Wikinger

nordgermanische Bevölkerung des Nord-Ostseeraums in der Wikingerzeit (800–1050)
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Wikinger waren Krieger aus Skandinavien, die zwischen 793 und 1066 die Küstengebiete und Inseln Europas plünderten und kolonisierten. Der Begriff "Wikinger" leitet sich wahrscheinlich aus der altnordischen Bezeichnung für Seeräuber ab. Auch wenn sie allgemein für Schrecken und Zerstörung bekannt sind, siedelten und handelten sie ebenso friedlich. Die Wikingerzeit bezeichnet den jüngsten Teil der skandinavischen Eisenzeit.

Der germanische Wortstamm vik oder wik bezieht sich auf Märkte, aber auch Dörfer und Meeresbuchten und war eine gebräuchliche Endung die "Handelsniederlassung" meinte, ähnlich wie burg "befestigter Ort" meinte. Sandwich und Harwich in England zeigen noch immer diese Endung, ebenso die kürzlich ausgegrabene fränkische Hafenstadt Quentovic. Die Neigung der Wikinger zum Handel zeigt sich auch an Handelshäfen wie etwa Haithabu (nahe dem heutigen Schleswig), das, an der Grenze zum Frankenreich gelegen, besonders zum kulturellen Austausch beitrug, bis es schließlich 1055 in einer Schlacht zwischen Harald Hardraada und Sweyn II. zerstört und 1066 von Slawen ausgeplündert wurde. Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen ist die Geschichte des Erzbistums Hamburg von Adam von Bremen, anno 1076, in der erstmals die Entdeckung Amerikas (Vinlands) durch die Wikinger schriftlich erwähnt wird.

Der erste schriftlich bezeugte Wikingerüberfall stammt von Gregor von Tours in seiner Historia Francorum: Im Jahr 517 überfiel der dänische König Chlochilaichum mit einer Flotte Gallien. Er verwüstete und beraubte das Gebiet des Frankenkönigs Theudoricus und nahm etliche Gefangene. Die Flotte stach in See, der König blieb jedoch am Strand und musste auf die Flut warten. So konnte Theudoricus Sohn Theudobertus, der mit einem starken Heer und Flotte anrückte, den König töten, die Dänen in einem Seegefecht besiegen und die Beute wieder zurückholen.

Der zweite Bericht eines Überfalls stammt aus dem Jahr 793, als das Kloster Lindisfarne im Nordosten Englands von fremden Seefahrern geplündert wurde. Für die nächsten 200 Jahre ist die Europäische Geschichte voll mit Berichten über die Plünderungen der Wikinger. Die Wikinger eroberten den größten Teil Irlands und große Teile Englands, befuhren die Flüsse Frankreichs und Spaniens und erlangten die Kontrolle über Gebiete in Russland und entlang der baltischen Küste. Berichte erzählen von Überfällen im Mittelmeer und sogar im Kaspischen Meer.

Die dänischen Wikinger

Die Dänen segelten südlich nach Friesland, Frankreich und ins südliche England. Knut der Große war König über Dänemark, als es seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Es reichte vom Norwegen bis Schleswig und zwischen 1013-1016 war er zugleich König von England.
Den Grundstein für dieses Großreich hatte bereits sein Vater, Sven Gabelbart, und sein Großvater, Harald Blauzahn, gelegt.

Die norwegischen Wikinger

Die Norweger segelten nach Nordwesten und Westen zu den Färöer Inseln, Shetlands, Orkneys nach Irland, Island und Nordengland. Bis auf Irland und Großbritannien fanden sie unbewohnte Gebiete vor und siedelten dort. Erik der Rote musste Island verlassen. Dabei segelte er Richtung Westen, wo er nach einer langen und beschwerlichen Seefahrt Grönland vorfand. Etwa um 1000 wurde Nordamerika von Leif Eriksson, Sohn von Erik dem Roten, von Grönland aus entdeckt, der es Vinland nannte. Eine kleine Siedlung wurde auf der nördlichen Halbinsel von Neufundland bei L'Anse Aux Meadows angelegt, aber die Ureinwohner und das kalte Klima führten innerhalb einiger Jahre zu ihrem Ende. Die archäologischen Überreste sind nun UNESCO Weltkulturerbe.

