Sparta

antike Stadt und ihr Staat in Lakonien auf der Peloponnes
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Sparta (dorisch: Vorlage:Polytonisch Spárta, attisch - Vorlage:ELSneu Spártē, gesprochen Sparti; auch Lakedaimon), in der Antike Hauptstadt der peloponnesischen Landschaft Lakonien und des gleichnamigen Staates, lag auf den letzten Ausläufern des Taygetos und dicht am rechten Ufer des Eurotas, mit dem sich hier die Flüsschen Önos und an der Südseite der Stadt Knakion und Tiasa vereinigten, und bestand aus verschiedenen weitläufigen, gartenreichen Quartieren, welche zusammen einen Umfang von etwa neun Kilometer hatten.

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Reste des antiken Sparta

Die Einwohnerzahl mag sich in der Hauptzeit (600 v. Chr.) auf 40.000 bis 50.000 belaufen haben. Früher hatte die Stadt keine Mauern, da die Bürger ihr als solche dienen sollten; erst der Tyrann Nabis legte eine Mauer an, die zwar bald darauf von den Achaiern zerstört, aber auf Befehl der Römer wiederhergestellt und noch in byzantinischer Zeit erneuert wurde.

Sparta hatte auch keine eigentliche Akropolis. Diesen Namen führte nur einer der Hügel der Stadt, auf dessen Spitze neben anderen der Tempel der Athene Chalkioikos stand. Von den einzelnen Quartieren (Komen) wird Pitana im Nord-Osten als das schönste genannt. Hier war die Agora mit den Versammlungsgebäuden der Gerusia und der Ephoren, der von der persischen Beute erbauten persischen Halle und dem großen, mit weißem Marmor überkleideten Theater, von welchem sich noch einige Überreste erhalten haben. Andere Plätze im Westen der Stadt, an der Straße nach Messene, waren der Dromos mit zwei Gymnasien und der mit Platanen bepflanzte Platanistas, wo die Jünglinge zu ringen pflegten. Die Stadt hatte außer den angeführten noch zahlreiche andere Tempel und Monumente, welche Pausanias nennt, deren Lage sich aber heute nicht mehr nachweisen lässt.

Überreste alter Bäder befinden sich nordwestlich und südöstlich vom Theater, Reste einer alten Brücke über den Eurotas an der heutigen Straße nach Argos und Tegea. Die Anlage der Bergfestung und Residenzstadt Mystras im Westen der Stadt führte zu ihrer Verödung.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Spartas

Quellenlage

Die Quellen, aus denen wir unser Wissen über die Geschichte Spartas schöpfen, lassen sich in drei Gruppen einteilen: archäologische Hinterlassenschaften (siehe dazu 3. Lage, Topographie und die Anfänge der spartanischen Geschichte), Inschriften [1] und vor allem literarische Quellen.

Das grundsätzliche Problem bei der Rekonstruktion der spartanischen Geschichte besteht darin, dass Sparta keine eigene Geschichtsschreibung besaß; historische Darstellungen stammten bis in hellenistische Zeit von außerhalb, wobei solche athenisch geprägter Autoren überwiegen. Die vorhandenen literarischen Quellen lassen sich daher in drei Gruppen unterteilen: zum einen die zeitgenössische Literatur, die aus Sparta stammt, zum anderen zeitnahe Literatur, die Sparta von außen betrachtet und beurteilt sowie als letzte Gruppe spätere Autoren, die heute verlorene Werke benutzten.

Die einzigen Autoren, die aus Sparta stammten und das frühe Sparta beschreiben, sind die Dichter Tyrtaios und Alkman (zweite Hälfte des siebten Jahrhunderts v. Chr.), die das militärische und festliche Sparta besangen. Deren Aussagewert für historische Entwicklungen ist allerdings begrenzt. Darüberhinaus besitzen wir noch Fragmente des hellenistischen Grammatikers Sosibios.

Die erste historische Quelle stellt der in Athen schreibende Herodot (ca. 485–424) dar, der mündlich tradierte Ereignisse schriftlich fixierte. Zwar wird in seinem Werk deutlich, dass bereits zu dieser Zeit Sparta einer Typisierung und Überzeichnung von Außen unterworfen war. Trotzdem lassen seine Angaben nicht erkennen, dass Sparta ein Sonderfall unter den griechischen Staaten (Poleis) bildete. Die zeitlich nächste literarische Quelle stellt die Beschreibung des Peloponnesischen Krieges von Thukydides dar. Er bemängelte bereits die Schwierigkeit, Informationen über Sparta aufzutreiben. Bei ihm ist ein bereits fest gefügtes Spartabild greifbar, das vor allem durch negative Topoi charakterisiert ist (Fremdenfeindlichkeit, gegen Innovationen eingestellt, erfindungslos, altväterlich und Unterordnung des Individuums) und dem Ideal Athen gegenüber gestellt wird. Die von Xenophon verfasste Verfassung der Spartaner (frühes viertes Jahrhundert) basiert zwar auf eigenen Anschauungen, verbreitet aber ein idealisiertes und daher tendenziöses Spartabild. Auch von Aristoteles wurde die spartanische Verfassung beschrieben, ist heute aber weitgehend verloren. Aus späthellenistischer Zeit liegt uns Polybios vor, der Spartas Auseinandersetzungen mit dem Achaierbund bis zur Aufnahme in das römische Reich 146 selbst miterlebt hatte. Das römische Sparta beschrieb schließlich Pausanias (zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts) in seiner Beschreibung Griechenlands.

Als dritte Gruppe bieten auch solche Autoren Informationen, die heute weitgehend verlorene Quellen und Autoren auswerteten und benutzten. Unter diesen sind Strabon (ca. 63 v. Chr.–23 n. Chr.), Plutarch (Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr.), und nochmals Pausanias zu nennen. Diese Autoren stützen sich weitgehend auf hellenistische Autoren, so dass ihre Angaben häufig Anachronismen darstellen.

Archäologisches

Am besten erhalten ist das Theater aus der frühen Kaiserzeit am Abhang der Akropolis. Auf der Akropolis selbst findet man Überreste eines Tors und der Stadtmauer sowie einer Stoa (vielleicht der von Pausanias erwähnten Persischen Stoa). Im Nordosten des Stadtzentrums sind am Ufer des Eurotas einige Überreste des berühmten Heiligtums der Artemis Orthia zu sehen, in dem das berühmte alljährliche Ritual der Geißelung der Epheben stattfand. Zahlreiche Funde aus diesem Heiligtum sind im Archäologischen Museum der Stadt ausgestellt. Etwas außerhalb der Stadt befinden sich gut erhaltene Reste des Menelaions, des Heroons von Menelaos und Helena.

Forschungsgeschichte

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Sparta setzte in der Renaissance mit der Wiederentdeckung antiker Autoren ein, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus instrumentalisiert und wendet sich heutzutage mit neuen Fragestellungen und verfeinerten Methoden vor allem der Sozialgeschichte zu. Einen ausführlichen Überblick über die Forschungsgeschichte wurde von dem Marburger Professor Karl Christ in der Einleitung zu dem von ihm herausgegebenen Sammelband (Sparta, 1986) vorgelegt. Im Folgenden werden daher nur die wichtigsten Entwicklungen und ihre Hauptvertreter genannt. Von den frühen Autoren, die sich zur Verfassung Spartas äußerten, sind Montesquieu und Rousseau zu nennen, die jedoch noch keine zusammenhängenden Werke zu Sparta veröffentlichten, sondern innerhalb ihrer staatstheoretischen Abhandlungen Lykurg als einen der größten und bewunderungswürdigsten Gesetzgeber des Altertums beurteilten. Dagegen sah Schiller die Verfassung des Lykurgs weit kritischer, wie auch Herder später in seinen Vorlesungen über die Philosophie den spartanischen Staat ablehnte.

Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann man Monographien zur Geschichte Spartas und zu den Doriern zu schreiben, von denen die Werke von J. C. F Manso (1800–1805) und Karl Otfried Müller(1824) als erste zu nennen sind. Sparta wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend in allgemeinen Werken zur Griechischen Geschichte und zum Griechischen Staatsrecht behandelt.

1925 veröffentlichte Viktor Ehrenberg seine Habilitationsschrift Neugründer des Staates. Manche der Aussagen Ehrenbergs, der 1939 nach England emigrierte, sind heute jedoch nicht mehr haltbar. Helmut Berve (1937) entwickelte schließlich ein Spartabild, das der Propaganda des Nationalsozialismus diente, indem die Dorier als nordische Rasse und als Abkömmlinge des nordischen Herrenvolkes instrumentalisiert wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg häufen sich erst ab den 1980er Jahren wieder umfassende Studien zu Sparta, wie die von M. Clauss (1933), der von Karl Christ herausgegebene Sammelband (1986), Stefan Link (1994), L. Thommen (1996 und 2003), Mischa Meier (1998) und Karl-Wilhelm Welwei (2004). Gleichzeitig gewann die angelsächsische Forschung an Bedeutung, von denen D. N. MacDowell und vor allem P. Cartledge sowie St. Hodkinson hervorzuheben sind.

Die Forschungsgeschichte Spartas ist insgesamt von der Spannung zwischen entschiedener Ablehnung und begeisterter Bewunderung geprägt. Mit der bereits in der Antike einsetzenden Idealisierung Spartas beschäftigten sich vor allem F. Ollier („Le mirage spartiate“, 1933), E.N. Tigerstedt („The Legend of Sparta in Classical Antiquity“, 3 Bde., 1965–1978) und schließlich E. Rawson („The Spartan Tradition in European Thought“, 1969).

Die Verfassung Spartas

Die Verfassung Spartas wurde von Lykurg in der Großen Rhetra festgelegt, die bei Plutarch überliefert ist. Demnach umfassten die politischen Institutionen Spartas zunächst das Doppelkönigtum, die Gerusia (Ältestenrat) und die Apella (Volksversammlung). Erst später kamen noch die Ephoren hinzu.

