Die Toten Hosen | |
---|---|
Datei:Die Toten Hosen Logo 2005 1280x1024.gif | |
Gründung: | 1982 |
Genre: | Punk Rock, später Hardrock |
Website: | http://www.dietotenhosen.de |
Aktuelle Besetzung | |
Gesang: | Campino (Andreas Frege) |
Bass: | Andi (Andreas Meurer) |
Gitarre: | Breiti (Michael Breitkopf) |
Gitarre: | Kuddel (Andreas von Holst) |
Schlagzeug: | Vom (Stephen Ritchie, seit 1999) |
Ehemalige Mitglieder (1985-1986) | |
Schlagzeug: | Wölli (Wolfgang Rohde, 1989-1999) |
Die Toten Hosen sind eine Rockband aus Düsseldorf mit Ursprung in der deutschen Punkrock Bewegung. Der Musikstil hat sich im Laufe der Bandgeschichte stark verändert und kann heute nicht klar eingeordnet werden. Am ehesten lässt sich die Musik als (überwiegend) deutschsprachiger Hardrock mit Punkrock Elementen beschreiben. Neben "Die Ärzte" sind sie die kommerziell erfolgreichste deutsche Band mit Wurzeln in der Punkrock-Szene. Bis heute verkauften sie mehr als zehn Millionen Platten und sind als eine von wenigen deutschen Gruppen auch im Ausland erfolgreich.
Bandgeschichte
1982–1987: Erste Jahre
Die Band gründete sich 1982 als Nachfolger der Gruppe "ZK" zuerst unter dem Namen Club der Toten Hosen im Düsseldorfer Ratinger Hof. Wenig später wurde der Name in Die Toten Hosen geändert. Auf die Frage, wie sie auf diesen ungewöhnlichen Namen gekommen sei, entgegnet die Band heute häufig, man habe ein geringes Selbsvertrauen gehabt und man hätte den Erwartungshorizont des Publikums nicht zu hoch setzten wollen. Ob es wirklich an geringem Selbstvertrauen lag, ist in Anbetracht der hohen Auflage der ersten Single kritisch zu betrachten. Gründungsmitglieder waren: Campino, Kuddel, Andi, Breiti, Trini und Walter November. Das erste Konzert wurde im Bremer Schlachthof gespielt, aufgrund eines Druckfehlers auf den Plakaten irrtümlich angekündigt als "Die Toten Hasen". 1982 traten sie auf dem Abschiedskonzert der befreundeten Band Soilent Grün im Berliner SO36 auf. Soilent Grün gilt als Vorgängerband von "Die Ärzte". Im selben Jahr erschien die Debütsingle Wir sind bereit mit einer Auflage von 5.000 Stück und danach Reisefieber. Zu Reisefieber wurde für Radio Bremen ein Videoclip produziert. Gitarrist Walter November verließ 1983 die Band und trat zeitweise den Zeugen Jehovas bei. Fortan nur noch zu fünft, erzielten die Toten Hosen mit Eisgekühlter Bommerlunder einen ersten Achtungserfolg. Zu Bommerlunder entstand unter Teilname von Kurt Raab, Marianne Sägebrecht und Norbert Hähnel der zweite Videoclip. Der Dreh fand in einer bayrischen katholischen Kirche statt, die im Anschluss neu geweiht wurde. Seitens der öffentlich rechtlichen Programme wurde das Video lange boykottiert. Nach dieser dritten Single erschien das erste Album Opel-Gang. Ein Teil der Band war damals noch Schüler. So berichtet zum Beispiel Campino davon, er hätte Vormittags die Abiturklausuren geschrieben und Abends die Schallplatte aufgenommen. Ende 1983 veröffentlichte die Band zusammen mit dem New Yorker Rapper Fab Five Freddy eine Hip-Hop Version der Bommerlunder Single unter dem Titel Hip Hop Bommi Bop. Hintergrund war unter anderem Campinos Einberufung zur Bundeswehr und der damit verbundene Mangel eines Sängers. Die Platte gilt als die erste Fusion von Rap und Punkrock der Musikgeschichte.
