Koranübersetzung

inhaltliche Wiedergabe des Korans in einer nicht-arabischen Sprache
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Der Koran liegt in mehreren deutschen Übersetzungen vor.

Exemplarisch zu nennen wären die Übersetzungen von:


Problem mit der Bedeutung von Koran und Koran-Übersetzung

Das Wort "Koran" hat zwei Bedeutungen, je nachdem, wer es gebraucht:

  1. Im deutschen Sprachgebrauch gilt "Der Koran" als das Buch, auch in seinen Übersetzungen.
  2. Für viele Moslems ist das Wort "Koran" oder "Qur'an" reserviert für die originale arabische Überlieferung; eine Übersetzung ist so automatisch nicht mehr der Koran. Eine Übersetzung wird von ihnen bezeichnet als "Erläuterung des Qur'an-Textes" oder "Bedeutung des Koran".

Dieser Fakt kann beim Leser, der einen Korankommentar oder eine Übersetzung sucht, zu Irritationen führen.

Charakteristiken der Übersetzungen

Hartmut Bobzin (s. Literatur, Bobzin 1999) nennt den Koran ein "sprachliches Kunstwerk besonderer Art" (S.7).

Rückert

Friedrich Rückert versuchte, den Koran als sprachliches Kunstwerk zu verdeutlichen und die poetische Form wiederzugeben. Gleiche Reimendungen von zwei Ayat entsprechen bei Rückert gleichen Reimendungen in seiner Übersetzung, wobei sich die Reimwörter allerdings nicht immer entsprechen (können) (vgl. Bobzin 1999 S. 90f.). Murad Hofmann schreibt in seinem Vorwort zur überarbeiteten Henning-Übersetzung: "Welche Übersetzung könnte den Reiz seiner Bilder, seine rhetorische Wucht, die Dynamik seiner Alliterationen, oder doch wenigstens seinen Endreim und seine Reimprosa adäquat wiedergeben? - Friedrich Rückert hat es mit großem Können versucht. Das Ergebnis wirkt gleichwohl wie Knittelverse." (S.XIV)

Henning

Die Übersetzung 1901 bei Philipp Reclam jun. in Leipzig "unter dem Namen Max Henning" - wobei Hofmann dazusetzt: "Es wird vermutet, daß es sich dabei um ein Pseudonym für den Königsberger Islamologen August Müller handelt, der 1888 bereits eine Teilübersetzung des Korans durch Friedrich Rückert herausgegeben hatte" - wird wegen ihrer "bewunderte(n) Nähe zum Original" interessant; Hofmann schreibt in seiner Einführung weiter, "In der Tat ist die Qualität der Henningschen Fassung und ihre Treue zum Original so, daß sie auch von deutschen Muslimen benutzt wird." Unter diesem Gesichtspunkt bearbeitete Murad Hofmann sie neu. (Alle Zitate aus Henning/Hofmann 1998, S. XIII)

Paret

Die Standardübersetzung im wissenschaftlichen Bereich ist Paret 1966, welche möglichst auch in der Wikipedia verwendet werden sollte (siehe Wikipedia:Koranzitate). Bobzin nennt sie die "philologisch nach wie vor unübertroffene Übersetzung" (S.7). Der Nachteil, weswegen auch nach 1966 noch weitere Übersetzungen angefertigt wurden: Die Übersetzung ist teilweise sehr schwer zu verstehen; interessierte Laien, die den Koran lesen wollen und die Übersetzung von Paret als "Standardwerk" kaufen - was es zweifelsohne ist - werden von dieser Schwierigkeit des Textes häufig abgeschreckt.

In diesem Licht ist auch Parets Kommentar und Konkordanz zu sehen; für den Laien verständliche Hilfen zum Koranstudium liefert sie nicht, wohl aber fundierte Parallelstellen in der Literatur und Übersetzungsvarianten. - Auch Paret verwendet Fachwörter; anders als Zaidan (s.u.) allerdings die lateinisch/griechischen der Theologie. In der gegenübergestellten Sure ist dies die Formulierung "lauter Logos(wesen)", welche für den Laien nicht automatisch verständlich ist.

Khoury

Adel Theodor Khoury schrieb aus diesem Grunde im Vorwort seiner Übersetzung (S. IX): "Bei den bisher gebräuchlichen deutschen Ausgaben des Korans vermissen die Muslime oft ein ausreichendes Einfühlungsvermögen in ihr Denken. Sie werfen ihnen vor, zumeist ihrem Koranverständnis nicht zu entsprechen. Auch wird von den christlichen Gesprächspartnern an die Muslime immer dringender die Frage nach einer 'authentischen' deutschsprachigen Version des Korans herangetragen,...". Diesem Anliegen will Khoury mit seiner Übersetzung Rechnung tragen, die er zusammen mit Muhammad Salim Abdullah anfertigte. Es existiert dazu auch eine vielbändige wissenschaftliche Ausgabe, in der neben Übersetzung und Urtext auch ein umfangreicher Kommentar eingebunden ist. Adel Khoury, dessen Ausgabe sehr gut zu lesen ist, gab auch sowohl in seiner Übersetzung als Anhang als auch als eigenes Buch (Khoury, "So sprach der Prophet", GTB Siebenstern 785, 1988; ISBN 3-579-00785-8) auch eine Auswahl an Hadithen heraus (neben umfangreicher Sekundärliteratur zum Verhältnis von Muslimen mit Christen).

