Berchtesgaden

Markt in Bayern, Deutschland
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Berchtesgaden ist ein Markt im äußersten Südosten des bayerischen Regierungsbezirks Oberbayern und Mittelzentrum des südlichen Teiles des Landkreises Berchtesgadener Land. Die nächste größere Stadt ist Bad Reichenhall, die nächste Großstadt und regionalplanerisches Zentrum der Region ist Salzburg, 15 km nördlich auf österreichischer Seite.

Geschichte

Der Name Berchtesgaden bildet sich vermutlich aus der weiblichen Sagengestalt Perchta oder Perther, dem Namen eines Siedlers, sowie Gaden, einem umzäunten Wohnsitz (siehe [1], [2] sowie Etymologie des Wortes „Garten“).

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Berchtesgaden im Jahre 1102, was im Jahr 2002 Anlass für eine große 900-Jahr-Feier war. Der Entstehung Berchtesgadens war ein Gelübde der Gräfin Irmgard von Sulzbach vorangegangen, als Dank für die Errettung ihres Ehemannes nach einem Jagdunfall ein Kloster zu stiften. Ihr Sohn Berengar I. von Sulzbach und sein Halbbruder Kuno setzten sich für die Erfüllung dieses Gelübdes ein und reisten dafür auch nach Rom. Den Augustiner-Chorherren, die von Berengar berufen wurden, war das Berchtesgadener Tal jedoch keineswegs ein angenehmer Ort. In den undurchdringlichen Wäldern fürchteten sie auf Drachen und andere Ungeheuer zu treffen. So ist es nicht verwunderlich, dass der erste Propst Eberwin bis 1111 noch dem erst 1107 gegründeten Kloster Baumburg (im nördlichen Landkreis Traunstein) als Residenz den Vorzug gab. Erst mit den Rodungen gewann der Talkessel nach und nach auch für die Fürstpröpste seinen Reiz. Die Forsthohheit gewährte Kaiser Friedrich Barbarossa dem kleinen Stift 1156 und die Schürffreiheit auf Salz und Metall hängten sich die Berchtesgadener gleich selbst an die kaiserliche Urkunde. Beides zusammen sorgte für einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung, der Berchtesgaden zu einem Markt heranwachsen ließ. 1294 wurde dessen Eigenständigkeit auch durch die Übertragung der Blutgerichtsbarkeit für schwere Vergehen gewürdigt. Das nahe Erzbistum Salzburg suchte schon bald seinen Einfluss auf dieses lukrative Berchtesgaden auszuweiten, die Marktschellenberger Saline war dem großen Nachbarn bereits verpfändet, und auch Berchtesgaden stand von 1393 bis 1404 unter der Verwaltung Salzburgs.

Ein späterer Versuch Salzburgs sich Berchtesgaden gänzlich einzuverleiben, eskalierte zum Ochsenkrieg 1611. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau war in Konflikt mit Bayern geraten, einerseits wegen der Erträge aus dem Bergwerk Hallein, andererseits nachdem Maximilian I. eine Verdopplung der Zölle auf Salzburger Waren durchsetzen wollte. Daraufhin wurde Berchtesgaden kurzerhand von Wolf Dietrich in der Nacht vom siebten auf den achten Oktober 1611 besetzt. Nach einem kurzen Kriegszug Bayerns flüchtete Wolf Dietrich, wurde jedoch bald gefasst, musste abdanken und blieb bis zu seinem Tode im Kerker auf Hohensalzburg. Erst im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 wurde Berchtesgaden ein weiteres Mal von österreichischen Truppen besetzt.

Schon seit 1380 war Berchtesgaden als Reichslehen im Reichstag mit Sitz und Stimme vertreten. Wegen seiner Ernennung zur Fürstprobstei saß Berchtesgaden im Reichstag zu Regensburg – als einzige Fürstpropstei und kleinstes Fürstentum – sogar auf der Fürstenbank und nahm zudem bis in 17. Jahrhundert auch an den Salzburger Landtagen teil. Die Fürstprobstei wurde ab 1559 bis 1723 vom Hause Wittelsbach verwaltet, welches damals auch noch die Kurfürsten und Erzbischöfe des Erzbistums Köln stellte.

 
Blick auf Berchtesgaden mit Stifts- und Pfarrkirche, dahinter das Watzmannmassiv.

