Weltdeutsch

internationale Plansprache
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. März 2007 um 15:30 Uhr durch 213.70.48.70 (Diskussion) (- selbstbezügliche Links). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter dem Namen Weltdeutsch wurden in den Jahren 1915 und 1916 mehrere Modelle vorgestellt:

Der deutsche Naturwissenschaftler Wilhelm Ostwald entwickelte 1915 eine Hegemonialvariante einer Plansprache, die er Weltdeutsch nannte. Er blieb in seinen Vorschlägen aber weitgehend theoretisch. Über ein vereinfachtes Deutsch meint er: In diesem müssten alle entbehrlichen Mannigfaltigkeiten, all jener für die Ästhetik so reizvolle 'Reichtum' der Sprache, welche ihr Erlernen so ungeheuer erschwert, beseitigt werden (...). Konkret gibt Ostwald lediglich an, dass er nur einen einzigen Artikel (etwa de) zulassen und die Laute ä, ö, ü sowie die zusammengesetzten Zeichen ch und sch streichen würde.

Ziemlich zeitgleich erschien das Vereinfachte Deutsch von Oswald Salzmann.

Ebenfalls 1915 brachte Dr. Albert Baumann seinen Vorschlag für die Lösung des Sprachproblems unter der Bezeichnung Wede heraus. Ermutigt durch erste Erfolge in den Kriegsjahren 1914/1915 spricht der Autor von einer Kulturträgerauslese und dem Sieg des Deutschtums. Nach einer kurzen Darlegung der Notwendigkeit einer Welthilfssprache und scharfer Kritik an den bisherigen Lösungsversuchen wie Volapük oder Esperanto schlägt Baumann die Entwicklung einer Kunstsprache aus einer modernen Sprache vor; als Ausgangspunkt hält er Englisch oder Deutsch für geeignet. Da die Weltstellung Englands aber durch den Weltkrieg 1914/15 schwer erschüttert sei, so Baumann, komme nur mehr Deutsch in Frage. Aus diesem entwickelt er durch Übernahme von Elementen des konsonantenärmeren Mittelhochdeutschen und Erleichterungen aus den Dialekten seine Kunstsprache. Die erste Fassung von Wede wird schon 1916 durch eine noch weiter vereinfachte Version ersetzt. Der Grundsatz lautet: Shraibe, wi du sprichst! Als Beispiel für die Anwendung Wedes legt Baumann ein Inserat vor, das wie folgt lauten solle: man (tut) suchen aine tüchtiche komi mit shöne handshrift. forzug: stenografi. oferten mit angabe fon alter an de adrese ...

Im Unterschied zum Kolonial-Deutsch war Weltdeutsch nicht nur für den Gebrauch in den Kolonien gedacht, sondern als internationales Kommunikationsmittel "für unsere Bundesgenossen und Freunde!"

1928 stellt Baumann sein weiter überarbeitetes Projekt unter dem Titel Oiropa Pitshn vor.

Literatur

  • Albert Baumann: Wede, die Verständigungssprache der Zentralmächte und ihrer Freunde, die neue Welthilfssprache. Diessen vor München, Kriegsjahr 1915
  • Albert Baumann: Weltdeutsch (das verbesserte Wedé) für unsere Bundesgenossen und Freunde. Seine Notwendigkeit und seine wirtschaftliche Bedeutung. Diessen for München, krigs-iar 1916
  • Detlev Blanke/Sabine Fiedler (Hg.): Interlinguistische Beiträge. Zum Wesen und zur Funktion internationaler Plansprachen. Frankfurt am Main ua. 2006
  • Markus Krajewski: Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2006, S. 73–96, insbes. 92 ff.