Schwarzweißfilm

Filmmaterial, das für die Schwarzweißfotografie und für Filme verwendet wird
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Schwarzweißfilm bezeichnet zum einen ein Filmmaterial, zum anderen auch die Abfolge von bewegten Bildern aus den Farben Weiß, Schwarz und ihren Mischfarben.

Material

Als Filmaterial besteht der Schwarzweißfilm zum Fotografieren von Bildern aus nur einer Farbschicht (also entsteht ein Bild aus den Farben Weiß, Schwarz und ihren Mischfarben (verschiedene Grautöne)). Das Material ist für Kleinbildkameras und Normalformatkameras (Schwarzweißfotografie) aber auch für Filmkameras erhältlich und war ursprünglich mit Silbernitrat beschichtet.

Ein S/W Film besteht im algemeinen aus drei Schichten:

1. Lichtempfindliche Schicht: bestehend aus einer retuschierbaren Gelatine Schutzschicht und Emulsionschichten. Eine Emulsion ist ein Gemenge von lichtempfindlichen Silberhalogeniden und Gelatine, das hauchdünn auf dem Schichtträger verteilt wird. Eine Emulsion stellt die lichtempfindliche Schicht dar.

2. Schichtträger: bestehend aus Kunststoff, auch Filmunterlage genannt

3. Lichthofschutzschicht: diese Schicht ist eine dunkelgrüne Gelatine-Rückschicht (bei Roll-und Planfilmen), Kleinbildfilme dagegen haben keine besondere Schutzschicht, sondern nur einen eingefärbten Schichtträger, der damit eine refletionsmindernde Eigenschaft hat.

S/W-Film-Verarbeitung

Entwicklung: Der Entwickler hat verschiedene Bestandteile, die verschiedene Aufgaben und Funktionen haben. Man unterscheidet zwischen:

1. Entwickelnde Substanz (Reduktionsmittel): diese entwickelnde Substanz reduziert die Silberionen in den belichteten Kristallen zu Silberatomen, es kommt zu einer sichtbaren Schwärzung. mögliche Chemiekalien: Hydrochinon, Metol, Brenzkatechin, Glycin, Paraphenylendiamin, Paraminophneol, Amidol Wirkung: Bei dem Entwicklungsvorgang werden den Kristallen, in denen sich bei der Belichtung ein sogenanntes Entwicklungskeim gebildet hat, durch die Entwicklersubstanz weitere Elektronen zugeführt. Durch die Elektronenaufnahme werden Ag+ Ionen zu Ag Atomen reduziert, die entwickelnde Substanz selbst oxidiert dabei. Bei dieser Oxidation entstehen H+ Ionen, diese werden von den Br- Ionen abgefangen und es bildet sich Bromwasserstoffsäure (HBr). Infolge dieser Säurebildung sinkt beim Gebrauch der pH-Wert der Entwicklerlösung.

2. Auslösende oder beschleunigende Substanz (Entwickleralkali): das Alkali soll die entwickelnde Substanz zur Abgabe von Elektronen anregen. Jede Entwicklungssubstanz arbeitet erst von einem bestimmten pH-Wert an. Die Wahl des Alkalis richtet sich daher nach der Entwicklungssunstanz. Je stärker das Alkali, desto rascher, kräftiger, aber auch grobkörniger arbeitet der Entwickler. Die Aufgabe des Alkalis besteht aber nicht nur darin, der Entwicklerlösung einen bestimmten pH-Wert zu verleihen, sondern auch um die bei der Entwicklung entstehende Bromwasserstoffsäure zu neutralisieren. mögliche Chemikalien: Ätzkali, Ätznatron, Soda, Borax Wirkung: Das Alkali erzeugt in der Lösung einen Überschuß an Wasserstoffoxidionen (OH-). Dadurch wird die entwickelnde Substanz zur Abgabe von Wasserstoffionen (H+) angeregt (die abgegebenen Wasserstoffionen neutralisieren die Wasserstoffoxidionen zu Wasserstoffmolekülen). Aus dem Molekül der entwickelnden Substanz wird ein Ion, nur in diesem Zustand kann die entwickelnde Substanz Elektronen angeben.

3. Schutzsubstanz oder Konservierungsmittel: die Schutzsubstanz soll Autooxidation des Entwicklers mit dem Sauerstoff verhindern, ohne Schutzsubstanz wäre der Entwickler sofort unbrauchbar. mögliche Chemikalien: Natriomsulfit, Kaliumdisulfit Wirkung: Natriumsulfit oxidiert mit dem in der Lösung gelösten Sauerstoff zu Natriumsulfat und binden so den Sauerstoff an sich. Das Natriumsulfit lagert sich an das oxidierte Molekül der entwickelnden Substanz an und bildet ein Sulfonat. Dadurch wird die Oxidation rückgängig gemacht und das Molekül kann wieder Elektronen abgeben.