Lykurg und die Große Rhetra

Lykurg

Lykurg bzw. Lykurgos bezeichnet den legendären Stifter der politischen und gesellschaftlichen Ordnung Spartas, der in der Antike als einer der großen Gesetzgeber angesehen wurde. Bei der Rekonstruktion der Person Lykurgs wird deutlich, dass er historisch nicht greifbar ist und vermutlich nicht existierte. Verschiedene Datierungsversuche ordnen ihn in die Zeit zwischen dem 11. und 8. Jahrhundert v. Chr. ein. Laut unterschiedlichen Überlieferungen soll er königlicher Abstammung sowie Vormund eines Königs gewesen sein. Andere Quellen wiederum sehen in ihm eine göttliche Gestalt, wieder andere betrachten ihn als Namensgeber für eine Reihe von Einrichtungen, deren ursprüngliche Bedeutung verloren gegangen war. So fasste Plutarch die verschiedenen Legenden in einer Biographie zusammen, die heute als ausführlichste antike Quelle zum Leben und zur Gesetzgebung Lykurgs dienen. Lykurgs Leben wurde in hellenistischer Zeit ausgeschmückt und nahm viele Elemente an, die auch andere Gesetzgeber (z. B. Solon) auszeichnen. So wurden ihm Auslandsreisen nach Kreta, Asien sowie Ägypten nachgesagt, die Ordnungsstiftung im Zwist zwischen Volk und Königtum sowie die Gesetzgebung in Sparta, bei deren Durchführung er ein Auge verlor. Des Weiteren verbot er geschriebene Gesetze. Hiernach verpflichtete er die Bürger durch Eid auf Einhaltung und Unveränderlichkeit der neuen Ordnung und ging ins Exil, wo er starb. Lykurg erhielt in Sparta kultische Ehren sowie ein Heiligtum.

Die Große Rhetra

Die Große Rhetra stellt das wohl älteste und umstrittenste Dokument zur griechischen Verfassungsgeschichte dar. Sie ist in die von Plutarch verfasste Vita Lykurgs eingebunden und hier erstmals ausführlich zitiert. Problematisch ist in dieser Hinsicht die Authentizität Plutarchs zu bewerten, da diese nicht vollständig gegeben ist. Der um 650 v. Chr. anzusetzende Text wird von Plutarch als delphischer Orakelspruch an Lykurg präsentiert, der im Kontext der Einrichtung der Gerusia (dem Ältestenrat) steht. Des Weiteren ist zu bemerken, dass die Große Rhetra nicht von Anfang an mit Lykurg in Verbindung gebracht, sondern anfänglich nur mit dem Orakel von Delphi verknüpft wurde. Die Datierung der Rhetra in die Mitte des siebten Jahrhunderts ist schlüssig, da durch die messenischen Kriege eine große Erweiterung des spartanischen Herrschaftsgebietes zu verzeichnen ist. Mit dieser Entwicklung ergaben sich neue Aufgaben, vor allem in Bezug auf die Kontrolle des neu gewonnen Landes sowie dessen Bevölkerung. Darüber hinaus stellte die Einführung fester politischer Strukturen eine Art Machtnivellierung dar, die der Konzentration von Macht in den Händen Weniger entgegenwirken sollte.

Die Kleine Rhetren

Plutarch überlieferte noch drei weitere Rhetren. Diese als Kleine Rhetren bekannten Gesetze regelten die Grundordnung Spartas. So umfassten sie das Verbot von schriftlichen Gesetzen, von Luxus beim Hausbau und von wiederholtem Kampf gegen denselben Feind. Jedoch stehen sie in einem anderen Kontext und wurden wahrscheinlich nicht vor dem vierten Jahrhundert Lykurg zugeschrieben.

Inhaltliche Bestimmungen der Großen Rhetra

»So sehr lag Lykurg diese Behörde (d. h. die Gerusia) am Herzen, dass er über sie ein Orakel aus Delphi einholte, welches man Rhetra nennt: ›… er soll ein Heiligtum des Zeus Syllanios und der Athena Syllania errichten; Phylen und Oben einrichten; einen Rat von Dreißig einschließlich der Heerführer (d. h. der Könige) konstituieren; von Zeit zu Zeit (d. h. in regelmäßigen Abständen) die Volksversammlung zwischen Babyka und Knakion einberufen und so (d. h. unter Beachtung der vorangehenden Bestimmung) einbringen und abtreten (d. h. der Versammlung Anträge zur Abstimmung vorlegen und sie durch Abtreten auflösen); … und Kraft.« (Plut. Lyk. 6,2; Übers. Bringmann 1975 [1986])

Ergänzungsklausel bei Plutarch

»Wenn das Volk sich für einen schiefen Spruch aussprechen sollte, sollen die Ältesten und die Heerführer (d. h. der Rat) abtreten (d. h. auf diese Weise die Versammlung auflösen). « (Plut. Lyk. 6,8; Übers. Bringmann 1975 [1986])

Die Große Rhetra regelte nun das politische Leben Spartas. Dies beinhaltete die Erbauung zweier Heiligtümer die den Wert der erstmals fixierten Ordnung betonten bzw. legitimierten, sowie darüber hinaus eine gewisse Gemeinschaftsidentität stiften sollten. Mit der Einrichtung von Phylen wird die Einteilung in drei Personenverbände mit gewissen verwandtschaftlichen und lokalen Beziehungen bezeichnet. Die Etablierung von Phylen verdeutlicht die Vorherrschaft einiger weniger vornehmer Familien, die eine gewisse Machtposition innehatten. Diesen Phylen stand ein Presbytatos vor, der vermutlich einer dieser vornehmen Familien entstammte. Die Oben hingegen bezeichneten entweder die Unterabteilungen der Phylen oder waren Bezeichnungen für die Dorfbezirke Spartas. Der Rat von Dreißig bezeichnet die Gerusia, also den Ältestenrat, welcher sich aus 28 Bürgern Spartas, die älter als 60 Jahre waren, einschließlich der beiden Könige zusammensetzte. Dem Rat kamen vor allem zwei Aufgabenbereiche zu. So entschied er über die Anträge, die in die Volksversammlung eingebracht wurden und bestimmte somit den politischen Entscheidungsprozess erheblich mit. Des Weiteren übernahm er prozessuale Aufgaben und spielte damit in der Rechtsprechung eine wichtige Rolle. Weiterhin wurde festgelegt, dass in regelmäßigen Abständen eine Volksversammlung einberufen wurde, in der das Volk über die jeweiligen Anträge abstimmte, was per Akklamation geschah. Mitglieder waren alle Bürger ab dem 30. Lebensjahr. Jedoch konnte das Volk nicht eigenständig politisch aktiv werden, da es keine eigenen Anträge stellen durfte sondern nur über die vom Rat eingebrachten Vorschläge abstimmte. Die Zusatzklausel räumte dem Rat eine weitere Machtverstärkung ein, da sie eine vorzeitliche Auflösung der Versammlung ermöglichte. Das Ephorat, welches in der politischen Verfassung Spartas eine große Bedeutung innehatte, wird von der Rhetra jedoch noch nicht erwähnt.

Bedeutung für Sparta

Dass die Rhetra nicht allein von Lykurg verfasst wurde sondern einem längeren Entstehungsprozess unterlag, gilt als gesichert. Dies vermindert jedoch nicht ihre Bedeutung, denn mit ihr wurden erstmals die Institutionalisierung politischer Entscheidungsorgane sowie der Prozess der Entscheidungsfindung an sich festgeschrieben. Weiterhin stellte sie Kriterien für die Zugehörigkeit zur Bürgerschaft, so zum Beispiel durch die Einrichtung von Phylen und Oben. Denn jeder Bürger, sofern er als solcher gelten wollte, musste hier Mitglied sein. So kann also festgehalten werden, dass durch die Rhetren die Schaffung einer gemeinsamen Identität der Spartaner als Angehörige einer Kulturgemeinschaft geschaffen werden sollte. So sind diese auch für den weiteren Verlauf der spartanischen Geschichte von großer Bedeutung, da man sich immer wieder auf sie berief.

Doppelkönigtum

Quellenlage

Wie in vielen antiken Themenbereichen ist auch bezüglich des Königtums in Sparta die Quellenlage dünn gestreut, und ganz allgemein das Wissen über die Könige vor 600 nur spärlich vorhanden. Herodot liefert einige Informationen, die vor allem die Aufgaben und Privilegien der Könige beschreiben. Jedoch entspricht seine Darlegung, neueren Forschungen nach zu urteilen, in mancher Hinsicht nicht den eigentlichen Gegebenheiten. Was die geschichtliche Entwicklung des Königtums betrifft, so sei auf Thukydides verwiesen, welcher die zur Entstehungszeit seines Werkes Der Peloponnesische Krieg lebenden Könige und deren Regierungen mit einfließen lässt. Darüber hinaus seien Xenophon (Lakedaimonion politeia) und Plutarch (vitae parallelae) genannt.

Die Verankerung der Könige im spartanischen Gefüge

  • Verfassungssystem

Lykurg gibt in der Eunomia eine bestimmte Herrschaftsfolge wieder, wonach (in dieser Reihenfolge) die Könige, Geronten und Bürger herrschen sollten - diese Ordnungsvorstellung war auch in der Großen Rhetra zu finden, welche unter anderem das Königtum absicherte. Die Rolle der Könige und deren Aufgaben hingen eng mit dem spartanischen Verfassungssystem zusammen. Dieses bestand im Wesentlichen aus dem Ineinanderwirken verschiedener Organe. Neben den Königen und der Gerusia gab es fünf Ephoren, die die Beschlüsse der Könige zwar kontrollierten, jedoch deren Macht und Vorrangstellung akzeptierten. Das Verhältnis zwischen Königen und Ephorat war stets von Unstimmigkeiten geprägt. Ein monatlicher Schwur sollte die Könige darauf verpflichten, ihre Herrschaft nach den Gesetzen auszurichten, während die Ephoren im Gegenzug schworen, die Königsherrschaft zu bewahren. Die Könige waren gleichzeitig Mitglieder der Gerusia. Konnten sie bei Versammlungen nicht anwesend sein, wurden ihre Stimmen auf Verwandte innerhalb dieses Rates übertragen. Die Gerusia kontrollierte die Könige und stellte den höchsten Gerichtshof dar, vor welchem jene angeklagt werden konnten. Den Königen unterstand zudem das Heer, über welches sie als Feldherren die Befehlsgewalt innehatten.

