Die Schlacht um Moskau war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich. Sie dauerte vom 2. Oktober 1941 bis Ende Januar 1942. Dabei handelte es sich um die wichtigste Entscheidungsschlacht, die den Ausgang des von Hitler begonnenen Weltkrieges bestimmte. Vorlage:Schlacht
Ausgangslage
Im Zuge des Unternehmen Barbarossa war die Deutsche Wehrmacht weit auf sowjetisches Territorium vorgedrungen. Zahlreiche sowjet-russische Armeen waren mittlerweile im Vorfeld in großen Einkesselungsschlachten vernichtet worden, so dass viele in-und ausländische Beobachter glaubten, dass die Sowjetunion bald nicht mehr zur Fortsetzungung des Kampfes in der Lage sei. Jedoch wollte Hitler vor der Eroberung Moskows grundsätzlich die sowjetische militärische Verteidigungskraft ausschalten und gleichzeitig die wichtigsten wirtschaftlichen Gebiete im Norden und Süden Russlands in Besitz nehmen, während die deutsche Generalitiät ein vorrangiges Ziel in der alleinigen Eroberung Moskaus sahen, ohne Eroberung Leningrades und der Ukraine.
In der Kesselschlacht bei Smolensk (10. Juli - 3. August 1941) war eine erste sowjetische Verteidigungsstellung vor Moskau vernichtet worden. Hitler ließ jedoch aus seinen o.g. Überlegungen die Panzerdivisionen der Heeresgruppe Mitte im August 41 nach Norden Richtung Leningrad, und im Süden Richtung Kiew abdrehen.
Mit der Abschnürung Leningrades und der Eroberung der Ukraine konnte die Wehrmacht zwar weitere beträchtliche Erfolge erringen (Kesselschlacht um Kiew) , Stalin aber gewann Zeit und konnte dadurch gut ausgerüstete Truppen aus Sibirien an die Westfront verlegen und seine Verteidigung der Hauptstadt organisieren. Außerdem rückte klimatisch bedingt die Schlammperiode und der eisige russische Winter immer näher.
Verlauf
Deutsche Vorstöße
Am 2. Oktober befahl Hitler den Angriff auf Moskau (Unternehmen Taifun). Es traten an: 2. Armee (v. Weichs), 4. Armee (v. Kluge), 9. Armee (Strauß), Panzergruppe 4 (Hoepner), Panzergruppe 2 (Guderian) und die Panzergruppe 3 (Hoth). Beabsichtigt war beiderseits der Rollbahn Smolensk-Moskau vorzugehen und Moskau großflächig zu umfassen.
Zu diesem Zeitpunkt verfügten die motorisierten Verbände der Heeresgruppe Mitte nur noch über etwa 30-40% ihres Bestandes. Die Versorgung der Truppen machte der Wehrmacht Probleme, da die sowjetischen Eisenbahnen auf einer anderen Spurbreite fuhren, die Schienen erst umgenagelt werden mussten und die Transportkapazitäten der Reichsbahn an ihre Grenzen stießen. Überfälle von Partisanen verschärften dieses Problem noch.
Am 6. Oktober wurde Brjansk erobert und die östlich der Stadt eingesetzten Sowjetverbände eingekesselt. Armeegeneral Schukow wurde durch Stalin aus Leningrad abberufen und mit der Verteidigung Moskaus beauftragt.Tags darauf schloß sich ein weiterer Kessel bei Wjasma. Das sowjetische Komitee der Staatsverteidigung traf den Beschluß etwa 15 - 20 Km vor Moskau eine halbkreisförmige Verteidigungsstellung, die aus mehreren Verteidigungslinien bestehen sollte, zu errichten. Ebenfalls am 7. Oktober verbot Hitler jegliche Annahme einer eventuell unterbreiteten Kapitulation Moskaus. Durch den Reichspressechef Dr. Dietrich wurde am 8. Oktober der In- und Ausländischen Presse mitgeteilt, dass der Russlandkrieg mit der Zertrümmerung der Heeresgruppe Timoschenko entschieden und die UDSSR geschlagen sei.
Am 12. Oktober eroberte die Wehrmacht Kaluga, am 13. Oktober drang sie in die Vororte von Kalinin ein. Ebenfalls am 13. Oktober begann die gefürchtete Schlammperiode und es kam zu ersten Gefechtsberührungen zwischen Wehrmacht und Truppen der Fernostarmee. Am nächsten Tag erreichten die deutschen Panzerspitzen die Moshaisk - Verteidigungslinie, die sich fast 300 Km lang von Kalinin bis nach Kaluga ertreckte.
