Stromberg ist eine deutschsprachige Comedy-Fernsehserie.
Sie wird seit Oktober 2004 auf dem deutschen Privatsender ProSieben mit einem Sendeplatz kurz nach der Prime-Time sowie zu verschiedenen Sendezeiten auf dem Spartensender Sat.1 Comedy ausgestrahlt.
Stil und Handlung
Die Serie ist eine Parodie auf die beim Fernsehpublikum beliebten Doku-Soaps (siehe auch Mockumentary). So werden gelegentlich durch die Kameraführung heimlich vorgenommene Aufnahmen suggeriert, und die Charaktere interagieren mit der Kamera.
Ort der Handlung der nach dem Gruppenleiter bzw. (stellvertretenden) Abteilungsleiter Stromberg benannten Serie ist das fiktive mittelständische Unternehmen „Capitol Versicherung AG“ in Köln, in dem ein skurriler Büroalltag zwischen Machismo und Mobbing herrscht. Es wird fast ausschließlich im Bürogebäude gedreht, Ausnahmen sind u.a. die Szenen in der Kegelbahn, im Badminton-Court und die Autofahrt zum Mitbewerber „Helios“ zum Ende der zweiten Staffel.
Entwicklung
Die Sendung wurde inspiriert von der BBC-Fernsehserie The Office. Die BBC sah in Stromberg zu viele Gemeinsamkeiten zur eigenen Produktion und drohte der Produktionsfirma Brainpool mit einer Urheberrechtsklage. Seit der zweiten Staffel wird deshalb im Abspann der Serie explizit hingewiesen: „Stromberg – Inspired by the UK BBC series „The Office“ created by Ricky Gervais and Stephen Merchant“. Ob es hinter den Kulissen zusätzlich zu einer Abfindung kam bleibt offen, jedoch betonte Ricky Gervais, dass man mit der Einigung "höchstzufrieden" sei[1]. Weitere (offizielle) Adaptionen der britischen Serien entstanden in den USA (ebenfalls The Office) und Frankreich (Le Bureau).
Trotz leicht unterdurchschnittlicher Quoten hat die Serie dank starkem Fan-Interesse und guter Kritiken eine zweite Staffel bekommen, die zehn Folgen umfasst und ab dem 11. September 2005 ausgestrahlt wurde. Die erste Staffel umfasst nur acht Folgen. Beide Staffeln sind komplett auf DVD erhältlich (zweiteilig).
Nach längerer Zeit ohne offizielle Aussagen zu einer möglichen dritten Staffel gab ProSieben-Sprecherin Petra Hinteneder Mitte März 2006 bekannt, dass die Dreharbeiten für die neuen Folgen im Herbst des gleichen Jahres beginnen werden. Eine nicht unerhebliche Rolle in dieser Entscheidung wird einer Online-Petition für eine dritte Stromberg-Staffel zugeschrieben, die ein Stromberg-Fanclub[2] am 18. November 2005 initiiert hatte und welche auf große Unterstützung gestoßen war.
Die dritte Staffel wird ab dem 5. März jeweils montags um 22:45 Uhr auf ProSieben zu sehen sein. Sie besteht aus acht Folgen, Regisseur ist erneut Arne Feldhusen und alle wichtigen Charaktere spielen auch in der dritten Staffel wieder mit.
Charaktere
Hauptcharaktere
Bernd Stromberg
Die Hauptfigur Bernd Stromberg ist im Betrieb „Bereichsleiter Schadensregulierung von M bis Z“, ab Staffel 1, Folge 7 dann „Stellvertretender Leiter Schadensregulierung“. Der egoistische und selbstgerechte Macho, der sich oft in Metaphern und Vergleichen verliert, sieht seine Kollegen – welche er vornehmlich mit Spitznamen versieht – als Mittel zum Zweck. Das „Büro-Ekel“ Stromberg, wie man ihn mit einem Begriff charakterisieren kann, ist der überzogene Urtyp eines (allerdings inkompetenten und auch nicht zu eifrigen) Karrieremenschen, der sich wie eine Fahne im Wind dreht und dabei über Leichen geht. Zielscheibe seiner Witze sind gleichermaßen Frauen, Behinderte, Einwanderer und sämtliche andere Gruppen. Bei aller Boshaftigkeit dieser Person übt sie doch zugleich die größte (humoristische) Anziehungskraft aus; Stromberg ist mit seinem politisch unkorrekten Verhalten ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit, welches aber im Kern doch in vielen Büromitarbeitern vorhanden ist. In einigen seltenen Folgen bricht die „Kompetenz“-Maskerade von Stromberg so weit zusammen, dass dieser sich seine Fehler eingestehen muss, und – manchmal sogar unter Tränen – seine menschliche Seite offenbart. Er ist 45 Jahre alt und (unglücklich) verheiratet, im Laufe der 2. Staffel lässt seine Frau sich jedoch von ihm scheiden.
