Küblingen ist ein historischer Ortsteil von Schöppenstedt.
Der seit 1929 zu Schöppenstedt gehörende Ortsteil Küblingen kann auf eine 1037 jährige Geschichte zurückblicken. In der Kaiserurkunde aus dem Jahre 966 (jetzt im Staatsarchiv Magdeburg) werden die Orte an der Heerstraße Werla-Magdeburg erstmalig genannt. Aus der Urkunde geht hervor, dass Küblingen zur Zeit der sächsischen Kaiser und wohl schon früher eine Zwischenstation auf dem wichtigen West-Ost-Weg von Aachen nach Magdeburg gewesen ist. Die Königsstraße Werla - Schöningen - Magdeburg führte hier vorbei. Dieser “Dietweg” vermied die feuchten Täler und Bodensenken und berührte nur selten Ortschaften. Da Hinweise auf den Dietweg auf alten Flurkarten häufig auftauchen, lässt er sich von Werla bis Seehausen rekonstruieren. So begrenzt ein “Dey-Weg” die Schliestedter Flur im Süden, südlich von Berklingen. Auf dem Theil-Wege und Am Thie, bei Watzum, heißt eine Flur “Am Hohen Wege”.
Kaiser Otto hat den Weg Werla - Magdeburg oft benutzt. Bei Hildesheim und bei Haldensleben heißt er noch "Hellweg". Zwischen Werla, der alten Kaiserpfalz und Magdeburg, dem Erzbistum und Tor zum Osten, waren die großen Zwischenstationen Schöningen und Seehausen, jede eine Tagesreise von 25 bis 30 Kilometern voneinander entfernt. Dazwischen lagen die Königshöfe Biewende, Denkte, Semmenstedt, Uehrde, Küblingen, Barnstorf, Dreileben, Rodensleben, Dodeleben, Ottersleben und Diesdorf. Die Kaiserurkunde von 966 ist in lateinischer Sprache geschrieben und von Otto l. signiert. Otto weilte vor seinem dritten Italienfeldzug, zu dem ihn der von den Römern in einem Aufstand abgesetzte Papst Johannes XIII. aufrief, in Quedlinburg. Seine Politik, die erfolgreich nach Süden gerichtet war, wird heute unterschiedlich beurteilt. Doch ist es beim Blick nach rückwärts leicht, Zensuren zu verteilen.
Im Jahre 966 Jahre bezeugt Otto I. einem Grafen Monaco folgende Orte verliehen zu haben: Cugelinge, Veltheim, Hessenheim. 1260 verkaufen Balduin v. Dalen Sen. und Jun dem Kloster Marienberg/Helmstedt die Vogtei in Küblingen für 320 Mark feinen Silbers. Zum Besitztum des Klosters kamen 1330 noch die Kapelle und die Kirche in Küblingen. Das Kloster gab dieses Land auf Erbzins aus. Philipps, Amtmann des Stiftes St. Blasii, brachte den Hof 1614 unter Missbilligung von Herzog Friedrich Ulrich an sich - eine Aktion, die rückgängig gemacht wurde. 1630 genehmigt der Convent des Klosters die Überlassung an den Capitain-Lieutenant Christoph v.d. Streithorst in Erbzins, zusammen mit einem “Holzfluck, Lah genannt”. Das Gut wurde in die Rittermatrikel aufgenommen.Vermöge des Paronatrechtes erteilte das Kloster am 10. Mai 1684 dem “ Erbherren auf Küblingen, Franz Christoph Ernst v. Streithorst, die Erlaubniß, ein Erdbegräbniß unter dem Thurme der Kirche, für sich und seine Nachkommen in absteigender Linie anzulegen” (dort sind seitdem 26 Särge zusammengekommen).
Wallfahrtskirche St. Marien
"Das nahe Schöppenstedt gelegene Dorf Küblingen hat eine merkwürdig gebaute Kirche. Diese besteht nämlich aus zwei Flügeln, die im rechten Winkel zusammenstoßen; in diesem Winkel steht der Altar, und darüber befindet sich die Kanzel. Da nun die Männer in dem einen, die Frauen aber in dem anderen Flügel sitzen, so können beide wohl den Prediger, nicht aber sich gegenseitig sehen. Im Mittelalter pilgerten viele Leute nach Küblingen, weil sie meinten, ein an der dortigen Kirche befindliches Steinbild der Jungfrau Maria könne Wunder tun und Kranke gesund machen" (Friedrich Bosses Kleine Braunschweigische Landeskunde, 1907)
Die Marienkirche ist in doppelter Winkelform gebaut. Urkundlich werden ihre Teile, Kirche und Kapelle, bereits 1328 erwähnt. Sie war im späteren Mittelalter eine berühmte Wallfahrtsstätte, die wegen eines der Legende nach im Jahre 1291 dorthin gebrachten wundertätigen Marienbildes viel aufgesucht wurde. Den Nonnen des Stammklosters Marienberg war dies eine willkommene Einnahmequelle; man hielt einen Jahrmarkt ab! Pilger zogen, oft mit schweren Bußketten beladen, herbei, um ihre Last zu Füßen der Wundertätigen niederzulegen. Um die Wallfahrtskirche auch nach außen hin als solche zu kennzeichnen, hat man noch vor 1334 - zu dieser Zeit waren Kirche und Kapelle schon verbunden - die Außennische geschaffen und in sie eine steinerne Muttergottesfigur gestellt, die heute noch einen Abglanz von der kirchlich-kultischen Bedeutung Küblingens im späteren Mittelalter ausstrahlt. Im Turm unten das erwähnte Erbbegräbnis derer von Streithorst, der Patronatsherren auf Gut Küblingen.
