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Einleitung Nordwolle

Die Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (Nordwolle) in Delmenhorst ist eine der bedeutenden Zeugnisse gründerzeitlicher Fabrikarchitektur und eines der großen Industriedenkmale Europas. Auf dem Gelände der 1981 stillgelegten Fabrik ist inzwischen ein Stadtteil mit moderner Wohnbebauung in Verbindung mit den Denkmal geschützten Bauten entstanden.

Firmengeschichte

In unmittelbarer Nähe zum wichtigen Handelsumschlagplatz Bremen gründete der Fabrikant Christian Lahusen am 5. März 1884 in Delmenhorst die Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (NW&K, bald auch Nordwolle genannt). Der Standort erwies sich für die Verarbeitung von Wolle als ausgesprochen geeignet, denn das Gelände lag zwischen der Bahnlinie nach Bremen, wo die weltweit aufgekaufte Wolle per Schiff angeliefert wurde und dem Fluss Delme, bot somit gute Transportmöglichkeiten und ausreichend Wasser zum Waschen der Wolle. Delmenhorst war darüber hinaus zollfrei, im Gegensatz zu Bremen, wo hohe Zölle auf Fertigwaren erhoben wurden.

Lahusen, der lange in Argentinien gelebt hatte und seit 1873 Inhaber einer wollverarbeitenden Firma in Böhmen war, brachte die Wolle großer argentinischer Schafzuchten nach Delmenhorst und verarbeitete den Rohstoff hier zu feinem Garn. Erfahrungen im Wollhandel hatte auch Johann Heinrich Volkmann, der bis zum Jahre 1893 Mitglied des Vorstandes und anschließend von 1893 bis zu seinem 70. Geburtstag 1912 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Nordwolle war. Lahusen und Volkmann zeichnen ein intensives kirchliches und soziales Engagement aus, was auch in den später geschaffenen fabrikeigenen Wohlfahrtseinrichtungen zum Ausdruck kommt,

1888 übernahm der Sohn des Firmengründers, Carl Lahusen, die Fabrik. Unter seiner Leitung stieg die Delmenhorster Fabrik innerhalb weniger Jahre zum Großbetrieb auf. Die Zahl der Mitarbeiter stieg rapide an, 1911 waren es bereits 3000 im Delmenhorster Werk: Arbeiter, Beamte, Verwaltungsangestellte und Lehrlinge. Innerhalb von zwei Generationen entwickelte sich das Familienunternehmen zu einem Konzern, der in der 1920er Jahren ein Viertel der Weltproduktion an Rohgarn herstellte und allein in Delmenhorst bis zu 4.500 Mitarbeiter beschäftigte. Als Anerkennung seiner Leistungen wurde Carl Lahusen 1912 vom Oldenburgischen Großherzog zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. [1]

Arbeitskräfte aus Osteuropa

Der expansive Ausbau der Nordwolle und die schlechte Bezahlung führten dazu, dass deutsche Arbeiter sich schlecht finden ließen und Arbeitskräfte aus osteuropäischen Ländern für die Fabrikarbeit angeworben wurden. Wollmäuse nannten die Delmenhorster die jungen Mädchen und Frauen aus Schlesien, Galizien und Böhmen, die für einen Tageslohn von 1,50 Mark mit ihren geschickten Händen die Doublier- und Zwirnmaschinen bedienten. Ihre männlichen Kollegen in der Spinnerei verdienten etwas mehr.

Durch die massenhafte Zuwanderung wuchs die Einwohnerzahl in Delmenhorst zwischen 1885 und 1905 auf das Dreifache an. Krasse Wohnungsnot und soziales Elend waren die Folge und als sprichwörtliche „Delmenhorster Verhältnisse“ berüchtigt. Die Arbeiter wurden außerdem ausgebeutet und waren strengen Hierarchien unterworfen.[2]

Konkurs

Als der Kommerzienrat Carl Lahusen 1921 starb, übernahm sein Sohn G. Carl Lahusen mit seinen Brüdern Heinz und Friedel den Nordwolle-Konzern. Unter der Leitung der Gebrüder Lahusen kam es zu einer unsoliden Expansion des Unternehmens, Missmanagement und Weltwirtschaftskrise trieben die Firma 1931 in den Konkurs. Dazu beigetragen haben auch zwei Repräsentationsbauten, die G. Carl Lahusen Ende der 20er Jahre errichten ließ: Die Konzernzentrale in Bremen (das spätere Haus des Reichs und heutige Finanzamt) und das schlossartige pompöse Herrenhaus Gut Hohehorst mit über 100 Zimmern in Bremen-Nord (heute ein Drogentherapiezentrum), das der Familie von 1928-1930 als Sommersitz diente.[3]

Der Bankrott der Delmenhorster „Nordwolle" löste in Deutschland die große Wirtschaftskrise aus. Als Folge der Pleite geriet die Schröder-Bank in Zahlungsschwierigkeiten und verkaufte daraufhin ihr Aktienpaket der Hansa-Lloyd-Werke AG an die Unternehmer Carl F. W. Borgward und v. Tecklenborg, die damit die Mehrheit an diesem Konzern zu erwarben.[4]

Nachfolgegesellschaft und Fusion

Ende 1932 ging aus der NW&K die Norddeutsche Woll- und Kammgarnindustrie AG (NWK) als Nachfolgegesellschaft hervor. Damit konnte nach dem Konkurs die Stilllegung des Delmenhorster Werkes verhindert und viele Arbeitsplätze erhalten werden.

