Journalist

Person, die Nachrichten und andere Informationen sammelt, schreibt und verteilt
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Ein Journalist [ʒʊrnaˈlɪst] ist „wer hauptberuflich an der Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt ist“ , so der Deutsche Journalisten-Verband. Aus rechtlicher Sicht kann sich jeder als Journalist bezeichnen (Medienrecht), die Berufsbezeichnung ist ungeschützt.

Reporter Heinz Abel (PHOENIX) im Gespräch mit Peter Fahrenholz (Süddeutsche Zeitung, im Bild rechts) für die Live-Sendung "Wahl '05"

Historie

Die so genannten scrittori d `avvisi übten wahrscheinlich als Erste schon im 16. Jahrhundert in Venedig journalistische Tätigkeiten hauptberuflich aus. Journalist [ʒʊrnaˈlɪst] war ursprünglich, im 17. und 18. Jahrhundert, ein Herausgeber, wenn nicht sogar der alleinige Autor eines Journals – im Falle des literarischen Journals mit der Rezension neuester wissenschaftlicher Publikationen (Literatur) befasst, im Falle des historischen oder politischen Journals der Kommentator von Zeitungsnachrichten, die zu diesem Zeitpunkt in der Regel ohne Kommentar und anonym in den Zeitungen abgedruckt wurden. Die damit einhergehende Arbeitsteilung – der Journalist konnte sich jederzeit darauf zurückziehen, er kommentiere die Nachrichten lediglich, sei für sie selbst jedoch nicht verantwortlich – trug vornehmlich dem instabilen Schutz der Meinungsäußerung Rechnung.

Mit der Einführung eines stabileren Presserechts im 19. und 20. Jahrhundert löste sich der Journalismus vom Journal. Die Analyse und der Kommentar zogen in die Zeitungen ein, die damit Plattformen öffentlicher Debatten wurden; in der Ausdifferenzierung in Berichterstattung und Kommentar lebt innerhalb der Zeitung die alte Arbeitsteilung fort. Der Journalist selbst wurde beruflich flexibel, er ist nicht länger auf das Journal beschränkt. Seine Arbeit besteht seit diesen Umschichtungen primär in der Recherche, der Aufarbeitung und dem Angebot von Information in den tagesaktuellen Medien des Drucksektors, des Radios, des Fernsehens und zunehmend des Internets.

Durch den technischen Fortschritt, vor allem im Bereich zwischen Redaktion und (etwa Druck-)Produktion, weiteten sich die Funktionen des Journalisten so wie des Redakteurs aus. Je nach Betriebsgröße und -organisation werden auch Aufgaben wahrgenommen, die früher ein Setzer, ein Layouter oder ein Mitarbeiter der Lithografie erledigt hat. Vor allem Hard- und Softwareprodukte in diesem Bereich ermöglichen, dass der schreibende Journalist auf seinem Bildschirm bereits die fertige Seite sieht und noch selbst beeinflussen kann. Dementsprechend erweitert sich auch das Spektrum der schreibenden Fähigkeiten um einige "Spezialkenntnisse" aus dem Bereich der Bilder- Grafik und Layoutwelt.

Berufsbild

vgl. auch Journalismus.

Jeder hat das Recht sich als Journalist zu bezeichnen, hierfür sind keine speziellen Voraussetzungen oder ein bestimmter Ausbildungsweg erforderlich. Somit ist die Berufsbezeichnung ungeschützt. Der Journalistenberuf wird als so genannter „Begabungsberuf“ bezeichnet. Fotografen und Bildredakteure gelten zum Beispiel ebenfalls als Journalisten.

Vierte Gewalt

Aus den Erfahrungen mit dem Dritten Reich haben die Väter des Grundgesetzes den Medien, insbesondere den Journalisten, Freiheiten eingeräumt. Deutlich wird dies in der im Artikel 5 des Grundgesetzes verankerten Pressefreiheit. Die Journalisten dürfen staatlich nicht beeinflusst werden, außerdem können sie sich neben Priestern als einzige auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen, d. h. sie können vor Gericht die Aussage verweigern, wer ihnen die Informationen zu einer bestimmten Story gegeben hat.

Denn gerade dadurch, dass ein Informant so sicher sein kann, nicht genannt zu werden, kann Aufdeckung von beispielsweise Bestechungen eine „Kontrollfunktion“ gegenüber dem Staat ausüben. Aus diesem Grunde werden Journalisten und Medien oft als Vierte Gewalt im Staate bezeichnet.