Das Gebiet der Fürstpropstei umfasste das Gebiet der heutigen fünf Gemeinden des Talkessels und mehrere Gebiete außerhalb des Tals, so zum Beispiel das auf dem Weg nach Salzburg liegende St. Leonhard, dessen Kirche wahrscheinlich schon in der Romanik erbaut wurde.

Die reichen Salzvorkommen erregten immer wieder das Interesse der politischen Nachbarn. Mit der Säkularisation und dem damit verbundenen Ende der pröpstlichen Herrschaft im Jahre 1803 war das neu gegründete Kurfürstentum Salzburg Herr über das Berchtesgadener Land, nach dem Frieden von Pressburg 1805 das Kaiserreich Österreich und 1809 für kurze Zeit Napoleons Frankreich. Mit der Neuordnung Europas 1810 kam das Berchtesgadener Tal zusammen mit Salzburg zu Bayern und verblieb dort, anders als Salzburg, das 1816 wieder an Österreich überging.

Siehe auch: Chorherrenstift Berchtesgaden, Fürstprobstei Berchtesgaden, Gnotschaft

Der Aufschwung des Tourismus

In den folgenden Jahrzehnten nutzten die bayrischen Könige Berchtesgaden als Sommerresidenz und bauten das bisherige Chorherrenstift zu einem königlichen Schloss aus.

 
Watzmanngemälde von Caspar David Friedrich

Nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 begann die Besucher- und Gästezahl zu steigen. Der Maler Carl Rottmann fertigte ja schon in den 1820ern Gemälde von den Berchtesgadener Alpen an – siehe auch das davon inspirierte Watzmann-Gemälde von Caspar David Friedrich – aber jetzt fanden immer mehr Künstler, Schriftsteller und auch Industrielle Gefallen am Berchtesgadener Tal: So zum Beispiel Ludwig Ganghofer, der eine ganze Reihe seiner Romane in Berchtesgaden spielen ließ, sowie die norwegischen Schriftsteller Jonas Lie und Henrik Ibsen. Der Tourismus entwickelte sich neben dem Salzabbau bald zu einem wichtigen Standbein, verlor das Holzhandwerk doch in gleichem Maße an Bedeutung. Bei den Malern waren vor allem der Hintersee und der Königssee als Motive beliebt – nicht ohne Grund heißt einer der schönsten Aussichtsplätze am Königssee noch heute Malerwinkl. Die Erschließung des Obersalzbergs für den Tourismus begann 1877 mit Bau der Pension Moritz durch Moritz Mayer. Diese Pension sollte später auch Hitler lange vor seiner Machtergreifung beherbergen und ausschlaggebend für dessen Wahl Berchtesgadens bzw. des Obersalzbergs als effektvolle Residenz zum Empfang ausländischer Machthaber und Minister werden.

Zeit des Nationalsozialismus

Adolf Hitler entdeckte 1923 die Schönheit des Berchtesgadener Tals. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland erfuhr Berchtesgaden viele Veränderungen. Der Obersalzberg wurde vom Regime der Nazis, nachdem der Grund teils unter erheblichem Druck erworben wurde, zum Führersperrgebiet mit dem Berghof im Zentrum. Der überdimensionierte Bahnhof Berchtesgadens ist ein weiteres Zeugnis dieser Großmannssucht.

Die vor allem Martin Bormann angelasteten "Ankäufe" auf dem Obersalzberg stießen naturgemäß auf keine große Gegenliebe.[3] Nichtsdestotrotz hielt sich der Widerstand gegen das Naziregime in Grenzen. Einzig bekannter und mit der Todesstrafe bedrohter Regimekritiker Berchtesgadener Herkunft war Rudolf Kriß, der seinerzeit in Wien als Privatdozent einen Lehrstuhl innehatte und gleich nach dem Anschluss 1938 ein Lehrverbot ausgesprochen bekam. (Diesen Widerstand und die nach dem Krieg für Berchtesgaden darüber hinausgehende Lebenleistung von Rudolf Kriss zu würdigen, ist bis heute ausgeblieben. So fand auch der Antrag, das 2004 eingeweihte neue Berchtesgadener Gymnasium nach ihm zu benennen, im Berchtesgadener Gemeinderat keine Mehrheit.)
Vor Ort wurden in jener Zeit immerhin auch noch die Berchtesgadener Weihnachtsschützen bei der Entnazifizierung wegen ihrer Hintertreibung nazistischer Rituale als widerstandsähnliche Gruppe eingestuft.[4]

Trotz der innen- wie außenpolitischen Symbolwirkung Berchtesgadens beschränkte sich der Luftangriff am 25. April 1945 auf den Obersalzberg. Davon abgesehen erlitten Infrastruktur und Gebäude Berchtesgadens nahezu keine Kriegsschäden. Der anschließende Abzug der noch in Berchtesgaden verbliebenen NS-Spitzen dürfte die Voraussetzung für die kampflose Übergabe an die Amerikaner geschaffen haben, die sich Berchtesgaden bereits vor Kriegsende als einen ihrer Stützpunkte ausbedungen haben.