Zaidan

Über die Übersetzung des Moslems Zaidan schreibt Bobzin (S.122): "Völlig neue Wege schlägt die Übersetzung von Amir Zaidan ein (Offenbach 2000), der viele zentrale theologische Begriffe in ihrer arabischen Form stehenläßt, wie z.B. Iman für 'Glaube' oder Taqwa für 'Gottesfurcht'." Zaidan schreibt selbst in der Einleitung seiner Übersetzung (S.17) über den "neue(n) Ansatz im Umgang mit der islamischen Terminologie, nämlich die Verwendung nicht-übertragbarer islamischer Fachbegriffe als Fremdwörter, wie z.B. Iman, Din, Schirk, Kafir oder Wali. Ich erachte diese Methode für unabdingbar, um einer Entstellung des quranischen Inhaltes und der quranischen Botschaft vorzubeugen. Schließlich findet diese Methode auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen wie Informatik (englische Nomenklatur) oder Medizin (lateinische Nomenklatur) ihre berechtigte Anwendung." Als Begründung führt er auf S. 18 an: "So heißt es beispielsweise in meiner Erläuterung von (4:144): 'Ihr, die den Iman verinnerlicht habt! Nehmt euch die Kafir nicht als Wali anstelle der Mumin!' Ignoriert man nun die eigentliche Bedeutung dieses Begriffs..." (Wali: ...„Eine Person/Umma als Wali zu nehmen“ heißt dieser Person/ Umma die größtmögliche Priorität vor allen anderen Personen/ Umam einräumen. Muslime pflegen mit der eigenen islamischen Umma die engste, innigste und intensivste Beziehung, sowohl im rationalen als auch im emotionalen Bereich. [1]) "und verwendet das hier völilg unpassende Wort 'Freund' für 'Wali', (...) dann liest sich die 'Übersetzung' folgendermaßen: Ihr Gläubigen, Nehmt euch die Ungläubigen nicht als Freunde anstelle der Gläubigen!' Nach dieser Übersetzung erscheint es, als sei es den Muslimen nicht gestattet, Nicht-Muslime zu Freunden zu nehmen. Dies ist eindeutig falsch!"

Gegenüberstellung der Übersetzungen

Für die Gegenüberstellung wurde die berühmte Sure 97 gewählt.

Rückert 1888

97e Sure
Die Nacht der Macht

Im Namen Gottes des allbarmherzigen Erbarmers.

  1. Wir sandten ihn hernieder in der Nacht der Macht.
  2. Weißt Du, was ist die Nacht der Macht?
  3. Die Nacht der Macht ist mehr als was
    In tausend Monden ward vollbracht.
  4. Die Engel steigen nieder und der Geist in ihr,
    Auf ihres Herrn Geheiß, alles sei bedacht.
  5. Heil ist sie ganz und Friede, bis der Tag erwacht.

Sure 97 (al-qadr)
Die Sure wird von den meisten Forschern zu den frühesten Teilen des Korans gezählt. Entgegen der üblechen Erklärung versteht Rückert al-qadr in Vers 1 und in der Surenüberschrift im Sinne von "Macht". Nach den mislimischen Koranerklärern bedeutet al-quadr hier "die Schicksalsbestimmung". Als die "Nacht der Schicksalsbestimmung" gilt der 27. Tag des Monats Ramadan.
1 Wir sandten ihn hernieder] Nach übereinstimmender Ansicht der Erklärern <--! grammatikalischer Fehler in Quelle! --> ist der Koran gemeint.

Anm. "Die Segensformel (...) kehrt über jede Sure wieder, mit Ausnahme der neunten; wir haben sie überall weggelassen." (aus der Erläuterung der 1. Sure)

Henning 1901 überarbeitet Hofmann 1998

97 - Das Schicksal (al-Qadr)

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!

  1. Wir haben ihn wahrlich in der Nacht des Schicksals (oder: der Bestimmung, der Allmacht) herabgesandt.
  2. Und was läßt dich wissen, was die Nacht des Schicksals ist?
  3. Die Nacht des Schicksals ist besser als tausend Monate.
  4. In ihr kommen die Engel und der Geist mit ihres Herrn Erlaubnis herab, mit jeglichem Auftrag.
  5. Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte. (In dieser Nacht begann die koranische Offenbarung in einer der letzten fünf ungeraden Nächte des Monats Ramadan, vermutlich um 27. Ramadan des Jahres 610.)

Paret 1966

Sure 97
Die Bestimmung

  1. Wir haben ihn (d.h. den Koran) in der Nacht der Bestimmung hinabgesandt.
  2. Aber wie kannst Du wissen, was die Nacht der Bestimmung ist?
  3. Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate.
  4. Die Engel und der Geist kommen in ihr mit der Erlaubnis ihres Herrn herab, lauter Logos(wesen).
  5. Sie ist (voller) Heil (und Segen), bis die Morgenröte sichtbar wird (w. aufgeht).

