Flexion

Gestaltänderung eines Wortes
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Die Flexion bezeichnet in der Grammatik die Änderung der Gestalt eines Wortes zum Ausdruck seiner grammatischen Funktion innerhalb eines Satzgefüges. Man spricht von der Beugung eines Wortes. (In der Medizin bedeutet es Beugung eines Gelenks.) Sprachen mit Flexion besitzen einen sog. flektierenden Sprachbau.

Die Ausdruck Flexion wird nicht nur für die Flexion im engeren Sinne verwendet, sondern er bezieht häufig auch die Agglutination mit ein, daher ist die Bezeichnung flektierende Sprache in vielen Fällen ein Synonym zu synthetischen Sprachen.

Die grammatische Funktion wird durch die Werte diverser grammatischer Kategorien bestimmt, was letztlich die flektierte Form des Wortes bestimmt. Verschiedene Sprachen können verschiedene Kategorien aufweisen.

Bei der Flexion wird abhängig von der Wortart unterschieden zwischen

beispielsweise nach Kasus, Numerus, Genus
beispielsweise nach Person, Numerus, Aspekt, Aktionsart, Zeit, Genus Verbi, Modus
nach der Steigerungsstufe

Man unterscheidet parallel dazu zwei Arten der Flexion

beispielsweise Präfixe, Suffixe, Infixe, Circumfixe.
beispielsweise durch Umlaut, Ablaut oder Konsonantenverschiebung

Streng genommen handelt es sich nur bei letzterem um echte Flexion, bei ersterem ist der Terminus Agglutination angebrachter. Jedoch wird der Begriff flektierende Sprache häufig als Oberbegriff für synthetische Sprachen verwendet, also auch für agglutinierende Sprachen und fusionale Sprachen.

Eine flektierte Form kann durchaus mehrere verschiedene Bedeutungen haben, wie auch eine grammatische Funktion durch mehrere flektierte Formen ausgedrückt werden kann.

Die meisten indo-europäischen Sprachen – z. B. Deutsch, Französisch, Hindi, Latein, Russisch – haben einen mehr oder weniger flektierenden Sprachbau. Besonders die arabische Sprache kann als Beispiel für eine sehr stark flektierende Sprache gelten.

Interessant ist dabei, dass die Englische Sprache ihre Flexion in den letzten Jahrhunderten nahezu komplett verlor. Dieses Phänomen ist in den europäischen Sprachen praktisch einmalig.

Um dies begreiflicher zu machen, hier ein Vergleich zwischen der altenglischen, mittelenglischen und neuenglischen Konjugation des Hilfsverbs "can":

Mittelenglisch   Frühneuenglisch        Neuenglisch:
Ich       cane   I         can          I         can
þu        canst  thou      canst        you       can
he/she/it can  he/she/it caneth       he/she/it can
we        canen  we        can          we        can
3e        canen  ye        can          you       can
þey       canen  they      can          they      can

Hieraus lässt sich sehr gut erkennen, wie das Englische seine Flexion verlor. Es ist nicht auszuschließen, dass der Rest, der an Flexion noch übrig geblieben ist (he goes, he does, he looks) in den nächsten hundert Jahren ebenfalls noch verschwinden wird.

Im Kontrast zu flektierenden bzw. synthetischen Sprachen stehen analytische Sprachen und isolierende Sprachen.

siehe auch: Derivation