Zudem informieren Journalisten die Öffentlichkeit über Sachverhalte oder Vorgänge, die von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind. Damit tragen sie zum Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung bei und erfüllen eine wichtige gesellschaftliche und öffentliche Aufgabe. Um ihrer Aufgabe als Kontrollinstanz der Gesellschaft gerecht werden zu können, stehen Journalisten besondere Recherchebefugnisse zu, die die Pressegesetze der Länder unter den Begriffen „Auskunftsrecht“ oder „Informationsrecht“ regeln. Zusicherungen, Auskünfte von allgemeinem Interesse von Behörden und Ämtern zu erhalten, dehnte höchstrichterliche Rechtsprechung auch schon auf Unternehmen aus, wo Recherchen notwendig waren, um entsprechende Missstände und Fehlentwicklungen aufzudecken.

Die Sorgfaltspflicht zählt ebenso zu ihren Aufgaben. Die Journalisten sind verpflichtet, vor der Verbreitung ihrer Nachrichten, diese auf Inhalt, Herkunft und Wahrheitsgehalt zu kontrollieren.

Siehe auch: Vierte Gewalt.

Kritik

In den vergangenen Jahren bringen Machtmissbrauch und Sensationsgier den Journalismus zunehmend in die Kritik. Hintergrund sind die veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen im Beruf. Der Arbeitsdruck in den Redaktionen nimmt zu, dabei geht die Zahl der festangestellten Journalisten kontinuierlich zurück. Parallel dazu nimmt die Zahl der freien Journalisten zu, während deren Honorare abnehmen. Deshalb fordert die Journalistengewerkschaft DJV: "Qualität im Journalismus erfordert professionelle Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheiten, die den journalistischen Anforderungen und der Verantwortung von Festangestellten wie Freien gerecht werden." (Quelle: Charta "Qualität im Journalismus", DJV 2002).

Ausbildung

Da der Begriff „Journalist“ rechtlich nicht geschützt ist, wie Arzt, Architekt oder Bäcker, kann sich jeder Journalist nennen. Die Bezeichnung Redakteur ist ebenfalls nicht geschützt, wird aber tarifvertraglich festgelegt.

Üblich für die professionelle Ausübung ist eine zweijährige Ausbildung in einer oder mehreren Redaktionen als Volontariat, dem üblicherweise eine gewisse Zeit der freien journalistischen Tätigkeit vorausgegangen ist. Weitere Möglichkeiten sind der Besuch einer Journalistenschule oder ein Journalistik-Studium. Jedoch ist das Berufsfeld offen für Quereinsteiger (insbesondere mit Spezialwissen), sofern sie mindestens die Hochschulreife (Abitur) besitzen.

Voraussetzung für den Beruf des Journalisten ist in erster Linie die handwerkliche Beherrschung von Kommunikation, sei es Sprache, Foto oder Film. Darüber hinaus werden von einem Journalisten soziales und gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein, logisches und analytisches Denken, Kreativität sowie Kontaktfähigkeit verlangt. Abgesehen vom Lokaljournalisten, der ein Allrounder sein sollte, sind in den Mantelredaktionen bei den Printmedien sowie von Hörfunk und Fernsehen zunehmend Fachleute gefragt.

Ein Hochschulstudium in Journalistik und Publizistik bietet die Grundlage. Danach sollte ein Volontariat absolviert werden, in dem man die praktische Seite des Berufs kennen lernt. Die meisten Redaktionen verlangen mittlerweile ein abgeschlossenes Hochschulstudium um eine Volontariatsstelle zu bekommen.

Außerdem gibt es noch Journalistenschulen, diese vermitteln Medienpraxis, da sie praktischer ausgerichtet sind als die Studiengänge an den Universitäten. Sie werden häufig nach dem oder parallel zu dem Studium besucht.

Neben dem Studium sollte schon praktische Erfahrung, beispielsweise als freier Mitarbeiter in einer Lokalredaktion gesammelt werden, sonst ist es schwer eine Volontariatsstelle zu bekommen. Geschätzt werden zurzeit 50.000 Bewerbungen für insgesamt 1200 Volontariatsstellen. Ein Volontariat dauert zwischen 15 und 24 Monaten.

Einige Journalistenschulen:

Tätigkeitsgebiete

 
Fotojournalisten

Journalisten arbeiten in Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften und Anzeigenblättern, aber auch im Hörfunk und Fernsehen, Öffentlichkeitsarbeit sowie Nachrichtenagenturen oder Pressebüros. In Pressestellen haben rund 75 % der Mitarbeiter eine journalistische Ausbildung absolviert. Eine Großzahl der deutschen Journalisten arbeitet heute parallel als freier Journalist in diesen Bereichen.

Mit dem Internetzeitalter kamen als jüngstes Tätigkeitsfeld Online-Redaktionen hinzu. Ferner sind Journalisten als Pressesprecher oder Pressereferenten in den Pressestellen (auch PR- oder Marketingabteilungen) von Wirtschaftsunternehmen, Behörden oder Organisationen tätig.

