Als männliche Prostitution bezeichnet man die Ausübung sexueller Handlungen durch einen Mann gegen Entgelt. Zu unterscheiden ist:
- die homo-/homosexuelle Prostitution (der Prostituierte und der männliche Kundenkreis sind homosexuell)
- die homo-/heterosexuelle Prostitution (der Prostituierte ist heterosexuell und der männliche Kundenkreis homosexuell; alternativ, jedoch sehr selten: der Prostituierte ist homosexuell und der weibliche Kundenkreis heterosexuell)
- die hetero-/heterosexuelle Prostitution (der Prostituierte ist heterosexuell und bedient einen heterosexuellen weiblichen Kundenkreis, was eher selten vorkommt)
Genauere Unterteilungen und Begriffe
Männliche Prostituierte unterscheiden sich erheblich in sozialem Status und Hintergrund. Die Mehrzahl von ihnen ist heterosexuell, befriedigt aber die Bedürfnisse einer homosexuellen, männlichen Kundschaft. Grob kann man folgende Unterteilungen vornehmen:
Gigolo
Als Gigolo (von Gigue, einem Barocktanz) bezeichnete man im Deutschen hauptsächlich in den 1920er-Jahren einen gewandten Tänzer und Unterhalter mit guten Manieren für allein ausgehende Damen (vgl. Eintänzer). Die Bezeichnung war eher abschätzig, aber nicht unbedingt im Zusammenhang mit Prostitution gemeint. Der Gigolo wurde im zeitgenössischen sentimentalen Erfolgsschlager Schöner Gigolo, armer Gigolo besungen. Das Wort kam in Deutschland in den 1930er-Jahren außer Gebrauch. Gerade das Hotel Adlon in Berlin war in den dreißiger Jahren für seine Gigolos weltbekannt.
Im angelsächsischen Sprachgebrauch meint Gigolo dagegen einen männlichen Prostituierten. Im übertragenen Sinne kann mit Gigolo auch ein Angeber oder eitler Frauenheld gemeint sein, der finanzielle Interessen hat. Die feminisierte Form Gigolette wird nur spöttisch bei homosexuellen Gigolos angewandt.
In Deutschland wird dieser Begriff jedoch kaum verwendet; vereinzelt bezeichnen sich junge Männer, die ihre Dienstleistungen (auch) Frauen gegenüber z. B. in Tanzcafés bei Damenwahl anbieten, als Gigolos.
Callboy
Der Callboy ist eine relativ moderne Erscheinung, welcher mit Erfindung und Nutzung des Telefons und in neuester Zeit mit Nutzung des Internets zeitgleich mit der zunehmenden gesellschaftlichen Positionierung von sexuell selbstbewussten gutsituierten Frauen und Homosexuellen angeblich an Präsenz gewonnen hat. Vorwiegend mobil, lassen sie sich in Hotels oder Privatwohnungen „rufen“, zunehmend bieten sie ihre Dienste auch in eigenen Räumen oder in „Houses of Boys“ an.
Die meisten Callboys bieten ihre Dienste homosexuellen Männern an, die wenigsten sind ausschließlich auf Frauen spezialisiert. Dies liegt daran, dass es kaum Frauen gibt, die einen Callboy rufen. Nach der Neuen Zürcher Zeitung vom 8. Mai 2006 genügt ein Blick in den Anzeigenteil einschlägiger Zeitungen: „Auf Dutzende von ‚Vollblutfrauen‘, ‚Nymphchen‘ und ‚gierigen Susis‘ kommt ein einziges, trockenes Angebot eines Callboys: ‚Er verwöhnt Sie im Hotel oder zu Hause …‘ Das klingt nicht nach einer Vollzeitstelle.“
In der Tat handelt es sich bei der gängigen, überwiegend durch Spiel- und TV-Filme geförderten Vorstellung, dass es zahlreiche Callboys gibt, die Frauen verwöhnen, um einen Mythos. Die meisten Callboys sind homo- oder heterosexuelle Männer, die homosexuelle Männer bedienen. Und die wenigen anderen heterosexuellen Männer, die Anzeigen für Frauen schalten, suchen neben ihrem wenig einträglichen Hauptjob nach einem Nebenverdienst, sind also keine „Profis“ im Frauenverwöhnen. Der Berliner Tagesspiegel vom 3. Januar 2007 berichtete unter dem Titel „Arm, aber nicht sexy“: „Nach dem American Gigolo, wie ihn Hollywood erfand, muss man lange suchen – und meist vergeblich. … Zu haben sind solche Herren ihren Homepages zufolge ab zwei Stunden, für eine Nacht oder als Reisebegleiter für ein paar Wochen – 150 Euro pro Stunde, über 1.000 für einen Tag. Zahlung cash im Briefumschlag zu Beginn des Treffens. Doch es bleibt bei der automatischen Eingangsbestätigung der Online-Buchung, telefonische Nachfragen enden auf der Mailbox.“ Die meisten „Begleitagenturen“, die derartige Dienste anbieten, können in Berlin nicht überleben, erklärt Ralf Rötten, Sozialpädagoge und Callboy-Berater bei Subway Berlin, einer vom Senat geförderten Einrichtung. Die Nachfragen sind zu gering. Zudem entsprechen die realen Callboys nicht dem medienvermittelten Bild des niveauvollen Gentleman, den Frauen attraktiv finden: Nach „Abzug aller Männer, die laut Kleinanzeige Paare beglücken, als Sklaven dienen oder erotisch massieren, blieben nur drei übrig, die Frauen im klassischen Sinne beehren. Zwei schieden schon nach dem Telefongespräch aus: Der mit dem Drachen auf der Brust und der mit blondiertem Haar und weißen Turnschuhen“, meint die Reporterin des Berliner Tagesspiegels. „Nach den Schätzungen von Ralf Rötten arbeiten etwa 600 Callboys in Berlin, davon nur acht bis zwölf ausschließlich für Frauen. ‚Die wenigsten wissen, wie sie es überhaupt anfangen sollen. Wie sie zum Beispiel eine Anzeige formulieren können, damit sie Frauen anspricht.‘ … Welche Frau will schon den ‚Kerl, der sich um vernachlässigte Damen kümmert‘ oder den ‚süßen Schoko-Kuschelbär, überall XXL‘?!“
Ein Boulevard-Reporter der B.Z. Berlin wollte ebenfalls herausfinden, welche Frauen Callboys aufsuchen, und schaltete folgende Anzeige: „Gentleman, 30, groß, sportlich, gepflegt, mit Niveau, verwöhnt die anspruchsvolle Dame.“ (Handynummer) Das Fazit des Reports: „Die erfolgreiche Business-Lady, die nach einem harten Arbeitstag einen Mann kauft, der sie aus ihrem Jil-Sander-Kostüm befreit und ihr den Zapfenstreich im Fünf-Sterne-Zimmer versüßt, ist ein Mythos.“
Siehe auch
- Kinderprostitution
- AKSD – Arbeitskreis der Stricherprojekte in Deutschland
- Sexuelle Ausbeutung
- Freier
Literatur
- Karin Fink/Wolfgang B. Werner: Stricher - Ein sozialpädagogisches Handbuch zur mann-männlichen Prostitution, Pabst Science Publishers, 394 S., 2005, ISBN 3-89967-156-2
- John Preston: HUSTLING, A Gentlemen's Guide to the Fine Art of Homosexual Prostitution, Masquerade Books, New Jork 1994
- Néstor Osvaldo Perlongher: O negócio do michê, prostituição viril em São Paulo, 1.a edição 1987, editora brasiliense