Kommentar 1977

Sure 97
97, 1-5 Zur ganzen Sure: K. Wagtendonk, Fasting in the Koran, Leiden 1968, S.82-122. Der Verfasser setzt sich hier auf Grund einer scharfsinnigen Analyse der einschlägigen Texte mit der schwierigen Frage auseinander, wieweit das Fasten im Ramadan und die Offenbarung des Korans aufeinander zu beziehen sind, und was as mit der lailat al-qadr für eine Bewandtnis hat. Dabei kommt er u.a. zu folgendem Ergebnis: "The date on which Sura 97 was revealad can now be determined. Mohammed must have indicated the night of the 27th Radjab as the night of his (first) revelation, after ha abolished the 'Ashura' and before the battle of Badr took place" (S. 113). Siehe meine Besprechung, Der Islam 46, 1970, S.68f. -- inna anzalnahu fi lailati l-qadri: 44,2f.; 2, 185. Zur Sache: R. Paret, Mohammed und der Koran, S.43; W. Wagtendongk, Fasting in the Koran, Leiden 1968, S.113 (s.o.). -- Belege zu wa-ma adraka ma... in der Anmerkung zu 82,14-18. -- tanazzalu l-mala`ikatu war-ruhu fiha bi-idni rabbihim min kulli amrin: 16,2, mit weiteren Belegen. -- Die Deutung des präpositionalen Ausdrucks min kulli amrin ist umstritten. Siehe Wagtendonk, Fasting in the Koran, S.83f., Anm. 5 und S. 86, Anm. 3. Wagtendonk übersetzt: "by virtue of every decree". Aber wahrscheinlich hat min partitiven Sinn und ist amr in der besonderen Bedeutung "Logos" odar ähnlich (siehe Anmerkung zu 2,109) zu verstehen. Dementsprechendhabe ich "lauter Logos(wesen)" übersetzt (als Apposition zu "die Engel und der Geist"). Siehe auch die Anmerkung zu 44,3f. -- salaamun hiya hatta matla`i l-fagri. Siehe H. Ringgren, Islam, `aslama and mulsim, Uppsala 1949, S.10.

Khoury 1987

Sure 97
Die Bestimmung (al-Qadr)
zu Mekka, 5 Verse

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.

  1. Wir haben ihn (den Koran) in der Nacht der Bestimmung hinabgesandt.
  2. Woher sollst du wissen, was die Nacht der Bestimmung ist?
  3. Die Nacht der Bestimmung ist bessar als tausend Monate.
  4. Die Engel und der Geist kommin in ihr mit der Erlaubnis ihres Herrn herab mit jedem Anliegen.
  5. Voller Frieden ist sie bis zum Aufgang der Morgenröte.

Zaidan 2000

97.Sura
Al-qadr (Al-qadr ist der Eigenname der 97.Sura. Linguistisch bedeutet Al-qadr "das Bestimmen".) (5 Ayat)

Bismil-lahir-rahmanir-rahim

  1. Gewiß, WIR sandten ihn in der Nacht von Al-qadr hinab.
  2. Und was weißt du, was Al-quadr-Nacht ist?!
  3. Die Al-qadr-Nacht ist besser als tausend Monate.
  4. Die Engel und der Ruhh werden in ihr mit Zustimmung ihres HERRN wegen jeder Angelegenheit nach und nach hinabgesandt.
  5. Salam ist sie bis zum Anbruch der Morgendämmerung.

Erläuterung zu den verwendeten Fachbegriffen

Ruhh: Etwas Einghauchtes, Geist, Seele, Atem, Konzentrat. Der Quran, 'Isa Ibnu-Maryam ('alaihis-salam) und Dschibril ('alaihis-salam) werden als Ruhh bezeichnet.
Salam: Friede.

Urtext

siehe http://www.compsoc.man.ac.uk/~moiz/quran/browse.cgi?sura=97&aya=&ar=1

Transliterierter Urtext

97) Sūrat Al-Qadr

Bismi Allāhi Ar-Raĥmāni Ar-Raĥīmi

  1. 'Innā 'Anzalnāhu Fī Laylati Al-Qadri
  2. Wa Mā 'Adrāka Mā Laylatu Al-Qadri
  3. Laylatu Al-Qadri Khayrun Min 'Alfi Shahrin
  4. Tanazzalu Al-Malā'ikatu Wa Ar-Rūĥu Fīhā Bi'idhni Rabbihim Min Kulli 'Amrin
  5. Salāmun Hiya Ĥattá Maţla`i Al-Fajri

(nach http://4bm.com/quraanLanguages/English/Color/97T.htm )

Zitierte Literatur

Einführende Literatur

  • Hartmut Bobzin: Der Koran. Eine Einführung. München 1999 (Beck) - 4.Aufl. 2001 ISBN 3-406-43309-X

Übersetzungen

Urtext fehlt noch; Transliteration stammt so aus dem Netz und entspricht nicht unbedingt Wikipedia:Namenskonventionen/Arabisch.