Fritz Walter

deutscher Fußballspieler und -weltmeister (1920-2002)
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Friedrich "Fritz" Walter (* 31. Oktober 1920 in Kaiserslautern; † 17. Juni 2002 in Enkenbach-Alsenborn) war einer der besten und populärsten deutschen Fußballspieler.

Leben

Fritz Walter wurde als ältestes von 5 Kindern geboren. Von seinen Geschwistern Ludwig, Gisela, Ottmar und Sonja wurde auch Ottmar Walter ein berühmter Fußballer.

Karriere als Vereinsspieler

Als Sohn des Vereinswirts des 1. FC Kaiserslautern kam Fritz Walter schon in frühester Jugend mit dem Fußball in Kontakt. Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz machte Fritz als Siebenjähriger (und als rechter Verteidiger) in der Schülermannschaft des FV Kaiserslautern. Der verschmolz später mit Phönix Kaiserslautern zum heutigen FCK. Im Alter von acht Jahren trat er in die Schülermannschaft des FCK ein. Der bekannte Sportreporter Rudi Michel erinnert sich, dass sein Vater in der Saison 1928/29 immer früher ins Stadion ging: "Vor der ersten Mannschaft spielts klää Fritzje". Mit 17 spielte er auf der Position des Stürmers in der ersten Mannschaft. Sein erlernter Beruf war Bankkaufmann.

Dem 1. FCK blieb Walter auch danach stets als Spieler treu, obwohl er lukrative Angebote von den damals besten Vereinen aus dem Ausland hatte, z.B. von Inter Mailand und dem FC Nancy. Racing Paris bot ihm die damals unvorstellbar astronomische Summe von 250.000 DM Handgeld für einen Wechsel, doch Fritz Walter lehnte mit den Worten "Dehäm is dehäm" (Daheim ist daheim) ab. Auch Atletico Madrid bot exorbitante Gelder, 500.000 DM für einen Zweijahres-Vertrag. Hierzu schrieb Fritz Walter später einmal in einer Kolumne: "Schätzche, was mache mer?" hab' ich meine Frau Italia gefragt. "Brauchst du mich doch gar nicht erst zu fragen", hat sie mir geantwortet, "da oben dein Betzenberg, der Chef, dein FCK, die Nationalmannschaft..."

Während seiner Zeit als Infanterist im lothringischen Diedenhofen spielte Fritz Walter zwischen April und Juni 1943 für die TSG Diedenhofen und für die Soldatenelf "Rote Jäger".

Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1945 spielte Walter erneut beim 1. FCK. Der Auswahl "Pfalz", in der neben Fritz Walter noch sieben weitere Kaiserslauterer Spieler standen, bescheinigte der damalige Bundestrainer Sepp Herberger "Länderspielformat". Walter stand fünf Mal in Endspielen um die deutsche Meisterschaft und wurde mit dem Verein 1951 und 1953 Deutscher Meister.

In einem Freundschaftsspiel mit dem FCK erzielte er 1956 sein legendäres Hackentor von Leipzig im Spiel Kaiserslautern gegen Wismut Aue, von dem jedoch nur Bild- und keine Videoaufnahmen existieren. Dennoch wird es heute als eines der besten Tore aller Zeiten bezeichnet: Walter hatte sich einfach nach vorne fallen lassen und den Ball dann mit der rechten Hacke über den eigenen Kopf ins rechte Eck geschossen. Der DDR-Sportreporter Wolfgang Hempel bezeichnete es als "Tor des Jahrhunderts".

In seiner Zeit beim 1.FC Kaiserslautern erzielte Fritz Walter in 384 Spielen 327 Tore. Sensationell ist diese Quote vor allem deshalb, weil er kein Stürmer, sondern halbrechter Mittelfeldspieler war. Er trug die Rückennummer 8.

Seine Karriere beendete Walter am 20. Juni 1959.

Karriere in der Nationalmannschaft

Am 14. Juli 1940 bestritt Walter sein erstes Spiel in der Nationalmannschaft unter der Leitung des damaligen (Reichs-)Trainers Sepp Herberger ("der Chef") und erzielte beim 9:3-Sieg gegen Rumänien gleich drei Tore.