Im Vorprogramm trat oft der Berliner Sänger Norbert Hähnel, damals Inhaber des Plattenladen "Scheißladen", auf. Hähnel nannte sich "der wahre Heino aus Berlin" und parodierte in dieser Rolle den Düsseldorfer Bäcker und Schlagersänger Heino. Der "echte" Heino konnte 1985 gegen seinen Berliner Sängerkollegen vor dem Landgericht Düsseldorf eine einstweilige Verfügung durchsetzen, die Hähnel untersagte, als der "wahre Heino" aufzutreten. Dieses Ereignis bescherte der Band zum ersten mal bundesweite Aufmerksamkeit und wurde sogar in den Spätnachrichten thematisiert. Neben dem Auftrittsverbot für Hähnel und einer Geldbuße in Höhe von 10.000 Mark kam es für die Band durch das Urteil zu Zerwürfnissen mit der Plattenfirma EMI, die neben den Toten Hosen auch den "echten" Heino verlegte. Die EMI kündigte das Vertragsverhältniss auf und die Düsseldorfer Punkrocker wechselten zu Virgin. Die Streitigkeiten mit der EMI setzten sich fort, als 1984 bei Virgin die zweite LP unter falscher Flagge veröffentlicht wurde. Auf dem Cover posiert die Band verkleidet als Piraten auf einem Schiff vor dem Düsseldorfer Rheinturm. In der ursprünglichen Version des Covers ist auf einer schwarzen Flagge ein vor einem Gramophon kniendes Hundegerippe zu sehen. Die EMI interpretierte dieses Symbol (zu recht) als Verballhornung ihres Wahrzeichens "His Master's Voice". Der Band wurde untersagt, diese Version des Covers weiter zu verbreiten und die Platte wurde nur noch mit geschwärztem Cover verkauft.
Ende 1985 verließ Trini Trimpop seinen Posten als Schlagzeuger und wechselte bis 1992 ins Managment. Neuer Schlagzeuger wurde vorübergehend Jakob Keusen. Obwohl er sich mit der Band gut verstand, war er wegen unterschiedlicher musikalischer Vorstellungen nur kurzfristig Mitglied der Toten Hosen. Im Januar 1986 wurde er von einem Nachbarn nach einem Streit erstochen. Manche Quellen behaupten, der Nachbar hätte Keusen wegen zu lautem Üben umgebracht. Nach Keusens Tod wurde Wölli neuer Schlagzeuger.
Wöllis erstes Konzert als neuer Hosen Drummer, war zugleich das erste Konzert der Toten Hosen vor einem riesigen Publikum. Zusammen mit Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Marius Müller Westernhagen, BAP und vielen anderen Stars traten sie beim "Welt Anti Atomkraft Festival" in Wackersdorf auf, um gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf zu demonstrieren. Dieses politische Großereigniss bescherte ihnen erneut einen bundesweiten Popularitätszuwachs und machte ihr Lied Ficken, Bumsen, Blasen bekannt. (Veröffentlicht auf der LP Opel-Gang unter dem Titel Hofgarten)
1986 folgte das dritte Album Damenwahl. Die Lieder Bis zum bitteren Ende, Das Altbierlied und Wort zum Sonntag sind bis heute beliebt. 1987 feierte die Band unter dem Pseudonym "Die Roten Rosen" mit der Schallplatte Never Mind the Hosen – Here’s Die roten Rosen ihren ersten Charterfolg. Auch das erste Live-Album Bis zum bitteren Ende verkaufte sich besser als die vorhergehenden Veröffentlichungen.
1988–1994: Durchbruch
1988 folgte die LP Ein kleines bisschen Horrorschau mit einem der bekanntesten Lieder der Band: Hier kommt Alex. Die Texte des Konzeptalbums setzen sich mit Themen aus dem Roman "A Clockwork Orange" von Anthony Burgess auseinander. Der Stoff erlangte durch die Verfilmung von Stanley Kubrick große Bekanntheit und avancierte in der Punkszene zum Kultfilm. Die Inspiration und Verwirklichung des Albums war eng mit dem 1988 aufgeführten gleichnamigen Theaterstück mit Ralf Richter in der Hauptrolle in Bonn verknüpft. In dieser Produktion wirkten die Bandmitglieder als Statisten (Gefangene) und Musiker mit. Ein kleines bisschen Horrorschau gilt als erster großer Bundesweiter Erfolg der Gruppe und markiert den Zeitpunkt, ab dem die Bandmitglieder als Berufsmusiker leben konnten und sich nicht mehr mit Nebenjobs über Wasser halten mussten. Ab 1990 folgten weitere Karriereschritte als Vorband renomierter Bands wie AC/DC, U2, The Rolling Stones, Green Day und Therapy?. Unabhängig von dem steigenden finanziellen Erfolg blieb die Band ihrem ursprünglichen Stil treu. Die Lieder zeichneten sich meist durch musikalisch einfache Kompositionen, gepaart mit teilweise anspruchsvollen und politischen Texten aus.
