Tokelau

neuseeländisches Gebiet im Pazifik
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Tokelau ist ein von Neuseeland abhängiges Gebiet mit 1.466 Einwohnern (Oktober 2006) und einer Fläche von 12 km². Tokelau besteht aus den Atollen Atafu, Nukunonu, Fakaofo und liegt im Süd-Pazifik.

Geographie

Geographische Koordinaten der Atolle:

Atafu: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:08_33_06_S_172_30_03_W_type:isle_region:TK, 2:8° 33′ S, 172° 30′ W

Nukunonu: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:09_10_06_S_171_48_35_W_type:isle_region:TK, 2:9° 10′ S, 171° 48′ W

Fakaofo: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:09_21_55_S_171_12_54_W_type:isle_region:TK, 2:9° 21′ S, 171° 12′ W

Bevölkerung

Die Bevölkerung von Tokelau umfasst weniger als 1.500 Menschen, die in drei Dörfern auf den jeweiligen Atollen leben. Die Bewohner sprechen Tokelauisch und zumeist ein paar wenige Worte Englisch. Die Isolation der Atolle und das Fehlen natürlicher Ressourcen behindert die ökonomische Entwicklung des Gebietes, die landwirtschaftliche Produktion bewegt sich am Subsistenzniveau. Gemeinsam mit der Überbevölkerung des Gebiets führt dies zu einer anhaltenden Emigration vieler Atollbewohner nach Neuseeland (der Bevölkerungsrückgang beträgt 0,9 % pro Jahr).

Auf dem Atoll Atafu bekennen sich alle Einwohner zur Congregational Christian Church of Samoa, auf Nukunonu alle zur römisch-katholischen Kirche. Auf Fakaofo sind beide Konfessionen vertreten, wobei die Congregational Christian Church dominiert. Insgesamt bekennen sich 70 % der Tokelauer zur Congregational Christian Church, 28 % zur römisch-katholischen Kirche und 2 % zu anderen religiösen Gruppierungen.

Politik

Tokelau ist ein integraler Teil Neuseelands. Seine Angelegenheiten werden vom neuseeländischen Außen- und Handelsminister geregelt, der zur Verwaltung der drei Atolle (seit 1980) einen Administrator of Tokelau ernennt. Ein Großteil der Verantwortung wurde allerdings der tokelauischen Bevölkerung, insbesondere dem Ältestenrat (Taupulega), übertragen, so dass der Administrator quasi nur als Schnittstelle zwischen der Kolonie und dem Mutterland fungiert. Basis der tokelauischen Gesetzgebung, Verwaltung und Justiz bildet der sog. Tokelau Islands Act von 1948. Quelle: [1]

Jedem der Atolle steht ein Faipule vor, der die jeweiligen Räte (Village Council) leitet und auch rechtsprechende Funktionen wahrnimmt. Exekutivorgane sind die drei Pulenuku, die sich als Bürgermeister bezeichnen lassen. Intern besteht keine administrative Trennung der drei Inseln, die insgesamt 21 Repräsentanten in das Parlament (General Fono) von Tokelau entsenden (Nukunonu: 6 Sitze, Fakaofo: 7 Sitze, Atafu: 8 Sitze). Der Vorsitz im General Fono rotiert jährlich zwischen den Atollen. Die jeweiligen Faipule nehmen in dieser Zeit auch die Funktion des Regierungschefs (Ulu-o-Tokelau) ein.

Am 2. Dezember 1980 wurde auf Atafu der Tokehega-Vertrag unterzeichnet, ein Abkommen zwischen Neuseeland und den Vereinigten Staaten über den maritimen Grenzverlauf zwischen Tokelau und Amerikanisch-Samoa, das u.a. die Ansprüche auf die Insel Olohega (auch Swains Island) zugunsten der USA klärte. Bemerkenswert an diesem Vertrag sind insbesondere folgende Umstände:

  1. Der Vertrag wurde in Tokelau unterzeichnet.
  2. Der Vertrag wurde sowohl in Englisch als auch in Tokelauisch verfasst.
  3. Als Vertreter Neuseelands traten die drei Faipule der Atolle auf.

Am 11. November 2004 kamen Neuseeland und Tokelau überein, Verhandlungen über einen Vertrag aufzunehmen, der den politischen Status Tokelaus in einen unabhängigen Staat in freier Assoziation mit Neuseeland umwandeln würde, ähnlich dem gegenwärtigen Status der Cookinseln und Niues. Zwischen dem 13. und 15. Februar 2006 wurde ein von der UNO finanziertes Referendum über die Unabhängigkeit abgehalten. Die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit zur Loslösung wurde mit 349 Stimmen gegen 232 bei einer Wahlbeteiligung von 95 % verpasst. Die Gegner einer Loslösung fürchten vor allem das Ende der finanziellen Unterstützung durch Neuseeland. Ein erneutes Referendum soll 2008 oder 2009 stattfinden.

Das Pacific Islands Forum gewährte Tokelau im Oktober 2005 Beobachterstatus.

Geschichte

Die Atolle wurden von Polynesiern über die umliegenden Inseln besiedelt. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Inseln autark. Durch Krankheiten, die Walfänger mitbrachten, peruanische Sklavenhändler und Missionare, die versuchten 500 Menschen umzusiedeln, überlebte nur die Hälfte der ursprünglichen Bevölkerung.