Ein sichtbares Zeichen, dass die Zeit des Nationalsozialismus im Berchtesgadener Land kritisch reflektiert wird, wurde allerdings erst 1999 nach dem Abzug der Amerikaner und anfänglichem Widerstand verschiedener Lokalpolitiker mit der Errichtung des Dokumentationszentrums auf dem Obersalzberg möglich.

Nachkriegszeit

Berchtesgaden wurde von einem Verband aus US-Truppen und einigen Franzosen am 4. Mai 1945 besetzt, der nach dem 20-tägigen Übergangsamtsträger Dr. Karl Kollmann den als Hitlergegner bekannten Berchtesgadener Wissenschaftler Rudolf Kriss zum Bürgermeister berief.[5]

Als eine weitere Kriegsfolge nahm Berchtesgaden, wie viele andere ländliche Gebiete auch, Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs auf. Dadurch veränderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung Berchtesgadens deutlich. Diese Heimatvertriebenen, insbesondere Sudetendeutsche und Schlesier, konnten anfangs nur in ehemaligen Arbeiterbarackenlagern untergebracht werden (z. B. in Winkl bei Bischofswiesen), die im Laufe der Zeit neue Ortsteile innerhalb des Berchtesgadener Landkreises bildeten. Etwas länger dauerte es, bis diese Neubürger Berchtesgadens als wertvoller Zugewinn und belebendes Element von der vormaligen Kernbevölkerung empfunden wurden.

Die NSDAP-Grundstücke gingen 1947 formell in das Eigentum des Freistaates Bayern über, jedoch nutzten die Amerikaner einen Großteil der Gebäude und des Geländes weiterhin. Sie richteten als einstige Alliierte im unzerstörten Berchtesgaden ab 1953 eines der drei U.S. Armed Forces Recreation Center (AFRC) in Bayern ein.

Berchtesgaden heute

Seit 1978 ist Berchtesgaden der namensgebende Ausgangspunkt im Vorfeld des Nationalparks Berchtesgaden, der – nach anfänglich großen Widerständen in der Bevölkerung – zu einem der Markenzeichen des gesamten Talkessels geworden ist.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Wintersport ein weiteres „Exportprodukt“ Berchtesgadens. Sportler wie Georg Hackl finden hier optimale Bedingungen für ihren Wintersport und der internationale Nachwuchs wird in den Sportzentren des Bayerischen Bob- und Schlittensportverbandes (BBSV) sowie an der Christophorusschule Berchtesgaden auf dem Obersalzberg gefördert.

Der Berchtesgadener Talkessel ist deshalb immer wieder Austragungsort zahlreicher bedeutender Sommer- und Wintersportveranstaltungen, wie die Snowboard-WM, FIS-Skirennen und auf der ersten Kunsteisbahn der Welt, Bob-, Rodel- und Skeletonbewerbe aller Stufen.

Zur Finanzierung zahlreicher eigentlich allein von der Marktgemeinde als Mittelzentrum zu schaffender zentraler Einrichtungen, wie dem Kur- und Kongresshaus, Hallenbad (Watzmanntherme), Schlachthof usw. wurde neben dem Fremdenverkehrverband ein System von Zuschußzahlungen der umliegenden Gemeinden geschaffen, das der Marktgemeinde große Vorteile bringt.

In den 80ern bewarb sich Berchtesgaden mit Unterstützung hoher bayerischer Politiker, unter ihnen der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß, um die Olympischen Winterspiele 1992, ohne Erfolg. Berchtesgaden erreichte im ersten von fünf Wahlgängen lediglich sechs Stimmen (von insgesamt 75) und schied damit als erster von sieben Bewerbern aus.