  • Doppelkönigtum

Wichtigstes Merkmal des Königtums in Sparta war das so genannte Doppelkönigtum. Dessen Ursprung lag unter anderem darin, die königliche Macht zu beschränken. Die beiden Geschlechter der Agiaden und Eurypontiden stellten jeweils einen König, welche zusammen in Form einer Doppelherrschaft auf Lebenszeit regieren konnten, wobei die Agiaden das höhere Ansehen genossen. Die beiden Könige waren theoretisch gleichrangig und besaßen den gleichen Machtspielraum. In der Praxis jedoch wechselten die Machtverhältnisse oft und wurden nicht selten auf die jeweiligen Nachkommen übertragen. Stets hatte einer der Könige die alleinige Gewalt, der andere konnte immer nur versuchen, Ausgleich zu schaffen. Eine Heirat zwischen den beiden Königshäusern, welche einen eventuellen Ausgleich geschaffen hätte, war nicht erlaubt, da der Wunsch der Spartiaten nach zwei Königshäusern bestand.

  • Königslisten

Glaubwürdige Königslisten gab es erst etwa seit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. Jene davor sind nicht selten von antiken Geschichtsschreibern nach Belieben zusammengestellt und an unbekannten Stellen in der Genealogie notdürftig zusammengehalten worden. So entsteht der Anschein, dass es bis etwa 600 stets direkt vom König abstammende Nachfolger, seine Söhne, gab, während nach dieser Zeit ein eigener Sohn als legitimer Nachfolger nicht mehr unbedingt auftrat.

Aufgaben und Privilegien der Könige

Die Könige besaßen zwei wesentliche Aufgaben, die Heeresführung und die Erkundung des göttlichen Willens.

  • Führung des Heeres

Seit 505 v. Chr. stand bei Kriegszügen nur noch ein König, welcher zuvor vom Volk gewählt worden war, dem Heer vor und leitete dieses. Seit den Perserkriegen wurde er von zwei Ephoren begleitet, welche seine Entscheidungen kontrollierten, jedoch während des eigentlichen Kriegszuges niemals eingreifen durften. Nach einem solchen jedoch war es den Ephoren erlaubt, den König anzuklagen. Der Reichtum der Könige kam vor allem durch die bei diesen Kriegszügen erworbene Kriegsbeute und zusätzliche Ländereien im Umland Spartas zustande.

  • Erkundung des göttlichen Willens

Als Nachfahren der Herakleiden verwalteten die Könige bestimmte Priesterämter (Zeus Lakedaimonios und Zeus Uranios) und hatten Pythier (Boten), durch die sie mit dem delphischen Orakel in Verbindung standen und die die Orakelsprüche aufbewahrten. Weitere Privilegien waren die Rechtsprechung (so konnten sie reiche Erbtöchter verheiraten, und Adoptionen hatten in ihrer Anwesenheit zu geschehen) und die Zuständigkeit für die Durchführung öffentlicher Opfer. Sie waren als einzige im Kindesalter von der agoge ausgenommen. Darüber hinaus erhielten sie besondere Abgaben von Opfergegenständen und einen Ehrenplatz beim Gemeinschaftsmahl. Wenn ein König sich näherte, mussten sich alle Anwesenden (bis auf die Ephoren) erheben. Starb der König, so wurde sein Leichnam, wenn er sich zuvor auf dem Kriegsfeld befunden hatte, in Honig konserviert nach Sparta überführt, ein Privileg, welches nur den Königen zustand. Die Spartiaten sowie die Heloten und einige Perioiken waren verpflichtet, an der Beerdigung teilzunehmen, und während der folgenden allgemeinen Trauer, die zehn Tage andauerte, stand das offizielle Leben still. Die toten Könige schließlich wurden heroisiert.

Gerusia

Die Gerusia stellte den Ältestenrat in Sparta dar.

Apella

Der Begriff Apella (von apellázein: eine Volksversammlung durchführen) bezeichnet die Versammlung aller wehrfähigen Spartiaten und stellt eine der vier Institutionen (Doppelkönigtum, Ephoren, Gerusia) der spartanischen Verfassung dar. Der Begriff taucht jedoch nur einmal in der Großen Rhetra und in zwei frührömischen Inschriften auf. Dagegen verwendeten Thukydides und Xenophon den Begriff Ekklesia, der für die griechische Volksversammlung üblich war.

Ursprung

In der Großen Rhetra, dem spartanischen Verfassungswerk (Plutarch, Lykurgos 6), wurde festgelegt, dass die Apella regelmäßig einberufen werden sollte (einmal im Monat? Vgl. Scholien zu Thukydides 1,67: bei Vollmond). Der Zusatz zur Rhetra verfügte jedoch, dass Geronten und Könige Beschlüsse der Volksversammlung verhindern durften (Plutarch, Lykurgos 6,8).

Aufgaben

Die Apella war kein Initiativorgan, sondern konnte nur Vorschläge ablehnen oder annehmen. Trotzdem war sie bei politischen Beschlüssen wichtig für die Meinungsbildung und an wichtigen Entscheidungen beteiligt: Sie entschied über Krieg und Frieden, bestimmte Befehlshaber, beschloss Gesetze, wählte Geronten und Ephoren (aus vorher festgesetzten Kandidaten) und konnte auch deren Absetzung erwirken. In strittigen Fällen entschied die Volksversammlung über die Thronfolge (vgl. z. B. Xenophon, Hellenika 3,3,4). Einberufen wurde die Volksversammlung zunächst durch die Könige und/oder Geronten. Erst im sechsten Jahrhundert oblag den Ephoren die Leitung, die der Volksversammlung Anträge zur Akklamation vorlegten. Den Bürgern fehlte jedoch ein Antragsrecht und einfache Bürger durften nur mit der Bewilligung der Ephoren das Wort ergreifen. Vorberatungen in der Volksversammlung boten daher nur ein Stimmungsbild, was einen fundamentalen Unterschied zur athenischen Volksversammlung darstellt, wo jeder Bürger das Wort ergreifen und Anträge stellen konnte. Auch wurde durch lautes Zurufen (Akklamation) und nicht durch Stimmenauszählung wie in Athen abgestimmt, was die Beeinflussung von Beschlüssen ermöglichte. Nur in Zweifelsfällen wurde durch einen sogenannten Hammelsprung (Auseinandertreten in zwei Gruppen) entschieden.

Bedeutung

Auch wenn die Bürgerschaft seit der Bildung des Peloponnesischen Bundes und den Perserkriegen in mehr Entscheidungen einbezogen wurde und dadurch mehr Gewicht erhielt, wurden ihr keine erweiterten Kompetenzen zugestanden. Die Apella entwickelte sich daher nicht zu einem Initiativorgan und übernahm keine breit angelegte bürgerliche Verantwortung für das Gemeinwesen wie etwa in Athen. Das politische Gewicht der spartanischen Volksversammlung wird daher unterschiedlich eingeschätzt. Ihre Bedeutung lag vor allem darin, dass sie bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb der politischen Führung (Gerusia, Ephoren, Könige) entschied und ihr Handlungsspielraum nicht darauf beschränkt war, die Pläne der Polisleitung einfach zu akzeptieren.

Ephoren

Die fünf Ephoren (griechisch für Aufseher) waren gewählte Jahresbeamte und gehörten neben dem Doppelkönigtum, dem Ältestenrat (Gerusia) und der Volksversammlung (Apella) zu den politischen Institutionen der spartanischen Verfassung. Sie werden jedoch nicht in der Großen Rhetra, dem spartanischen Verfassungswerk, genannt.

Ursprung

Entstehungszeit, historischer Kontext und Anfänge des Ephorats sind nur in Ansätzen greifbar. In der Antike wurde das Ephorat entweder Lykurg bzw. später auch König Theopompos zugeschrieben, wodurch es möglich war, die Institution des Ephorats als nichtlykurgisch abzutun und eine Entmachtung des Ephorats zu fordern, wie die Könige Pausanias Anfang des vierten Jahrhunderts (Strabon 8,5,5. Aristoteles, Politik 1301b) und Kleomenes III. nach der Mitte des dritten Jahrhunderts (Plutarch, Kleomenes 10). In der Antike sah man die Ephoren als ein Gegengewicht zu den Königen (Platon, Gesetze 692a. Aristoteles, Politik 1313a 27–29), da die Ephoren beispielsweise als einzige bei der Begrüßung der Könige sitzenblieben. Zudem wurde frühestens seit dem mittleren sechsten Jahrhundert monatlich ein Eid von den Ephoren wie auch von den Königen abgelegt: Die Ephoren erkannten die königliche Stellung an und die Könige verpflichteten sich zur Einhaltung der Gesetze (Xenophon, Verfassung der Spartaner 15,6f.). Gleichwohl ist das Ephorat nicht aus einem Ständekampf entstanden, auch übten die Ephoren keine Schutzfunktion gegenüber den Königen aus, sondern sind als eine sich allmählich entwickelnde Institution zu sehen, die dem Machtausgleich innerhalb der Oberschicht diente.

Besetzung

Die fünf Ephoren wurden von der Volksversammlung auf ein Jahr gewählt. Das Mindestalter betrug 30 Jahre (Plutarch, Lykurgos 25). Nach Aristoteles waren sie oft arm und stammten aus dem ganzen Volk (pol. 1265 39f. 1270b 9f.), weshalb man sie als Institution deutete, die als Gegengewicht zur Aristokratie fungierte. Dagegen ist einzuwenden, dass die Ephoren das volle Bürgerrecht besitzen mussten, weshalb keine verarmten und minderprivilegierten Spartaner das Ephorat bekleiden konnten. Nichtzuletzt ermöglichte das Wahlverfahren – gewählt war, wer die lautesten Rufe erhielt – Einflussnahme. Die überlieferten Ephoren (Chilon, Brasidas, Leon, Endios, Antalkidas) stammten zudem aus führenden Kreisen. Grundsätzlich stand das Ephorat jedoch allen Spartiaten offen.

