Johann Gerhard Oncken

Begründer der deutschen und kontinentaleuropäischen Baptistengemeinden
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. September 2004 um 21:40 Uhr durch GregorHelms (Diskussion | Beiträge) (Vita). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Johann Gerhard Oncken (* 26. Januar 1800; † 2. Januar 1884) ist der Begründer der deutschen und kontinentaleuropäischen Baptistengemeinden.

Johann Gerhard Oncken

Vita

Johann Gerhard Oncken wurde am 26. Januar 1800 im Hause seines Großvaters, des Perückenmachers Johannes Vaubel, in Varel, Lange Straße, geboren. An der Stelle seines Geburtshauses steht heute das Geschäftshaus Hruschka. Die Mutter Anna Elisabet Vaubel lebte bei ihren Eltern, weil der Vater ihres Sohnes sie verlassen hatte und aus politischen Gründen nach England ausgewandert war. In einem Schreiben, das an den Pastor der lutherischen Gemeinde Varels adressiert war, erklärte sich Gerhard Oncken als Vater des Kindes.

Oncken wächst vaterlos auf. Da seine Mutter für den Lebensunterhalt sorgen muss, wird er unter der Obhut seiner Großeltern erzogen. Schon früh arbeitet er in der Gaststätte Zum weißen Roß (heute: Hotel Victoria) als Billardjunge und lernt hier den englischen Kaufmann John Walker Anderson kennen. Dieser nimmt den aufgeweckten Jungen als Auszubildenden mit – zunächst nach Hamburg und später nach Leith, einem Vorort von Edinburgh in Schottland. Während seiner kaufmännischen Lehre begleitet der junge Oncken seinen Lehrherrn auf vielen Reisen nach England, den Niederlanden und Frankreich.

Datei:Oncken Geburtshaus gedenktafel.jpeg
Gedenktafel am Geburtshaus Onckens

In England kommt Oncken unter den Einfluss erweckter Kreise und kehrt als überzeugter Christ und Buchhändler nach Deutschland zurück. Er nimmt seinen Wohnsitz in Hamburg und beginnt hier mit einer Missionstätigkeit unter Seeleuten und Kindern aus sozial schwachen Familien. 1824 gründet er mit einem evangelischen Pastor die so genannte Sonntagsschule, um die ärmsten Kinder sowohl im christlichen Glauben als auch im Lesen und Schreiben zu unterrichten. Diese Sonntagschule wird zur Keimzelle des Kindergottesdienstes und der von Johann Heinrich Wichern begründeten Inneren Mission.

Durch das intensive Studium der Bibel wächst in Oncken die Einsicht, dass eine christliche Kirche nur aus solchen bestehen kann, die sich persönlich für ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi entschieden haben und sich aufgrund dieser Entscheidung taufen lassen. Eine Bindung der Kirche an den Staat, die so genannte Ehe von Thron und Altar, hält er fortan für unbiblisch.

Datei:Photo 2004 9 26 19 31 38 edited.jpg
Hamburger Bürgereid, von Oncken unterschrieben

1834 lässt Oncken sich mit sechs weiteren Menschen vom amerikanischen Baptistenpastor Barnas Sears in der Elbe bei Hamburg taufen. Im Anschluss an die Taufe wird die erste deutsche Baptistengemeinde gegründet und Oncken als ihr Ältester und Prediger berufen. In der Folgezeit entwickelt Oncken von Hamburg aus eine große Missionstätigkeit. Fast alle europäischen Baptistenkirchen haben in der Pionierarbeit Onckens ihre Wurzeln. Besonders stark entwickelten sich die Baptistengemeinden im osteuropäischen Raum, wo evangelisch und baptistisch häufig identische Begriffe sind.

Ein besonderer Freudentag für Oncken war die am 20. Juli 1856 vollzogene Gründung einer selbständigen Baptistengemeinde in seiner Geburtsstadt Varel.

 
Ehrengrab Onckens auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg

Oncken starb am 2. Januar 1884 in Zürich. Vier seiner acht Kinder waren ihm im frühesten Alter vorangegangen. Seine Grabstätte, heute als hansestädtisches Ehrenmal gepflegt, findet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Seine Heimatstadt Varel nennt ihn „einen ihrer bedeutendsten Söhne“ (Wilhelm Kuck, Die Straßen von Varel und ihre Geschichte, Varel 1991, S. 81)

Literatur

  • Hans Luckey, Johann Gerhard Oncken (Kassel 1956)
  • Günter Balders, Theurer Bruder Oncken - Das Leben Johann Gerhard Onckens in Bildern und Dokumenten (Kassel 1978)
  • Wilhelm Kuck, Die Straßen von Varel und ihre Geschichte (Varel 1991), S. 81

Siehe auch: