Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland
Atomkraftgegner sind gegen die Nutzung der Atomkraft (auch Kernkraft genannt) zur Energieerzeugung, da sie die Auffassung vertreten, dass Atomkraft nicht sicher und die Entsorgung von ausgebrannten Brennstäben (Atommüll) nicht gelöst sei.
Ein weiteres Problem sei der Uranabbau, welcher das zur Herstellung von Brennstäben nötige Uran liefert. Die Atomkraftgegner zeigen auch hier die Problematik beim Abbau von Uran auf.
Daneben wird die enge Verbindung zwischen der zivilen und der militärischen Nutzung der Atomkraft aufgezeigt. Das bei der zivilen Nutzung der Atomkraft anfallende Plutonium kann einfacher zum Bau von Atomwaffen gewonnen werden, als es mit der Urananreicherung möglich wäre. Somit trage die Atomkraft auch zur potentiellen Verbreitung von Atomwaffen bei.
Bedenken der Atomkraftgegner
Sicherheit von Atomanlagen
Atomkraftgegner fürchten sich vor dem GAU (Größter anzunehmender Unfall) in Atomkraftwerken, in denen, auch in Deutschland, häufig Störfälle auftreten. Ein Restrisiko beim Betrieb von Atomanlagen wird auch von Atomkraftbefürwortern nicht abgestritten. Bei einem GAU könnte ganz Europa betroffen sein. In Tschernobyl sollen nur ca. 5 % des radioaktiven Materials ausgetreten sein (andere Quellen sprechen von bis zu 95%).
In Deutschland wird ca. jeden 3 Tag eine Panne in einem AKW offiziell gemeldet (siehe [1]), wobei man allerdings anmerken muss, dass bereits minimale Störungen meldungspflichtig sind.
Endlager
Plutonium hat eine Halbwertszeit von 50.000 Jahren. Wird dieses in einem Endlager aufbewahrt, bestehen dennoch die Probleme im Umgang mit radioaktiven Materialien entsprechend lange weiter und stellen somit ein Problem für zukünftige Generationen dar. So kann man eine radioaktive Belastung der Menschen befürchten, wenn aus irgend einem Grund Strahlung oder radioaktives Material aus einem Endlager austritt.
Sicherheit von Atomtransporten
Atomkraftgegner sind gegen Atomtransporte, da es keinen wirklich sicheren Ort zum Endlagern gibt, und auch von Transporten von hochradioaktiven Materialien eine Gefahr ausgeht.
Im Mai 1998 stoppte das Bundesumweltministerium alle Castor-Transporte, weil bekannt wurde, dass bei diesen bereits 1988 in Frankreich Hot spots an Behältern für Deutschland festgestellt wurden. Die Ursachen für die Verstrahlung an der Außenhaut der Behälter sind bis heute ungeklärt.
Probleme beim Uranabbau
Uran tritt in Uranlagerstätten auf, nicht wie z.B. Thorium, welches man eher gleichmässig in der Natur verteilt antrifft. So wird beim Abbau von Uran Radioaktivität freigesetzt, welche oft ganze Landstriche verseucht.
Sprengungen, das Auf- und Abladen sowie das Zermahlen des Erzes führen zu einer hohen Staubentwicklung. Zudem werden dabei radioaktive Stoffe frei, welche sich zusammen mit dem Staub über die Landschaft verteilen.
Ein viel größeres Problem dabei ist das Radon-Gas, welches in großen Mengen den Halden und Gruben entströmt. Durch Winde wird dieses Gas über weite Flächen verteilt. Allerdings tritt Radon auch ohne den Uranabbau aus dem Boden aus und trägt somit zur natürlichen Strahlenbelastung bei.
In vielen Fällen wird auch das Grundwasser verseucht. Das kommt daher, dass die flüssigen Abfälle, welche beim Abbau von Uran anfallen, in so genannten Tailings aufgestaut werden. Diese Becken haben jedoch einen durchlässigen Boden, dadurch gelangt radioaktives Material in den Wasserkreislauf.
Das dauernde Einatmen von verseuchtem Staub, führt bei vielen Bergleuten schon nach kurzer Zeit zu gesundheitlichen Schäden. Dabei erkranken mehr als 40% aller Uranminenarbeiter an Lungenkrebs. Auch in der Umgebung von aktiven, aber auch stillgelegten, Uranminen müssen die Menschen mit einer erhöhten Rate gefährlicher Krankheiten rechnen. Die häufigsten sind Leukämie, Knochen-. Eierstock- und Hodenkrebs. Besonders Kinder sind von diesen Erkrankungen betroffen.
siehe auch Uranabbau (inkl. Links zu Literatur)
Protestarten
Die Protestformen der Anti-Atom-Bewegung sind sehr unterschiedlich. Und die wenigsten Atomkraftgegner sind mit jeder Art des Protestes einverstanden:
- Demonstrationen und Infotische. Viele Atomkraftgegner betreuen Infotische und organisieren Demonstrationen. Diese werden jedoch von der Presse und Öffentlichkeit kaum mehr beachtet, wenn sie nicht ziemlich groß sind.
- Stromwechsel. In Deutschland kann inzwischen fast jeder seinen Stromanbieter selber auswählen. Durch Wechsel zu einem Anbieter, der seinen Strom nicht aus Atomkraftwerken bezieht, kann man ohne großen Aufwand seinen Protest Luft machen. Um die Energiewende voran zu treiben, sollte ein Energieversorger gewählt werden, der nennenswert in den Ausbau von regenerativen Energien investiert.
- Blockaden. Häufig werden Atomtransporte oder Atomanlagen blockiert.
- Dabei gibt es große Sitzblockaden mit mehreren tausend Personen, die sich auf das Prinzip der Gewaltfreiheit berufen, aber auch kleinere Ankettaktionen (z.B. von Robin Wood).
- Diese Form des Protestes wird von den Aktivisten als Ziviler Ungehorsam bezeichnet. In Deutschland hat das Mutlangenurteil hier hohe Bedeutung, welches damals bei einer Sitzblockade feststellte, dass sie keine Nötigung (und damit keine Straftat) war, sondern eine Ordnungswidrigkeit darstellt.
- In Österreich gab es etwa wegen dem Atomkraftwerk Temelin Grenzblockaden gegenüber Tschechien. Kritiker sehen solche Maßnahmen gegenüber einem autonomen Staat als nicht gerechtfertigt an.
- Sabotage. Vereinzelt kommt es auch zu Sabotage, z.B. von Gleis- oder Signalanlagen der Bahn. Auch die Beschädigung von Oberleitungen durch Hakenkrallen zählt zu dieser Art des Protestes. Hierbei ist Atomkraftgegnern die Gefährdung von Menschenleben oft auch egal.
Organisationen und weiterführende Links
In Deutschland, der Schweiz und in Österreich existieren sehr viele, darunter jedoch auch sehr kleine Organisationen bzw. Gruppen, welche aktiv Widerstand gegen die Atomkraft leisten.
Viele Atomkraftgegner benutzen das unabhängiges Medien Zentrum Indymedia um sich zu informieren, da normale Zeitungen und des Fernsehen wenig über aktuelle Ereignisse informieren.
Die nachfolgenden Verweise sind nur eine kleine Auswahl der verschiedenen Organisationen in den einzelnen Ländern.
Deutschland
- Die Bürgerinitative Umweltschutz Lüchow Dannenberg
- Die Initative X-tausend-mal quer überall
- Anti-Castor-Diskussionen
- Widerstand gegen Atomanlagen
Schweiz