danach in Deutschland, aber eben auch in Irland, ein Rufzeichen zuteilen lassen. Erst mit zugeteiltem Rufzeichen darf man den Funkbetrieb aufnehmen. Das Rufzeichen wird dort zugeteilt, wo man als Funkamateur seine Amateurfunkstelle dauerhaft aufgebaut hat. Dieses Rufzeichen ist international eindeutig und erlaubt auch den kurzfristigen Funkbetrieb in vielen Ländern auf dem ganzen Globus. So braucht man bei einem Urlaub in Neuseeland dort keine weitere Genehmigung.

Ein Rufzeichen wird im Allgemeinen direkt nach der bestandenen Prüfung erteilt; es ist vergleichbar mit dem Autokennzeichen: weltweit einmalig und identifiziert damit die Amateurfunkstation und den Funkamateur. Das Rufzeichen besteht meist aus einem zweistelligen Präfix, einer ein- oder zweistelligen Zahl und einem ein- bis dreistelligen Suffix. Anhand des Präfixes kann man einen Funknutzer unmittelbar dem Amateurfunkdienst zuordnen und darüber hinaus das Land feststellen, aus dem eine Amateurfunkstelle sendet, aber oft auch die Rechte ermitteln, die der Funkamateur mit seiner Prüfung erworben hat. Das ist insbesondere in den Ländern wichtig, die extra Einstiegsklassen herausgegeben haben. Bei den Prüfungen für eine solche Einstiegsklasse werden nur Grundkenntnisse in den drei Prüfungsteilen erwartet. Eine vollständige Liste der Präfixe und weitere Hinweise zu diesen Themen sind in den Artikeln zum Rufzeichen und zum Amateurfunkzeugnis zu finden.

Man hat diese Regelungen in vielen Ländern in einem eigenständigen Amateurfunkgesetz festgelegt, welche immer wieder den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Am deutlichsten werden die stetigen Änderungen in der Geschichte der deutschen Amateurfunkverordnung.

Ebenfalls wichtiger Bestandteil der Regelungen rund um den Amateurfunk ist die Selbstregulierung. Die Selbstregulierung erstreckt sich von der amateurfunkintern demokratischen Aufteilung der Amateurfunkbänder für verschiedene Betriebsarten (IARU-Bandpläne) bis hin zur gemeinschaftlichen (meist durch die nationalen Amateurfunkverbände wahrgenommenen) Verteidigung der Amateurfunkbänder gegen illegale Frequenz-Eindringlinge durch Beschwerden bei der ITU auf dem Wege über die jeweiligen nationalen Fernmeldeverwaltungen. Unter anderem durch die erfolgreiche Selbstregulierung hat der Amateurfunkdienst seinen mit anderen Funkdiensten gleichwertigen Status bei den Fernmeldeverwaltungen bewahren können. Bei dem wirtschaftlichen Potential des Telekommunikationsmarktes (siehe UMTS-Lizenzen und deren Versteigerungserlöse) ist dies für einen im Rahmen eines Hobbys ausgeübten Funkdienst durchaus keine Selbstverständlichkeit.

Funk im KFZ

Das Betreiben einer Sendeempfangsanlage in Kraftfahrzeugen (ab Baujahr 1995) ist nur gestattet, wenn eine nach den Herstellerrichtlinien montierte Außenantenne vorhanden ist, ansonsten kann durch Beeinflussung der Kfz-Elektronik (EMV) wie z. B. Motorsteuerung/Abgasregelanlage, ABS die allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) erlöschen. (Die Einbaurichtlinien für Sendeempfangsanlagen sind bei den Herstellern erhältlich. Meist sind Leitungsführung, Verdrillung der Anschlussleitungen, Montageort der Außenantenne, Verbindungen der Abschirmung der Antenne/Antennenleitung mit der Kfz-Karosserie, max. Sendeleistung vorgeschrieben.)

Das sogenannte Handyverbot gilt nur für Mobiltelefone, die Verwendung von Funkgeräten (und damit der Amateurfunkdienst) ist vom Verbot nicht betroffen.

Wege zum Amateurfunk

Der Empfang von Aussendungen des Amateurfunkdiensts ist in Deutschland jedermann gestattet. Zum Senden und damit zur aktiven Teilnahme am Amateurfunkdienst benötigt man (wie oben beschrieben) eine Zulassung. Das Amateurfunkzeugnis erwirbt man durch eine Prüfung bei der nationalen Fernmeldeverwaltung, in Deutschland z. B. ist dies die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Bundesnetzagentur). Neben dem Amateurfunkdienst gibt es noch diverse Funkanwendungen für Jedermann, diese können ohne Prüfung genutzt werden.

