Marienborn
Marienborn ist ein 447 Einwohner zählendes Dorf im Bördekreis, Sachsen-Anhalt; es bildet gemeinsam mit den Nachbarorten Harbke, Völpke und Sommersdorf die Verwaltungsgemeinschaft Ost-Lappwald.
Legende
Marienborn zählt zu den historisch ältesten Wallfahrtsorten innerhalb Deutschlands. Hier erschien um das Jahr 1000 ( zu einer Zeit, zu der schon wichtige Handelswege wie der "Bierweg" durch das "Mordthal" führten) einem frommen Hirten die Jungfrau Maria. Dort, wo eine Marienstatue vom Himmel gefallen sein soll und nach der Überlieferung ein Hospital und Armenasyl gegründet wurden, entsprang am Ende des 12. Jahrhunderts ein Quell ("Marienborn") mit heilender Wirkung.
Geschichte
Zum historischen Umfeld Marienborns zählen nich heute prähistorische Hügelgräber, Opfersteine und Kultstätten wie der "Teufelsgrund' und die "Räuberhauptmanns-Höhle".
Zu den den Schätzen des Ortes gehört die uralte Klosterkirche (um 1200) mit Kreuzgang (erbaut im 15. Jahrhundert) und geschnitzten und vergoldeten Flügelaltaren, das Pfarrhaus, die an einen römischen Tempel erinnernde Orangerie und die Brunnenkapelle, vom braunschweigischen Hofbaumeister Peter Joseph Krahe (1758 -1840) auf alten Fundamenten errichtet. Historische Verbindungslinien weisen auch auf das Kloster Marienberg bei Helmstedt. Im schroffem Kontrast befinden sich die Ruinen und geborstenen Dächer des weitläufigen ehemaligen Kloster- und Rittergutes, in 40 Jahren heruntergekommen als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG).
DDR - Grenzkontrollpunkt
Als im Sommer 1945 die deutsch-deutsche Grenze entstand, richteten die alliierten Siegermächte den Grenzkontrollpunkt Marienborn-Helmstedt ein. Die DDR baute ihn Anfang der 70er Jahre für rund 70 Millionen Ost-Mark zu einer Festung an der Transitstrecke zwischen der Bundesrepublik und Westberlin aus. Zuletzt versahen auf dem 35 Hektar großen Gelände 1000 DDR-Grenzbeamte, Zöllner, Stasimitarbeiter und Zivilangestellte ihren Dienst, sie fertigten von 1984 bis 1989 rund 10,5 Millionen Personenwagen und Motorräder, 4,9 Millionen Lastwagen und 140 000 Busse ab - zusammen 34,6 Millionen Reisende. Die meisten Ostdeutschen bekamen den Übergang erst nach Maueröffnung zu sehen.
Kernstück der Gedenkstätte ist das Stabsgebäude, in dem früher die Kommandeure der DDR-Grenztruppen und die zur Stasi gehörende "Passkontrolleinheit" saßen. Heute befindet sich hier ein Dokumentationszentrum. In der Dauerausstellung geht es um Ursachen für die deutsche Teilung, um die Ausbildung der DDR-Grenzsoldaten, Fluchtversuche, den systematischen Ausbau und schließlich Abbau von Mauer und Stacheldraht.
Alle Abfertigungsgebäude wurden größer als nötig gebaut, um die Reisenden einzuschüchtern, die Stasi nannte das operative Psychologie. Als Blickfang gilt ein graues, überdachtes Terminal mit Kontrollhäuschen, in denen Stasi-Mitarbeiter jeden Pass fotografierten und registrierten. Erneuert wurde auch ein 60 Meter langes Transportband aus Gummi, auf dem die Pässe zur eigentlichen Kontrolle befördert wurden. Erhalten ist auch eine Kontrollbox, in der der DDR-Zoll westdeutsche Fahrzeuge bei der Ausreise nach verbotenen Waren oder versteckten DDR-Flüchtlingen durchsuchte, selbst Särge wurden geöffnet. Vom „Führungsturm" aus hatten die Verantwortlichen des Bollwerks einen Überblick über das Areal; bei Alarm lösten sie „Firn" aus, einen Betonrammbock, der etwa bei Fluchtversuchen auf die Fahrbahn Richtung Westen schnellte, um diese zu blockieren.
Gedenkstätte heute
Das Land Sachsen-Anhalt ist Träger der Gedenkstätte. So ist dafür gesorgt, dass nach der Maueröffnung das DDR-Grenzregime an der Autobahn A2 gegenwärtig ist, während anderswo in Deutschland kaum noch Zeugnisse der Trennung zu sehen sind.
Marienborn, früher weltweit bekanntes Symbol der Teilung Europas, wandelt sich vom Bollwerk zu einem Ort des Gedenkens, des politischen Lernens, der Begegnung. Teile davon werden derzeit originalgetreu wieder aufgebaut: In Kürze soll die Sanierung abgeschlossen und der Urzustand von 1989 wiederhergestellt sein.
Empfehlung: eine Rundtour (Fahrrad; 18 km, 90 Min) Harbke - Gedenkstätte Deutsche Teilung - Marienborn (Ort und Wallfahrtsstätte) - Harbke; teilweise auf befestigten Waldwegen.