Am 15. Oktober konnte Klin erreicht werden, jedoch erst am 25. November vollständig besetzt. Jetzt waren es noch 100 Km bis nach Moskau. Unterdessen wurden alle wichtigen Behörden, das Politbüro und sämtliche Diplomaten aus Moskau nach Куйбышев (dt. Kuibyschew, heute Samara) evakuiert. Stalin und STAWKA blieb in der Stadt. In einer geheimen Mission wurde Moskau durch zwei Kompanien Bergbauspezialisten zur Sprengung vorbereitet. Unterdessen errichteten 500.000 Moskauer, überwiegend Frauen, Befestigungsanlagen vor Moskau.
Am 14. bzw. 17. Oktober wurden die Kessel von Wjasma und Brjansk geräumt. Das OKW meldete die Vernichtung von 80 Divisionen; 663.000 Gefangene wurden gemacht, 1242 Panzer und 5412 Geschütze zerstört oder erbeutet. In Moskau brach zwischen dem 16. und 18. Oktober eine Massenpanik unter der Bevölkerung aus, nachdem sie erstmals über die Bedrohung durch die Deutschen informiert wurde. Alle Betriebe standen still, Geschäfte und Warenhäuser wurden geplündert, erhebliche Teile der Bevölkerung versuchten die Stadt zu verlassen. Am 19. Oktober wurde das Standrecht verhängt und Sperrverbände des NKWD unter Generalleutnant P.M. Artemjew griffen hart durch. Meuterer wurden erschossen, Deserteure gehängt. An diesem Tage wurde in Tokio Dr. Richard Sorge durch den japanischen Geheimdienst Tekko verhaftet. Er hatte mit seinem Funker Max Klausen (Deckname: Fritz) seit 1939 insgesamt 141 Berichte mit über 65.000 Wörtern nach Moskau gefunkt.
Die von Schukow reorganisierte Westfront zählte zu diesem Zeitpunkt sechs Armeen mit fast 70 Divisionen.
Die Regenzeit und die Schlammperiode und die dadurch aufgeweichten Wege und Straßen erwiesen sich jedoch als Stalins wirksamste Helfer. Der Nachschub der Wehrmacht sank schlagartig von 900 Tonnen täglich auf nur noch rund 20 Tonnen. Das Erlahmen des Deutschen Angriffes nutzen die Sowjets zum Ausbau der Verteidigungsanlagen. Ab 1. November durfte die Rollbahn Smolensk-Moskau nur mit Sondergenehmigung befahren werden, um sie nicht noch mehr "aufzuwühlen", bis am 3. November leichter Frost einsetzte und die Straßen und Wege wieder befahrbar machte. Jedoch brauchte die Wehrmacht fast zwei Wochen, bis Munition und Treibstoff herangeschafft und der Angriff fortgesetzt werden konnte. Am 6. November setzte bereits strenger Frost ein und die Soldaten der Wehrmacht waren noch immer ohne Winterbekleidung. Außerdem fand am 6. November in der Moskauer U-Bahn Station Majakowski-Platz eine feierliche Sitzung des Moskauer Sowjet statt, in der Stalin in einer leidenschaftlichen Rede die Kampfkraft seiner Soldaten und die Widerstandskraft der sowjetischen Bevölkerung beschwor. Tags darauf wurde auf dem Roten Platz trotz der Gefahr deutscher Luftangriffe eine militärische Parade zum Gedenken an die Oktoberrevolution abgehalten. Die teilnehmenden Truppen der Roten Armee marschierten anschließend direkt zur Front.
In Moskau waren zu diesem Zeitpunkt fast 2 Millionen Menschen evakuiert. Über 200.000 Arbeiter verließen mit ihren Betrieben die Stadt. Am 16. November begann erneut der deutsche Angriff, der auf verbissenen Widerstand der Roten Armee traf. Größere Teile der Luftflotte 2 (Kesselring) wurden in den Mittelmeerraum verlegt und dadurch konnten die sowjetischen Luftstreitkräfte in den wichtigsten Abschnitten die Lufthoheit erringen.
Am 23. November melden v. Bock und Guderian dem OKH die bedrohliche Lage, sowie die Erschöpfung der Truppe, jedoch sollte die Offensive mit einem "letzten Kraftaufgebot" fortgesetzt werden.
Am 25. November legte Marshall Schaposchnikow Stalin den Plan einer Gegenoffensive vor. Es standen bereits 21 der insgesamt 34 Fernosteinheiten im Raum Moskau bereit, die in der Planung eine entscheidende Rolle spielen sollten. Am 26. November wurde die Stadt Istra 35 Km vor Moskau durch deutsche Truppen genommen. Am 27. November sanken die Temperaturen bereits unter 40 Grad Minus und forderten bei den Deutschen hohe Ausfälle an Erfrierungen, während die Rote Armee seit Mitte November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet war. An diesem Tage beordert Stalin die 1. Stoßarmee (Kusnetzow), die 20. Armee (Wlassow), die 10. Armee (Golikow) und weitere Divisionen aus der strategischen Reserve der STAWKA an die Westfront zur Gegenoffensive. Die Meldungen der Luftaufklärung über erkannte Truppenansammlungen im Raum Moskau wurden von der deutschen Führung als "Gespenstereien" betrachtet.
