Plan 9 (Betriebssystem)

Betriebssystem von den Bell Laboratories
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Plan 9 from Bell Labs ist ein Betriebssystem, entwickelt in den späten 80er Jahren von den Bell Laboratories, die auch schon Unix entwickelt haben. Es ist benannt nach dem Film Plan 9 from Outer Space (1959) von Ed Wood, in dem die Außerirdischen Tote wieder zum Leben erwecken (es finden sich in Plan 9 weitere Anspielungen auf das Werk von Ed Wood, z. B. das Maskottchen Glenda, das auf den Film Glen or Glenda (1953) zurück zu führen ist). An der Entwicklung von Plan 9 haben eine Reihe namhafter Personen mitgewirkt, darunter Ken Thompson, der zeitweilig Leiter des Projekts war und gemeinhin als Erfinder von Unix gilt.

Ein fertig installierbares System existiert zur Zeit nur für die x86-Prozessoren, insgesamt werden jedoch die Intel-, MIPS-, DEC Alpha-, PowerPC-, Sparc-, Sparc64- und ARM-Architekturen unterstützt, d. h. Plan 9 läuft auch auf dem iPAQ Pocket PC (hier Bitsy genannt). Zusätzlich existiert eine Portierung auf die VMM Xen. Das System ist in einem Dialekt von ISO-C geschrieben und unterstützt UTF-8 (Unicode). Für eine optimale Bedienung ist eine Drei-Tasten-Maus erforderlich. Plan 9 enthält u. a. das Fenstersystem rio(1), den Editor sam(1), eine Art Fenster-/Dateimanager namens acme(1) und den Kommandozeileninterpreter rc(1). Eine Reihe Softwarepakete wie Perl, Python und TeX wurden portiert und sind separat erhältlich.

Aufbau

Die Entwickler wollen mit Plan 9 eine Antwort auf die Frage „Was versucht Unix wirklich zu erreichen?“ geben. In einem Satz lautet diese Antwort:

Repräsentiere alle Ressourcen als Dateien ohne zwischen lokalen und nicht-lokalen Objekten zu unterscheiden.

Erreicht wurde dieses Ziel auf Basis mehrerer Grundlagen. Das Konzept der Datei wurde dahingehend erweitert, dass alle Ressourcen (Dateien, Bildschirme, Benutzer, Computer, etc.) einen Namen haben und wie Dateien angesprochen werden. Es gibt ein Standardprotokoll namens 9P um diese Ressourcen anzusprechen. Weiterhin werden alle Dateisystemhierarchien in einer einzigen großen Hierarchie zusammengefasst. Konkrete Beispiele für die Auswirkungen dieser Grundsätze: Erreichbare Server sind Teil des Dateisystems, laufende Programme sind Teil des Dateisystems etc.

Dieses zugrundeliegende Konzept ist äußerst einleuchtend und leicht zu durchschauen. Es hat allerdings kaum Einzug gehalten in die gängigen Betriebssysteme, da einige radikale Modifikationen an der Softwarearchitektur erforderlich sind. Eine Ausnahme ist die Aufnahme des /proc-Filesystems in Linux und anderen Betriebssystemen, welches allen Programmen eine einheitliche und meist abwärtskompatible Zugriffsmöglichkeit auf Daten, wie z. B. Zahl der laufenden Prozesse, Systemauslastung, Zahl der Netzwerkverbindungen etc. erlaubt - alles über die herkömmliche Dateisystemschnittstelle.

Geschichte

  • Die interne Entwicklung begann 1987.
  • Der produktive Einsatz an den Bell Labs fand ab 1989 statt.
  • Plan 9 from Bell Labs First Edition erschien 1993 und war ausschließlich für Universitäten bestimmt.
  • Plan 9 from Bell Labs Second Edition erschien 1995 und konnte käuflich erworben werden.
  • Plan 9 from Bell Labs Third Edition (Brazil) erschien am 7. Juni 2000.
  • Plan 9 from Bell Labs Fourth Edition erschien im April 2002 und brachte grundlegende Änderungen mit sich. Unter anderem wurde 9P komplett überarbeitet (z. B. Einführung langer Dateinamen), fossil(4) (ein neues Dateisystem) und venti(8) (ein Backupserver) dem System hinzugefügt und die Installationsroutine wesentlich verbessert. Ab dieser Version ist Plan 9 Open Source gemäß OSI und freie Software nach der Definition der Free Software Foundation. Allerdings ist seine Lizenz nicht kompatibel mit der GPL.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Peter Bischof, Gunter Imeyer, Bernhard Wellhöfer (geb. Kühl), Axel-Tobias Schreiner: Das Netzbetriebssystem Plan 9. 1999, ISBN 3-446-18881-9. Das Buch ist vergriffen, aber die Autoren stellen es über lulu frei zur Verfügung.