Caspar Diethelm (* 31. März 1926 in Luzern, Schweiz; † 1. Januar 1997 in Luzern, Schweiz) war einer der herausragenden Schweizer Komponisten des 20. Jh.
Er studierte am Konservatorium und an der Kirchenmusikschule Luzern. Hinzu kam Privatunterricht in Komposition bei Johann Baptist Hilber (1891-1973 ) und Albert Jenny. Prägend waren für ihn die Meisterkurse bei Paul Hindemith sowie Arthur Honegger. Des Weiteren nahm er an den Ferienkursen in Darmstadt bei Karlheinz Stockhausen und Luigi Nono teil. Seine Ausbildung zum Dirigenten vervollständigte er bei Ernst Hans Beer und Alexander Krannhals.
Von 1963 bis 1993 wirkte er als Dozent für Musikgeschichte, theoretischer Fächer, Komposition und Kammermusik am Konservatorium Luzern.
Zugleich betätigte er sich als Dirigent eigener Werke im In- und Ausland. Seine rege Vortragstätigkeit fand in weiten Kreisen Beachtung, ebenso wie die von ihm verfassten Essays. Sein Wirken wurde mit dem Kunstpreis Obwalden 1969 und dem Kunstpreis der Stadt Luzern 1985 ausgezeichnet.
Seine Tonsprache ist höchst eigenständig. Durch ihre Ausdruckskraft und Vitalität erschliesst sie sich dem Hörer ganz unmittelbar. Caspar Diethelm setzte sich intensiv mit den neuesten Tendenzen der Musik (Zwölftontechnik, Atonalität, Serialität und Aleatorik) auseinander, lehnte aber alle dogmatischen Korsetts stets ab. Statt dessen entwickelte er seinen eigenen Stil, der durch Jenny, Hindemith, Honegger und Martin beeinflusst ist.
Die Musik von Caspar Diethelm ist geprägt durch schweizerische Elemente. Sie verströmt eine herbe Strenge und bevorzugt die grossräumige melodische Linearität. Die Harmonik ist freitonal, die Rhythmik zum Teil elementar, geprägt durch stark tänzerische Impulse mit einer Vorliebe für grosse ungerade Zyklen. Äussert wichtig erschien Caspar Diethelm auch die Anwendung von überschaubaren, nachvollziehbaren Formen, wie der dualistisch angelegte Sonatensatz, das Lied, Rondo, Bogen- und Zwiebelformen, in denen jedoch stets eigenständige, variable Lösungen gesucht wurden. In den späteren Werken zeichnet sich eine Wandlung im Denken des Komponisten ab: die Hinwendung zu einer meditativen Grundhaltung, zu einer neuen Spiritualität und die Verarbeitung von Einflüssen der aussereuropäischen Musik und Denkweise.
Sein Œuvre umfasst 343 Werke verschiedenster Besetzungen. Er komponierte über 100 Werke für grosses Orchester, Kammer- und Streichorchester, darunter 8 Symphonien und Solokonzerte für nahezu jedes Instrument, sowie 1 Ballet. Dazu kommen an die 40 Werke für Chor mit Orchester, Instrumentalensemble oder Orgel, darunter 3 grosse Oratorien sowie zahlreiche Kantaten. Auch für Chor a capella existieren zahlreiche Werke, darunter viele Messen und Motetten. Für Blasorchester und Brass Band schrieb er über 20 Werke. Ausserdem entstand eine reichhaltige Literatur für Kammermusik vom Solostück bis zum Nonett, z.B. 6 Streichquartette, Solosonaten für alle Instrumente, 22 Klaviersonaten, sowie zahlreiche Werke mit aussergewöhnlichen Besetzungen.
Neben solchen, die höchste Ansprüche an Interpreten und Zuhörer stellen, komponierte er auch zahlreiche Werke für Laien, z.B. die Reihe der "Concerti Diletti" für Laienstreichorchester; Chor- und Liedsätze, sowie Messen für Laienchöre; Kammermusik und Klavierstücke für den Unterricht. Zu erwähnen sind auch zahlreiche Bearbeitungen bzw. Rekonstruktionen, wie das Flötenkonzert von F. X. Stalder, die "Sinfonia Concertante" von Constantin Reindl, Quintettsätze für Klarinette und Streichquartett, sowie Streichquintettsätze von Mozart.
