Halle (dpa) - Im ältesten Sonnenobservatorium der Welt in Goseck (Sachsen-Anhalt) haben Archäologen jetzt eine Visiereinrichtung für das Bestimmen der Sommersonnenwende (21.06) entdeckt.
"Bislang waren die Forscher davon ausgegangen, dass die Menschen in der 7000 Jahre alten Anlage nur die Wintersonnenwende (21.12.) bestimmen konnten", sagte der Leiter des Instituts für prähistorische Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, François Bertemes, der dpa.
"Mit diesem Visier - eine Aussparung im ehemaligen Holzpalisadenzaun - war es den Steinzeitmenschen möglich, sehr exakt den Sommersonnenwendepunkt zu bestimmen", sagte Bertemes. "Im Gegensatz dazu kamen die Goseck-Menschen auf Grund des Sonnenstandes an die Wintersonnenwende lediglich mit einer Genauigkeit von etwa drei bis vier Tagen heran."
"Die Möglichkeit der kompletten Bestimmung des längsten und des kürzesten Tages im Jahr wurde mit Sicherheit mit Ritualen gefeiert. Diese bäuerliche Gesellschaft war in ihrer geistige Welt einer Fruchtbarkeitsreligion verbunden", sagte Bertemes. Zu den Feiern gehörten Hochzeiten oder die Aufnahme eines Kindes in den Kreis der Erwachsenen.
Als Beleg fanden die Ausgräber auch in dieser Saison eine Vielzahl von Rinderknochen, insbesondere von Rinderschädeln. "Das stärkt unsere Theorie, dass Rinderschädel mit Hörnern aus kultischen Gründen auf den Torpfosten an den Eingängen des Observatoriums gesteckt haben könnten", sagte Bertemes. Ebenso wurden hunderte Tonscherben und in drei Opfergruben auch menschliche Knochenteile gefunden. "Die lagen nicht typisch für die Bestattung eines Toten", sagte Bertemes.
In der 6000 Quadratmeter großen Anlage in Goseck wird seit 2003 gegraben. Entdeckt wurde sie 1991 bei einem Erkundungsflug eines Luftbildarchäologen. Die Anlage hatte drei Tore und einen Durchmesser von 75 Meter. Sie war von einem Erdwall und etwa zwei Meter hohen Holz-Palisadenzäunen doppelringförmig umgeben. Bis Ende Oktober 2004 sollen die Arbeiten beendet sein. Im nächsten Jahr wird Goseck dann originalgetreu als Touristenattraktion gebaut.
Die Anlage liegt nur 25 Kilometer vom Fundort der 3600 Jahre alten "Himmelsscheibe von Nebra" entfernt und beweise, dass Steinzeitmenschen in Mitteldeutschland über umfangreiche astronomische Kenntnisse verfügten, sagte der Archäologe. c.h.
Verwertungsrechte beim Land Sachsen-Anhalt
Laut LG Magdeburg hat das Land Sachsen-Anhalt ein aus § 71 UrhG resultierendes 25jaehriges Verwertungsrecht an der Himmelsscheibe. Unser Bild kann als Vervielfaeltigung (auch als Nachzeichnung) daher nur mit dem Zitatrecht § 51 UrhG gerechtfertigt werden. http://rw22linux5.jura.uni-sb.de/pipermail/urecht/Week-of-Mon-20040830/001711.html --Historiograf 20:36, 5. Sep 2004 (CEST)
Hallo HistorioGraf, eine Anfrage im Landesamt in Halle, ob wir die richtige Scheibe als kleines Bild mit Wasserzeichen wie unter [1] in der Wikipedia benutzen können, läuft gerade. Ich hoffe, daß die Zustimmung erteilt wird. Zunächst müssen jedoch die Bestimmungen der GNU-FDL geprüft werden. Krtek76 14:06, 6. Sep 2004 (CEST)
Legende zu den neuen Bildern
Hallo Rainer Zenz, die neuen Bilder finde ich sehr gut, ganz toll die Darstellung der Entwicklung. Eine Anregeung zur Diskussion: in der Legende zum zweiten Bild schreibst Du, dass der Horizontbogen links für Sonnenuntergang steht und der rechts für Sonnenaufgang. Es gibt zwei Argumente dafür, dass es genau anders herum ist: 1) alle Amateurastronomen schauen auf der Nordhalbkugel der Erde fast immer in Richtung Südhimmel, nicht in Richtung Norden, weil alle Sternbilder und Objekte, die man auch im Norden sehen kann, nach jeweils einem halben Jahr im Süden besser beobachtbar sind (weil sie dann höher stehen). D.h. es ist eventuell zu vermuten, dass die Scheibe auch damals so gehalten wurde, dass man sie vor sich in Richtung Süden gesehen hat, dann ist Osten links und Westen rechts 2) nach Professor Schlosser (z.B. in Sterne und