Nach der Kriegsunterbrechung kehrte Walter 1951 in die Nationalmannschaft zurück, lief in 30 Spielen als Spielführer auf und war der verlängerte Arm von Sepp Herberger auf dem Platz. Unter der Führung von Bundestrainer Herberger und Mannschaftskapitän Fritz Walter gewann die Nationalmannschaft erstmalig die Fußballweltmeisterschaft 1954. Der Endspielsieg gegen die hochfavorisierten Ungarn ging als Wunder von Bern in die Sportgeschichte ein.Walter spielte mit der Nummer 16. Noch heute wird die Mannschaft von 1954 auch als "Walter-Elf" bezeichnet. Manchmal wird diese Bezeichnung jedoch auch für die damalige Mannschaft des 1.FCK verwendet.

Seine zweite Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft 1958 bedeutete für Walter auch gleichzeitig den Abschied aus der Nationalmannschaft. Walter verletzte sich im Halbfinale, verursacht durch ein klares Foulspiel des Schweden Parling in der 75. Minute, musste ausscheiden und konnte auch nicht mehr im Spiel um Platz 3 gegen Frankreich auflaufen. Er erklärte nach der WM seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft, womit das Halbfinalspiel 1958 gegen Gastgeber Schweden sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft bleiben sollte.

In seiner Laufbahn als Nationalspieler erzielte er in 61 Länderspielen 33 Tore und war damit bis zum 23. Juni 1966 Rekordtorschütze der Nationalmannschaft. Als Rekordtorschütze wurde er von Uwe Seeler abgelöst. Derzeit ist er (Stand 6. September 2006) zusammen mit Miroslav Klose der siebtbeste Torschütze der Nationalmannschaft, dabei jedoch der erfolgreichste Mittelfeldspieler aller Zeiten, da vor ihm nur Stürmer liegen.

Die Kriegsjahre

Wie vielen anderen Fußballern auch raubte der 2. Weltkrieg Fritz Walter seine besten Jahre als Sportler. Obwohl Herberger für seine Nationalspieler Privilegien durchsetzte, kam Walter 1940 als Infanterist nach Frankreich, später nach Sardinien, Korsika und Elba. Fußball spielte er nun in der Soldatenmannschaft "Rote Jäger".

Später kam er in russische Kriegsgefangenschaft. Das "Spiel seines Lebens", wie er später jedoch betonte, war nicht das WM-Finale 1954, sondern ein Spiel, das er im Kriegsgefangenen-Lager bei Marmaros-Sziget in Rumänien machte. Geschwächt von einem Malaria-Anfall spielte er mit den ungarischen und slowakischen Wachsoldaten Fußball. Sie erkannten den deutschen Nationalspieler und stellen ihm dem russischen Lagerkommandanten Major Schukow vor, ebenfalls ein großer Fußballfan. Schukow bewahrt Fritz und dessen jüngeren Bruder Ludwig vor dem Abtransport nach Sibirien. Bereits am 28. Oktober 1945 kehren die Brüder nach Kaiserslautern zurück.

Fritz Walter hat den "Deutschen Gruß" abgelehnt, Briefe nicht mit "Heil Hitler" unterzeichnet, im Vereinslokal der TSG Diedenhofen soll er gar "Heil Moskau" gerufen haben [1]

Außerhalb des Fußballs

Seit Oktober 1948 war er mit Italia Bortoluzzi (* 6. Dezember 1921; † 14. Dezember 2001) verheiratet (Trauzeuge war Sepp Herberger); die Ehe blieb kinderlos. Nach seinem Karriereende war Walter zunächst Werbeträger und Berater beim SV Alsenborn, Inhaber des Fritz-Walter-Kinos und einer Wäscherei, schrieb mehrere Sportbücher, danach engagierte er sich von 1976 bis 1997 für die Sepp-Herberger-Stiftung, die sich um die Resozialisierung von Strafgefangenen bemüht.

Gesundheitlich angeschlagen ging "der große Fritz" in seinen letzten Lebensjahren kaum noch in das nach ihm benannte Stadion auf dem Betzenberg in Kaiserslautern, da ein Fußballballspiel anzuschauen ihn immer zu sehr aufregte. Auch bei Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft schaute er nicht zu, sondern ließ sich von Ehefrau Italia über Ereignisse, Tore und Fouls informieren.