Im Bereich der Tageszeitungen arbeitet ein großer Teil als Lokaljournalist. Bei überregionalen Tageszeitungen, bei Zeitschriften und in den Bereichen Rundfunk und Fernsehen findet i. d. R. eine Spezialisierung auf bestimmte Ressorts statt, z. B. Nachrichten, Sport, Wirtschaft, Kultur, Musik, Wissenschaft, aber auch für Seitengestaltung und Überschriftenformulierung, Recherche, Koordination.

Wer bei Presse, Hörfunk oder Nachrichtenagenturen Nachrichten innerhalb einer Redaktion bearbeitet, also redigiert, gilt als Redakteur. Dabei werden Bild- und Text-Redakteur unterschieden. Im Gegensatz dazu arbeitet der Reporter vor Ort, etwa bei einem großen Unglück oder einer Naturkatastrophe, recherchiert also die Fakten einer Geschichte. Ein Korrespondent ist für seine Heimatredaktion (Zeitung, Hörfunk, Fernsehen, Nachrichtenagentur) in der Bundes- oder Landeshauptstadt oder im Ausland tätig. Außerdem gibt es noch den Moderator, der Sendungen entweder im Fernsehen oder im Hörfunk präsentiert.

Laut Schneider/Raue arbeiteten 2003 für Tageszeitungen circa 14.000 Redakteure, für Zeitschriften etwa die Hälfte, rund 8000 für die Rundfunkanstalten und 5000 für Anzeigenblätter.

Neben den angestellten Journalisten gibt es auch rund 40.000 freiberufliche Journalisten. Diese arbeiten auf Honorar-Basis oder handeln Pauschalverträge aus. Sie bekommen jedoch keine regelmäßigen Aufträge und müssen ein eigenes Büro unterhalten, dazu müssen sie sich an ihren Kunden und deren Themenwünschen orientieren. Ein freier Journalist im Pressewesen wird nach gedruckten Zeilen honoriert. Viele Moderatoren im Fernsehen sind freie Journalisten. Neben denjenigen, die sich freiwillig gegen eine Festanstellung entschieden haben und gut verdienen, nimmt das Heer der auftragsknappen oder -losen Journalisten mit Nebenjobs ständig zu. Selbst große Medien haben Festangestellte und freie Mitarbeiter entlassen.

Zeitschriften, Fernsehen und Hörfunk sind auf die „Freien“ angewiesen, da diese letztendlich billiger und flexibler einsetzbar sind und Verlage und Zeitungshäuser in den letzten Jahren umfassend rationalisiert haben, da der Kostendruck wegen sinkender Auflagen gestiegen ist.

Pauschalisten sind Journalisten mit einem Pauschalhonorar, jedoch ohne feste Arbeitszeiten.

Veränderte Berufslage

Die Medienkrise mit ihren redaktionellen Sparzwängen prägt (entsprechend schlechte) Recherchen, Personal- Stellen-, sowie Auftragsknappheit. Bei den Zeitungen arbeiten nur noch knapp 70 Prozent des Personals von 1993, bei Nachrichtenagenturen und Anzeigenblättern weniger als die Hälfte. Entsprechend den angestiegenen Reichweiten von Fernsehen, Hörfunk, Internet sind sie für den Arbeitsmarkt wichtiger, doch ist der keineswegs auch groß (genug): 2005 können vom Journalismus wesentlich weniger Menschen leben als 1993. Online-Journalismus ist als stabiles Arbeitsfeld nicht abschließend einzuschätzen. Noch fehlen tragfähige Finanzierungsmodelle.

Darstellungsformen

In seiner Arbeit benutzt der Journalist unterschiedliche Darstellungsformen. Neben der reinen Vermittlung von Fakten (Nachricht, Bericht, Fotografie, Film und Interview) fließen in den anderen Darstellungsformen auch persönliche Wertungen ein: Reportage und Feature. Eine ausschließlich persönliche Wertung eines Sachverhaltes findet sich im Kommentar und in der Glosse.

Tätigkeitsfelder

KorrespondentRedakteur - ReporterBildredakteurKolumnistFeuilletonistLokaljournalistLeitartiklerFotojournalistVideojournalistModeratorSportjournalist - Produktionsredakteur

Literatur

  • Walther von La Roche: Einführung in den praktischen Journalismus, 17. Aufl. Berlin 2006
  • Claudia Mast (Hrsg.): ABC des Journalismus. Ein Leitfaden für die Redaktionsarbeit, 7. Aufl. Konstanz 1994
  • Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation, Frankfurt a. M. 1994
  • Wolf Schneider: Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil (Buchtipp zum Thema sprachliche Ausdrucksfähigkeit und -sicherheit)

Siehe auch

Wikiquote: Journalist – Zitate