Aufgaben

  • Im Innern: Allgemeine Sittenaufsicht (Erziehung, Lebensführung), Buß-, Verhaftungs- und Anklagerecht, Kontrolle über Fremde, Kontrolle und Kapitalstrafrecht über Periöken und Heloten, Zivilgerichtsbarkeit, Strafprozesse bei politischen Vergehen (gegen Bürger, Beamte und Könige), Kapitalprozesse (gemeinsam mit Geronten und Königen), Finanzverwaltung, Durchführung von Beschlüssen, Einberufung und Leitung der Volksversammlung (wozu auch die Vorlage von Anträgen zur Abstimmung sowie die Durchführung von Wahlen zählte).
  • Religiöser Bereich: Leitung der Gmnopaidien, Durchführung des Staatsopfers bei der Prozession der Jünglinge für Athena Chalkioikos, Durchführung einer Himmelsbeobachtung alle neun Jahre, was zur Absetzung der Könige führen konnte [2].
  • Außenpolitik: jährliche Kriegserklärung gegen die Heloten (Plutarch, Lykurgos 28), Empfang oder Abweisung von Gesandten, Leitung der Versammlung des Peloponnesischen Bundes (nicht sicher).
  • Militärischer Bereich: Beratung über Krieg und Frieden und Wahl der Befehlshaber in der Volksversammlung, Mobilmachung, Festlegung der Heeresgröße, militärische Beratung der Befehlshaber (Bekleidung der Ephoren im Feld)

Handlungsspielraum und Bedeutung

Die Beurteilung der Bedeutung des Ephorats ist von Aristoteles beeinflusst, der zum einen die Funktion der Ephoren darin sah, das Volk ruhig zu halten, zum anderen verglich er sie mit Tyrannen. Dementsprechend wird das Ephorat in der modernen Forschung überwiegend hoch eingeschätzt [3]. Ihre gestiegene Bedeutung lässt sich darin erkennen, dass das spartanische Amtsjahr nach dem Vorsitzenden der Ephoren benannt wurde (Thukydides 5,19,25. 8,58. SEG XIV 330), dass sie in Urkunden nach den Königen aufgeführt und ihr Geschäftslokal auf der Agora besaßen. Trotzdem ist keine eigenständige Politik erkennbar, auch konnten die Ephoren in der Volksversammlung überstimmt werden. Die eidliche Vereinbarung zwischen Ephoren und Königen wie auch die Einbindung in das politische System verhinderte Machtentfaltung. Auch waren die Ephoren ihren Nachfolgern rechenschaftspflichtig. Da die Amtszeit zudem auf ein Jahr beschränkt war, wurde eine längerfristige Politik verhindert.

Mikra Ekklesia

Eine Mikra Ekklesia (Kleine Versammlung) wird bei Xenophon (Hellenika 3,3,8) im Zusammenhang mit der Kinadon-Verschwörung erwähnt. Dabei ist nicht klar, wie sich Mikra Ekklesia zusammensetzte, ob sie eine feste Institution darstellte und welche Bedeutung ihr zukam. Es wurde angenommen, dass es sich entweder um die Gerusia, um die Tele (leitende Gremien Spartas: Ephoren, Geronten, Könige), um eine spontan einberufene und somit unvollständige Volksversammlung oder um einen Kreis angesehener Leute (also nicht die Gesamtheit der Spartiaten) handelte. Im Allgemeinen sieht man in der Mikra Ekklesia einen Hinweis auf die oligarchische Prägung der spartanischen Politik.´

Syssitien

Hauptartikel: Syssitien

Mit Syssitien (in den Quellen finden sich auch die Begriffe Phiditien und Syskenien) bezeichnet man die täglich stattfindenden Mahlgemeinschaften, an denen jeder spartanische Vollbürger obligatorisch teilnahm. Sie stellten neben der verbindlichen Erziehung eines der wesentlichen Elemente des bürgerlichen Lebens in Sparta dar.

Das Heer, Ausrüstung und Kampfesweise

Quellenlage

Die Zeugnisse über die griechische Militärpraxis sind eher gering. Die Kenntnisse der Kriegskunst stammen aus den bildlichen Darstellungen auf Keramik, entweder auf Töpfen, Vasen oder Tafeln. Das Wissen ist durch tatsächliche Funde (Ausgrabungen) oder durch künstlerische Darstellungen überliefert. Die Bewaffnung der Krieger wurde z. B. auf einer Vase entdeckt. Es wurde außerdem ein Kriegergrab, welches aus dem Jahr 725 v. Chr. stammen könnte, gefunden.

Ausrüstung der Hopliten und ihre soziale Bedeutung

Die Ausrüstung der Hopliten bestand aus einem Schild, Brustpanzer, Helm und Beinschienen. Die Rüstung war sehr teuer und da die Krieger sich selbst ausrüsten mussten, wurde eine finanzielle Leistungsfähigkeit vorausgesetzt. Die Rüstung war also nur den Reichen vorbestimmt. Es wurden nicht nur Menschen aus dem Adel rekrutiert, sondern auch reiche Bauern. Hopliten waren schwer bewaffnete Fußsoldaten, die für offene Schlachten auf ebenem Gelände gut geeignet waren. Die Hopliten gehörten zur einen herausgehobenen mittleren Schicht. Der Kriegsdienst verlieh den Menschen pol. Rechte des Vollbürgers. Es war deswegen für viele von Bedeutung, sich am Kriegsdienst zu beteiligen.

  • Der Schild (aspis) war so groß, dass der ganze Oberkörper eines Kriegers bedeckt wurde und hatte eine runde Form. Das war der Hauptbestandteil der Hoplitenausrüstung. Es wurde ca. 700 v. Chr. erfunden. Ein charakteristisches Merkmal des Schildes war ein flacher, versetzter Rand. In der Mitte des Schildes war ein großes Lambda dargestellt, welches für die Lakedaimonier (Spartaner) stand. Es besaß zwei Handhaben auf der Innenseite. Es war ursprünglich aus Holz und mit einem Bronzerand gefertigt. Später war der Schild komplett mit einer dünnen Bronzeschicht überzogen. Der Porpax war die abnehmbare Armbinde in der Mitte des Schildes. Der Arm wurde bis zum Ellenbogen durchgestreckt und am Rand festgehalten. Vorteil des Porpax gegenüber den eingriffigen Typen war, dass man besseren Halt hatte und das Gewicht des Schildes verringert wurde. Der Schild war schwer zu manövrieren und lediglich eine Teildeckung der Flanke und besser geeignet für enge Formationen. In bestimmten Situationen war es den eingriffigen Typen sogar unterlegen.
  • Der Harnisch(thorax) bestand aus zwei an den Schultern verbundenen Bronzeplatten an der Vorder- und Rückseite, die entsprechend der Anatomie des Körpers geformt waren. An den Hüften waren Platten befestigt, die nach außen gebogen waren. Dies erleichterte die Bewegung und schützte den Unterleib. Obwohl es schwer war und die Hitze staute, bewährte er sich über 200 Jahre lang. Er wurde erst später durch ein beweglicheres Modell ersetzt. Unter dem Harnisch trugen die Soldaten einen Chiton aus Leinen. Der Chiton wurde von allen (ungeachtet des Ranges) getragen. Es war rot gefärbt.
  • Der Helm (kranos, korus, kunee) wurde aus einem Bronzestück herausgearbeitet. Am meisten verbreitet war der korinthische Helmtyp. An der Innenseite wurde eine Leder- oder Filzkappe zur Bequemlichkeit eingenäht. Er diente zum Schutz des größtmöglichen Teils des Kopfes. Nur die Augen waren sichtbar, dadurch war das Hören im Helm stark beeinträchtigt. Auf dem Helm war ein Busch aus Pferdehaar befestigt. Es hatte neben der psychologischen auch eine ästhetische Funktion. Bei den Soldaten verlief der Busch längs von der Stirn zum Nacken. Zur Unterscheidung verlief der Busch bei den Offizieren quer von einem Ohr über den Kopf zum anderen.
  • Die Bronzebeinschienen (knemides) waren ein allgemeiner Bestandteil der Hoplitenrüstung und nach der Muskulatur der Wade geformt. Ihre Verbreitung war überwiegend auf Kreta.

Bewaffnung

  • Der Speer (doru, aichme, enchos melie) war zwei bis drei Meter lang und besaß eine schwere Eisenspitze mit einer Verdickung und wurde als Stichwaffe benutzt. Innerhalb von Zweikämpfen war er nach dem ersten Stoß schwer zu führen.
  • Das Schwert(xiphos, machaira) war eine unverzichtbare zweite Waffe im Kampf, aufgrund der beschränkten Einsatzfähigkeit des Speeres. Das Schwert der Hopliten war vermutlich ein Kurzschwert und wurde hauptsächlich als Hiebwaffe benutzt, wenn man die Form des Schwertes berücksichtigt.

Die Gymnetes

Die Gymnetes waren leichtbewaffnete, wahrscheinlich ärmere oder unterschichtige Spartaner, die hinter den schützenden Schildern der Hopliten standen. Ihre Aufgabe war vor allem, mit Fernwaffen zu verwirren. Die Gymnetes waren aufgrund strategischer und wirtschaftlicher Faktoren begünstigt. Die strategische Seite war, dass sie den Hopliten gegenüber wendiger waren. Von der wirtschaftlichen Seite war keine teuere Ausrüstung notwendig. Die Gymnetes erhielten wahrscheinlich durch ihren Kriegseinsatz später das Bürgerrecht.