Obwohl er die WM selbst nicht mehr erleben durfte, hatte er wohl maßgeblichen Anteil daran, dass Kaiserslautern (noch vor u.a. Bremen) zur WM-Stadt 2006 gekürt wurde. Einerseits aktiv (als offizieller WM-Botschafter ) mit der Kampagne "5 Weltmeister für Kaiserslautern" (mit Horst Eckel, Ottmar Walter, dem damaligen FCK-Trainer Andreas Brehme und dem damaligen Spieler Youri Djorkaeff), andererseits wurde auch vielfach der "Fritz-Walter-Bonus" beschworen.

Trivia

  • Sein Bruder Ottmar Walter wurde ebenfalls 1954 Fußball-Weltmeister.
  • Ebenso legendär wie Fritz Walter selbst ist der Begriff "Fritz-Walter-Wetter" (auch: "das ist dem Fritz sein Wetter"). Damit ist regnerisches Wetter gemeint, welches Fritz Walter zum Spielen vorzog. Er hatte sich im Zweiten Weltkrieg mit Malaria angesteckt, deshalb fiel es ihm schwer, bei Hitze zu spielen. Außerdem spielte er bei schwerem, nassem Boden seine überlegene Technik aus (so auch während des Endspiels der WM 1954, bei dem es ausdauernd regnete).
  • Legendär ist der Dialog zwischen Herberger und Walter auf der Fahrt zum Endspiel: „Fritz, Ihr Wetter“, sagte Herberger auf der Fahrt zum Stadion zu seinem Kapitän, und dieser erwiderte: „Chef, ich hab nix dagegen."
  • Die Band Sportfreunde Stiller ehrten Fritz Walter auf ihrer Fußball-CD anlässlich der WM 2006 mit ihrem Lied "Dem Fritz sein Wetter". Außerdem nannte sich eine Punkband in Erinnerung an die legendäre Weltmeisterelf von 1954 "Walter-Elf".
  • Am 2. November 1985 wurde das Betzenberg-Stadion in Kaiserslautern zu Ehren Fritz Walters umbenannt und trägt seitdem den Namen Fritz-Walter-Stadion am Betzenberg.
  • Nach ihm benannt ist die Fritz-Walter-Stiftung; daneben existieren in Kaiserslautern noch die Fritz-Walter-Schule, die Fritz-Walter-Straße und viele weitere Dinge wie z.B. der Fritz-Walter-Cup (ein Fußballturnier für Schulen).
  • Uwe Seeler, Horst Eckel, Karl Schmidt, Hans Schäfer und Herbert Burdenski erkoren Fritz Walter zum "besten Fußballspieler aller Zeiten", weil er noch vor Pele, Beckenbauer, Puskas, Di Stefano etc. "bei gleicher technischer Qualität“ der mit Abstand „stärkste Mannschaftsspieler“ sei. Dazu wird bis heute immer wieder gelobt, wie sehr Fritz Walter bescheiden und er selbst geblieben sei, was wohl auch einen wesentlichen Teil seiner Popularität ausmacht.
  • 1991 veröffentlichte Fritz Walter sein Buch "Spiele die ich nie vergesse", außerdem einen Sprechgesang "Die schönste Zeit in unserem Leben".
  • Der pfälzische Dialekt Fritz Walters (gespielt von Knut Hartwig) wird im Film "Das Wunder von Bern" wie auch bei den anderen Pfälzer Fußballballern nicht richtig imitiert.
  • Das Fritz-Walter-Museum, das sein Erbe Bernd Lutzi in Fritz Walters Wohnhaus in Alsenborn geschaffen hatte, wird derzeit ins Fritz-Walter-Stadion integriert, um es einem breiteren Tei lder Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
  • Haupttreffpunkt im Rahmen der Fußball-WM 2006 in Kaiserslautern war der "Fritz-Walter-Stammtisch" am Stiftsplatz.
  • Die Brauerei Bischoff aus Winnweiler braut ein "Fritz-Walter-Bier".
  • Fritz Walters Geburtshaus in der Kaiserslauterer Innenstadt war auch das Gasthaus von Fritz Walters Eltern. Heute beherbergt es die Gaststätte "Stammahaus Walterelf".
  • Als Walter 16 Jahre alt war, wollte der Vereinspräsident eine Ausnahmegenehmigung beim Verband zur Teilnahme an den Meisterschaftsspielen der Ersten Mannschaft erwirken. Vom Arzt als "Strich in der Landschaft" und "schmales Handtuch" bezeichnet bekam Walter kein Attest und wurde daraufhin zum täglichen Mittagessen in die bis heute existierende Kaiserslauterer Metzgerei Speyerer geschickt, bis er ein halbes Jahr später kräftig genug war.

