Microsoft Windows 95
Windows 95 ist ein 1995 von Microsoft publiziertes Betriebssystem, das weiterhin auf MS-DOS beruhte, aber eine verbesserte Benutzeroberfläche aufwies, die 32-Bit-Technik verwendete.
Fassungen
Es gab mindestens fünf verschieden Fassungen des Betriebssystems:
- Windows 95 - Die ursprüngliche Version, Versionsnummer: 4.00.950. Diese Version war auf Wunsch sogar noch auf 3½"-Disketten erhältlich (22 Stück).
- Windows 95A - OEM Service Release (OSR) 1, Versionsnummer: 4.00.950a
- Windows 95B - OSR 2.0 mit einigen Erweiterungen, zum Beispiel dem FAT32-Dateisystem und Internet Explorer 3.0, Versionsnummer: 4.00.950B
- Windows 95B - OSR 2.1. Unterscheidet sich nicht wirklich von OSR 2.0, trägt sogar die gleiche Versionsnummer. Aber die für OSR 2.5 vorgesehene USB- und AGP-Unterstützung befinden sich schon als Patch zum Nachinstallieren auf der CD. Ebenso der Internet Explorer 4.
- Windows 95C - OSR 2.5, nur für OEMs produziert, enthält USB- und AGP-Unterstützung und Internet Explorer 4.0, Versionsnummer: 4.00.1111B
- Windows 95D - OSR 2.5, nur für OEMs produziert, einige Sicherleitslücken geschlossen
Entwicklungsgeschichte
Februar 1995: Windows 95 im Anflug
Im Februar 1995 wurde an eine handvoll Leute eine Testversion des bis dahin geheimen Windows 95 verteilt. Davor kannte man das neue 95 nur als Windows 4.0 oder auch unter seinem Arbeitstitel - Windows "Chicago". Im August 1995 hat Microsoft nach weiteren zahlreichen Tests die Endversion zum Verkauf freigegeben. Die Version war damals 4.00.950.
In der Entwicklungsphase war Windows 95 ein extrem geheimes Projekt. Jeder, der an den Testphasen teilnehmen durfte, musste einen Geheimhaltungsvertrag unterzeichnen.
Im selben Monat läutete Microsoft in der breiteren Masse, den Testern, das Ende der veralteten 16-bit-Technologie ein. 16-Bit war die Technologie die man bei dem Betriebssystem DOS und den ersten Windowsversionen bis 3.x nutzte. Sie erlaubte bereits das Ausführen mehrerer Programme, aber diese wurden nur "scheibchenweise" hintereinander abgearbeitet. Ein Programm musste warten, während eines ausgeführt wurde. Microsoft begann die größte Produkteinführung aller Zeiten zu planen.
Technische Neuerungen
Windows 95 war das erste Microsoft-Betriebssystem, das auf der auch heute noch benutzten 32-Bit-Technologie basierte und diese der breiten Masse eröffnete, nachdem sich IBM mit OS/2, das diese Technik schon längere Zeit beherrschte, auf dem Markt gegen Windows nicht durchsetzen konnte. Nun war es unter Windows möglich, mehrere Programme gleichzeitig laufen zu lassen. Bisher mussten Programme unter Windows warten, bis das Vorgängerprogramm den Prozessor freigab.
Das System erlaubte durch ein neues Dateisystem auch unter Windows die Nutzung langer Dateinamen: Dateien konnten jetzt Namen haben, die nicht mehr auf 8 Zeichen begrenzt waren, sondern durften jetzt auch "Brief an Thorsten wegen des Hauses.doc" heißen. Dabei unterscheidet Windows zwar keine Groß- und Kleinbuchstaben, behält aber die vom Benutzer vergebene Schreibweise bei. Insgesamt dürfen Dateien jetzt bis zu 255 Zeichen im Namen haben. Bei mehr als 100 Zeichen konnte und kann es auch bei den neueren Versionen jedoch zu Problemen kommen. Microsoft wollte das neue Dateisystem kompatibel zum alten machen und so gab Windows 95 der Datei noch einen zweiten Namen. Dieser würde in obigem Beispiel "BRIEFA~1.DOC" lauten, und könnte so auch von DOS und Windows 3.1 Nutzern benutzt werden.
Umfangreich waren auch die Neuerungen im grafischen Bereich, allen voran das Startmenü. Microsoft hat mit Windows 95 eine Benutzeroberfläche geschaffen, die ähnlich wie vorher schon bei dem zu Beginn gemeinsam mit IBM entwickelten Betriebssystem OS/2 zu bedienen war. Auch die Taskleiste am unteren Rand des Bildschirms war unter Windows neu. Klickte der Nutzer auf "Start", so erhielt er ein Menü, in dem er die verfügbaren Programme abrufen, die zuletzt benutzten Dokumente aufrufen, Einstellungen ändern, Hilfe aufrufen sowie den Computer ausschalten konnte. Das Band neben diesem "Start"-Knopf zeigte die derzeit laufenden Programme an und man konnte mit einem Klick zwischen diesen wechseln. Und es zeigten sich die Vorteile der 32-Bit Technologie: kein Programm lief merklich langsamer, was deutlich Zeit sparte. Der alte Programm-Manager aus Windows 3.1 wurde ersetzt durch den sogenannten Desktop, eine Oberfläche, auf der sich mit entsprechenden Anwendungen verknüpfte Symbole befinden (der alte Programm-Manager wurde aber als Datei "Progman.exe im Windows Hauptverzeichnis immer noch mitgeliefert, ebenso der alte Datei-Manger als "Winfile.exe").
Der von Windows 3.x bekannte Datei-Manager wurde durch den neuen Explorer ersetzt. Er verwaltet alle Symbole, Fenster, Task-Leiste usw. Neu für Windows waren auch die Kontextmenüs. So konnte man praktisch alles mit der rechten Maustaste anklicken, um zu sehen welche Aktionen man auf dem jeweiligen Objekt durchführen konnte, und Windows kannte da auch schon Unterschiede, zwischen Text-Dateien und Word-Dokumenten zum Beispiel. Unter Windows 3.x war die rechte Maustaste - im Gegensatz zu vielen Anwendungsprogrammen, Beispielsweise WordPerfect - meist ohne Funktion.
Im August 1995 führte Microsoft mit der größten Werbekampagne aller Zeiten die Produkteinführung durch. Hierbei wurde bei Tv-Spots die Einführung des "Start"-Knopfes mit dem Lied "Start me Up" von den Rolling Stones untermalt. Windows 95 übertrifft noch heute die Verkaufszahlen aller nachfolgenden Versionen, einschließlich Windows XP.