Yttrium-Barium-Kupferoxid
Die Entwicklung der Hochtemperatursupraleiter (HTSL, Hochtemperatursupraleitung) wurde im Jahre 1986 durch die Entdeckung supraleitfähiger Oxocuprate im System La-Ba-Cu-O von Johannes Georg Bednorz und Karl Alexander Müller eingeläutet. Untersuchungen an Jahn-Teller verzerrten (siehe Jahn-Teller-Effekt) Metalloxiden zeigten, dass Oxocuprate im Vergleich zu den bisher bekannten Supraleitern deutlich höhere Übergangstemperaturen haben. Dieser Befund löste eine Forschungswelle aus, die mit der Entdeckung von YBa2Cu3O7-x (auch als 123, YBCO oder YBaCO bezeichnet) einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. YBa2Cu3O7-x war die erste Verbindung, für die eine Übergangstemperatur (Tc = 90 K, oder auch Sprungtemperatur) oberhalb des Siedepunktes von flüssigem Stickstoff nachgewiesen wurde. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche weitere Oxocuprate mit größerer struktureller und chemischer Komplexität entdeckt. Das erstaunliche an diesen Verbindungen und der Hochtemperatursupraleitung ist, dass zum einen nach der BCS-Theorie eine Sprungtemperatur von über 40 Kelvin nicht zu erklären ist (da bei diesen Temperaturen die thermische Energie der Gitterschwingungen die Bildung von Cooper-Paaren eigentlich verhindern würde) und zum anderen, dass es sich bei dem gefundenen Material nicht um einen metallischen Leiter, sondern um eine Keramik handelt. Keramiken sind ja eigentlich als gute Isolatoren bekannt.
Das wohl am genauesten charakterisierte und intensivsten untersuchte Oxocuprat ist YBa2Cu3O7-x, das vielfach als 123-Oxid bezeichnet wird. Die Struktur von YBa2Cu3O7 kann als eine Defektvariante vom Perowskit-Typ (AMO3) aufgefasst werden, in der 2/9 der Sauerstoffpositionen unbesetzt bleiben.
Supraleitfähig ist nur die ortho-rhombische Modifikation mit x < 0,5.
Synthese von YBa2Cu3O7-x
1. Synthesemöglichkeit
Ansatz:
2.70 g (7.4 mmol) Y(NO3)3*5H2O, 3.86 g (14.8 mmol) Ba(NO3)2, 3.78 g (22.2 mmol) Cu(NO3)*2.5H2O, 6.4 g Oxalsäure 64 g Harnstoff
Synthesebeschreibung
In einem 250 ml Einhalskolben werden in 100 ml dest. Wasser 6.4 g Oxalsäure und 64 g Harnstoff gelöst, sodass eine Lösung entsteht, die 10.8 M an Harnstoff ist und 0.5 M an Oxalsäure ist. Zu dieser Lösung wird nun eine Mischung aus 2.7 g Y(NO3)3*5H2O, 3.86 g Ba(NO3)2 und 3.78 g Cu(NO3)*2.5H2O gegeben. Die nun blaue Lösung wird für ca. 5 h unter Rückfluss gekocht. Zu beachten ist, dass mittels einer Schliffolive der Rückflusskühler mit zwei Gaswaschflaschen, von denen eine mit Schwefelsäure gefüllt wird, verbunden wird, um entstehendes CO2 und NH3 abzufangen. Zwischendurch kann der pH-Wert der Lösung geprüft werden. Dieser sollte nach Beendigung der Reaktion bei pH = 7 sein. Sobald der pH-Wert 7 erreicht hat, wird die Lösung abgekühlt. Es werden dann weitere 100 ml dest. Wasser hinzugegeben und für weitere 10 min gerührt. Zur Aufarbeitung wird die Lösung dann durch einen Büchner-Trichter filtriert und der blaue Rückstand mit 100 ml dest. Wasser nachgespült. Es wird dann abschließend mit Ethanol gespült und das Pulver bei 140°C im Trockenschrank getrocknet.
Anschließend wird das Pulver für 16h bei 900°C erhitzt um überschüssigen Kohlenstoff auszubrennen. Nach dem Abkühlen erhält man ein schwarzes Pulver. Dieses wird dann zu einer Tablette gepresst und dann für 4h bei 900°C erhitzt. Zum Abschluss wird noch 24h bei 500°C geheizt.
2. Synthesemöglichkeit
Ansatz:
0.611 g Y2O3, 2.137 g BaCO3, 1.292 g CuO
Synthesebeschreibung
Die Substanzen werden sorgfältig abgewogen. Anschließend werden die Substanzen im Mörser zerstoßen und gut durchmischt. Das schwarzgraue Pulver wird in Tiegel gefüllt und in einem Ofen erst 9h auf 900°C erhitzt, dann innerhalb von 6h auf 400°C gekühlt. Dabei wird CO2 freigesetzt und O2 eingebaut, die supraleitende Struktur beginnt sich zu bilden. Ist diese erste Glühphase abgeschlossen, wird das Pulver abermals im Mörser zerstoßen und gut durchmischt und ebenfalls 9h auf 900 C erhitzt. Nach diesem zweiten Glühprozeß wird das Pulver im Mörser nochmals zerstoßen und durchmischt. In einer hydraulischen Presse werden aus je 1.5 g Substanz scheibenförmige Presslinge hergestellt (Durchmesser ~12mm). Die Proben sollen dabei mit einer Kraft zwischen 20 und 40 kN gepresst werden. Im abschließenden Sinterprozeß werden doe Proben bei einer möglichst hohen, aber unter dem Schmelzpunkt liegenden Temperatur gesintert. Die hohe Temperatur ist notwendig, um die gewünschte Ordnungsstruktur zu erzielen. Ein auch nur teilweises Schmelzen führt aber zu unterschiedlichen Zusammensetzungen von fester und flüssiger Phase, Supraleitung ist dann nicht mehr zu erreichen. Der Wärmeofen muß eine Temperatur von 950°C während 12h haben, danach wird die Temperatur in 10h langsam auf 500°C gesenkt. Eine kritische Größe ist der Sauerstoffgehalt der Proben. Der Sauerstoffgehalt der Luft reicht i.a. aus, um die benötigte Menge bereitzustellen.
Literatur
- Schwaigerer, F.; Sailer, B.; Glaser, J.; Meyer, H. J. Chemie in unserer Zeit, 2002, 36, 108-124
- Djurovich, P. I.; Watts, R. J. J. Chem. Ed., 1993, 70, 497-498