Berthold Heisterkamp
Berthold „Ernie“ Heisterkamp ist der etwas trottelige und immer halb durchgeschwitzte, aber doch ehrgeizige und oftmals kompetente Kollege. Er ist beliebtes Ziel von Kollegenspäßen, denen er zumeist mit Wutausbrüchen und Forderungen nach Abmahnungen entgegentritt. Berthold, der von allen nur Ernie genannt wird (wegen „Ernie & Bert“ aus der Sesamstraße), ist ein typischer „Streber“, der dem Chef immer zur Seite steht. In der zweiten Staffel, in welcher Strombergs Vorgesetzter Herr Becker Ernie mehr Kompetenzen zuschreibt, sorgen Ernies mangelndes Taktgefühl, seine fehlende soziale Kompetenz („social skills“) sowie eine Intrige von Stromberg gegen ihn für einen nur kurzen Auftritt als „zweiter Chef“. Neben all dem ist Ernie ein großgebliebenes Kind (er liest Yps und Phantom, hat einen engen Kontakt zu seiner Mutter und sammelt Figürchen), ein Romantiker, der die Frauen verwöhnt, auch mit seinen Massage- und Tanzkenntnissen, und ein Anwender von Telefonfloskeln wie „Tschüssing“, „Okäse“, „Bis baldrian“ oder „d'accordeon“ (frz. d'accord = alles klar). Heisterkamp wird ständig von Steinke und Stromberg gemobbt, wogegen er sich erfolglos versucht zu wehren. Er ist bis Mitte der zweiten Staffel unglücklicher Single, was unter anderem auf seinen Charakter und sein Äußeres zurückzuführen ist. Er schreibt sich selbst Liebesbriefe, die er dann in einem Büroordner ablegt, um damit anzugeben. Aufgrund Ernies recht unleserlichen Schrift, die in den Liebesbriefen unschwer zu erkennen ist, bringt Ulf Steinke die Wahrheit ans Licht. Nach einem Aufruf am Ende der ersten Staffel, interessierte Frauen mögen sich doch bitte bei ihm melden, verliebt sich die attraktive dunkelhäutige Krankenschwester Vanessa in ihn, die beim Bowlingabend erstmals auftritt. Sie leidet jedoch unter Ernies übermässigem Einsatz für die Capitol, insbesondere für Stromberg und versucht Ernie klar zu machen, dass er nur ausgenutzt wird. Aufgrund seines Unverständnisses steht die Beziehung am Ende der zweiten Staffel vor dem Scheitern.
Ulf Steinke
Ulf Steinke ist der prototypische Macho, dem der Büroalltag eher lästig zu sein scheint, und der sich lieber für Autos und andere „Männerthemen“ interessiert. Ulf kommt im Laufe der ersten Staffel mit Tanja zusammen und ist oftmals der einzige der Mitarbeiter, der über Strombergs Witze gegen andere lacht – sei es auch nur wenn in der Abteilung ein Arbeitsplatz gekündigt werden soll. Seine eigenen Attacken richten sich hauptsächlich gegen seinen Kollegen Berthold.
Tanja Seifert
Tanja Seifert ist eine recht beliebte Kollegin, die mit Ulf zusammen ist. Hier und da ist sie den meist recht plumpen Flirtattacken von Stromberg ausgesetzt. Sie unterstützt aber auch oftmals Kolleginnen und Kollegen und steht ihnen zur Seite, wenn z.B. Stromberg einmal wieder verbale Attacken verteilt. Sie ist eine recht hübsche Angestellte, deshalb wird sie auch zu Ulfs Missfallen von Ernie sehr gemocht, woraus sich unter ihnen wieder einige mobbingverdächtige Nebendialoge entwickeln. Tanja Seifert steht außerdem Erika stark zur Seite, nachdem sie von Stromberg „wieder mal“ gekündigt wurde.