Verschiedenste Vereine bieten Kurse zur Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung an. Die meisten Kurse werden von Amateurfunk-Verbänden (in Deutschland vom DARC und VFDB, in Österreich vom ÖVSV, in der Schweiz von der USKA) organisiert und gefördert; es gibt aber auch Kurse z. B. an Schulen, Volkshochschulen oder an Universitäten. Bei vielen Kursen besteht die Möglichkeit, schon vor der Amateurfunkprüfung Funkbetrieb zu machen und so das erworbene Wissen direkt in der Praxis zu probieren und zu festigen. In diesem Fall findet der Funkbetrieb unter Aufsicht und Verantwortung eines erfahrenen Funkamateurs statt, der z. B. in Deutschland speziell zu diesem Zweck ein Ausbildungsrufzeichen zugeteilt bekommen hat. Dieses Ausbildungsrufzeichen ist nur für Ausbildungsfunkbetrieb und darf auch nur von Nicht-Funkamateuren oder von Funkamateuren einer niedrigeren Lizenzklasse genutzt werden. Das bedeutet, dass selbst der Inhaber des Ausbildungsrufzeichens dieses nicht benutzen darf. Nicht in allen Ländern ist der Ausbildungsfunkbetrieb so detailliert reguliert, wie in Deutschland. Einige Länder erlauben den Ausbildungsfunkbetrieb ohne weitere Genehmigung an Klubstationen (Funkstationen der Amateurfunk-Verbände oder an Universitäten, …); andere Länder haben keine diesbezüglichen Regelungen.

Die Zukunft des Amateurfunks

Die Betätigung als Funkamateur hat unzähligen technisch interessierten und ambitionierten Menschen den Zugang zu dem wichtigen Gebiet der Elektronik und Nachrichtentechnik geebnet. Damit leistet der Amateurfunk einen erheblichen Beitrag zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Nachwuchses.

Für einige ist es fraglich, ob der Amateurfunk diese Aufgabe auch in Zukunft zu leisten vermag. Zum einen haben sich die Funktechnik und die mit ihr zusammenhängende Elektronik in den letzten Jahrzehnten derart rasant fortentwickelt, daß ein Schritthalten mit hobbymäßig erreichbaren Mitteln und Kenntnissen für den Einzelnen nur noch mit großem Aufwand möglich ist. Beispielsweise sind die heute fundamentalen Methoden der digitalen Signalverarbeitung den meisten Funkamateuren nicht einmal ansatzweise bekannt, geschweige denn vertraut. Dieser Argumentation ist jedoch entgegenzuhalten, dass grössere technische Umbrüche immer etwas Zeit benötigen, wie z.B. die Einseitenbandmodulation, die heute jedem Funkamateur geläufig ist und beherrscht wird, obwohl zwischen Erfindung und Einführung etwa 30 Jahre vergingen. Diese extreme Zeitspanne betraf nicht nur die Funkamateure, sondern auch die kommerziellen Funkdienste. Die technischen Aktivitäten der Funkamateure konzentrieren sich zunehmend auf ganz wenige Einzelthemen. In der Folge wird der durchschnittliche Funkamateur zum reinen Technikkonsumenten. Zum anderen sind die Anforderungen an das Wissen und Können, das zum Erwerb der Amateurfunklizenz erforderlich ist, im Laufe der letzten Jahre in fast allen Ländern erheblich gesunken. Damit hat die Amateurfunklizenz ihren ideellen Wert eingebüßt, und viele meinen, daß das Hobby Amateurfunk seine Attraktivität für die Zielgruppe der technisch interessierten jungen Menschen schon weitgehend verloren hat.

Andererseits sind auch heute noch aus dem Bereich des Amateurfunks Veröffentlichungen in wissenschaftlicher Qualität zu beobachten (http://www.dubus.de). In Amateurfunksatelliten werden innovative Techniken erforscht. An vielen Universitäten des In- und Auslandes gibt es Vereinigungen von Amateurfunkern, deren Mitglieder, meist Studenten technischer Fachrichtungen, in selbstorganisierter Teamarbeit teils extrem anspruchsvolle und durchaus aufwendige Projekte realisieren.

Amateurfunk in Film und Fernsehen

Literatur

  • Otto A. Wiesner: CW-Handbuch für Funkamateure – Grundlagen, Technik, Praxis. 2. Auflage. Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden 1999 ISBN 3-8818-0326-2
  • Antonio B. Barreto und Alda S. Niemeyer: Ein Tal ruft um Hilfe Debras Verlag 2004 ISBN 3-937150-00-5
  • Stan Gülich SM7WT Thanks to Amateur Radio Debras Verlag
  • Thor Heyerdahl, LI2B: Kon-Tiki. Ein Floß treibt über den Pazifik, Ullstein-Verlag 2000, ISBN 3548362613