Claus Peymann

deutscher Theaterregisseur und Intendant
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Claus Peymann (* 7. Juni 1937 in Bremen) ist ein deutscher Theaterregisseur und derzeit Intendant des Berliner Ensembles.

Biografie

Peymann begann seine Regiearbeiten am Universitätstheater in Hamburg und war von 1966 bis 1969 Oberspielleiter des Frankfurter "Theater am Turm". Zur Spielzeit 1970/1971 wechselte er zur Berliner Schaubühne. Es kam jedoch nur zu wenigen Arbeiten an der Schaubühne, da Peymann nicht mit dem demokratischen Modell des Theaters und dessen Leiter Peter Stein zurecht kam. Nach dem Zerwürfnis mit Stein war er von 1971 bis 1974 als freier Regisseur tätig. Seine erste große Intendanz übernahm Peymann von 1974 bis 1979 als Schauspieldirektor am Schauspiel Stuttgart, wo er wegen einer Geldsammlung für einen Zahnersatz für die inhaftierte RAF-Terroristin Gudrun Ensslin von Ministerpräsident Hans Filbinger unter Druck gesetzt wurde und erstmals bundesweit in die Schlagzeilen geriet. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel erreichte, dass er wenigstens seine Vertragszeit bis zum Ende erfüllen konnte. Im Jahr 1979 übernahm Peymann dann die Intendanz am Schauspielhaus Bochum, das zuvor von Peter Zadek geführt worden war. In seiner knapp siebenjährigen Amtszeit feierte Peymann große Erfolge bei Kritik und Publikum und begründete seinen Ruf als Papst der deutschen Theaterszene.

Uraufführungen zeitgenössischer Autoren wie Thomas Bernhard, Peter Handke oder Peter Turrini, später auch Elfriede Jelinek, bildeten für Peymann seit jeher einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Zu den wichtigsten Schauspielern, mit denen Peymann teilweise bis heute zusammenarbeit, gehören Gert Voss, Ignaz Kirchner und Kirsten Dene.

1986 übernahm Peymann die Direktion des Burgtheaters in Wien. Aufgrund seiner Betonung moderner, österreich-kritischer Theaterstücke wie Heldenplatz von Thomas Bernhard kam es mehrfach zu schweren Auseinandersetzungen mit Teilen der Wiener Presse, die sowohl von bürgerlich-konservativen Kreisen wie auch von sozialdemokratischen Persönlichkeiten wie Ex-Kanzler Bruno Kreisky oder Sozialminister Josef Hesoun angefacht wurden. Die kontroverse Wirkung Peymanns an der Burg muss im Zusammenhang mit dem besonderen Status dieser Kulturinstitution in Österreich gesehen werden. Das 1776 begründete Theater mit einem Ensemble von ca. 160 Schauspielern gilt vielen bis heute als Olymp des Schauspieltheaters deutscher Sprache. Unter der Direktion Peymanns wurde die Ausstrahlungskraft dieses mythischen Ortes in bis dahin nicht gekanntem Maß für gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen genutzt.

Auch nach innen war die Ära Peymann am Burgtheater an Konflikten reich. Viele der – nach einem zehnjährigen Engagement, der sogenannten Zehn-Jahres-Klausel – mit einem Vertrag auf Lebenszeit ausgestatteten Burgtheaterschauspieler traten in seiner Ära nicht oder nur in Nebenrollen in Erscheinung. Eine dieser Personen, die sich vehement gegen Peymann stellten, war der spätere Kunststaatssekretär Franz Morak - damals in seiner Eigenschaft als Ensemblevertreter. Aber auch den Sozialdemokraten zugerechnete Schauspieler wie vor allem Fritz Muliar oder Erika Pluhar argumentierten öffentlich gegen Peymann und weigerten sich, unter dessen Regie aufzutreten.

Dennoch blieb Peymann dreizehn Jahre Chef des Burgtheaters, bevor er sich 1999 in Richtung Berlin verabschiedete. Zuvor hatte er einmal mehr gedroht, seinen Vertrag als Burg-Chef nicht zu verlängern. Überraschenderweise wurde dieses Berichten zufolge nicht ganz ernst gemeinte Angebot vom damaligen Bundeskanzler Viktor Klima angenommen. Die Ära Peymann wird heute in Wien als eine der insgesamt trotz mancher Schwächen geglücktesten und kreativsten Direktionen des Burgtheaters beurteilt. Dazu trug auch bei, dass Peymann viele namhafte, sehr unterschiedliche Regisseure nach Wien holte, wie z.B. Giorgio Strehler, Peter Zadek, Hans Neuenfels, Einar Schleef oder George Tabori.

In Berlin führt er seit der Spielzeit 1999/2000 die Geschicke des Berliner Ensembles, im "Theater am Schiffbauerdamm". Hier spielt seit 1954 - das von Bertolt Brecht 1949 gegründete - und bis zum Ende der DDR für seine Brecht-Aufführungen legendäre Berliner Ensemble.

2002 erhielt er den Nestroy für das Lebenswerk.

Anfang 2007 geriet Peymann in die Kritik, weil er dem kurz vor seiner Haftentlassung stehenden ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar einen Praktikumsplatz in seinem Theater anbot, nachdem dieser die Hoffnung äußerte, dass die Zeit jetzt gekommen sei, „die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden und die Tür für eine andere Zukunft aufzumachen“. [1]

Wichtige Inszenierungen

  1. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471391,00.html