1991 wurde das Album Learning English – Lesson One veröffentlicht. Bei den Liedern auf dieser LP handelt es sich zum allergrößten Teil um Coverversionen bekannter englischer Punkrock Klassiker. Bei den Aufmahmen war immer mindestens ein Mitglied der Original Band anwesend. Viele dieser Lieder waren zu dem Zeitpunkt schon in Vergessenheit geraten und längst nicht alle der damaligen englischen Musiker konnten noch von ihrer Musik leben. Das Album trug wesentlich zum Bekanntheitsgrad einiger Lieder in Deutschland bei. Höhepunkt aus Sicht der Band war die Zusammenarbeit mit dem englischen Posträuber Ronald Biggs, der bei dem Stück Carnival In Rio (Punk Was) mitwirkte. Neben vielen anderen Bekanntschaften, markiert diese Produktion auch den Beginn der bis heute andauernden Zusammenarbeit mit Tim Smith, dem ehemaligen Sänger der Adverts.
1993 erschien das Album Kauf MICH!, das Platz eins der deutschen Album-Charts erreichte. Es behandelte hauptsächlich die Themen Konsum, Werbung und Rechtsextremismus. Die 1992 vorab veröffentlichte Single Sascha - ein aufrechter Deutscher zeigte klar Flagge gegen rechts und mit dem Erlös unterstützte die Band den "Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus". Die Republikaner versuchten erfolglos das Stück wegen parteilicher Verunglimpfung verbieten zu lassen und trugen damit zum Erfolg des Titels bei. (Die Single spielte über eine halbe Million Mark ein.) Im selben Jahr erschien mit Reich & Sexy die erste Best-of-CD der Band. Das Cover, auf dem die Band unbekleidet mit acht nackten Frauen, Geldscheinen, Plattencovern und Auszeichnungen posiert, war dem Cover des Doppelalbums Electric Ladyland von Jimi Hendrix nachempfunden. Mit Love, Peace & Money folgte 1994 eine internationale Version des Best-of-Albums. Die Texte wurden ins Englische übersetzt und statt der europäischen Frauen waren auf dem Cover asiatische Modells zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Toten Hosen mit insgesamt drei Alben gleichzeitig in den deutschen Charts vertreten.
1995 war, nach Erfüllung des Vertrags mit Virgin, die Geburtsstunde der Bandeigenen Plattenfirma JKP ("Jochens kleine Plattenfirma"). Desweiteren erhielt die Band bei Radio Fritz mit Tausend Takte Tanzmusik für ein Jahr lang eine eigene Radiosendung.
1996–2000: Höhepunkt des kommerziellen Erfolges
Der größte kommerzielle Erfolg der Band war das Trinklied Zehn kleine Jägermeister aus dem 1996 erschienenen Album Opium fürs Volk, das bisher als einzige Single der Toten Hosen Platz eins der deutschen Single-Charts erreichte. Aus dem selben Album stammen auch die sehr erfolgreichen Single-Auskopplungen Bonnie und Clyde, Nichts bleibt für die Ewigkeit und Paradies. Zusammen mit Iggy Pop traten sie beim letzten Konzert der Ramones in Buenos Aires auf. Ebenfalls 1996 erschien das zweite Livealbum der Band unter dem Titel Im Auftrag des Herrn.
Allein in den Jahren von 1982 bis 1997 gaben die Toten Hosen 1000 Konzerte. Beim Jubiläumskonzert am 28. Juni 1997 im Düsseldorfer Rheinstadion kam es zu einem tragischen Unfall. Die sechzehnjährige Niederländerin Rieke Lax wurde an der Absperrung zur Bühne von den nachdrückenden Massen erdrückt, eine vor Ort angesetzte Reanimation blieb erfolglos. Die Toten Hosen unterbrachen das Konzert sofort, spielten es dann aber auf Anraten des Einsatzleiters der Berufsfeuerwehr Düsseldorf zu Ende, um eine Panik zu verhindern. Alle weiteren Konzerte des Jahres sagten sie allerdings ab. Im Folgejahr erschien die Single Pushed Again, die Platz vier in den deutschen Charts erreichte. Ebenfalls in diesem Jahr spielten die Toten Hosen in Australien auf der Warped Tour.
1998 wurden Die Roten Rosen für das Album Wir warten aufs Christkind reaktiviert. Es handelte sich dabei um ein Album, das ausschließlich Lieder zum Thema Weihnachten enthielt. Erneut zurück meldeten sie sich 1999 mit dem Album Unsterblich. Kurz zuvor hatte Wölli aufgrund von Wirbelsäulenproblemen (Bandscheibenvorfall) und einem Autounfall seinen Platz am Schlagzeug an Vom, der bis dahin der Schlagzeugroadie der Band gewesen war, abgegeben.
Im selben Jahr erschien auf dem Label der Band auch der Soundtrack zum Film You’re Dead, zu dem sie auch ein gleichnamiges Titellied beigesteuert hatte.