Werke
Werke für Orchester
- 1946 Symphonie Nr. 1 opus 1
- 1964-1969/1994 Konzert II opus 85, für Flöte und Orchester
- 1969 Concerto rustico opus 73, für Klarinette und Streichorchester
- 1969/1982 Harlekinade opus 79, für Solovioline und Streichorchester
- 1974/1985/1993 Symphonischer Prolog opus 125, für großes Orchester
- 1982/1984 Die vier Temperamente, opus 207, Suite für Orchester
- 1983/1987 Concerto Hiemalis opus 211 für Klarinette und Orchester
- 1989 Menhir opus 265, Meditation für Violine und Streichorchester
- 1991 Das Rad des Lebens opus 252, für zwei Klaviere, Horn und Streichorchester
- 1992 Das Auge des Horus opus 282, für Kontrabass Solo, Streichorchester und Schlagzeug
- 1992 Anubis opus 285, Konzert für Violine und großes Orchester
- 1993 Das goldene Skelett opus 295, Hymne für Bratsche, Streichorchester und Vibraphon
- 1996 Passacaglia und Consolatio opus 324, für Streichorchester
- 1996 Ein fernes, stilles Leuchten opus 333, für 12 Solostreicher
- 1996 Nun rundet sich der Weg zum Kreis 12 segments for string orchestra, opus 338
- Concerto diletto opus 141a Nr. 1, für Streicher
- Concerto diletto opus 141b, für Streicher
Werke für Blasorchester
- 1964/1969 Concerto n° 2 opus 112, für Klavier und Blasorchester
- 1969 Symphonische Suite opus 72
- 1970 Concertino opus 89, für Trompete, Horn und Blasorchester
- 1971 Trigon opus 96a
- 1971 Miniaturen opus 96b
- 1971 Sinfonietta opus 97
- 1973 Capriccio opus 73a
- 1986/1990 Threnos opus 245
- 1992 March-Suite opus 281, für Fagott und Blasorchester
- 1994/1994 Hathor opus 300, vier symphonische Betrachtungen für Blasorchester
Messen und Geistliche Werke
- 1946/1992/1996 Messe zu Ehren des Landesvaters Bruder Klaus opus 278, für gemischten Chor und Orgel
- 1980/1986 Missa brevis opus 172b für gemischten Chor zu vier Stimmen und Orgel
- 1983/1993 Horae canonicae opus 216, sieben lateinische Motetten für gemischten Chor zu vier Stimmen
- 1983/1994 Deine Zeit opus 217, Kantate für Sopran-Solo und Bass-Solo, gemischten Chor und Kammerorchester
- 1984/1988 Deutsche Motetten opus 230, für gemischten Chor - Text: Rudolf Alexander Schröder
- 1987 Die grosse Klage (Lamentationes Jeremiae Prophetae) opus 253, für Chor und Streichorchester in 4 Teilen
- 1995 Memento mori opus 315, für Bass Solo, gemischten Chor, Bläserensemble und Orgel
- Aufbruch Oratorium
- Nycticorax Oratorium
Werke für Chor
- 1981 Dunkler Geist der Nacht opus 186, Motetten für 5 - 8-stimmigen gemischten Chor - Text: Christian Morgenstern
- 1984/1995 5 Liedsätze opus 229, über Schweizer Volkslieder für 4-stimmigen gemischten Chor
- 1987/1990 Gnosis opus 256, 8 Tankas für Kammersprechchor, Klavier, Tam-Tam und Djembe
Kammermusik
- 1969/1983 Suite opus 83 Nr. 3, für Klarinette Solo
- 1970/1981 Septette n° 1 opus 94, für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Bratsche, Violoncello und Kontrabass
- 1972 Duett opus 104, für Violine und Horn
- 1975 Sonate n° 2 opus 133, für Kontrabass Solo
- 1975 Fantasie opus 136, für Kontrabass Solo
- 1975 ANKH opus 138, Meditation für Violoncello Solo
- 1982 Trio opus 205, für Flöte, Klarinette und Klavier
- 1985 Aulodie opus 233, Improvisation für Alt-Flöte in G Solo
- 1993 Schönster Tulipan opus 294, Variationen über ein bekanntes Schweizer Lied für zwei Violinen
- Lento
- Andante
- Presto, con slando
- Alla burla
- Vision
- Serenade
- Presto
- Allegro
- Epilog
- 1994 Pirouette opus 311, Trio für Flöte, Bratsche und Kontrabass
- 1995 Betruf opus 317a, für Bratsche Solo
- 1996 Maya opus 257, Ode für Horn, Vibraphon, Kontrabass und Schlagzeug
- 1996 Hemerocallis opus 328, für Violine Solo
- 1996 Quinqunx opus 329, 5 Glypten für Vibraphon Solo
- Capriccio opus 131, für Horn Solo
- Heptagramm für Bläser-Quintett
- Konzert für Oboe-Solo
- Nodoso für Tuba-Quartett
- Pictographs für Brass-Quintett
- Vo Luzärn gäge Wäggis zue für 4 Posaunen
- Quartett für 2 Trompeten und 2 Posaunen
- Sonate opus 127, für Horn Solo in 4 Sätzen
- Zodiac opus 140, Die zwölf Sternzeichen plus prologue und epilogue, für Flöte
- Prologue
- Aries
- Taurus
- Gemini
- Cancer
- Leo
- Virgo
- Libra
- Scorpio
- Sagittarius
- Capricorn
- Aquarius
- Pisces
- Epilogue
Werke für Tasteninstrumente
- 1976/1994 Akroterien opus 146, für Orgel zum Gebrauch in der Liturgie
- 1979 Sonata pugnifera - Klaviersonate Nr. 20 opus 257
- 1985 Païan opus 236, für Oboe und Orgel
- 1990 Bruchstücke einer langen Spanne Zeit... (Bundesbrief 1291) opus 273, für Orgel und Sprecher
- 1991 Das Rad des Lebens opus 252a für zwei Klaviere
- 1996 Partita Liturgica opus 320, für Orgel und Schlagzeug, in 7 Sätzen
- 1996 Proömium opus 335 für Oboe und Orgel
Bücher und Schriften
- Schweizerisches Musikarchiv: Werkverzeichnis Caspar Diethelm 1989 81 Seiten SUISA
- R. Baumgartner, A. Garovi, H. Zihlmann u.a.: Festschrift zum 70. Geburtstag 1997 128 Seiten, ISBN 3-909221-26-2
- Remo Capra: Caspar Diethelm als Blasmusikkomponist 1998 61 Seiten, SBV
Links
Caspar Diethelm auf Französisch
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Diethelm, Caspar |
| KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Komponist und Dirigent |
| GEBURTSDATUM | 31. März 1926 |
| GEBURTSORT | Luzern/Schweiz |
| STERBEDATUM | 1. Januar 1997 |
| STERBEORT | Luzern/Schweiz |