Lorenz Natter 1761
Johann Lorenz Natter' (* 21. März 1705 in Biberach, † 27. Oktober 1763 in St. Petersburg) ist ein deutscher Edelsteinschleifer, Gemmenschneider und Medailleur.
Leben
Lorenz Natter kam am 21. März 1705 in einem Haus am Obstmarkt in Biberach als Sohn des Garnsieders Ulrich Natter zur Welt und lernte erst dias Goldschmiedehandwerk, bevor er 1724 in die Lehre beim Siegelschneider Johann Rudolf Ochs nach Bern ging. Zeitgenossen schilderten ihn mit den Worten. "Mit großen Talente begabt, machte er selbst unter mittelmäßiger Anleitung bedeutende Fortschritte, und da er unablässig nach Vollkommenheit strebte, war auch bald sein Ruf als einer der berühmtesten und genialsten Edelsteingraveure gegründet."
Um seine Kenntnisse noch zu vervollkommnen, reiste er nach Rom und trat in den Jahren 1732 bis 1735 in die Dienste des kunstverständigen toskanischen Großherzogs Gian Gastone de’ Medici , der ihn nach Florenz schickte, wo er etliche Arbeiten ausführte, zu der auch die Bildnisse seines Fürsten und des Kardinals Alessandros Albani gehörten, die er mit "NATTEP" bezeichnete.
In Florenz lernte Lorenz Natter den Antiquar Baron Philipp von Stosch kennen, der ihn in die Geschichte der Antike unterwies und in die von soeben von ihm gegründete Freimaurerloge in Florenz aufnahm. Zwei Jahre bevor der Großherzog von Toskana und mit ihm das Geschlecht der Medici in der männlichen Linie aussterben sollte, verliess Lorenz Natter den Hof, um in Rom seine Studien der Antike fortzusetzen. In Rom ehrte Papst Clemens XII. seine Arbeit mit einer Auszeichnung.
Lorenz Natter 1761
Lorenz Natter 1761
Im Jahr 1740 zog er nach London an den Hof Georg I. von England, der gleichzeitig Kurfürst von Hannover war. In England lernte Lorenz Natter seine Frau kennen und heiratete er nsie noch in demselben Jahr.Im Jahr 1942 fertigte er eine Medaille auf Sir Robert Walpole, dem ersten und mächtigen Premierminister von England, sowie eine Gemme in fünf Lagen an, der er den Titel"Siegende Britannia" gab. Beide zählen zu seinen Hauptwerken. Eine Auszeichnung widerfuhr ihm , als die antiquarische Gesellschaft in London ihn mit allen Ehren unter ihren Mitglieder aufmahm. Er revanchierte sich, in dem er im Jahre 1754 ein fachwissenschaftliches Werk mit dem Titel "Traité de la méthode antique de graver en pierres fines comparée avec la méthode moderne expliquée en diverses planches" in englischer und französischer Sprache mit 37 Kupferstichen versehen herausgab, in dem er kurz und einfach die antiken Steine erklärte und viel von seiner umfassenden Kenntnissen in Geschichte und Mythologie dabei aufzeigte. Da sein exzellenter Ruf als Medailleur ihm weit vorauseilte, erhielt er von vielen europäischen Fürstenhöfen Aufträge.
Lorenz Natter 1761
1757 reiste er an den niederländischen Hof Wilhelms IV. von Oranien in Den Haag, wo er zum Obermedailleur feierlich ernannt wurde und einige seiner weiteren Arbeiten entstanden. Nach den Niederlanden weilte er etwas längere Zeit am Hofe des Königs Christian VI. von Dänemark, der ihn fürstlich belohnte und wo erweiteren Ruhm erwarb.
