Eduard Stiefel (* 21. April 1909 Schweiz; † 27. November 1978) war ein Schweizer Mathematiker.
Stiefel begann als Student von Heinz Hopf an der ETH Zürich mit Arbeiten in der Topologie, u.a. über die Topologie von Liegruppen und Faserbündel. Eine Sorte charakteristischer Klassen ist nach ihm benannt (Stiefel-Whitney-Klassen). Seine Klassifikation von Faserbündeln auf Sphären hat auch Anwendung in der Klassifikation von Algebren (dargestellt von Friedrich Hirzebruch in Ebbinghaus u.a. "Zahlen"). Später wandte er sich ganz der Numerischen Mathematik zu. Er leitete er das 1948 gegründete Institut für Angewandte Mathematik an der ETH, für das er 1949 eine Z4 von Konrad Zuse in Bayern aufspürte, die von Zuse für die ETH gemietet und wieder in Gang gebracht wurde. Die ETH war damit auf dem europäischen Kontinent die erste Hochschule mit einer programmierbaren Rechenmaschine. Später schickte Stiefel seinen Assistenten Heinz Rutishauser und Ambrosius Paul Speiser in die USA um Rechenmaschinen zu studieren, woraus die ETH eigene Entwicklung ERMETH hervorging, die von 1955-1963 in Betrieb war.
Stiefel arbeitete auch über Himmelsmechanik, speziell die Berechnung von Satellitenbahnen, und allgemein über Störungstheorie. Eine Regularisierungsmethode von ihm und Kustaanheimo, die Spinoren und eine Transformation im 4-dimensionalen Raum anwendet, ist nach ihm benannt. Stiefel erhielt Forschungsaufträge von der europäischen ESA (bzw. ihrer Vorläuferin ESRO) und der NASA.
Stiefel, der die Vorlesungen von Issai Schur über Darstellungstheorie 1936 an der ETH herausgegeben hatte, schrieb auch ein Buch über Gruppentheorie und eines über Darstellende Geometrie. Stiefel selbst war auch Zeichner und Maler.
Literatur
von Stiefel:
- Gruppentheoretische Methoden und ihre Anwendung, Teubner 1979
- mit Kirchgraber Methoden der analytischen Störungsrechung und ihre Anwendung, Teubner 1978
- Einführung in die numerische Mathematik, Teubner, 1976
- mit Schwarz Numerik symmetrischer Matrizen, Teubner 1972
- Lehrbuch der darstellenden Geometrie, Birkhäuser 1971 (zuerst 1947)
- Linear and regular celestial mechanics, Springer 1971
- Methoden der mathematischen Physik, ETH Verlag 1974, 1982
- mit Rutishauser Programmgesteuerte digitale Rechengeräte, Birkhäuser 1951
über Stiefel:
- Kirchgraber, Waldvogel, Schwarz, Henrici, Nachruf in "Zeitschrift für angewandte Mathematik und Mechanik", Bd.30, 1979, Nr.1
Weblinks
- Zehnder zu frühen Computern an der ETH
- {http://www.esa.int/esaCP/GGGMMCPZ0GC_Switzerland_ge_2.html Biographie, besonders zu Himmelsmechanik, mit Foto]
- Stiefel "Richtungsfelder und Fernparallelismus in n-dimensionalen Mannigfaltigkeiten", Comm.Math.Helvetici 1935/6, Dissertation
- Stiefel, Klassifikation Liegruppen, Comm. Math.Helv.1941/2
- Stiefel "Kristallographische Bestimmung der Charaktere Liescher Gruppen", Comm.Math.Helvetici 1944/5
- Stiefel "Relaxationsmethoden bester Strategie zur Lösung linearer Gleichungssysteme"
- Stiefel "Die Renaissance der Himmelsmechanik", Elemente der Mathematik 1964
- Kustaanheimo, Stiefel "Perturbation method of Kepler motion based on spinor regularization", Journal für reine und angewandte Mathematik 1965
Personendaten | |
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NAME | Eduard Stiefel |
KURZBESCHREIBUNG | Mathematiker |
GEBURTSDATUM | 21. April 1909 |
GEBURTSORT | La Chaux-de-Fonds |
STERBEDATUM | 27. November 1978 |
STERBEORT | Princeton |