Kampfesweise

Bevor sich die Spartaner in einen Feldzug einließen, erbaten sie die Gunst der Götter (delphische Apollo). Es wurden Opfergaben unmittelbar vor dem Kampf durchgeführt. Die Rolle des Generals bestand darin, ein für die Phalanx geeignetes Gelände auszusuchen und natürlich selbst bei den Kämpfen teilzunehmen. Der Vorbereitungsprozess für die Schlacht wurde in der Regel kurz gehalten und es gab wenig sorgfältig geplante Schlachten. Die Kämpfe wurden in der archaischen Zeit hauptsächlich von reichen Aristokraten dominiert, die entsprechende finanzielle Mittel besaßen. Für die klassische und spätere Zeit geht man davon aus, dass sie keine Rolle mehr gespielt haben. Die Spartaner waren Ihren Gegnern überlegen, indem sie mit Hilfe von Querflöten und Blockflöten einen Rhythmus erzeugten, der sie kampfmäßig unterstützte. Dieser Rhythmus sorgte für die nötige Disziplin und Ordnung, um ihre Strategie zu untermauern. Laut Thukydides war die Truppenstärke der Spartaner aufgrund der Geheimhaltung in Staatsangelegenheiten schwer vorherzusehen (Thuk. 5. 68.)

Die Phalanx

Die Phalanx wurde im ersten Viertel des siebten Jahrhunderts entwickelt. Für die Phalanxformation war ebenes Flachland notwendig, damit sie nicht durch einen Hinterhalt überrascht wurden. Die Hopliten bildeten eine Reihe Wand aus Schilden, wo die rechte Seite jedes Kriegers durch den Schild des Nachbarn beschützt wurde. Sie marschierten in Zügen mit zwei Dutzend Männern, in der Regel acht Mann tief, mit dem Speer über der rechten Schulter. Die Kriegführung zwischen der Phalanx erforderte disziplinierte Geschlossenheit und unnachgiebige körperliche und moralische Stärke. Im Verlauf des Kampfes driftete die Phalanxreihe nach rechts, zur ungeschützten Seite hin, um die gegnerische Flanke anzugreifen. Der rechte Flügel war aufgrund dessen mit Eliteeinheiten besetzt. Es waren nur Männer in die Phalanx rekrutiert worden, die die Hoplitenrüstung stellen konnten. Es kam auf den ersten Stoß an. Man hat versucht, durch die Wucht des Zusammenpralls die Gegner zu verdrängen. Sollte dies nicht gelingen, wechselte man in den Nahkampf mit dem Schwert.

Durch die Erfindung von Porpax sieht man, dass die Spartaner mehr Wert auf den Schutz der Frontseite als auf den Schutz der Flanke und des Rückens legten. Hier wird ein Wandel in Richtung Nahkampf deutlich.

Kampfart der Spartiaten

Das Bürgerheer der Spartaner war berühmt für seine Disziplin und Überlegenheit gegenüber allen sich auf eine offene Feldschlacht einlassenden Gegnern. Sie hatten die klassische Phalanx perfektioniert.

Einige Unterschiede zu anderen Heeren lassen sich identifizieren: Die Phalanx der Spartaner bewegte sich langsamer als andere, da das oberste Kriterium war, die Reihen geschlossen zu halten - so verfolgten sie auch die Gegner nicht, wenn diese flohen. Die Hopliten trugen eine Art Uniform, bestehend aus einem purpurroten Mantel (den sie allerdings vor Kampfbeginn ablegten) und einem groß auf ihre Schilde gemalten Buchstaben Lambda (für „Lakedaimonier“). Die Spartaner hatten anscheinend auffallend kurze, gerade Schwerter, die für einen Kampf auf engem Raum geeigneter waren als die üblichen breiteren oder gebogenen. Ferner scheinen sie Schrittmacher gewesen zu sein, wenn es darum ging, die Stoßlanzen zu verlängern. Die makedonische Sarissa allerdings übernahmen sie erst recht spät.

Teil ihrer Überlegenheit neben der diszipliniert geschlossenen Formation, spezifischen Waffen und der antik-bürgerlichen Ethik, der sich der einzelne unterzuordnen hatte, war das anscheinend exzessive Exerzieren von Formationsbewegungen, z. B. um die Phalanx im Gefecht zu schwenken oder sogar zu knicken.

Harmosten und Nauarchen

Harmosten

Harmosten sind spartanische Befehlshaber zur Kontrolle und Besetzung bestimmter Gebiete, die hauptsächlich während und nach dem Peloponnesischen Krieg eingesetzt wurden und in Folge dieses Krieges ihre größte Bedeutung erlangten, also zur Zeit der größten Macht Spartas. Vorher wurde das Heer vom König geführt. Zur Wahrung der spartanischen Interessen eingesetzt, überwachten sie eroberte oder abgefallene Poleis autonom und mit einer ihnen untergeordneten Garnison. Durch die zum Teil eigenmächtige und eigenverantwortliche Politik, war es möglich, dass Harmosten die Bevölkerung unterjochten und sich selbst bereicherten. Sie verfügten über unterschiedliche Truppen von Neodamoden, Verbündeten und Söldnern.

Quellenlage

Thukydides erwähnt erstmals das Amt des spartanischen Harmostes 412 v.Chr. Die meisten Erwähnungen stammen aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges, als Harmosten verhäuft in Periökengebieten stationiert wurden (Thuk. 5,51,2). Auch durch Xenophon erhalten wir einige Informationen über die Organisation und Struktur des Militärführers.

Das Amt des Harmost

Die Harmosten unterlagen in Sparta der Volkswahl (Xen. Hell. 3,1,4), konnten aber auch von Königen, Beamten, Feldherren oder Nauarchen ernannt und eingesetzt werden. Vornehmlich wohlhabendere Bürger kamen für das Amt in Frage. Auch Periöken konnten einzelne militärische Führungsaufgaben übernehmen. Die Harmosten bildeten eine neue Befehlsgewalt an der Seite der politischen Organe Spartas. Das Amt war zwar auf ein Jahr begrenzt, aber eine Iteration war möglich. Eine feste Anzahl von 20 Harmosten wird in den Scholien zu Pindar erwähnt, daher wird vermutet, dass das Amt wahrscheinlich im 7. Jahrhundert eingeführt worden ist. Mit der Niederlage Spartas bei Leuktra 371 ging auch das Amt des Harmosten zu Ende (Xen. Hell. 6,3,18).

Die Aufgaben

Erstmals wurden Harmosten 423v. Chr. als Garnisonskommandanten in einigen Städten außerhalb des spartanischen Polisgebietes eingesetzt, vor allem in Thrakien, Ionien und Boiotien und den ägäischen Inseln. Als militärische Führer treten sie verstärkt in den Jahren der spartanischen Machtausdehnung auf, sodass die Harmostie eine Sondererscheinung darstellte, als die Expansion Spartas am größten war. Bis zum Ende des Peloponnesischen Krieges behielten die Harmosten ihre militärische Funktion und wurden später, auf Grund außenpolitischer Bestrebungen Spartas, verhäuft als Aufsichtsbeamte eingesetzt, um verbündete oder eroberte Poleis zu kontrollieren. Untereinander handelten sie unabhängig und waren den Institutionen in Sparta rechenschaftspflichtig. Harmosten wurden des weiteren im Jahre 405/404 in den Städten Ioniens und Kleinasiens stationiert, um in die innere Ordnung der Poleis einzugreifen und als Stütze oligarchischer Regierungen zu fungieren. Den Harmosten unterlag ein genau bestimmtes Gebiet, das meist eine Stadt oder ein Polisterritorium, aber auch größere Städtegruppen erfassen konnte.

Nauarchen

Als Nauarch wird der Befehlshaber der spartanischen Flotte bezeichnet. Er trug die Befehlsgewalt über eine Flotte, ein kleines Geschwader oder eines einzelnen Schiffes. Die Befehlsgewalt bezog sich aber auch auf eingenommene fremde Städte und Territorien.

Quellenlage

Der Begriff des Nauarchen wurde erstmals aus dem Jahr der Seeschlachten gegen die Perser von 480 v. Chr. überliefert (Hdt. 8,42). Einzelne Nauarchen sind auch früher denkbar, obwohl Sparta keine regelmäßige betriebene Kriegsflotte unterhalten hat, weil es eine traditionelle Landmacht war. Aristoteles verglich die Stellung eines Nauarchen mit derjenigen des spartanischen Königs (pol. 1271a) und Diodor bezeichnete die Befehlsgewalt als Hegemonie (15,45,4). Dennoch sind die weiteren Quellenangaben über das Amt des spartanischen Flottenführers spärlich.

Das Amt des Nauarchen

Die Nauarchie gehört nicht zu den urtümlichen Institutionen Spartas. Ihre größte Bedeutung wurde der Nauarchie in der Zeit der Auseinandersetzungen mit Athen und der Herrschaftsausdehnung Spartas, während des Peloponnesischen Krieg, beigemessen. Der wohl wichtigste Nauarch für Sparta war Lysander, der im Krieg gegen Athen deren gesamte Flotte zerstörte und somit eine Kapitulation erzwang. Das Amt des Nauarchen war von dem Amt der Ephoren lösgelöst. Es bestand eine Verwandtschaft zu dem Amt des Königs im Ansehen und den Befugnissen, was damit begründet werden kann, dass der Nauarch auch die Befehlsgewalt an Land besaß und es keine zwei Nauarchen gleichzeitig gab. Die Nauarchie entstand womöglich, als ein Teil der königlichen Befehlsgewalt auf einen anderen Beamten übertragen worden ist. Für die Wahl zu einem Nauarchen wurden reiche Bürger in Betracht gezogen. Die Wahl lag bei der Volksversammlung (Xen. Hell. 1,6,5). Die Amtszeit ist nicht klar definiert. Anfangs herrschten unregelmäßige Amtszeiten vor, die jedoch nach der Niederlage von Kyzikos 410 durch ein Gesetz geregelt wurden und nun von Frühjahr bis Frühjahr ging. Jedoch konnte die Dauer der Amtszeit festgemacht werden an dem Umfang der bevorstehenden militärischen Operation. Das wiederholte Ernennen zum Nauarchen war möglich, jedoch verbot ein Gesetz um 400v. Chr. die Iteration des Amtes. Den Nauarchen waren die Harmosten als Befehlsgewalt zu Lande gleichgestellt. Ein Nauarch konnte einen Harmosten ernennen, sodass dieser ihm untergeordnet blieb (Xen. Hell. 5,1,6). Auch ein Epistoleus, ein Sekretär, Bote und Stellvertreter, war dem Nauarchen untergestellt. Nach dem Amt des Epistoleus konnte man später zum Flottenführer gewählt werden. Die Nauarchen bekamen genaue Aufträge und Befehle von den Ephoren und der Apella. Da sie den spartanischen Behörden rechenschaftspflichtig waren, wurde den Nauarchen ein Berater (Symbouloi) mitgeschickt, die bei ausbleibendem militärischen Erfolg oder Unzufriedenheit über die Kriegsführung im schlimmsten Falle auch absetzen konnten. Nach der Niederlage bei Leuktra 371 wurde die spartanische Flotte aufgelöst und mit ihr auch das Amt des Nauarchen.