1877 wurden die Inseln zum britischen Schutzgebiet erklärt. Die entsprechenden formellen Erklärungen und die Flaggenhissung wurden 1889 von Commodore Oldham, Royal Navy, HMS Egeria, auf den jeweiligen Inseln vorgenommen. 1893 wurden die Union Islands (wie die Tokelau-Inseln bis 1946 hießen) dem neu gegründeten Schutzgebiet der Gilbert- und Ellice-Inseln zugeordnet und von Tarawa und später von Ocean Island aus verwaltet. 1916 wurden die Tokelau-Inseln auf Wunsch der Ureinwohner in das Vereinigte Königreich aufgenommen. Damit wurden sie Teil der Gilbert-Ellice-Kolonie und die Verwaltung wurde vom Bezirksverwalter (District Officer) in Funafuti übernommen. Am 4. November 1925 wurden die Inseln unter die Verwaltung von Neuseeland gestellt. Dadurch wurden sie automatisch dem Verwalter (Administrator) des Westsamoa-Territoriums zugeordnet.

Im gleichen Jahr wurde die bis dahin zum Verband der Union Islands gehörende Insel Olohega (heute Swains Island) von England an die USA abgetreten. Olohega liegt ca. 160 km südlich von Fakaofo.

Die am 7. Mai 1946 verabschiedete Tokelau-Namensverordnung bezeichnet die Inselgruppe offiziell als Tokelau-Inseln, und mit dem Tokelau-Inseln-Gesetz wird Neuseeland 1948 die Landeshoheit übertragen und dem neuseeländischen Hoheitsgebiet zugeordnet.

Durch die Unabhängigkeitserklärung Westsamoas 1962 wird der Administrator Hoher Kommissar (High Commissioner) von Neuseeland, behält aber das Amt des Administrators für die Tokelau-Inseln. Vom 1. Januar 1972 an wird der Titel 'Administrator der Tokelau-Inseln' dem Minister für Maori- und Inselfragen in Wellington übertragen.

Die Insel war Ziel von Koprahändlern, die das getrocknete Fruchtfleisch der Kokosnuss, das vor allem für Speiseöl verwendet wird, mit gutem Gewinn weiterverkauften. Ein Postschiff steuerte nur drei bis vier Mal pro Jahr Tokelau an. Die erste Schule entstand 1950, und in den 1990er Jahren war es das letzte Land der Welt, das einen Telefonanschluss erhielt.

Weitere Daten zu der Geschichte der Atolle sind unter den Inselnamen Atafu, Nukunonu und Fakaofo zu finden.

Infrastruktur

 
Luftbild des Atolls Fakaofo

Tokelau gilt als einer der abgeschiedensten Orte der Welt. Es gibt dort z. B. nur zwei Autos, kein Gefängnis, keinen Hafen und keinen Flughafen. Der Zugang zur Außenwelt ist nur alle vier Wochen per 26 bis 30 stündiger Schifffahrt von Samoa aus möglich. Das Schiff versorgt die Inselbewohner auch mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.

Als letztes Land der Erde wurde Tokelau 1994 mit dem internationalen Telefonnetz verbunden. Im September 2003 hat die Stiftung Tokelau eine 384-kbps-Downstream- und eine 64-kbps-Upstream-Internetverbindung per Satellit auf Fakaofo angelegt, die rund um die Uhr aktiv ist.

Wirtschaft

Die Bewohner versorgen sich durch Fischfang und die Nutzung der Kokospalmen zum großen Teil selbst. Die Gewässer um Tokelau besitzen große Thunfischbestände. Ärztliche Leistungen und Medikamente sind für die Tokelauer kostenlos. Deshalb benötigen sie auch nur wenig Geld. Tokelau ist das letzte Land der Erde, in dem Bargeld eingeführt wurde.

Bekannt geworden ist Tokelau im Internet durch die kostenlose Vergabe der Top Level Domain .tk Es ist aber nicht der Inselstaat selbst, der die Top Level Domains vergibt, sondern ein Investor, der die Adresse für mehrere Millionen Dollar erwarb. Sobald eine Site mit der Endung .tk viele Hits erzielt, muss der Nutzer in der Regel hohe Gebühren zahlen. Insofern ist die Nutzung dieser Top Level Domain nur bedingt kostenlos. Quelle: [Site von Henk von Ees [2]]

Umwelt

Wirbelstürme haben die Inseln mehrmals verwüstet und fast alle traditionellen Bauten zerstört. Seitdem sind die Kirche, das Versammlungshaus und die Schule der sicherste Ort im Fall einer Flutwelle. Zuletzt traf am 25./26. Februar 2005 der Zyklon Percy auf die Inseln, der auf Nukunonu etwa 80 % der Häuser leicht bis schwer beschädigt, aber keine Menschenleben gekostet hat.

Laut einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1989 werden die maximal 5 m aus dem Wasser ragenden Tokelau-Atolle bei weiterer globaler Erwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts im Meer versinken.

Literatur

  • Hermann Mückler: Tokelau. In: Kreisel, Werner (Hg.): Mythos Südsee. Länderprofile Ozeaniens zu Wirtschaft und Gesellschaft. Hamburg 2006: merus-Verlag, S. 179-184.
  • Matagi Tokelau. History and Traditions of Tokelau (o.A.). Apia/Suva 2001: Office for Tokelau Affairs/ Institute of Pacific Studies/Univ. of the South Pacific.
  • Judith Huntsman, Anthony Hooper: Tokelau - A Historical Ethnography. Auckland University Press. (1996)
  • Judith Huntsman: Tokelau 1852 Exodus: A Story and its History, in: Journal of Pacific History 39 (2004) S. 23–41.
  • Kelihiano Kalolo: Tokelau, in: The Contemporary Pacific 12 (2000) S. 246-249.
  • A. H. Angelo, Hosea Kirifi: The Treaty of Tokehega – an exercise in law translation, in: Victoria University of Wellington Law Review 17 (1987) S. 125–139.
  • Macgregor, Gordon: Ethnology of Tokelau Islands. Bernice P. Bishop Bulletin No. 146, Honolulu 1937: Bishop Museum Press.
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