2001 bis heute
2002 brachten sie das Album Auswärtsspiel heraus, das Best-Of-Album Reich & Sexy II – Die fetten Jahre sowie eine gleichnamige DVD mit den bekanntesten Videoclips. Für das Cover des Albums posierten sie, wie bei Reich & Sexy I auch schon, nackt mit nun insgesamt 80 nackten Frauen.
2004 kam die Live-DVD Rock am Ring 2004, die Toten Hosen bekamen ihre eigene Show auf MTV, in der sie von ihrem alltäglichen Leben berichteten und eine Maxi-CD mit dem Namen Friss oder stirb wurde veröffentlicht. 2004 kam dann das Platinalbum Zurück zum Glück heraus und schoss sofort auf Platz 1 der Charts. Am 20. Juni 2005 brachten sie eine 3er-DVD-Box, 7 Stunden Spielzeit mit den Höhepunkten von ihrer Fernsehserie Friss oder stirb raus. Am 2. Juli 2005 traten sie auch auf dem Live 8-Festival auf, nachdem sie kurz zuvor bei Rock am Ring als Überraschungsheadliner aufgetreten waren und eine Auszeichnung als Ehrengäste sowie eine lebenslange Auftrittsgarantie bei Rock am Ring bekamen. Am 1. und 2. September spielten die Toten Hosen ein MTV Unplugged im Wiener Burgtheater. Die CD bzw. DVD Nur zu Besuch: Unplugged Im Wiener Burgtheater erschien im Dezember 2005.
Am 10. September 2005 gaben die Hosen das Abschlusskonzert der Friss-oder-Stirb-Tour in der ausverkauften LTU-Arena in ihrer Heimatstadt Düsseldorf. Es wurde unter dem Titel Heimspiel als DVD veröffentlicht. Zum Abschluss des Jahres 2005 tourten die Hosen mit Gerhard Polt und den Biermösl Blosn durch verschiedene Theater und Opernhäuser und spielten unter der Regie von Hanns Christian Müller das Programm "Abvent". 2006 gab es weder Proben noch Konzerte. Campino nutze die Bandpause und versuchte sich als Schauspieler. Unter der Regie von Klaus Maria Brandauer spielte bei einer Inszenierung von Brechts Dreigroschenoper im Berliner Admiralspalast die Rolle des "Macheath". Gerüchte über ein mögliches Ende der Band wurden ausdrücklich dementiert. Nach offiziellen Aussagen finden seid Anfang 2007 wieder Proben statt und laut Andi soll eine neue Platte in Arbeit sein. Im Jahr 2007 werden die Toten Hosen 25 Jahre alt.
Musikstil
Siehe auch: Diskografie der Toten Hosen
Charakteristika
Die Band wurde häufig für ihre Trinklieder wie Eisgekühlter Bommerlunder, Bis zum bitteren Ende, Zehn kleine Jägermeister, Altbierlied oder Kein Alkohol (ist auch keine Lösung) als reine Party- bzw. Trinkband kritisiert. Jedoch wird bei so einer Sichtweise ignoriert, dass viele ihrer Lieder sozialkritisch sind. So setzen diese sich z.B. mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit (Fünf vor zwölf, Willkommen in Deutschland, Sascha ... ein aufrechter Deutscher, Madelaine (aus Lüdenscheid)) oder anderen gesellschaftlichen Reizthemen (Nationalstolz in 1000 gute Gründe , Depressionen in "Sein oder Nichtsein", Vergänglichkeit in All die ganzen Jahre, Insassen einer Psychiatrie in Irre, Sex- und Gewaltvideos in Hot-Clip-Video-Club, Drogensucht in Mehr davon und XTC, kritische Betrachtung von Politik in Friss oder stirb, Einmal in 4 Jahren und Kanzler sein) auseinander. Auch autobiografische Aspekte sind häufig zu finden (Helden und Diebe, Alles wird gut, Wir sind der Weg, Graue Panther, Verschwende deine Zeit, Und wir leben).
Charakteristisch für den Stil der Toten Hosen sind neben Campinos Stimme und den Chören die oft hymnen- und/oder volksliedartigen Texte. Die Texte zeichnen sich außerdem oft durch den Wechsel von der Ich- zur Wir-Perspektive (Wort zum Sonntag, Friss oder stirb, Bayern, Frauen dieser Welt) und die Personifizierung von Dingen (Wofür man lebt, Der Mond, der Kühlschrank und ich, Der Schandfleck, Schlampe (nachher), Walkampf, Zurück zum Glück, Die Behauptung, Kauf MICH, Die Unendlichkeit) aus.