Mit dem Abzug der US-Streitkräfte 1996 ging die Nutzung der Liegenschaften auf dem Obersalzberg an den Freistaat Bayern als Eigentümer über. Dieser beschloss, zügig ein Dokumentationszentrum auf dem Obersalzberg einzurichten, welches dann im Oktober 1999 eröffnet wurde. Das letzte große Bauprojekt am Obersalzberg umfasste den Abriss des von der US-Armee „General Walker“ genannten ehemaligen Platterhofes, an dessen Stelle das Gelände der Busabfahrstelle zum Kehlsteinhaus verlegt wurde, um die Voraussetzungen zu schaffen für das 2005 fertig gestellte Fünf-Sterne-Hotel Intercontinental Resort Berchtesgaden.

Aus der Tatsache, dass man bis in die 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts vorwiegend auf den Massentourismus als Wirtschaftsfaktor gesetzt hat, die Aufenthaltsdauer der Gäste aber rückläufig ist, erwächst die Herausforderung, eine wirtschaftliche Struktur zu schaffen, die qualifizierte Arbeitsplätze für die Zukunft ermöglicht und ein Ausbluten der Bevölkerung verhindert. Ein erstes Element dieses Strukturwandels könnte die Stärkung des Umweltbereichs in Berchtesgaden sein. So soll auf Beschluss des Bayerischen Kabinetts auf dem Gelände des seit dem Abzug der Amerikaner leerstehenden Hotels Berchtesgadener Hof das Haus der Berge für den Nationalpark Berchtesgaden entstehen.

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Eingemeindungen

Die heutige Größe der Marktgemeinde geht auf die Gebietsreform seit 1972 zurück. Im Laufe dieser Gebietsreform wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Salzberg, Maria Gern und Au (bestehend aus Oberau und Unterau) eingemeindet.

Eine Bürgerinitiative beantragte 2004/2005 einen Bürgerentscheid, mit dem Ziel, die fünf Gemeinden des Talkessels zu einer Großgemeinde zusammen zu legen. Lediglich in Berchtesgaden hatte der Bürgerentscheid mit über 60% Zustimmung Erfolg, scheiterte hingegen zeitgleich in Schönau am Königssee und Bischofswiesen. Daraufhin verzichteten die Initiatoren auf die Abhaltung der später terminierten Abstimmungen in Ramsau und Marktschellenberg.

Geographie

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Panorama von Berchtesgaden
 
Klimadiagramm von Berchtesgaden


Berchtesgaden ist umgeben von den Berchtesgadener Alpen. Wenige Kilometer südlich liegt am Fuße des Watzmanns der Königssee sowie die Gemeinde Schönau am Königssee. Hier beginnt die Deutsche Ferienroute Alpen-Ostsee. Nach Nordwesten hin ist Berchtesgaden über Bischofswiesen und den Hallthurm mit Bad Reichenhall (18 km entfernt) verbunden. Hier führt auch die einspurige Bahnstrecke nach Freilassing. Über die Ramsau und die Deutsche Alpenstraße gelangt man über den Schwarzbachwacht Pass nach Westen nach Zell am See. Nach Norden Marktschellenberg nach Salzburg (24 km) die wichtigsten Anfahrtsrouten. Über den höher gelegenen Ortsteil Oberau gelangt man Richtung Osten nach Hallein.

Die Königsseerache und Ramsauer Ache vereinigen sich am Bahnhof zur Berchtesgadener Ache, die aber ab der österreichischen Grenze wieder Königsseeache heißt.

Verkehr

Die Vereinigung beider Achen zusammen spielte in alter Zeit für die Holztrift eine wichtige Rolle. In den anliegenden Bergwäldern geschlagenens Holz wurde bis an die Achen verbracht, um es dann mit der Strömung bis zum Triftplatz nahe dem heutigen Bahnhof treiben zu lassen und dort schließlich gewerbsmäßig umzuschlagen. Heute wird der Platz für den halbjährlich abgehaltenen Rummelplatz, Flohmärkte und Festzelte genutzt.

Straßenverkehr

Hauptverkehrsknoten ist der Kreisverkehr am Bahnhof mit einem Außendurchmesser von 85 Metern, der aus drei Brücken besteht und in dessen Mitte die beiden Achen zusammenfließen. Im Kreisverkehr vereinigen sich die drei Bundesstraßen aus Richtung Ramsau und Bischofswiesen (B 305 Deutsche Alpenstraße), die auch als Umgehungsstraße für das Marktzentrum dient, vom Königssee (B 20) sowie aus Richtung Salzburg über Marktschellenberg und vom Marktzentrum (B 305), weiters die Kreisstraße zum Schönauer Ortsteil Oberschönau. Durch die Umgehungsstraße ist die Ortsmitte Berchtesgadens vom Durchgangsverkehr entlastet. Der von 2004 bis 2006 errichtete Kreisverkehr ersetzte die bisherige ampelgeregelte Kreuzung mit zwei teils baufälligen Brücken.