Erika Burstedt
Erika Burstedt ist die korpulente Kollegin, die oftmals ihre Finger in das Essen der Anderen steckt. Ihre Kompetenz beweist sie in einer Folge, in der Großkunde Herr Petersen sie zum Vertragsabschluss erwünscht, da sie mehr Fachkenntnisse als ihr Vorgesetzter Stromberg aufweist. Erika ist alles in allem eine gute Seele, auch wenn sie wie alle anderen Kollegen dem gelegentlichen Spaß gegen Berthold und andere nicht abgeneigt ist. Erika ist Mitglied der SPD.
Timo Becker
Timo Becker oder besser bekannt als Herr Becker, ist der neue Abteilungsleiter der Capitol Schadensregulierung in der 2. Staffel der Serie. Er ist ein Musterbeispiel für einen Chef und hat in Brüssel studiert. Er ist (im Gegensatz zu Stromberg) ein durchaus beliebter Chef bei den Mitarbeitern. Stromberg, welcher ihn meistens nur "Becker" nennt, findet, dass Herr Becker viel zu "verklemmt" und zu "unerfahren" für diesen Job sei. Herr Becker spielt in der 2. Staffel sozusagen den Rivalen oder Gegenspieler aus Strombergs Sicht, deshalb versucht Stromberg ihn auch ab und zu mal "auf den Arm zu nehmen", was Herr Becker durch seine gekonnte Art und seinen qualifizierten Äußerungen meist leicht abwehren kann. Das Verhältnis der beiden pendelt somit zwischen mehr oder weniger offener Konfrontation und klassischen Einschleimversuchen Strombergs. Herr Becker ist ein großer Schalke-Fan.
Nebencharaktere
- Tatjana Berkel
- ist die Chefin von Stromberg aus der 1. Staffel der Serie. Von Stromberg (in ihrer Abwesenheit) nur „Tuberkel“ oder „Eva Braun“ genannt, ist sie eine kompetente, aber auch strenge Chefin, die Stromberg oftmals harsch die Richtung weist.
- Sinan Turculu
- aus der 1. Staffel ist der türkischstämmige Kollege von Stromberg. Er leitet die Abteilung der Schadensregulierung A-L und konkurriert als solcher in der ersten Staffel mit Stromberg um die Gesamtleitung der Schadensregulierung. Er ist wesentlich kompetenter als Stromberg und wird gegen Ende der ersten Staffel auf einen guten Posten außerhalb der Schadensregulierung versetzt.
- Sabine „Sabbel“ Buhrer
- ist Mitarbeiterin des Betriebsrats und zeitweise Gegenspielerin von Tanja Seifert, mit der sie sich aber gegen Ende der zweiten Staffel versöhnt. Sie taucht eher selten auf, zum ersten Mal um Ernies Mobbingvorwürfe zu überprüfen. Dabei bandelt sie kurzzeitig mit Ulf an und hat dabei auch eine interessante Beziehung zu Stromberg. Später tritt sie unter anderem als BVB-Fan in Erscheinung und sagt auch bei einer Anhörung bezüglich sexueller Belästigung gegen Stromberg aus. In einer Folge spielt sie auch mit Stromberg und anderen Mitarbeitern Badminton.
- Lars Lehnhoff
- kommt in der 2. Staffel neu hinzu. Er ist ein immer exzellent gekleideter Kollege, der allerdings eher selten in Erscheinung tritt. Außerdem behält Stromberg nie seinen Nachnamen, so dass aus „Lehnhoff“ oft ein „Lehmann“ oder „Lehnbach“ wird.
- Nicole Rückert
- ist ab der 2. Staffel die bewusst farblose Kollegin, welche oftmals als einzige noch zu Stromberg (oder Berthold) hält;aber eher aus Freundlichkeit und Naivität. Sie wird von Angelika Richter gespielt
- Birgit Stromberg
- ist die Frau von Bernd Stromberg. Es kommt während der Serie zu einer Trennung der beiden. Über Birgit ist nicht viel bekannt, doch erscheint sie ab und zu im Büro, um sich mit ihrem Mann zu streiten, oder sie ruft ihn an, um ihm Einkaufsaufträge mitzuteilen. Birgit taucht in einer Folge mit ihrem an Alzheimer leidenden Vater Lorenz auf. In einer Folge der zweiten Staffel erscheint sie zusammen mit Stromberg beim Bowlingtreffen der Schadensabteilung, in einer späteren Folge wird die Ehe geschieden. Sie wird gespielt von Therese Hämer.