Das flachgedeckte Schiff (jetzt Totenkapelle) ist der älteste Teil der Kirche. Östlich schließt sich, seit 1720 abgetrennt und mit eigenem Südportal, ein gothisch gewölbtes Chorquadrat an; ein Mauerstein zeigt das Jahr 1479. Das durchgehende Stabgewände des Portals passt zu diesem Datum, während die Kapitelle mit ihrem aufgelegten Blattwerk auf das frühe 14. Jahrhundert hinweisen. Auf den Chor folgt nördlich ein rechteckiges Joch mit gratigem Gewölbe, auf dieses, nach Osten gewandt, die zweijochige rippengewölbte Kapelle zur Verehrung des Gnadenbildes. Dies ist offenbar die urkundlich genannte ´Clus´. Im Winkel zwischen Kirchenschiff und nördlicher Erweiterung liegt die gratig gewölbte Sakristei, in deren Südwand gibt es innen eine auffällige, spitzbogige Nische.
Innenausstattung: Auf dem Tisch des barocken Kanzelaltars im Régencestil (zurückhaltende Barockisierung um 1720), der diagonal im nordwestlichen Winkel der Kapelle aufgestellt ist, um für beide Teile der damals eingerichteten „Winkelkirche" sichtbar zu sein, steht ein bronzenes romanisches Vortragekreuz aus der Zeit um 1100. Dies in Bronze gegossene Küblinger Kruzifix gehört zu den ältesten bildlichen Darstellungen des Gekreuzigten im Braunschweiger Lande (s.u.); ein verwandtes Stück aus Räbke am Elm befindet sich im Wolfenbütteler Museum.An der Nordwand der Kirche hängt das alte Triumphkreuz, ein ausdrucksvolles spätgotisches, in Eichenholz geschnitztes Werk des „weichen Stils" um 1430. In diesem Werk wird, der spätmittelalterlichen Auffassung entsprechend, Christus als der leidende Mensch wiedergegeben, während das hohe Mittelalter der romanischen Zeit Christus am Kreuz lebend darstellt, ruhig, ohne Spuren des Leidens, mit geöffneten Augen, wie am erwähnten Vortragekreuz. Weiter ist ein silbervergoldeter Abendmahlskelch aus dem Barock vorhanden, der zeigt, wie diese schöpferisch reiche Zeit Formen in ihrem Sinne abwandeln und umschaffen konnte. Die ´Cuppa´ ist von einer getriebenen Manschette eingefasst, von der uns dralle Engelsköpfe entgegenblicken; der gegossene ´Nodus´ (Knoten) zeigt knorpliges Maskenwerk mit reizvollen weiblichen Fabelwesen, am Fuß erscheinen wiederum getriebene Engelsköpfe zwischen Fruchtgehängen. Es handelt sich um eine Arbeit des Danziger Goldschmiedes Ernst Kadau I (gestorben 1679) Ihr Stifter war der Patronatsherr Obristleutnant Friedrich Ulrich von der Streithorst nebst Gattin. Besonders schön ist auch die Oblatendose, eine ovale silbergetriebene Schachtel mit charakteristischen Barock-Tulpen, gearbeitet von einem bisher unbestimmten Augsburger Meister H B in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Aus der Rokokozeit, der Mitte des 18. Jahrhunderts, stammt das Epitaph (Gedenktafel) des Kriegs- und Domänenrats Johann Christ von Lohse (gest. 1745) an der Südwand der „Kapelle". Dies Werk besticht durch die Feinheit des Materials (weißer Alabaster für das Figürliche, blaugrauer Marmor für den Rest) und durch die kapriziöse Form. Der architektonische Aufbau ist weitgehend unklar: die Symmetrie erscheint ausgeschaltet, die gerade Linie nahezu völlig aufgegeben. Doch wirkt das Ganze bei aller Verteilung der figürlichen Akzente als künstlerische Einheit. Der geflügelte, bärtige Gott nimmt in eleganter Bewegung von der Schrifttafel den Vorhang fort, damit der Nachwelt die Trauer um den Verstorbenen erkenne. Auf dem sarkophagähnlichen Unterteil lagert rechts eine trauernde Mutter mit zwei Kindern, im Aufsatz eine klagend zum Himmel aufblickende weibliche Gestalt, neben ihr eine rauchende Aschenurne. Dies Epitaph, eined ser reizvollsten Rokokowerken in Norddeutschland, ist eine Arbeit des braunschweigischen Hofbildhauers Johann Heinrich Oden.