Schienenverkehr

Berchtesgaden verfügt über einen Bahnhof (Berchtesgaden Hbf), der auch Zielbahnhof für die Direktverbindungen der InterCity-Züge „Königssee“ von Hamburg und des IC-Kurswagens „Alpenland“ von Dortmund ist. Die Fahrtzeit nach Freilassing beträgt eine knappe Stunde. Die Strecke nach Freilassing ist schon seit 1916 elektrifiziert.

Der Nahverkehr auf der Strecke Freilassing–Berchtesgaden ist seit 2006 in das Salzburger S-Bahn-System integriert, die Linie S3 verbindet stündlich Berchtesgaden über Bad Reichenhall und Freilassing mit der Stadt Salzburg und führt weiter bis Golling Abtenau. Durch die Einbindung sind in Salzburg mehre innerstädtische Haltepunkte hinzugekommen.

Von 1908 bis in die 1930er Jahre war Berchtesgaden durch die so genannte „Grüne Elektrische“ wesentlich schneller an Salzburg angeschlossen als heute über Freilassing. Diese Bahnverbindung wurde im Zuge des Ausbaues der Straße zwischen Berchtesgaden und Marktschellenberg sowie einer geplanten zweispurigen Hauptbahn über Marktschellenberg nach Salzburg eingestellt. Regelmäßig tauchen Pläne und Ideen zu einer Wiedererrichtung dieser Bahnverbindung auf, allerdings bestehen Engstellen auf Höhe des Grenzüberganges Hangendenstein, in der Unterau und kurz vor Berchtesgaden auf Höhe von Gollenbach und Salzbergwerk. Die Verbindung wird seit der Einstellung des Bahnverkehrs mit Bussen bedient.

Zusätzlich existierte bis 1968 eine Bahnlinie von Berchtesgaden nach Königssee (Königsseebahn), sodass es damals neben dem darauf zurückgehend noch heute „Hauptbahnhof“ genannten Bahnhof einen Ostbahnhof an der Strecke nach Salzburg bei der heutigen Bushaltestelle Watzmanntherme und den Königsseer Bahnhof am Triftplatz gab.

Wappen

Die beiden Schlüssel auf rotem Grund erinnern an die Schutzpatrone der Stiftskirche.

Die silbernen Lilien auf blauem Grund stammen von der Mitstifterin Gräfin Imingar von Sulzbach.

Schon im 17. Jahrhundert führte die Berchtesgadener Fürstprobstei dieses Wappen und hatte bis zur Vereinigung des Berchtesgadener Lands mit Bayern in der Mitte das Wappen des Fürstprobst.

Religion

Berchtesgaden galt als Fürstprobstei bzw. kirchliches Fürstentum von der Gründung an per se mit der Kirche eng verbunden. Vor der Reformation bis Anfang des 16. Jahrhunderts meinte das ausschließlich die eine, katholische Kirche (Una sancta ecclesia).

Im 16. Jahrhundert breitete sich dann aber auch in der Gegend um Salzburg und Berchtesgaden die Lehre Luthers aus. So hingen ihr sächsische Bergleute an, die von Erzbischof Matthäus Lang wegen ihrer erforderlichen Kompetenzen für den Salzabbau in Dürrnberg geholt worden waren und deren "Irrglaube" deshalb anfangs notgedrungen geduldet wurde. Es verbreiteten aber auch einheimische Salz- und Holzhändler reformatorische Gedanken und Schriften, die sie auf ihren Reisen in die protestantischen Städte Augsburg, Nürnberg und Regensburg kennengelernt bzw. erlangt hatten. Die erste Ausweisung von Protestanten erfolgte zwar bereits 1572, sie schränkte jedoch die heimliche Verbreitung des Protestantismus im Gebiet des Chorherrenstiftes nur unmerklich ein.