- Herr Pötsch
- ist ein Kollege ungefähr auf gleicher Ebene wie Stromberg, der bereits in der ersten Staffel mehrmals auftaucht und in der zweiten Staffel eine etwas bedeutendere Rolle einnimmt. Er hat vor der Capitol-Versicherung bei der Helios gearbeitet. In der zweiten Staffel soll er kommissarisch Strombergs Position einnehmen, da Stromberg seine Kündigung einreicht. Herr Pötsch steht Stromberg scheinbar neutral bis freundlich gegenüber. Es wird jedoch des öfteren angedeutet, dass er Stromberg nicht allzu sehr schätzt, so lässt er Stromberg wegen seines plötzlichen gespielten Interesse an Schalke 04 vor Herrn Becker und den anderen anwesenden Kollegen auflaufen. Dies geschieht jedoch eher subtil. Ebenso bremst er Strombergs Begeisterung an dessen neuer Arbeitsstelle bei der Helios, indem er diese nebenbei als "Helichaos" bezeichnet.
- Herr Wuttke
- ist Strombergs Mitarbeiter als dieser ins Archiv strafversetzt wird. Herr Wuttke landete dort aufgrund seines Alkoholismus wie er selber zugibt und hat eine Vorliebe für Schlagermusik und Käsebrote. Er ist außerdem sehr darauf bedacht seine Autorität gegenüber Stromberg zu wahren und weist diesen auch außerhalb des Archivs zurecht.
Trivia
- Ralf Husmann, der Autor der Serie, spielt in einigen Szenen der ersten und zweiten Staffel mit, z. B. in der Folge Badminton.
- Der Junge in der Folge Die Putzfrau ist der Sohn von Martina Eitner-Acheampong.
- Der Regisseur ließ manchmal die Kamera weiterlaufen, als die geschriebene Szene eigentlich schon zu Ende war. So entstanden einige spontane Gags wie die Antwort Ernies auf seine beginnende Glatze: „…und das ist nur ein ungünstiger Wirbel“, zu sehen in der Folge Mobbing.
- Am 1. März 2007 soll, passend zur 3. Staffel, ein Computerspiel zur Serie erscheinen. Die Charaktere im Spiel werden von den Schauspielern der Serie synchronisiert. Das Spiel selbst soll größtenteils eine Sammlung von Minispielen sein.
- Viele der Darsteller, z. B. Stromberg, sprechen im Film rheinländischen Dialekt. Dies schlägt sich in der Wortwahl („Kamuffel“) sowie in der Aussprache nieder.
Auszeichnungen
Stromberg war im Jahr 2005 für den Adolf-Grimme-Preis, den Deutschen Comedypreis und den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Christoph Maria Herbst gewann für seine Rolle als Stromberg 2005 den Bayerischen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis als bester Darsteller.
Als einzige Sendung eines Privatsenders wurde Stromberg 2006 mit dem Adolf-Grimme Preis in der Kategorie „Fiktion und Unterhaltung“ ausgezeichnet.
Für die Darstellung des Bernd Strombergs bekam Herbst am 10. Oktober 2006 den Deutschen Comedypreis in der Kategorie Bester Schauspieler. Ausgestrahlt wurde die Verleihung am 13. Oktober.
2006 war Stromberg außerdem in der Kategorie Beste Comedy-Serie beim Deutschen Comedypreis und in der Kategorie Beste Sitcom beim Deutschen Fernsehpreis nominiert. Beide Preise gingen an die jeweils mitnominierte Serie Pastewka.
Resonanz
Trotz der Anerkennung der Kritiker und des günstigen Sendeplatzes Sonntag abends tat sich die Serie schwer, den von ProSieben angestrebten Marktanteil von 13 bis 14 Prozent in der Zielgruppe zu erreichen. Die Folgen der zweiten Staffel schafften durchschnittlich eine Einschaltquote von ungefähr elf Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen.
Fans der Serie schätzen diese speziell wegen ihres Humors, der deutlich subtiler sei als bei vergleichbaren Comedyformaten. Gleichzeitig kritisiert ein Teil dieser Fangemeinde jedoch auch die Veränderungen, die zu Beginn der zweiten Staffel vorgenommen wurden. So wurde zum einen mit Herrn Becker (gespielt von Lars Gärtner) eine neue Hauptfigur eingeführt, die Stromberg als Abteilungsleiter ablöst, zum anderen wurden die Charaktere Frau Berkel und Herr Turculu, die aus der ersten Staffel bekannt waren, aus der Serie gestrichen.