Am Springbrunnen
"Nun ist sie wieder zu Ehren gekommen, die alte Küblinger Wasserspenderin, die weiches Wasser zutage förderte. Von ihr tranken viele Einwohner das gesunde Nass des einstigen ´Spring´"
Von der ehemalig selbständigen Gemeinde Küblingen wurde das Spring bis 1854 verpachtet. Von Neujahr 1855 an wurde es einem Erblindeten namens Isensee als Erwerbszweig unentgeltlich überlassen. Am 3. März 1894 erhielt der Arbeiter Christian Schäfer II das Spring unter der Bedingung, dem Herrn Isensee wöchentlich 6,50 Mark zu zahlen. Am 20. März 1894 lehnte Schäfer dieses ab, dafür übernahm der Arbeiter August Winter das Spring auf drei Jahre zu jährlich 360 Mark. Am 27. Juni 1894 wurden Winter schon jährlich 60 Mark Pacht erlassen und 1896 gestattet, eine Pumpe aufzustellen. Am 12. Juli 1901 wurde seitens der Gemeinde eine eiserne Pumpe nachgerüstet. Im Sommer 1904 und 1911 gab es eine so große Dürre, dass das Spring austrocknete. Der alte Schmedt, der für fünf Mark Miete im Armenhause wohnte, nicht lesen und schreiben konnte, aber fleißig war, hatte damals den Brunnen von der Gemeinde gepachtet. Er hatte sich Wagen und Fass angeschafft, dazu einen kleinen Hund. Beide stemmten sich ins Zugseil, zogen in den Ort, und verkauften den Eimer für fünf Pfennig. Der Nachfolger, Dachdecker Herbst, übernahm Wagen und Fass, jedoch unterhielt er zwei kräftige Hunde, die er vorspannte und ging selbst mit einem großen Stock in der Hand nebenher. Sein Geschäft ging nicht so gut, so dass er sich wieder dem Dachdecken zuwandte. Danach kam Otto Becker. Er spannte ein kleines Pferd vor den Wagen und setzte sich selbst oben auf das Fass mit einer Peitsche in der Hand. Bei ihm ging es flott, bis nach Watzum brachte er den Frauen das Wasser ins Haus. Doch auch der Letzte der das Geschäft so betrieb, mußte bald aufgeben.
Der nunmehr an dieser Stelle in Stein gehauene Spruch, den die Verwaltung der Stadt über eine Bürgerbefragung festlegte, hat den plattdeutschen Text "Düsse öle Pumpenstelle wieset op da Wunnerquelle, da tau da Lüe Law allenich weiket Water gaw." (Diese alte Pumpenstelle weist hin auf die Wunderquelle, die zu der Leute Wohl, allein weiches Wasser gab). Die an dieser Stelle 1933 vor der Kirche unter Pastor Kappe gepflanzte Linde ist die sogenannte Lutherlinde, heute ein Naturdenkmal.
Die Altenau
"Die ´Nette´ (Altenau), welche einst so große Tage gesehen, um welche so viel Streit gewesen, ist wieder zum kleinen Wiesenbächlein geworden; winzige Stichlinge, etliche Krebse, Forellen und einige ausgesetzte Karpfen fristen darin ihr Dasein. Das Bette versandete und verschlämmte, Geröll des Elmes füllte es teils aus und es wurde flacher und wasserärmer und diente dann jahrhunderte lang den Küblingern als Dorfstraße - daran erinnern heute noch die "Pferdeschwemme" (Einmündung "Am Mühlenbach/Uferstraße") und eine weitere Furt in der Verlängerung der Uferstraße. Ächzend und stöhnend knarrten die Wagen im holprigen Flußbett entlang und brummend und fluchend schritt mancher Dorfewohner besonders abends zum Nachbar oder zum Dorfkruge. Dieser Weg war zeitweise völlig ungangbar und unfahrbar, dann mußten die Anwohner der Südseite nach der Braunschweig-Schöninger-Heerstraße und die der Nordseite den Weg vor der Plantage benutzen; alle Gehöfte hatten daher nach diesen Straßen eine Ausfahrt. Die jetzige Landstraße nach Groß Dahlum ist erst im Jahre 1815 angelegt, der Weg führte ehemals durch Schliestedt.