Erst 1731/32 kam es zu einer folgenschweren Ausweisung von Salzburger und Dürrnberger Protestanten, von der etwa 20.000 Personen im Erzbistum Salzburg betroffen waren. Danach bemühten sich auch die Berchtesgadener evangelischen Christen um Aufnahme in einem protestantischen Land. Nach Unterstützung durch das Corpus Evangelicorum innerhalb des Regensburger Reichstags fassten 2000 Berchtesgadener den Mut, sich öffentlich zum protestantischen Glauben zu bekennen und baten um Ausreise. Ein Schreiben des Corpus Evangelicorum verschaffte ihnen zwar Gehör beim Kanzler, man stellte den Ausreisewilligen jedoch unannehmbare Bedingungen, die einem kompletten Verlust von Hab und Gut gleichkam.

Damit die Protestanten nicht heimlich ausreisten, wurden die Pässe besetzt. Zugleich wurde ihnen aber auch ein Versammlungs- und Berufsverbot auferlegt. Da forderten die derart Bedrängten freie Religionsausübung, die Umwidmung der Kirche Maria Gern und die Anstellung eines Geistlichen ihrer Glaubens. Das wurde von der Fürstprobstei abgelehnt, was wiederum zur nunmehr offenen Forderung nach freier Ausreise seitens der Protestanten führte. Der gerade erst zum Fürstprobst gewählte Cajetan Anton von Notthaft [6] sah sich noch vor seiner Amtseinsetzung von einem Aufstand bedroht und erließ deshalb am 26. Oktober 1732 ein Emigrationspatent. Danach mussten binnen dreier Monate – eine Frist, die jedoch aufgrund des herannahenden Winters bis in den April verlängert wurde – alle Protestanten Berchtesgaden verlassen. Gekoppelt wurde dieses Dekret an die Bezahlung von fünf Gulden für den Freikauf aus der Leibeigenschaft sowie an die Forderung, nach Ungarn zu ziehen. Letzteres sollte verhindern, dass die Holzhandwerker in ihrer neuen Heimat eine wirksame Konkurrenz entwickeln könnten, wurde dann aber nach heftigen Protesten der Protestanten auf ein Ansiedlungsverbot in Nürnberg abgemildert.

Kurhannover und Preußen entrichteten als einzige bereitwillig die Gebühr von fünf Gulden für die Unvermögenden unter den Protestanten und bildeten so die Schwerpunkte der Neuansiedelung. Ab dem 18. April 1733 zogen die Bischofswieser per Land nach Preußen und ab dem 22. April die Auer, Scheffauer und Gerer (aus Maria Gern) über Hallein per Schiff nach Regensburg und von dort zu Fuß in die Städte und Gemeinden Kurhannovers. Insgesamt haben damals 800 Personen die Fürstprobstei verlassen. Im Jahr des Auszugs wurde in der Ramsau die Kirche Maria Kunterweg eingeweiht, in der ein Deckengemälde diese Auswanderung triumphierend dokumentiert. So heißt es auf dem unteren Chronogramm zweier Kartuschen aus dem Lateinischen übersetzt:

"Auf Fürbitte der unbefleckten Jungfrau und Mutter ist der verderbende Irrglaube hier von dieser Kirche ausgetrieben worden (1733)".

In der sich anschließenden Gegenreformation taten sich besonders die Berchtesgadener Franziskanermönche als Re-Missionare hervor. Als die verbliebenen Protestanten deshalb ebenfalls ausreisen wollten, wurden erneut die Pässe gesperrt. Trotz dieser Maßnahmen wurde die „endgültige Ausmerzung des Irrglaubens“ erst 1788 bekannt gegeben. Ludwig Ganghofer hat diese Thematik in seinem Roman Das große Jagen verarbeitet.

Bis zum Aufkommen des Tourismus gehörte nahezu die gesamte Berchtesgadener Bevölkerung dem katholischen Glauben an. Erst 1899 wurde die erste evangelische Kirche in Berchtesgaden errichtet – nicht zuletzt um dem Zustrom von evangelischen Gästen, die zudem oftmals über einen Zweitwohnsitz in Berchtesgaden verfügten, Rechnung zu tragen.