Die soziale Rolle der Frau im antiken Sparta

In Sparta wurden die ersten bekannten Gesetze über die Stellung der Frau in der Gesellschaft verfasst. Sie hatte vor allem die Stellung der Gebärenden der neuen Krieger. Mädchen erhielten ähnlich wie die Jungen eine vom Staat beaufsichtigte Erziehung und erhielten – in Hellas durchaus unüblich – die gleiche Ernährung wie Jungen. In höherem Alter (ab etwa 20 Jahren) war der erwünschte Status einer Frau die Ehe, die meist bei großen Altersunterschieden mit älteren Männern eingegangen wurde. Ältere unverheiratete Frauen wurden vom Umfeld verspottet – ebenso wie die unverheirateten Männer.

Da die Männer Militärdienst leisteten, übernahmen Frauen den Großteil der Wirtschaft und des Haushaltes sowie die Aufsicht über die Bediensteten und die Kindererziehung, bis diese zumindest bei den Jungen mit sieben Jahren der Staat übernahm. Nichtsdestotrotz wurden Frauen keine aktiven Bürgerrechte zugestanden, also auch kein formaler politischer Einfluss. Jedoch hatten Frauen aus gehobeneren Schichten durchaus gewissen Einfluss und Entscheidungsgewalt in der Gesellschaft. Dies wurde u. a. dadurch möglich, dass im Gegensatz zu anderen Poleis die Spartanerinnen Land erben konnten bzw. als Witwe den Besitz des Mannes nicht nur für ihre Söhne treuhänderisch verwalteten, sondern er ihr real gehörte – Spartanerinnen waren also zumindest potenziell materiell voll abgesichert und hatten auch volles Verfügungsrecht über diese Ressourcen.

Auch wenn Sparta partriarchal hierarchisch war, wurden Frauen im Vergleich zur extremen Rechtlosigkeit in anderen Teilen des antiken Griechenlands, wie Athen oder Gortyn, zumindest durch ihre Rolle als regulierende Kraft im Haushalt eine gewisse Würde und Selbstbestimmung zugestanden.

Religion

Einleitung

Religion, als Seele der antiken Stadt, bestimmte das gesamte politische, gesellschaftliche und private Leben der Stadt und war in allen Lebensbereichen der Gesellschaft präsent. Es gab zwölf Hauptgötter: Zeus, seine Frau Hera, sein Bruder Poseidon, seine Schwestern Demeter und Hestia, seine Kinder Athene, Hephaistos, Ares, Aphrodite und Hermes, Apollon und dessen Schwester Artemis, die ihren „Wohnsitz“ auf dem Berg Olymp hatten. Nebenbei gab es unzählige spezifische Götter, wie die Stadtgötter, unterirdischen Götter, die Dämonen, die Heroen und die Familiengötter.

Götter und Heroen

Der höchste Gott des Olymps war Zeus. Zusätzlich wurde er auch als Vater des Herakles verehrt. Von diesen Beiden leiteten die Könige ihre Herkunft ab. In Sparta gab es zwei Zeus Kulte. Zeus Lakedaimon und Zeus Uranios, denen die beiden Könige als Priester dienten. Eine zweite Hauptgottheit der Spartaner neben Zeus war Athene. Eine Kriegsgöttin. Sie wurde bei Spartanern als „Wächterin der Stadt“, „Göttin des bronzenen Hauses“ und „Göttin der bronzenen Tore“ bezeichnet. Athenes Tempel wurde als Chalkioikos (griech. „Bronzehaus“) bezeichnet. Er, sowie die Tore, wurden von innen und außen mit großen Bronzeplatten geschmückt. Eine der ältesten Gottheiten des Olymps war Artemis Orthia. Auf der einen Seite schützte sie die Geburt, Erziehung der Jugend. Auf der anderen Seite tötete sie Menschen und Tiere. Mit anderen Worten sie war für die schöpferischen und zerstörerischen Elemente der Natur zuständig. Der Bruder der Artemis Orthia war Apollon. Gott des Lichtes, der Heilung und der Musik. Die Künstler und Dichter dieser Zeit stellten Apollon als Personifikation jugendlicher Schönheit und Träger der Kraft dar. Schutzherren Spartas waren die Dioskuren (d.h. Söhne des Zeus), Kastor und Polydeikes. Sie repräsentierten die Tugenden der Spartaner. Kastor als Rossezähmer und Polydeikes als Kämpfer.

Die Heroen waren bekannte oder unbekannte Tote, die einst der Gemeinschaft gedient hatten und für sie ihr Leben gelassen haben. Im Gegensatz zu anderen Verstorbenen entwickelte sich ein Kult um den Heros, der sich durch seine Langlebigkeit unterschied. Der bekannteste Heros Spartas war Lykurg (auch Lykurgos). Ein sagenhafter spartanischer Gesetzgeber und angebliche Schöpfer der spartanischen Ordnung. Laut Überlieferung soll er zwischen dem 11. und 8. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben. Auf die Anweisung des Orakels von Delphi hat er die Verfassung Spartas verfasst, welche sie zu einem Militärstaat machte. Das Königspaar Menelaos und Helena wurden nicht nur als Heroen verehrt, sie erreichten sogar den Götterstatus. Als Beweis dient das Heiligtum Menelaion. Archäologisch nachgewiesen, wurde es um 700 v. Chr. für Menelaos, Helena und die Dioskuren eingerichtet.

Feste, Rituale, Opfer

Die wichtigsten spartanischen Feste waren mit Artemis Orthia und Apollon verbunden. Zu Ehren der Artemis wurden zahlreiche Feste und Rituale durchgeführt. Weil sie mit der Jugenderziehung in Verbindung gebracht wurde, hatten die Spartaner jährlich einen Wettbewerb, bei dem die Knaben Käse stehlen mussten, durchgeführt. Ein weiteres berühmtes Ritual zu Ehren der Artemis, das in ihrem Tempel durchgeführt worden war, war die Knabengeißelung. Die drei wichtigsten Feste Spartas zu Ehren des Apollon waren die Hyakinthien, die Gymnopaidien und die Karneen. Die Hyakinthien wurden alljährlich Ende Mai/Anfang Juni durchgeführt. Es war ein Fest zu Ehren des Knaben Hyakinthos, der von Apollon geliebt wurde und von ihm aus Versehen durch einen Diskuswurf getötet wurde. Die Gymnopaidien waren die so genannten „nackten Spiele“. Chorwettbewerbe von drei Altersgruppen der Männer (Knaben, Jugend, ältere Männer). Die Karneen wurden im August durchgeführt und sollten den Gott dazu bewegen eine gute Ernte zu gewähren. Das Fest war eine Nachahmung des soldatischen Lebens, da die Zeit kurz vor der Ernte gleichzeitig die Zeit der Kriegszüge war.

Die Bedeutung der Religion in Sparta lässt sich durch zahlreiche Opfer an die Götter nachvollziehen. Vor dem Kriegszug opferte der König dem Zeus. Wenn diese Opfer günstig ausfielen, marschierte das Heer mit dem Altarfeuer bis an die Landesgrenze. Dort opferte der König erneut dem Zeus und Athena. Erst wenn das Opfer positiv ausfiel, überschritt das Heer die Grenze. Das Altarfeuer, sowie die Opfertiere wurden mitgenommen und die Opfer setzten sich während des Feldzuges fort. Als Beweis dient Herodots (9,36) Schilderung der Schlacht von Plataiai. Den Überlieferungen nach wurden solche Grenzopfer fast nur bei den Spartanern durchgeführt, was bedeutet, dass die Religion mit der Politik eng verbunden war. Der Ausgang der Opfer, d. h. die Antwort der Götter wurde ernst genommen.

In Sparta gab es verschiedene Kulte. Zeuskulte, Apollonkulte, Helenakult. Über den Helenakult gibt es mehrere Überlieferungen von Herodot und Pausanias. Helena, die Frau von König Menelaos wurde in Sparta in einem Baum verehrt. Nach dem Tod des Königs wurde Helena aus Sparta vertrieben und fand Zuflucht bei der Königin von Rhodos. König von Rhodos starb im trojanischen Krieg und Helena wurde als die „Ursache“ des Krieges von der Königin deswegen beschuldigt. Helena wurde von den Dienerinnen der Königin umgebracht und auf einem Baum aufgehängt. Der Dichter Theokritos komponierte ein Lied für einen Chor von zwölf spartanischen Mädchen, in dem die Mädchen Blumen an einen Baum mit der Inschrift „Ich bin Helena heilig“ hängen (Theokritos 18,48).

Quellenlage

Überlieferungen über spartanische Religion kommen aus verschiedenen schriftlichen Quellen, Inschriften. Durch die Ausgrabungen in Lakonien und in Sparta selbst konnten einige Heiligtümer: wie Heiligtum des Menelaos in Therapne, Heiligtum des Apollon Hyakinthos in Amyklai, Heiligtum der Demeter Eleusinion südwestlich von Sparta, Heiligtum des Zeus Messapeus bei Sellasia, Heiligtum der Artemis Issoria, Tempel der Artemis Orthia, Heiligtum der Athena Poliachos, Tempel des Achilles nördlich der Akropolis Spartas, archäologisch nachgewiesen werden. Die einzelnen Aussagen über die Götter und Heroen sind in den Aufzeichnungen des Reiseschriftstellers Pausanias, der im 2. Jahrhundert n. Chr. Lakonien bereiste und die Tempel beschrieben hat, überliefert.