Weitere Stationen seines unsteten Wanderlebens waren das neben Paris damalige Medailleurzentrum Stockholm und Dresden. Im Jahre 1761 schuf er die offzielle Medaillen auf die Krönung Georg III. von England und seiner Gattin Charlotte an. Zuletzt reiste er auf Anraten von Graf N. J. Panin, der Obersthofmeister der Zarin Elisabeth Petrowna und ein bekannter, sachverstädniger Kunstsammler war, 1762 nach Sankt Petersburg, erkrankte unterwegs und erreichte mit Mühe Petersburg, wo er nach längerem Leiden am 27. Oktober 1763 fernab seiner Heimat mit 57 Jahren starb.
Bedeutung
Von ihm sind wenige Werke erhalten. Sein Werk "Traité de la méthode antique de graver en pierres fines comparée avec la méthode moderne expliquée en diverses planches" existiert nur in der französischen Ausgabe. Seine Steinschneidearbeiten verstand er wie kein anderer. Er arbeitete frei von jeglicher damaligen Gepflogenheit, nur wenige Kunstkenner vermuten einen Trend mehr zum franzöischen als dem antiken Stil. Das Gemmenschneiden beherrschte er wie kein anderer. Zu Übungszwecken schnitt alte Gemmenso täuschend echt nach, daß man Kopie und Original schlecht voneinander unterschiedfen konnte. Einer dieser '"Werke" ist die "Medusa von Sophikles". Mehrere seiner Gemmen tragen das "", das er für Wasserschlangennatter verwandte, und den bekannten Daktyliothekar Philipp Daniel Lippert verleitete, diese Arbeiten fälscherlicherweise für griechische Arbeiten zuhalten. In der Regel zeichnete er Werke mit "Natter", "N." oder "J.L.N.".
Werke
Abhandlungen
- Natter, Lorenz: "Traité de la méthode antique de graver en pierres fines comparée avec la méthode moderne expliquée en diverses planches", Haberkorn, 1754
Medaillen
- Medaillon auf den Großherzogs von Toskana Gian Gastone de’ Medici 1732/1735
- Medaillon auf den Kardinal Alessandro Albani 1732/1735
- Medaillon auf Premierminister Sir Robert Walpole, 1742
- Medaillon auf die Krönung des KönigsGeorg III. von England 1761
- Medaillon auf die Krönung der KöniginCharlotte von England 1761
Gemmen
- Fünfschichtige Gemme "Siegende Britannia", um 1742
- Carneol-Intaglio mit demBrustbild van Swieten
Literatur
- P. Beck: Lorenz Natter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 286–288.
- Vorlage:PND
- Fiorillo: "Geschichte der zeichnerischen Künste in Großbritanien" S.620ff
- Köhler, H. K.E.: "Kleine Abhandlungen zur Gemmenkunde (Gesammelte Schriften)", hrsg. von Ludwig Stephani, Petersburg 1851
- Nau, Elisabeth: "Lorenz Natter 1705-1763. Gemmenschneider und Medailleur.", Biberach, 1988
- Kapff, Dieter: "Lorenz Natter zum 200. Geburtstag", in 'Schwäbischen Heimat' : Jahrgang 15,Jahr: 1964/S.13
- Cremer, M.. "Line unbekannte Arbeit des Gemmenschneiders Lorenz Natter in Koeln", DUMONT BUCHVERLAG,1997, Band 58, Seite 143-152, ISSN 0083-7105
Weblinks
- Zum 200. Todestag von Lorenz Natter
- Landesmuseum Stuttgart über Lorenz Natter
- Über die Gemmenschneider des 18. Jahrhunderts
- Werke von Lorenz Natter in der Sammlung der Königin von England
- Ladnesenkmalamt PDF-Donwload
Personendaten | |
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NAME | Natter, Lorenz |
ALTERNATIVNAMEN | Natter, Johann Lorenz
;Natter, J. L. ; ; ; ; ; ; ; |
KURZBESCHREIBUNG | Gemmenschneider, Medailleur |
GEBURTSDATUM | 21. März 1705 |
GEBURTSORT | Biberach |
STERBEDATUM | 27. Oktober 1763 |
STERBEORT | St. Petersburg |