Otto Nerz (* 21. Oktober 1892 in Hechingen; † 19. April 1949 in Sachsenhausen) war ein deutscher Fußballspieler und erster Reichstrainer des DFB. Er war von 1926 bis 1928 als Betreuer der Nationalmannschaft, von 1928 bis 1936 Reichstrainer und anschließend bis 1938 über die Tätigkeit im Fachamt Fußball für die Nationalmannschaft zuständig.
Nerz hatte vor seiner Tätigkeit als Betreuer Pädagogik studiert.
Als Fußballer war er Spieler beim VfR Mannheim und bei Tennis Borussia Berlin. Als seinen Trainer-Nachfolger bei Tennis Borussia empfahl er Sepp Herberger. 1926 wurde er zum Betreuer der deutschen Nationalmannschaft berufen. Im September 1928 erhielt er den Titel des Reichstrainers. Seinen größten Erfolg als Trainer konnte er bei der Fußballweltmeisterschaft 1934 in Italien erreichen, als die junge deutsche Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von lediglich 23 Jahren den dritten Platz belegte.
Nach dem frühzeitigen Scheitern der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin wurde Nerz aber von Sepp Herberger als Reichstrainer abgelöst. Mitverantwortlich für das Ausscheiden war auch der Leiter des Fachamtes Fußball Felix Linnemann, der nicht die stärkste Aufstellung zuließ.
Nerz wurde anschließend Professor an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen. Bis 1938 erfolgte im Fachamt Fußball eine Auseinandersetzung zwischen Felix Linnemann, Otto Nerz und Sepp Herberger um die Kompetenzen des als Reichstrainer bestellten Herbergers.
Am 4. Juni 1943 veröffentlichte Prof. Dr. Otto Nerz einen antisemitischen Artikel im Berliner "12 Uhr Blatt" über den "unheilvollen und zersetzenden Einfluss auf das (...) Vereinsleben" durch die Juden, "Verjudung von Presse" und "zersetzender Wühlarbeit" mit der Prognose "Am Ende steht das judenfreie Europa mit seinem judenfreien Sport".
Vorhaltungen von Sepp Herberger bezüglich des gemeinsamen jüdischen Wohltäters Max Rath (Sponsor des VfR Mannheim) entgegnete er damals mit: "Sie [die Juden] sind alle nette Leut(...) bis zu einem gewissen Grad, dann sind sie Juden."
Ex-Sozialdemokrat Nerz war seit 1933 SA-Scharführer und trat am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein. Er wurde wegen seiner Parteizugehörigkeit am 12. Juli 1945 von den Sowjets verhaftet und in einem Konzentrationslager, dem ehemaligen KZ Sachsenhausen in Oranienburg, interniert. Dort starb Otto Nerz nach fast vier Jahren am 19. April 1949. Er wurde in einem Massengrab auf dem Lagergelände bestattet, die genaue Grablage ist deshalb unbekannt.
Nerz galt als ein überaus exakter Arbeiter mit sprödem Charme und extremen Disziplinerwartungen. In der Folge gab es etliche Überwerfungen mit Spielern, so dass beispielsweise Ernst Kuzorra in seiner Karriere auf nur zwölf Länderspiele kam.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Nerz, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | ehemaliger deutscher Fußballspieler und späterer erster Reichstrainer des DFB von 1923 bis 1936 |
GEBURTSDATUM | 21. Oktober 1892 |
STERBEDATUM | 19. April oder 28. Februar 1949 |
STERBEORT | Konzentrationslager Sachsenhausen |