Apollon-Kulte in Sparta

In Sparta war der Apollon-Kult integraler Bestandteil der Gesellschaft. Die Verfassung (Die große Rhetra) Spartas wurde, laut des Mythos, vom delphischen Apollon persönlich abgesegnet, welcher Lykurg zusicherte, dass Sparta der ruhmvollste Staat sein werde, solange er die von Lykurg eingeführte Verfassung beibehalte. Auch wurden die längsten und wichtigsten spartanischen Feste, Karneia, Gymnopaidia und Hyakinthia, alle zu Ehren des Gottes Apollon gefeiert.

Quellenlage

Die Quellen, welche von den religiösen Kulten in Sparta berichten sind größtenteils von antiken Autoren verfasst, deren Werke oft nur noch fragmentarisch erhalten sind. Allgemein über die Feste Spartas berichten Pausanias in seinen „Reisen in Griechenland“ und Plutarch. Erwähnung finden die Gymnopaidia in der „Hellenica“ Xenophons. Die Hauptquelle für die Karneia liefert Athếnaios. Auf die Hyakinthia gehen vor allem Polycrates, Pausanias, Herodot in den „Historien“ und Athếnaios ein.

Weiterhin sind, gerade seit römischer Zeit Inschriften bekannt, wie z.B. die Inschrift des Damonon, in der auf die Wettkämpfe hingewiesen wird. Wichtig für das Kultverständnis sind auch archäologische Funde, welche an den Kultstätten (z.B. Amyklai) gemacht wurden.

Die spartanischen Feste

Hyakinthia

Das Hyakinthiafest erhielt seinen Namen zu Ehren des hübschen Jungen Hyakinthos, welcher von Apollon geliebt und auf dramatische Weise, durch einen Diskus, von ihm getötet wurde. Das Fest wurde in Amyklai, wenige Kilometer südlich von Sparta abgehalten, wo sich das Grab des Hyakinthos sowie eine ca.13m hohe Statue Apollons befanden. An dieser Kultstätte feierten die Spartaner jährlich, ende Mai/ Anfang Juni das Hyakinthiafest, zu Ehren Apollons. Es bestand aus zwei Phasen, die erste Phase war geprägt von „Klageriten“, Verboten und Verzicht, diese Phase versinnbildlichte den Tod und die Trauer als überwältigende menschliche Gefühle. Man könnte diese erste Phase als „Fest der Toten“ bezeichnen. Die zweite Phase wurde von freudigen Ereignissen beherrscht, Gesang und Tanz, festliche Prozessionen etc. Diese Phase war dem Leben und der Freude gewidmet. Diese Phase könnte man auch „Fest der Lebenden“ nennen.

Gymnopaidia

Das Gymnopaidiafest war „das Fest der unbewaffneten Knaben“. Das Fest dauerte mindestens drei Tage und wurde Ende Juli eines jeden Jahres, auf der Agora in Sparta, abgehalten. Die Leitung des Festes lag wahrscheinlich in der Hand der Ephoren. Die gesamte männliche Bevölkerung nahm an diesem Fest teil. Auf dem Gymnopaidiafest wurden Wettkämpfe von Männerchören ausgetragen. Diese Chorwettbewerbe waren äußerst strapaziös, da sie im heißesten Monat des Jahres, in der heißesten Gegend Griechenlands stattfanden und teilweise von scheinbar „unendlicher“ Länge waren. Platon führte die Anstrengung bei diesem Fest mit unter die Gründe für die Ausdauer der Spartiaten bei Kriegszügen an. Das Gymnopaidiafest lässt sich als eine Art Initiationsfest der jungen Männer betrachten.

Karneia

Das neuntägige Karneiafest wurde zu Ehren des „Apollon Karneios“ (Widder-Apollon), im Monat Karneios (August) eines jeden Jahres, in Sparta gefeiert. Die Spartaner baten Apollon, durch das Fest, der Polis eine gute Ernte einzubringen. Auch gedachten sie der Stadtgründung durch die Dorer, indem sie Nachbildungen der Flösse, auf denen die Herakliden einst die Meerenge des korinthischen Golfes zwischen Antirhion und Rhion überschritten haben sollen, umhertrugen. Sie dankten „Apollon Karneios“ als dem Gott, unter dessen Führung dieses Wagnis gelungen war Ein anderer wichtiger Ritus dieses Festes war ein Verfolgungsrennen. Ein junger Mann, der im Vorfeld zu den „Stadtgöttern“ betet, rannte los und wurde von unverheirateten Männern, den so genannten „Staphulodromoi“(Weinrebenläufer) gejagt. Wenn der Gejagte gefangen wurde war dies ein gutes Omen für die Polis, wurde er nicht gefangen ein schlechtes Zeichen für die Zukunft. Weiterhin wurden während den musische sowie sportliche Agone veranstaltet. Der erste erwähnte Sieger eines solchen Musikwettbewerbes ist Terpander (676 v.Chr). Das Karneiafest war auch eine „Nachahmung des militärischen Lebens“ in Sparta, es herrschte ein militärischer Ton und die Speisung erfolgte in neun zeltartigen Hütten, welche jeweils neun Mann fassten. Die Karneia endeten mit Vollmond.

Die Bedeutung der Kulte für Sparta

Die kultischen Feste spiegelten die spartanische Gesellschaftsordnung wieder. Bei den Gymnopaidia beispielsweise, wurde älteren Männern, die das 30. Lebensjahre erreicht hatten, unverheiratet oder ohne Kinder waren, die Teilnahme an dem Fest verweigert. Den jungen Männern wurde somit vor Augen geführt, was sie zu erreichen hatten, um als vollwertiger Bürger Spartas, am öffentlichen Leben partizipieren zu können. Auch zeigt sich der Einfluss der Religion auf die Politik der Spartaner. Die religiösen Feste waren die Angelegenheit der gesamten Stadt, sie erhielten ungeteilte Aufmerksamkeit der Einwohner Spartas. Alle öffentlichen Geschäfte wurden geschlossen, Gerichtssitzungen etc. fielen aus, da alle Einwohner an den Festen teilnehmen mussten. Kriegerische Handlungen wurden eingestellt und dringende Entscheidungen aufschoben, so z.B. bei der Schlacht von Marathon, zu der die Spartaner aufgrund der Karneia verspätet erschienen.

Eindrucksvoll veranschaulicht dies ebenfalls ein Zitat Herodots: „Die Pflichten gegen die Götter hielten sie höher als die gegen die Sterblichen“ (Herodot 4,63.)

Apollon-Kulte in römischer Zeit

In der Kaiserzeit behielt Sparta einen Teil der früheren Einrichtungen bei, welche jedoch modifizierte Formen aufwiesen. Die drei wichtigsten städtischen Feste blieben jedoch vorerst die Apollon geweihten Initiationsfeiern Hyakinthia, Gymnopaidia und die Karneia.

Die dorische Knabenliebe

Die Knabenliebe war eine „erotisch gefärbte Mentorschaft“ (Zitat: Reinsberger, C.: Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Griechenland,2.Aufl.,München,1989, s163).

Quellenproblem

Da aus Sparta selber keine bis wenig Quellen zur Knabenliebe vorhanden sind und darüber hinaus nichts nach außen drang, ist uns nur wenig zur Knabenliebe in Sparta selber überliefert. Nur durch Rückschlüsse aus anderen Quellen, die man in anderen dorischen Städten (z. B. Korinth) gefunden hat, kann man etwas darüber sagen. Zum größten Teil muss man sich aber auf nicht-spartanische Quellen verlassen (Platon, Aristoteles, Xenophon, Aischylos). Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, da sie eben nicht aus Sparta stammten, sondern eine verklärte Sicht darauf hatten.

Literaturproblem

Dadurch, dass es so wenig Quellen zur dorischen Knabenliebe gibt, gibt es auch sehr wenig spezielle Literatur dazu (Beispiel: E. Bethe: Die dorische Knabenliebe. Ihre Ethik und ihre Idee). Ansonsten muss man sich auf Bücher zur Knabenliebe in ganz Griechenland verlassen, die einen kleinen Abschnitt über die Dorer beinhalten (Beispiel: K. J Dover: Greek Homosexuality).

Begriffe

Den Begriff erastes kann man mit Liebender übersetzen. Er musste mindestens 30 Jahre alt sein und ein freier Bürger der Stadt. Ein erómenos war zwischen 12 und 18 Jahre alt, steckte also mitten in der Pubertät. Übersetzen kann man den Begriff mit Liebling oder Geliebter. Als Päderastie bezeichneten schon die Griechen selber diese Erscheinung. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Begriff Knabenliebe

Politische /gesellschaftliche Bedeutung

Die Knabenliebe war eine von Sparta gewünschte, ja sogar geforderte Form der Erziehung und wurde sogar im Gesetz festgeschrieben, was ihr einen religiösen Rückhalt bot. Durch die Festschreibung im Gesetz wurde sie in geregelte Formen gebracht und in der Gesellschaft verankert. Rechtlich gesehen war der erastes dem Vater des erómenos gleichgestellt, jedoch mit dem Unterschied, dass er für das Fehlverhalten seines erómenos bestraft wurde, nicht der Knabe selber oder dessen Vater. Er vertrat ihn bei Geschäften und in der Volksversammlung.

Ethische Bedeutung

Durch die Beziehung zu einem Mann sollte der Knabe die Sitten und Grundsätze der Gesellschaft beigebracht und vorgelebt bekommen. Diese hohe Anforderung setzte voraus, dass der erastes selber ein ehrbarer Bürger war. Deswegen wurden hohe Ansprüche an ihn gestellt, er musste mutig, tapfer, klug, tüchtig und ein ehrbarer Bürger (einwandfreier Lebenswandel) sein, ansonsten wurde er nicht ausgewählt. Der Knabe selber musste sich durch Mut und Tapferkeit auszeichnen. Es galt als große Schande, keinen erastes bzw. erómenos zu haben, da dies bedeutete, nicht ehrbar zu sein. Ein weiterer Aspekt der Knabenliebe war auch der Glaube daran, dass sich ein erastes bzw. erómenos sich nicht vor seinem Partner schämen wollte und sich deswegen keine Fehltritte erlaubte.