Weltraum 12/2003) war die Scheibe am Fundort so gelagert, dass sie vertikal im Boden stand, die beiden Randbögen in westlicher bzw östlicher Richtung, die "Sonnenbarke" unten und die Bildseite nach Norden (!), d.h wiederum ("Bildseite nach Norden"), dass man sie so betrachtet hat, dass sie vom Betrachter aus in Richtung Süden steht, dann ist der rechte Horizontbogen der für den Sonnenuntergang und der linke der für den Sonnenaufgang. Ebenso gehört nach Prof. Schlosser (im angegebenen Artikel) die Darstellung zu der Hypothese "bäuerliches Jahr" ... "mit der Sichel (nach der Fundlage zunehmender Mond)" (Schlosser) am westlichen Abendhimmel und dem Vollmond (dann links) am Morgenhimmel. Was meinst Du dazu ? Mit schönen Grüßen StephanPsy 20:47, 14. Okt 2004 (CEST)
- Ich beziehe mich damit auf den Artikel in der aktuellen Zeit, der den gegenwärtigen Stand der Forschung wiedergibt. Mehr kann ich dazu seriös nicht sagen. Rainer 21:29, 14. Okt 2004 (CEST)
- Hallo Rainer, meinst Du diesen Artikel http://www.zeit.de/2004/43/A-Nebra-Scheibe ? Wenn ja, dann halte ich die Darstellung dort für eine journalistische Ungenauigkeit, die haben ja auch in der Legende "4" und "6" vertauscht. Aber so wichtig ist es tatsächlich nicht, trotzdem werde ich den Schlosser mal fragen (ich kenne ihn ein bißchen und muß ihm eh nächste Woche was schicken) was er dazu meint. StephanPsy 22:15, 14. Okt 2004 (CEST)
- Vieren und Sechsen sehe ich in der gedruckten Ausgabe nicht. Aber wenn Du Wolfhard Schlosser direkt fragen kannst, ist das natürlich das beste. Wierum man die Scheibe damals nun gehalten hat, dürfte aber kaum zu ermitteln sein, sollte vermutlich entsprechend formuliert werden. Ich schreibe den Artikel auch gerade komplett um, da wäre ich für Kritik dankbar, wenn es soweit ist. Rainer 00:15, 15. Okt 2004 (CEST)
Umfassende Änderung?
Ich habe den Artikel kompett umgeschrieben (siehe: Benutzer:Rainer_Zenz/Nebra), möchte den alten aber nicht einfach so überschreiben. Ich wäre für Meinungen und Kritik dankbar. Rainer 21:01, 15. Okt 2004 (CEST)
- Ich habe ihn auf die Schnelle nur überflogen, finde ihn aber in vielen Dingen präziser. Meines Erachtens solltest Du ihn einstellen, zumal man dann auch besser die beiden Versionen vergleichen kann. Ausserdem hatte ich vor längerer Zeit schon einmal mit dem Restaurator Christian-Heinrich Wunderlich aus dem LfA gemailt, ob wir nicht die verkleinerte Abbildung der Scheibe mit dem Wasserzeichen verwenden können. In dem Stress um die am Donnerstag eröffnete Landesausstellung ist das sicher untergegangen. BTW: http://www.archlsa.de/himmel/index.htm Ich werde mittelfristig noch mal vorfühlen.
- Dein Satz "Seit 2002 gehört sie zum Bestand des Vorgeschichtlichen Museums in Halle." muß richtig heissen "zum Bestand des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt".
- Hier noch Literatur:
- Harald Meller: Die Himmelsscheibe von Nebra. Ein frühbronzezeitlicher Fund von außergewöhnlicher Bedeutung. In: Archäologie in Sachsen-Anhalt Neue Folge 1, 2002, S. 7-20.
- Wolfgang Schlosser: Zur astronomischen Deutung der Himmelsscheibe von Nebra. ebd. 21-23.
- Ernst Pernicka, Christian Heinrich Wunderlich: Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Funden von Nebra. ebd. 24-31.
- Und brandneu: Der geschmiedete Himmel. Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren / Herausgegeben von Harald Meller / Ca. 240 Seiten mit über 180 farbigen Abbildungen / Format 24,8 x 30,0 cm / Gebunden mit Schutzumschlag. Erscheint im Oktober 2004 im Theiss-Verlag / Stuttgart / ISBN 3-8062-1907-9
- Viele Grüße Krtek76 11:48, 16. Okt 2004 (CEST)
Na dann war ich mal mutig ... Ein Originalbild wäre natürlich schön, allerdings sehe ich da schwarz. Wie die Verwertungrechte, Wasserzeichen, GNU-FDL oder Public Domain unter einen Hut zu bringen sein sollen, kann ich mir nicht recht vorstellen. Dabei ist das Ding doch im Besitz der Allgemeinheit. Rainer 15:50, 16. Okt 2004 (CEST)