Am 30. November nehmen die Deutschen die Orte Krasnaja Poljana und Putschki ein und kammen dadurch bis auf 18 Km an Moskau heran. Die Angriffe auf Tula konnten die Sowjets zurückweisen. Ebenfalls an diesem Tage meldete Schukow Stalin die Bereitschaft zur Offensive. Stalin beschloß aber noch bis zum 6. Dezember zu warten, um die Kräfte besser zu koordinieren und weitere Reserven abzuwarten.
Am 2. Dezember gelang es bis zum Moskauer Vorort Chimki vorzudringen. Es war der weiteste Punkt, den die Wehrmacht erreicht hat; die Moskauer Festungsbatterien schossen nun in die vordersten deutschen Linien.
Russische Gegenoffensive
Am 30. November segnete Stalin den Plan des Generals Georgi Konstantinowitsch Schukow zu einem Gegenangriff ab, der bereits für seine Erfolge 1939 in der Schlacht am Halhin Gol gegen Japan zum Held der Sowjetunion ernannt worden war. Am 5. Dezember startete der massive Gegenschlag, dessen Aufmarsch von der deutschen Luftaufklärung unbemerkt geblieben war.
Die sowjetischen Truppen waren bestens auf den Winter vorbereitet und verfügten sogar über Ski-Einheiten. Außerdem waren sie mit dem neuen T-34-Panzer ausgestattet, der für die Deutschen noch vollkommen unbekannt war und gegen den die Wehrmacht über keine effektive Panzerabwehr verfügte. Möglich wurde der Sowjetunion diese Konzentration von Truppen dadurch, dass fast 700.000 Mann, die zuvor aus Angst vor einem japanischen Angriff in Sibirien stationiert waren, nach Moskau verlegt werden konnten. Dies war möglich, nachdem Stalin durch den Spion Richard Sorge aus Tokio erfahren hatte, dass Japan keinen Angriff auf die Sowjetunion plane. Die sibirischen Reserven waren die zu diesem Zeitpunkt letzten gut ausgerüsteten Reserveverbände.
Die Wehrmacht konnte dem sowjetischen Angriff nichts entgegensetzen und wurde immer weiter zurück getrieben. Hitler, der am 16. Dezember sich selbst als Oberbefehlshaber des Heeres einsetzte, gab den Befehl, dass der Boden mit fanatischem Willen zu verteidigen sei. Der Befehlshaber der Heeresgruppe Mitte Fedor von Bock bat Hitler um die Erlaubnis, seine Truppen zurückziehen zu dürfen, weshalb er von seinem Posten enthoben wurde. Erst nach Anraten weiterer Generäle erlaubte Hitler einen Rückzug in die Ausgangsstellung. Nach dem Rückzug schaffte es die Wehrmacht, weitere sowjetische Angriffe abzuwehren. Dennoch war die Schlacht um Moskau für das Deutsche Reich verloren.
Folgen
Nachdem für viele Beobachter der Kollaps der Sowjetunion kurz bevorstand, konnte die sowjetische Führung mit dem ersten großen Erfolg die Lage wieder ausgleichen. Dies sorgte nicht nur für eine Verbesserung der Moral in der sowjetischen Bevölkerung und der Roten Armee, sondern auch die Alliierten erkannten die Sowjetunion als gleichwertigen Bündnispartner an und ebneten den Weg zur Konferenz von Teheran.
Der deutsche Zeitplan erwies sich endgültig als unrealistisch und die deutschen Truppen gerieten in Witterungen, für die sie nicht ausgerüstet waren. Die Blitzkrieg-Taktik war gescheitert und das Deutsche Reich musste sich auf einen langen Krieg im Osten gefasst machen.
1965 (zum 20. Jahrestag des Sieges über Deutschland) erhält Moskau den Titel Heldenstadt als Anerkennung für die Verteidigung verliehen.
Literatur
- In der Datenbank RussGUS werden an die 50 Publikationen nachgewiesen (dort Suche - Formularsuche - Sachnotation: 12.3.4.5.3.4.2.4.1)
- Günther Blumentritt: Schlacht um Moskau. Erinnerungen über die Heeresgruppe Mitte. (In: Seymour Freiden - William Richardson (eds): The Fatal Decisions. New York, 1958.)