Ritual

Hatte sich ein Mann in einen Knaben verliebt, kündigte er der Familie des Auserwählten dessen Raub drei bis vier Tage vorher an. War die Familie jedoch nicht mit dem Mann einverstanden, hielt sie ihn also für unehrenhaft, vereitelte sie den Raub am angekündigten Ort. Den Jungen selber zu verstecken, hätte bedeutet, dass die Familie ihn nicht für würdig genug hielt einen erastes zu haben. Hatte die Familie jedoch nichts gegen den Mann einzuwenden, so verfolgte sie das Paar nur zum Schein bis zum Haus des Mannes, wo die beiden zwei Monate lang lebten, danach kehrte der Junge reich beschenkt zu seiner Familie zurück. Die Beziehung blieb über diesen Zeitpunkt hinaus bestehen, bis der Junge das 18. Lebensjahr erreichte und ging dann in eine lebenslange Freundschaft über.

Bedeutung für Sprache und Literatur

Zahlreiche Mythen und Legenden wurden und werden über Sparta niedergeschrieben, auch in der deutschen Sprache hat Sparta Spuren hinterlassen; es hat sich ein Adjektiv mit seinem Namen gebildet: spartanisch, was für streng, hart, anspruchslos, genügsam und einfach steht, also Eigenschaften, die sich auf den Charakter und die Lebensweise, aber auch die Kindererziehung der Spartaner beziehen.

Heiligtum und Kult der Artemis Orthia

Hauptartikel: Artemis Orthia

Die Ursprünge des Heiligtums

Die Identifizierung der Kultstätte ist nicht nur durch die Beschreibung des Pausanias möglich, sondern auch durch Inschriften, die Artemis Orthia erwähnten. Die früheste stammte aus dem 6. Jh., befand sich auf dem Kalksteinrelief eines Pferdes und berichtete, dass Epanidas das Pferd der „jungfräulichen“ Orthia weihte (Clauss M., Sparta). Die Britisch School of Athen ermittelte bei ihren Ausgrabungen (1906–1910) insgesamt drei Bauphasen des Heiligtums, von denen die früheste in das ausgehende 9. Jahrhundert und die letzte in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts anzusetzen ist. Der Ausbau der Anlage, die sich zwischen Limnai und dem niedrigen Gelände des Flusses Eurotas befand, wurde vor allem durch die spartanischen Kriege finanziert. Am Anfang bestand das Heiligtum nur aus einer kleinen natürlichen Geländemulde (30qm), die als Erdaltar eingesetzt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte versuchte man mehrmals, einen standfesten Tempel zu errichten, was aber auf Grund der ungesicherten Lage des Heiligtums ein schwieriges Unterfangen war. Überschwemmungen zerstörten die Tempelanlage mehrmals und konnten nur durch massive Sandaufschüttungen (600 v. Chr.), die das Gelände erhöhten, abgewehrt werden. Das ungefähre Aussehen des zuletzt erbauten Tempels veranschaulichte Xenokles auf einem Relief aus dem 2. Jh. Die Überreste dieser letzten Tempelanlage sind noch bis heute erhalten geblieben. Etwa 250 n. Chr. bauten die Römer dem Artemis Orthia Tempel gegenüber ein Theater. Dort wurden rituelle Kulthandlungen, wie die Geißelung der Epheben (oft bis zum tödlichen Ernst), nachgeahmt und lockten zahlreiche Touristen nach Sparta. Archäologen der School of Athen machten zahlreiche Votivfunde, wie Eisenspieße, und vor allem die für breite Schichten erschwinglichen Leder- und Bleifiguren (ca. 100.000 Stück) Diese Funde zeigen uns heute die Beliebtheit des Kultes bei der Bevölkerung von Sparta.

Der Kult und seine Rituale

Kultlegende
Orestes und Iphigene raubten das Xoanon (Schnitzbild) der Orthia aus dem Land der Taurier (heute Iran) und brachten es anschließend nach Sparta. Amphisthenes und Amphikles, die Söhne des Ibos, fanden das Xoanon in einem Keuschlammstrauch und wurden beide sofort wahnsinnig. Andere Spartaner wollten dem Xoanon der Orthia ein Opfer darbringen, zerstritten sich aber während des Rituals und fingen an, sich gegenseitig umzubringen. Die Überlebenden wurden von einer seltsamen Krankheit befallen und starben ebenfalls kurze Zeit danach. Die verängstigten Spartaner befragten ein Orakel, welches ihnen riet, der Orthia Menschenopfer darzubringen. Man benutzte ein einfaches Losverfahren, um denjenigen oder diejenige für das Opfer auszuwählen. Dieses blutrünstige Ritual blieb bestehen, bis es von Lykurg durch die Geißelung der Epheben ersetzt wurde. Bei dieser Zeremonie stand eine Priesterin neben dem Altar und hielt das Xoanon der Orthia fest, um das spritzende Blut der Knaben aufzufangen. Sie passte streng darauf auf, dass keiner der Knaben von den Peitschenschlägern verschont wurde, um die Blutgier der Orthia zu befriedigen. (Pausanias III, 16)
Geißelung der Epheben
Weitere Details zu dieser Zeremonie, die eine zentrale Rolle bei der Initiation und der Erziehung (agoge) spielte, findet man in mehreren antiken Quellen überliefert. Xenophon und Platon berichteten von einem Streit, bei dem es um einen auf dem Altar liegenden Käse ging, den eine Gruppe wegzunehmen und eine andere zu schützen hatte. (Xenophon, pol. lak. 9; Platon nomoi I. p. 633 B) Spätere Texte beschrieben das Ritual nur noch als Geißelung (diamastígosis). Bei dieser wurden Knaben alljährlich im Beisein ihrer Eltern und Erzieher am Altar der Artemis Orthia ausgepeitscht. (Plutarch mor. 239d.; Philostratos Ap. 6,20) Beide Schilderungen des Rituals heben die Ehre, die meisten Schläge zu bekommen und sie mit größter Standhaftigkeit zu ertragen, hervor. Die enge Verbindung mit dem Artemis Orthia-Kult verlangt die Geißelung noch aus einem anderen Kontext zu betrachtet. Das Ritual diente nicht nur zur Abhärtung der werdenden Männer, sondern sollte auch eine Stärkung ihrer Zeugungskraft bewirken. Die Zeremonie war ein Kraft- und Fruchtbarkeitszauber zugleich und unterstrich die Rolle der Artemis Orthia als Göttin der Fruchtbarkeit und des Wachstums.
Agone
Zahlreiche Inschriften aus der hellenischen und römischen Zeit beschreiben umfangreiche Rituale (z. B. Tierkämpfe) zu Ehren der Göttin, die aus musischen und athletischen Agonen bestanden. Die Preise waren allesamt geweiht und hatten nur wenig mit dem eigentlichen Wettbewerb zu tun. Archäologen bestätigen mehrere Funde von sichelförmigen Messern (wahrscheinlich Winzermesser) und gehen davon aus, dass sie in Bezug auf den Charakter der Artemis Orthia als Göttin der Fruchtbarkeit und Vegetation, standen
Reigentänze
Theseus und Peirithus kamen beide nach Sparta, sahen das Mädchen (Helena, Tochter des Zeus) im Heiligtum der Artemis Orthia tanzen, raubten sie und entflohen.“ (Plutarch, Thes. 21) Dieser Schilderung kann man entnehmen, dass im Kult offenbar Reigentänze stattfanden. Die Teilnehmer bildeten Gruppen, die als „Kuhherden“ bezeichnet wurden, und trugen Schilfkronen und Terrakottenmasken. Die Tänze verbanden Gott und Mensch auf einer transzendentalen Ebene miteinander und waren für Mythen, Glaube und Sitte der Spartaner repräsentativ.

Das heutige Sparta

Das heutige Sparta (Σπάρτη Sparti), erst 1836 gegründet, hat 14'817 Einwohner (Stand 2001, Bezirk 18.184 Einwohner), nimmt den südlichen Teil des alten Sparta ein und ist ein lebendiges Zentrum von Handel und Gewerbe, Hauptort der Präfektur (nomós) Lakonien (Λακωνία).

Siehe auch

Anmerkungen

  1. (vor allem aus römischer Zeit, gesammelt in den Inscriptiones Graecae (IG) Band 5,1)
  2. (nur einmal im Fall des Leonidas 242 belegt, Plutarch Agis 11)
  3. (Ephoren ständen Königen unmittelbar nach, wären deren Konkurrenten und seien die mächtigste Institution in klassischer Zeit gewesen)

Literatur

Quellen

  • Herodot: Historien; Deutsche Gesamtausgabe; übersetzt von A.Horneffer (1910); neu hg. und erläutert v. H.W.Haussig; mit einer Einleitung von Walter F. Otto; 4.Aufl. Stuttgart 1971.
  • Pausanias: Reisen in Griechenland; Gesamtausgabe in drei Bänden; auf Grund der Übersetzung von Ernst Meyer; hg. v. Felix Eckstein 3.Aufl. Zürich-München 1986.
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  • Polybios: Geschichte; Gesamtausgabe in zwei Bänden; eingeleitet und übertragen von Hans Drexler; Zürich 1961 und 1963.
  • Thukydides: Geschichte des peloponnesischen Krieges; eingeleitet und übertragen von Georg Peter Landmann; unveränderter Nachdruck der 2. überarb. Aufl. Zürich-München 1976; 3. Aufl. München 1981.
  • Xenophon: Hellenika; griechisch-deutsch, übersetzt und hg.v. Gisela Strasburger; München 1970.
  • Xenophon: Die Verfassung der Spartaner; Übersetzt und herausgegeben von Stefan Rebenich; Darmstadt 1998.

Sekundärliteratur

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