Außerdem wird in vielen ihrer Texte bewusst Ironie verwendet (Ülüsü, Sascha ... ein aufrechter Deutscher, Kauf MICH, Entschuldigung, es tut uns leid, Graue Panther, Ehrenmann, XTC, Gute Reise, Umtausch ausgeschlossen, You’re dead und Kanzler sein).
Musikalische Entwicklung
Bisher wurden alle Alben von Jon Caffery produziert. Sowohl die Musik als auch die Texte haben sich im Laufe der Bandgeschichte allerdings verändert. So bestanden die ersten Alben überwiegend aus Liedern, welche ein lockeres und feierfreudiges Leben propagierten, und demnach einfach strukturierte Melodien und Texte enthielten. Beispiele hierfür sind die ersten Singles Wir sind bereit und Reisefieber. Seit dem Album Ein kleines bisschen Horrorschau gewannen die Texte mehr an Inhalt. Die Band stärkte ihr politisches Profil und setzte sich gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit ein. Auch wurde die Band musikalisch vielfältiger. War die Musik anfangs noch reiner Punk, so liegt sie heute zwischen Punk und Hardrock. Allerdings wurde ihnen dabei von Teilen der Punkszene immer mehr der Vorwurf gemacht, sie seien zu kommerziell geworden.
Es gibt seit einigen Jahren auch vereinzelt Lieder, die stilistisch an die Scorpions erinnern (Wofür man lebt, Helden und Diebe, Was zählt). Dabei wurden zum Teil auch für Punk untypische Instrumente in die Stücke mit eingebaut (Dudelsack in Wir leben, Streicher in Unser Haus, Unsterblich und Nur zu Besuch, Saxophon in Schwimmen, Bläser in Sascha...ein aufrechter Deutscher und Das Mädchen aus Rottweil), die jeweils von Gastmusikern gespielt wurden.
Ebenso brachten Die Toten Hosen Konzeptalben heraus wie Ein kleines bisschen Horrorschau, das eine Nachvertonung des Stanley Kubrick-Films Clockwork Orange ist, Kauf MICH, das sich überwiegend mit dem Themenfeld Kaufen und Konsum auseinandersetzt und Opium fürs Volk, das die Themen Glaube und Psychologie näher beleuchtet. Als Konzeptalben einzuordnen sind auch die beiden unter dem Namen "Die Roten Rosen" veröffentlichten Alben (siehe unten).
Komposition
Während sich in den ersten Jahren alle Bandmitglieder an den Texten beteiligten, ist heute ausschließlich Campino für die Texte verantwortlich. Gelegentlich schreibt Campino auch die Musik, überwiegend sind jedoch Kuddel, Andi oder Breiti für die musikalischen Arrangements verantwortlich. Bei einigen Liedern der jüngeren Zeit war auch der mit der Band befreundete Musiker Funny van Dannen an den Kompositionen beteiligt (Frauen dieser Welt, Bayern, Kein Alkohol (ist auch keine Lösung), Walkampf, Der Bofrostmann).
Für die wenigen englischsprachigen Lieder (Pushed Again, How Do You Feel, You’re Dead) arbeitet Campino beim Komponieren oft mit britischen Rockmusikern wie TV Smith zusammen. Die Alben Love, Peace & Money und Crash Landing enthalten ins Englische übersetzte Lieder der Band und erschienen hauptsächlich für die Fans außerhalb des deutschsprachigen Raumes.
Die Roten Rosen
Unter dem Pseudonym Die Roten Rosen hat die Band bisher zwei Konzeptalben veröffentlicht: Never Mind the Hosen – Here’s Die Roten Rosen (1987) und Wir warten aufs Christkind (1998). Für dieses Projekt legten sich die Bandmitglieder jeweils Pseudonyme zu (Campino = Judas Inocenti, Kuddel = Johannes der Säufer, Breiti = King Scratch Salomon I., Andi = Cardinal Mendoza, Wölli = Herr Rohdes). Interessant ist der Aspekt, dass die Mitglieder der Toten Hosen oft versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass es sich bei den Roten Rosen um eine ganz andere Band und ganz andere Personen handele.
Die Roten Rosen werden laut bandeigener Aussage vor allem für Alben aktiviert, in denen es hauptsächlich um Spaß geht, während Die Toten Hosen mehr für die ernsthaften Sachen zuständig seien.
So enthielt Never Mind the Hosen – Here’s Die Roten Rosen, dessen Titel eine Anlehnung an das Sex-Pistols-Album Never mind the Bollocks – Here’s the Sex Pistols darstellt, ausschließlich Coverversionen bekannter Schlager der sechziger und siebziger Jahre.
Wir warten aufs Christkind enthält sowohl traditionelle Weihnachtslieder mit zum Teil verballhornten Texten (Ihr Kinderlein kommet) als auch Coverversionen bekannter Weihnachtslieder wie White Christmas und drei selbstgeschriebene Lieder (Weihnachtsmann vom Dach, Weihnachten bei den Brandts und Frohes Fest). Letzteres wurde bereits Anfang der neunziger Jahre als B-Seite veröffentlicht.
Trivia
Beziehungen zur Heimatstadt Düsseldorf
Im Laufe der Bandgeschichte haben die Toten Hosen durch verschiedene, teils aussergewöhnliche, Aktionen der Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt Ausdruck verliehen:
- Im Sommer 1995 trug die Band zusammen mit einem Teil der Düsseldorfer EG gegen die von der finnischen Nationalmannschaft unterstützten Leningrad Cowboys beim "Powerplay des Wahnsinns" in der Düsseldorfer Bremstrasse ein Eishockey Match aus. Unter dem Teamnamen "Knochenbrecher Düsseldorf" verloren sie mit 10:11 nur knapp.
- 1996 nahmen sie unter dem Motto "Wir beerdigen den guten Geschmack" mit einem eigenen Wagen am Düsseldorfer Karnevalszug teil.
- Die Toten Hosen gelten als die prominentesten Fans des Düsseldorfer Fussballclubs Fortuna Düsseldorf. So sponserten sie den Verein von 2001 bis 2003, als dieser in größere finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Bis heute sponsern sie aber noch dessen Jugend, die immer noch den Totenkopf auf ihrem Trikot trägt. Bereits Ende der achtziger Jahre hatten sie den Kauf des Spielers Anthony Baffoe finanziell unterstützt.
- In ihrer MTV Show Friss oder Stirb widmeten sie der Landeshauptstadt eine ganze Folge, in der sie ihre Lieblingsorte in Düsseldorf präsentierten.
- Das 1000ste Konzert fand im Düsseldorfer Rheinstadion statt. Viele Fans reisten mit von der Band zur Verfügung gestellten Sonderzügen an.
Magical-Mystery-Tour
In Anlehnung an das bekannte gleichnamige Album der Beatles führten die Toten Hosen mehrere Magical-Mystery-Tourneen durch. Die Band bot sich an ein unentgeltliches privates Konzert zu geben. Als Gegenleistungen war lediglich der Fahrtkostenersatz und Kost und Logis von den Konzertveranstaltern zu tragen.
So spielte die Band ein Konzert im Haus des CDU-Politikers Ernst Albrecht für dessen Sohn, besuchte aber auch mehrfach verschiedene Haftanstalten im Berliner und Hamburger Raum, gab ein Konzert in einer psychiatrischen Klinik wie auch Konzerte auf Hochzeiten und auf der Alm. Ein weiteres geplantes Konzert auf Helgoland, das aufgrund einer polizeilichen Verfügung abgesagt werden musste, wurde von den Toten Hosen kurzerhand in ein Fußballspiel gegen Fans umgewandelt und später in Nordenham bei Bremerhaven gespielt.
Verhältnis zur Band "Die Ärzte"
Parallelen zwischen den Toten Hosen und den Ärzten sind leicht zu finden: Beide Bands besitzen eine ähnliche Fangemeinde. Des Weiteren werden sie oft als politisch linksgerichtet betrachtet, wobei aber erwähnt werden muss, dass viele Stimmen aus der politischen Linken dies vehement zurückweisen. Gemeinsame Zusammenarbeiten und Konzerte, unter anderem unter den Pseudonymen "Essen auf Rädern" (DTH) und "Die Zuspäten" (DÄ) im Jahr 2000, im Düsseldorfer "Tor 3" und im Berliner "SO36", fanden ebenfalls statt.
Die bewusste Abgrenzung der Bands zueinander führte schließlich ungewollt dazu, dass sich beide Bands musikalisch ergänzten. Sprachen die Toten Hosen früher besonders eher linkspolitische Jugendliche an, die in den Texten eine gewisse musikalische Ernsthaftigkeit verlangten, so erreichten Die Ärzte eher ein Publikum, welches Nonsens-Texte und einen gewissen Zynismus mochte, sich aber dennoch politisch links orientierte. Die Plattenfirmen und die Medien stilisierten die Bands zu Konkurrenten, was sich beide Bands gefallen ließen. Gleichzeitig grenzten sich Die Ärzte textlich und musikalisch von der Punk-Szene ab, was bei den Toten Hosen missverstanden wurde, wie beispielsweise auch die Zusammenarbeit mit der BRAVO.