Auszeichnungen

  • Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 3x Silbernes Lorbeerblatt (Der einzige Träger, der dreimal mit dem Lorbeerblatt ausgezeichnet wurde)
  • Goldene Verdienstmedaille der FIFA
  • Erster Ehrenspielführer der deutschen Fußballnationalmannschaft
  • Ehrenspielführer des 1. FC Kaiserslautern
  • Ehrenmitglied des SWFV
  • 1985 Benennung des "Fritz-Walter-Stadions" in Kaiserslautern
  • Die "Fritz Walter Stiftung" zur Förderung des Jugendsports
  • Die Deutsche Bahn tauft einen der neuen Regionaltriebzüge vom Typ Talent auf seinen Namen. Der Zug hält auch in Enkenbach-Alsenborn, normalerweise benennt die Bahn keine Regionalzüge.
  • Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern
  • Erster und bis dato einziger Ehrenbürger des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Diese Ehrung wurde zu Anlass des 80. Geburtstages Fritz Walters neu geschaffen, da er alle anderen Ehrungen schon innehatte.
  • Kurz nach seinem Tod ehrte ihn die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2002, indem alle deutschen Feldspieler schwarze Trauerarmbinden während des Spiels trugen.
  • Vor dem WM-Spiel Italien-USA am 18. Juni 2006 in Kaiserslautern enthüllten Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und Sepp Blatter eine Fritz-Walter-Statue in Alsenborn.

Tod

Fritz Walter starb am 17. Juni 2002 in seinem Haus im Heimatort Alsenborn, weniger als ein Jahr nach dem Tod seiner langjährigen Ehefrau Italia. Er wurde auf dem Kaiserslauterer Hauptfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. Tausende Fußballfans erwiesen ihm die letzte Ehre.

Quellen

  1. MARKWART HERZOG: Der "Betze" unterm Hakenkreuz. Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006. 336 Seiten, 24,90 Euro.

Literatur

  • Fritz Walter: 3:2 - Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!, Copress-Verlag Hoffmann & Hess, 1954
  • Frank Goosen: Fritz Walter, Kaiser Franz und wir - Unsere Weltmeisterschaften, 2004, ISBN 3-8218-4884-7
  • Rudi Michel: „Fritz Walter - Die Legende des deutschen Fußballs“, Stuttgart 1995

Zitate

"Mit Fritz Walter verliert der deutsche Fußball eine seiner großen Persönlichkeiten. Unvergessen bleiben seine Verdienste um die Mannschaft von 1954, die er als Kapitän zum WM-Triumph geführt hat. Der erste Titelgewinn der DFB-Auswahl war ein Erfolg, der weit über die sportliche Bedeutung hinaus ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Wiedereingliederung Deutschlands in die Völkergemeinschaft war. Fritz Walters bescheidene Art, seine Heimatverbundenheit und seine Liebe zum 1. FC Kaiserslautern haben ihn bis heute zu einem Idol des Fußballs weit über die Grenzen der Pfalz hinaus werden lassen. Der DFB trauert um den Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, der sich stets mit vorbildlicher Weise der DFB-Auswahl verbunden fühlte." DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder

"Fritz Walter war nicht nur fußballerisch, sondern auch als Mensch ein großes Vorbild." Ministerpräsident Edmund Stoiber

"Fritz Walter hat unser ganzes Land reicher gemacht. Sein überragendes spielerisches Können und sein Mannschaftsgeist trugen entscheidend zum 'Wunder von Bern' bei, das ungezählte Deutsche mit Begeisterung und Zuversicht erfüllte. In seiner langen sportlichen Karriere wurde er zum Vorbild für fußballerisches Genie, für Fairness und persönliche Bescheidenheit. Selbst Jahrzehnte nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn blieb er quer durch die Generationen so populär wie kaum ein anderer Sportler in Deutschland. Auch seine Arbeit für die Sepp-Herberger-Stiftung mit jungen Strafgefangenen wird unvergessen bleiben." Bundespräsident Johannes Rau