1939 erklärten die Nationalsozialisten die Nordwolle zum Wehrmachtsbetrieb. Das Unternehmen produzierte von nun an für die Rüstungsindustrie und setzte während des Krieges Fremdarbeiter aus den von Deutschland besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit ein.

Nach Kriegsende wurde das Werk neu organisiert und produzierte wieder mit Wolle aus Übersee. Anfang der 60er Jahre führte der anhaltend konjunkturelle Aufschwung zu einem Arbeitskräftemangel in Deutschland. Zu geringen Löhnen und schlechten Bedingungen wurden daraufhin Arbeiterinnen aus Spanien eingestellt.

1970 fusionierte die Nordwolle mit der Düsseldorfer Kammgarnspinnerei zur Vereinigten Kammgarnspinnerei AG (VKS). Aufgrund einer Strukturkrise in der Textilbranche - die Produktion wurde immer stärker in Billiglohnländer verlagert - wurden Arbeitsplätze in Delmenhorst abgebaut und schließlich die Produktion 1981 endgültig eingestellt.

Baugeschichte

Werksarchitekten und Unternehmensleitung schufen für das expandierende Unternehmen einen sachlichen und repräsentativen Baustil, bei dem Lage, Größe und Konstruktion der einzelnen Gebäude durch ihre Funktion und Bedeutung festgelegt waren. Die räumlichen Grenzen des Geländes wurden durch die Bahnlinie im Süden und das Flüsschen Delme im Westen und Norden bestimmt. Der Verkehrsanschluss und die Wasserversorgung bestimmten so die Ausrichtung der Anlage von Süden nach Norden.[5] Jahrzehntelang war die riesige Industrieanlage mit rund 25 Hektar Gesamtfläche eine der größten ihrer Art in Europa.

Die Lahusen-Villa, in der Carl Lahusen und Frau Armine mit ihren 8 Kindern bis zu seinem Tod 1898 wohnten, wurde 1886 zwischen einem großen Park und der Fabrik gebaut. Der heutige Wollepark - erbaut vom Landschaftsarchitekten Wilhelm Benque - war damals für Arbeiter und Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Nachdem die Nordwolle bereits in den 80er Jahren begann auf die Wohnungsnot zu reagieren, wurde ab 1888 die erste Arbeitersiedlung Enklave erbaut.

Ab 1893 entsteht die „Stadt in der Stadt“, es werden die sheddachförmigen Produktionshallen und die Kraftzentrale, sowie die ersten sogenannten Beamtenhäuser für Betriebsleiter und Ingenieure und weitere Arbeiterunterkünfte errichtet.

Nach hohen Gewinnen, die der Konzern 1895 erzielte, begann der Aufbau eines großzügigen Systems von sogenannten Wohlfahrtseinrichtungen, zu denen u.a. eine Badeanstalt, ein Krankenhaus und ein Konsumverein mit Bäckerei gehörten.

Der Bau von Mädchenheimen begann 1884 mit einem Logierhaus für 40 Mädchen, 1898 folgte ein Mädchenwohnheim für 150 osteuropäische ledige junge Arbeiterinnen. Für jüngere ledige Beamte und kaufmännische Lehrlinge wurde 1900 ein Haus mit 20 Einzelzimmern, großem Garten und Tennisplatz gebaut. Es war ein Junggesellenheim, „Herrenpensionat“ genannt.

1902 wurde das neue Maschinenhaus vom 2. Werksarchitekten Henrich Deetjen erbaut. In dem sakralen, auch als Kathedrale der Arbeit bezeichneten Bauwerk, war bis 1929 die 2500 PS starke Dampfmaschine untergebracht. Sie trieb über Schwungrad, Seilgang und Transmission die Maschinen im Produktionsbereich an.

In den 1920er Jahren entstanden im Osten und Norden des Areals größere Arbeitersiedlungen.

Um dem gestiegenen Produktionsumfang gerecht zu werden, wurde 1951/52 neben dem Turbinenhaus ein neues Kesselhaus errichtet.

Der gesamte Komplex, diese weitgehend autarke „Stadt in der Stadt“, schuf soziale Sicherheit, aber auch Abhängigkeit vom Fabrikanten, der nun alle Lebensbereiche seiner Belegschaft kontrollieren konnte. Nicht genau erforscht ist bis heute, ob die sozialen Einrichtungen als Reaktion auf Missstände oder als Erfüllung einer „großen sozialen Aufgabe“ anzusehen sind.

Museum für Industriekultur

Nach der Schließung der Fabrik im Jahr 1981 entstand auf dem Gelände in und um das gründerzeitliche Backsteinensemble ein moderner Wohn- und Dienstleistungsstadtteil mit Museen, Kultur, Volkshochschule und Künstlerateliers.

Das Nordwestdeutsche Museum für IndustrieKultur befindet sich unter anderem in der früheren Lichtstation von 1884 und dem Turbinenhaus von 1902. Auf einer Ausstellungsfläche von rund 3.000 Quadratmetern wird die Geschichte der 1884 gegründeten Nordwolle dargestellt, die exemplarisch die Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert zeigt. Sehenswert sind auch die aus dem 19. Jahrhundert erhaltenen Industriegebäude auf dem gesamten Areal der "Nordwolle", wie etwa die Arbeiterhäuser oder die Wohn-Villa des Unternehmers.

Quellen

  1. www.delmenhorst.de [1]
  2. de.erih.net [2]
  3. uni-bremen.de [3]
  4. www.klausdede.de [4]
  5. www.delmenhorst.de [5]

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Kategorie:Kulturdenkmal (Niedersachsen) Kategorie:Museum in Niedersachsen Kategorie:Bauwerk in Niedersachsen