Zum Unterschied Die Toten Hosen zu 'Die Ärzte sollte noch zwingend erwähnt werden, dass erstere in der Modestadt Düsseldorf großwuchsen, während zweitere sich auf der politischen "Insel" Berlin bewegten. Ich glaube, da ist politisch gesehen ein kleiner, aber nicht unbedeutender Unterschied. Ansonsten gibt es wohl viele Ähnlichkeiten , und auch eine freundschaftliche Beziehung beider Bands zueinander.
Campino fasst die Beziehungen beider Bands in der Ärzte-Biografie von Markus Karg wie folgt zusammen: „Wir waren die Opel-Gang, die Ärzte wollten 2000 Mädchen.“ Bereits in der Anfangszeit mochten und respektierten beide Bands sich gegenseitig. Bis heute wird jede neue Veröffentlichung der jeweils anderen Band aufmerksam betrachtet. Mehrere Missverständnisse führten dann laut Campino zu einem „Klima, das hochgradig vergiftet“ war und „bis zum Tage ihrer Auflösung 1988 auch so bleiben“ sollte.[1]
Erst mit der Neugründung der Ärzte war das Eis endgültig gebrochen; die Hosen wurden mit als erste über die Neugründung der Band informiert. Die Ärzte persiflierten, zitierten und ironisierten in der Folge die Düsseldorfer Band immer wieder mehr oder weniger deutlich. Mit Sauf-Schlachtgesängen wie „Bis zum bitteren Ende“ oder „Bommerlunder“ nahmen Die Ärzte die Toten Hosen und auch sich selbst auf die Schippe. Mit dem Titel „Las Vegas“ ironisierten Die Ärzte den Hosen-Titel: „Das Altbierlied“. So heißt es im Ärzte-Song in leichter Abwandlung des Textes „(...) bin ich denn im Wald hier, wo bleibt denn mein Altbier, wir haben hier in Las Vegas den längsten Tresen der Welt (...)“.
Musikvideos
Die beiden ersten Musikvideos zu den Singles Reisefieber und Eisgekühlter Bommerlunder wurden noch recht billig produziert; ersteres wurde in Norddeutschland eigens für eine Fernsehsendung gedreht und das Video zu Eisgekühlter Bommerlunder in einer bayrischen Kirche, die daraufhin neu geweiht werden musste. In letzterem spielte die zu dem damaligen Zeitpunkt noch unbekannte Schauspielerin Marianne Sägebrecht mit. Auch Hier kommt Alex und 1000 gute Gründe erhielten noch sehr schlichte Videos: Im Video zu Hier kommt Alex spielt die Band auf einem Schrottplatz, zwischendurch werden wenige Bilder aus der Bonner Theaterinszenierung eingeblendest'. Tausend gute Gründe zeigt eine Live-Performance der Band.
Das Video Azzuro wurde von Hanns Christian Müller 1992 zur Fußballweltmeisterschaft gedreht und steckt voller Ironie auf die Proll-Deutschen und wie sie im Ausland auftreten. Interessant auch das Autokennzeichen des Opels D-TH 1992, der nie auf Anhieb anspringt, ausser das eine Mal, als er geklaut wird.
Der Dreh zu Bonnie § Clyde erfolgte im Knast vom Baden Württembergischen Ludwigsburg. Dort erschreckten die Schüsse und der laute Knall bei der Explosion des Fluchtfahrzeuges so manchen Anwohner.
Mit dem wachsenden kommerziellen Erfolg wurden die Musikvideos auch zunehmend anspruchsvoller. So wurden für das Video zu Nichts bleibt für die Ewigkeit, in dem die Bandmitglieder als Schlammmonster zu sehen sind, insgesamt 90.000 DM ausgegeben. Zum Teil wurden dafür professionelle Regisseure wie Wim Wenders (Warum werde ich nicht satt?), Peter Lindbergh (Unsterblich) oder Philipp Stölzl (Ich bin die Sehnsucht in dir) und Schauspieler wie Ben Becker (Schön sein) und Karina Krawczyk (Kein Alkohol (ist auch keine Lösung)) engagiert. Dagegen wurde das Video zu Bayern bewusst im Stil einer Hobby-Kamera aufgenommen, um einen möglichst großen Kontrast zum Fußballverein Bayern München, gegen den das Lied gerichtet ist, herzustellen.
Zu ihrem Lied Pushed Again wurde ein Video gedreht, bei dem sich Aufnahmen der Hosen beim Spielen mit Bildern von Menschenrechtsverletzungen, hauptsächlich vom Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens, abwechseln.