Die schwedischen Wikinger

Die Schweden segelten bei ihren meist friedlichen Handelsfahrten östlich nach Russland, wo Rurik den ersten russischen Staat gründete. Sie fuhren auf den Flüssen Russland bis ins Schwarze Meer und nach Konstantinopel.
Da die schwedischen Wikinger von den Slawen den Namen Rus erhielten gaben sie so dem späteren Russland seinen Namen. Diese Gruppe skandinavischer Wikinger stellte auch die Leibgarde des byzantinischen Kaisers. Im oströmischen Reich wurden sie jedoch nicht Rus sondern Waräger genannt, wovon sich der Name für die größtenteils aus Wikingern bestehende Leibgarde des byzantinischen Kaisers herleitet (Warägergarde).

Die Langschiffe

Neben der Möglichkeit von Fahrten über lange Entfernungen, brachten die Langschiffe auch taktische Vorteile. Sie ermöglichten sehr wirkungsvolle Überraschungsangriffe, wobei sie schnell und unerwartet angriffen und sich ebenso schnell zurückzogen bevor ein Vergeltungsschlag organisiert werden konnte. Langschiffe konnten auch in flachen Gewässern segeln, was den Wikingern erlaubte entlang der Flüsse tiefer ins Landesinnere vorzudringen. Sie waren in Klinkerbauweise ausgeführt.

Gründe für die Expansion

Den Grund für die Überfälle sehen einige in einer Überbevölkerung, die durch die technischen Fortschritte (wie etwa die Verwendung von Eisen) hervorgerufen wurde, wenngleich eine andere Ursache der Druck sein könnte, den die fränkische Expansion verursacht hat. Für Menschen, die an der Küste leben, scheint es normal zu sein, neues Land übers Meer zu suchen. Ein weiterer Grund ist, dass sich zu dieser Zeit einige europäische Länder (besonders England, Wales und Irland) in inneren Unruhen befanden und somit leichte Beute waren. Das Frankenreich jedoch hatte gut verteidigte Küsten und gut befestigte Häfen. Reine Abenteuerlust könnte ebenso eine Ursache gewesen sein.

Mythologie und Literatur

Die nordische Mythologie und die altnordische Literatur berichten uns über ihre heidnische Religion und ihre kühnen Helden. Das bedeutendste Beispiel für die skandinavische Mythologie stellt wohl die Edda dar. In dieser Sammlung sind die verschiedensten Erzählungen der Wikinger zusammengefasst.
Allgemein war Thor der wichtigste Gott der Wikinger, regional hatte er sogar eine wichtigerere Position als Odin, der nordische Göttervater. Die Wikinger im Gebiet des heutigen Schwedens verehrten Fryr als einen ihrer wichtigsten Götter, er besaß daher sein Hauptheiligtum im heutigen Uppsala.

Ende der Wikinger

Nach Jahrzehnten des Ausplünderns wurde der Widerstand in Teilen Europas wirkungsvoller und die Christianisierung Skandinaviens führte zu einem milderen Verhalten. Außerdem etablierten sich die Königreiche Norwegen, Dänemark und Schweden und man kann annehmen, dass ihre Könige friedlichere Verhältnisse schaffen wollten.

Die Normandie

Um 911 bekamen der Wikinger Rollo und seine Leute die Normandie als Lehen im Vertrag von St.-Claire-sur-Epte vom französischen König Karl dem Einfältigen zugesprochen, nachdem sie das Seine-Gebiet rund um Paris verwüstet hatten. Sie sollten nun Frankreich vor weiteren Überfallen durch Wikinger schützen.
Die Wikinger vermischten sich langsam mit der Bevölkerung in dem Gebiet und waren bereits wenige Generationen später ganz in der einheimischen Bevölkerung aufgegangen. Sie gaben der Normandie jedoch ihren Namen, da sie aufgrund ihrer Herkunft auch Nordmänner oder Normannen genannt wurden.
Im Jahre 1066 eroberte Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie England. Dies wird als letztes Lebenszeichen der Wikinger verstanden, da es die letzte kriegerische Handlung darstellte, an der noch Wikinger beteiligt waren.

Siehe auch: Freydis