4. Verzögerungs- oder Antischleiersubstanz: ohne Verzögerungsmittel würde der Entwicklungsvorgang zu schnell und zu unkontrolliert ablaufen. Das Antischleiermittel soll die Entwicklung der unbelichteten Kristalle verhindern, da sich auch an den unbelichteten Stellen ein sognenannter Entwicklungsschleier (Grauschleier) bildet. mögliche Chemilalien: Kaliumbromid Wirkung: Das Kaliumbromid zerfällt in einer wässrigen Lösung zu Kaliumionen (K+) und Bromionen (Br-). Die Bromionen verstärkern die negative Bromionenhülle der Bromsilberkristalle, d.h. sie lagern sich dort an, wo sich im Außerbereich Silberionen (Ag+) befinden. Allgemein weirken die Bromionen verlangsamend auf den Entwicklungsprozess, da sie die negative Ladung um das Halogensilberkorn verstärken und so kommen die Entwicklerionen schwerer an die Entwicklungskeime.

Stoppbad oder Unterbrecherbad: Nach Ablauf der Entwicklung soll der Entwicklungsvorgang unterbrochen werden. Weil die Aktivität eines Entwicklers von dem Milleu seines Alkalis abhängt, kann eine sofortige Unterbrechung durch ein saures Stoppbad gewährleistet werden. Geeignet ist z.B. Essigsäure in 2% Lösung, diese neutralisiert die alkalischen Entwicklerreste.

Fixierbad: Das fotografische Material wird in diesem Vorgang lichtfest gemacht. Damit das Meterial lichtfest wird, muss es von den lichtempfindlichen Silberhalogeniden befreit werden. Für Normalfixierbäder nimmt man Natriumthiosulfat. Der Fixierprozess ist allerdings kein Lösungsvorgang, vielmehr reagiert das Thiosulfat mit dem Halogensilber zu löslichen Komplexverbindungen: 1. Unlösliche Verbindung: Natriumthiosulfat Na²S²O³ + unbelichtete Kristalle AgBr = unlösliche Verbindung Ag²S²O³ + 2 NaBr 2. Schwerlösliche Verbindung: Natriumthiosulfat Na²S²O³ + unlösliche Verbindung Ag²S²O³ = schwerlösliche Verbindung 2 NaAg(S²O³) 3. Leichlösliche Verbindung: Natriumthiosulfat Na²S²O³ + schwerlösliche Verbindung 2 NaAg(S²O³) = leicht lösliche Verbindung AgNa³(S²O³)² Wird der Fixierprozess vorzeitig abgebrochen oder wird die Schicht im Fixierbad nicht bewegt, so bleibt der Vorgang auf einem Zwischenschritt stehen. Fixierbäder sind zum Schutz gegen Luftoxidaion und zur endgültigen neutralisierung angesäuert.

Silberfreier S/W Film

Silberfreie S/W Filme können im vergleich zu den "normalen" S/W Filmen im C-41 Process entwickelt werden. Man nennt ihn "silberfrei" weil der Film nach der Verarbeitung kein Silber mehr enthält.

Verarbeitung:

Entwicklung:

– Silber bildet sich, es kommt zu einer Reduktion: Ag+ und e- = Ag

– der Entwickler oxidiert, dort wo verher Silber war bildet sich ein Oxidationsprodukt

– das Oxidationsprodukt reagiert mit den Farbkupplern zu Farbstoffen (Yellow, Magenta, Cyan) zu je gleichen Anteilen (50 % Yellow+Magenta+Cyan = Grauwert, 100 % Yellow+Magenta+Cyan = Schwarz)

Bleichbad: das Silber wird im Fixierbad löslich gemacht (geht eine Silbersalzverbindung ein), der Farbstoff bleibt

Fixierbad: die Silbersalzverbindung wird nun wasserlöslich gemacht und reusgewaschen

Wissenswertes

Vergleichbar mit Farbfilm findet sich der Begriff Schwarzweißfilm auch für die Abfolge von bewegten Bildern aus den Farben Weiß, Schwarz und ihren Mischfarben, zum Beispiel als Kinofilm oder sonstiges Produkt der Filmkunst, aber auch im Schwarz-Weiß-Fernsehen. In diesem Sinne waren praktisch alle Filme vor den 1930er-Jahren Schwarzweißfilme, die erst in den 1950er und 1960er Jahren von Farbfilmen (und ab den 1970er-Jahren auch vom Farbfernsehen) abgelöst wurden.

Pioniere des Schwarzweißfilms waren die Gebrüder Lumiére in Frankreich.

Schwarzweißfilme werden auch heute noch gedreht. Sie kommen vor allem zum Einsatz, wenn sich ein Film mit zwischenmenschlichen Themen beschäftigt und aufwendige, bunte Farbbilder von der oft komplizierten Geschichte ablenken würden. Solche Filme bleiben oftmals Spartenfilme und laufen in Programmkinos, es gibt jedoch auch bekannte Beispiele modernen Schwarzweißfilms, z.B. Tim Burtons Ed Wood. Dieser Film wurde monochrom gedreht, um ihn an die Zeit, in der die Handlung spielt, anzupassen.

Schwarzweißfilme verlangen besondere Aufmerksamkeit des Kameramannes. Farbkontraste zweier völlig unterschiedlicher Farben können auf einem Schwarzweißbild exakt gleich aussehen, wenn sie die gleichen Helligkeitswerte haben. Der Kameramann und der Beleuchter müssen diese Tatsache bei ihrer Arbeit berücksichtigen und ein kontrastreiches Bild schaffen, damit alle gewünschten Objekte auf dem Bild richtig erkennbar sind.