Auszeichnungen erhielten die Clips zu Zehn kleine Jägermeister von Regisseur Andreas Hykade, welches ein Zeichentrickvideo wurde, und Kein Alkohol (ist auch keine Lösung). Da sie in beiden allerdings nicht einmal mitspielen, entschlossen sie sich bei letzterem dazu, dem Regisseur Peter Thorwarth den Preis zu geben.
Soziales und politisches Engagement
Die Toten Hosen unterstützen die Menschenrechtsgruppe Pro Asyl, zu der sich auf der offiziellen Website der Band eine Kurzbeschreibung und ein Link befinden.[2] Des Weiteren arbeitete die Band mehrfach mit der Tierschutzorganisation PETA und posierte für diese nackt.[3] Auch mit Anti-Atom-Initiativen kooperierten sie bereits und protestierten 1998 mit einem Konzert auf den Gleisen gegen einen Castortransport.[4] Zudem unterstützen die Hosen die Kein-Bock-Auf-Nazis-Kampagne der Band ZSK.
2005 traten sie bei Live 8 auf.[5]
Allerdings haben die Bandmitglieder wiederholt erklärt, sich nicht parteipolitisch einspannen zu lassen. So lehnten sie beispielsweise eine Anfrage der SPD ab, ein Lied für deren Europawahlkampagne von 1994 zu schreiben.[6]
Auszeichnungen
- ECHO
- Gruppe national/international: 1994, 1997 und 2003
- Videoclip national: 1997 für 10 kleine Jägermeister
- Marketing: 1994
- Eins Live Krone
- Beste Band: 2000
- Bestes Album: 2006 für "Nur zu Besuch: Die Toten Hosen unplugged im Wiener Burgtheater"
- Bravo Otto
- Band Rock in Gold: 1996
- Band Rock in Bronze: 1997
- Goldene Schallplatte
- für Musikvideos 11x Gold und 5x Platin
- für Tonträger 27x Gold und 16x Platin
Literatur
Bandbiografien
- Die Toten Hosen: Ein kleines bisschen Horrorschau, 1988
- Die Toten Hosen: 125 Jahre Die Toten Hosen - Auf dem Kreuzzug ins Glück, 1990
- Andrea Müller: Die Toten Hosen - Punkrock made in Germany. Econ Verlag GmbH, 1996 ISBN 3-612-12006-9
- Bertram Job: Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte dtv, Oktober 1997 ISBN 342320057X
- Die Toten Hosen: Ewig währt am längsten. Die Toten Hosen. In Farbe und Schwarz-Weiss. JKP Jochens Kleine Plattenfirma GmbH & Co. KG, November 2002 ISBN 3980850110
- Kai Jessen: Die toten Hosen - Für immer Punk!. Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, 1997 ISBN 3-453-12889-3
- Die Toten Hosen: Reich & Sexy, 2004, ISBN 3-9370-4145-1
- Die Toten Hosen: Zurück zum Glück, 2005, ISBN 3-8654-3145-3
- Die Toten Hosen: ″Live/Backstage/Studio" Bildband mit Fotografien von Fryderyk Gabowicz, 2006, ISBN 978-3-89602-732-0
- Die Toten Hosen: The Music Makers - Die Toten Hosen von Skai Hollow ,ab Mai 2007,ISBN-10: 3854452810,ISBN-13: 978-3854452812
- Jürgen Seibold: Die Toten Hosen V.I.P. 1992 Paul Zsolnay Verlag ISBN 3-552,005005-1
- Die toten Hosen: Rock Sensation präsentiert Magazin zur Tour "Menschen, Tiere, Sensationen 1992" Universa Medien Verlags GmbH, Dormund
Weiterführende Literatur
- Rote Gourmet Fraktion: Kochen für Rockstars. Kiepenheuer & Witsch, März 2004 ISBN 3462033972
- Markus Karg: Die Ärzte – Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, Januar 2001, ISBN 3-89602-369-1
- Die Toten Hosen: Die Toten Hosen. Unsterblich. Arrangiert für Gitarre, Klavier und Gesang, Oktober 2001 ISBN 3802404122
- Jürgen Teipel: "Verschwende deine Jugend" Suhrkamp Verlag, 2001, ISBN 3-518-39771-0
Einzelnachweise
- ↑ Markus Karg. Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf – Die nackte Wahrheit / So siehst der Prediger, S. 216f.
- ↑ http://www.dietotenhosen.de/proasyl.php
- ↑ http://www.dietotenhosen.de/neuigkeiten_rundbrief_021211.php
- ↑ http://www.dietotenhosen.de/alldieganzenjahre_biographie_1998.php
- ↑ http://www.dietotenhosen.de/alldieganzenjahre_biographie_2005.php
- ↑ Bertram Job, Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte, S. 182.
Weblinks