Zur katholischen Pfarrei St. Andreas die nach der Säkularisation 1803 entstand, gehören:

Zur evangelischen Kirchengemeinde Berchtesgaden gehören folgende Kirchen:

Siehe auch: Chorherrenstift Berchtesgaden, Franziskanerkloster Berchtesgaden

Sagenwelt

Nicht zuletzt die Berchtesgaden einrahmenden Berge bilden den Hintergrund für unzählige Sagen – allen voran das zum Wahrzeichen gewordene Watzmann-Massiv, das mit seinen neun Gipfeln als Königsfamilie gedeutet wird, die wegen ihrer Grausamkeit versteinerte. Wobei der aus drei Gipfeln (Hocheck, Mittelspitze, Südspitze) bestehende Hauptberg den König, der gegenüberliegende Gipfel die Königin (Watzmannfrau) und die sieben dazwischen liegenden Gipfel die Kinder symbolisieren.

Der Untersberg gegenüber, der sich ins benachbarte Salzburg erstreckt, dient der Sage nach einem Kaiser als Behausung. Je nach Erzählweise harren hier Kaiser Karl der Große oder Friedrich Barbarossa in todesähnlichem Schlaf, um beim Jüngsten Gericht oder wenn Unglauben und Gewalt den höchsten Grad erreichen mit ihrem Heer für das Gute den Sieg zu erringen. In einer anderen Version heißt es, der Kaiser schliefe dort, bis sein Bart sieben mal um den Tischfuß gewachsen sei. Neben diesem schlafenden Heer sollen im Untersberg aber auch Riesen (Riese Abfalter), so genannte Wildfrauen, die ähnlich den Heinzelmännchen gute Dienste leisteten, und natürlich auch Zwerge (Untersberg Manndln) gehaust und gewirkt haben.

Nicht zu vergessen der Teufel, der die Wilde Jagd anführt und nicht nur auf einer Teufelskopf genannten Felswand der Reiteralpe seine Spuren hinterlassen hat sowie zahlreiche Geister, die auf Bergen und als ertrunkenen Seelen in den Seen zum Guten mahnen oder auch zum gespenstischen Kegelspiel einladen.

Für den Ursprung des Namens Berchtesgaden gibt es gleich mehrere Sagen: Nach einer leitet er sich von der Sagengestalt Berchta bzw. Perchta ab, die auch mit Frau Holle gleichgesetzt wird. Eine andere behauptet, er wäre einem gewissen Berchtold zu verdanken, dem eine Nixe vom Königssee den Weg zum Salz und zur rechtschaffenen Arbeit als Bergmann im noch heute existierenden Salzbergwerk Berchtesgadens gewiesen hätte.

(Quelle: Sagen und Legenden um das Berchtesgadener Land von Gisela Schinzel-Penth, Ambro Lacus Verlag, Andechs 1982, ISBN 3-921445-27-2)

Tourismus

 
Rossfeld mit Blick auf Hoher Göll
 
Blick auf den Untersberg

Wandern und Bergsteigen

Das Berchtesgadener Tal liegt in den Ostalpen und ist von den Berchtesgadener Alpen umgeben. Neben dem dominierenden Watzmann, dessen Besteigung allerdings nur für Trainierte geeignet ist, gibt es noch weitere lohnende Bergwanderungen und -touren. Vom Deutschen Alpenverein werden in den umliegenden Bergen mehrere Berghütten bewirtschaftet.

Sehenswürdigkeiten

In den Nachbargemeinden:

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur / Quellen

  1. Helmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. S. 31. Verlag Berchtesgadener Anzeiger 1973. Hierin wird der Historiker Ritter Ernst von Koch-Sternfeld zitiert: "Berchtesgaden: Der Name stammt sicher von einem gewissen Perther, einem Vertreter aus dem Geschlecht der Aribonen, der in dem waldbestandenen Gebirgskessel zu Jagdzwecken einen sogen. Gaden, ein einräumiges Gebäude, errichtete."
  2. germazope.uni-trier.de Grimm'sches Wörterbuch zu GADEM,GADEN
  3. Josef Geiß: Obersalzberg - Die Geschichte eines Berges von Judith Platter bis heute. 17. Auflage. Josef Geiß Verlag, Tann Ndb. 1985. Ein "Tatsachenbericht", der jahrzehntelang vor Ort zu erwerben war
  4. Kriß, Rudolf: Die Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes und ihr Brauchtum. 4. Aufl. Berchtesgaden (Berchtesgadener Anzeiger) 1994, S. 121
  5. Helmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982. s. S. 168
  6. Über den Fürstpropst Cajetan Anton Notthafft → Harald Stark: Die Familie Notthafft - auf Spurensuche im Egerland, in Bayern und Schwaben, Weißenstadt 2006, ISBN 3-926621-46-X