Werder (Havel)

Stadt im Landkreis Potsdam-Mittelmark, Brandenburg, Deutschland
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Werder ist eine Stadt westlich von Potsdam im Bundesland Brandenburg im Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Die Stadt ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Überregional bekannt ist Werder durch das jährliche Baumblütenfest im Mai, das inzwischen zu einem der drei größten deutschen Volksfeste zählt.

Geographie

 
Luftbildaufnahme von Werder/Havel (Sommer 2006)

Die Stadt liegt an der Havel und der älteste Stadtteil auf einer Insel im Fluss. Daher hat die Stadt auch ihren Namen, denn Werder bedeutet von Wasser umgebenes Land. Dabei ist der Inselteil nicht nur von der Havel, sondern auch von den Havelseen Schwielowsee, Glindower See, Großer Plessower See und Großer Zernsee umgeben.






Geschichte

Die Stadt Werder, 35 km südwestlich von Berlin gelegen, kennt mehrere verschiedene namentliche Erwähnungen in ihrer Geschichte. Die Stadt Werdere wird 1317 erwähnt, 1375 Werder, 1450 Wehrder, 1580 Werder. Gelegen im Nordosten der von der letzten Eiszeit geprägten Landschaft Zauche, befindet sich die mittelalterliche Stadt Werder auf einer Insel, in der dort 700 bis 1400 m breiten Havel, H.: 38 m. Auf der über eine Brücke (1317 erwähnt) zu erreichenden Insel sind unter anderem Funde von slawischen Scherben auf dem Mühlenberg am südwestlichen Ufer des Werders und 3,5 km nnw W. am w Havelufer bekannt (Siedlungen nur vermutet); im Süden von Werder wird ein slawischer Burgwall angenommen, (ohne archäologischen Nachweis). Der "Kiez" in der Gegend Fischerstraße war wohl die alte Fischersiedlung.

 
Inselteil Ende April, Baumblütenfest

Werder ist wahrscheinlich aus dem Zusammenwachsen des Marktortes mit dem sich anschließenden Kirchort entstanden. Eine förmliche Stadtgründung ist nicht bekannt, ebenso wenig wie eine Ummauerung. Infolge einer späten Ersterweiterung ist wenig über die hochmittelalterlichen Ortsherren bekannt. Am 7. Juli 1317 verkaufte "Ritter Sloteke", Truchsess des Markgrafen Waldemar, Werder auf Geheiß seines Herren für 244 Mark Brandenburgischen Silbers an das Kloster Lehnin. Diese Verkaufsurkunde stellt die Ersterwähnung dar. Die Rechtsbezeichnungen der Stadt Werder sowie Siedlungsbezeichnungen geben für die Jahre 1317, 1330, 1375 oppidum, 1459 Stadt, 1474 Flecken, 1542 civitas, sonst Städtlein (1339, 1580), 1768 Mediatstadt, 1801 Stadt, an.

 
Heilig-Geist-Kirche und Bockwindmühle

Die Inselstadt Werder, zu Land einzig zu erreichen durch die mehrmals erneuerte Brücke über die Föhse (so wird der schmale westliche Havelarm genannt) , mit der höchsten Erhebung im Süden, dem "Mühlenberg", weist zwei Kirchen auf, eine mit anschließendem Friedhof. Die evangelische Heilig Geist Kirche Werder/Havel wurde 1734 auf Veranlassung Friedrich Wilhelm I. an Stelle einer älteren, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche, auf deren Feldsteinsockel erbaut. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts führen häufige Reparaturen an den Dächern zu Erwägungen, eine neue Kirche zu bauen. 1852 zeichnete August Stüler zwei Entwürfe in neugotischen Formen. Nach einer 1854 erfolgten Baugrunduntersuchung dauert es noch zwei Jahre bis zum Abbruch der alten Kirche. Der untere Teil des Turmes bleibt stehen. Seine Wände werden erhöht. Der Turm erreicht später die weithin sichtbare Höhe von 45 Metern. Die katholische Kirche Sankt Maria Meeresstern entstand vor einhundert Jahren. Als Kriegsereignisse sind unter anderem die Plünderung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges (1637 und 1641) durch schwedische Truppen zu nennen; 1945 bei Kriegsende erfolgte die Brückensprengung.

Vor und im Zweiten Weltkrieg befand sich im Norden der Stadt ein Flugplatz, der zusammen mit Einrichtungen in Wildpark West als Luftkriegsschule III für die Fliegerausbildung genutzt wurde. Nach Kriegsende ließ sich auf diesem Gelände die Rote Armee nieder. (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) , die zu Zeiten der ehemaligen DDR bis zum endgültigen Abzug 1992 dort stationiert waren.

1993 entscheidet man sich zugunsten Belzigs gegen Werder als Kreisstadt. Die Nähe zu Potsdam und das Konzept der dezentralen Konzentration ließen Werder aus dem Rennen fallen.

Politik

Werders Bürgermeister ist seit 1990 der CDU-Politiker Werner Große, der schon vor der Wende die Position des Stellvertreters besetzte. In der Stadtverordnetenversammlung (SVV), die alle 2 Monate tagt, vertreten derzeit insgesamt 29 Personen die Interessen der Bürger. Davon entfallen 17 auf Mitglieder der CDU. 4 Sitze haben die SPD bzw. die Bürgermeinschaft Neues Werder (BGNW) in Koalition inne. Ebenso viele Stimmen besitzt die PDS. Die Aktion Freie Bürger (AFB) kann 3 Sitze vorweisen. Weiterhin gibt es eine Stadtverordnete der Grünen.

In den 8 Ortsbeiräten kommen ebenfalls insgesamt 29 ehrenamtliche Politiker zusammen, um die Belange der Ortsteile zu erörtern und der Stadt später Vorschläge, Meinungen und Kritiken unterbreiten zu können.

In 5 Ausschüssen beraten berufene Bürger mit Verordneten aus der SVV Einzelheiten für bestimmte Vorhaben. Es existieren unter anderem der Hauptausschuss unter Vorsitz des Bürgermeisters, der Ausschuss für Finanzen und ein Rechnungsprüfungsausschuss. Der Ausschuss für Soziales, Bildung, Kultur und Sport, ist unter anderem für die von der Stadt getragenen und ansässigen Schulen zuständig. Eine besondere Rolle fällt dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen zu, der die Entwicklung des Stadtbildes entscheidend mitbestimmt.


Die direkt gewählte Abgeordnete im Landtag Brandenburg, Saskia Funck, ist für Werder (Havel) zuständig.

Wirtschaft

Bekannt und berühmt geworden ist Werder vor allem durch seinen Obstanbau. Ihm verdankt die Stadt auch eines der größten Volksfeste Deutschlands: Die Baumblüte. Schon die Mönche des Zisterzienserklosters in Lehnin betrieben hier Obstanbau. Angebaut werden größtenteils Kirschen, Äpfel und Erdbeeren. Aber auch Gemüse, besonders Tomaten, werden in den Gewächshäusern gezüchtet. Durch diese Vielfalt konnten in Werder nach der Wende zwei Unternehmen entstehen, die die Produkte der Region vertreiben. Zum einen „Werder Frucht“, die vor allem Säfte und das Obst selbst vertreibt und zum anderen „Werder Feinkost“, die sich auf die Herstellung von Ketschup, Mayonnaise, etc. spezialisiert hat. Doch schon während der DDR-Zeit, in der viele LPG und andere Genossenschaften die Aufzucht der Pflanzen kontrollierten, waren die Produkte aus Werder mehr als beliebt. Neben der Verwendung als sog. „Bückware“ wurden mit den Spezialitäten der Umgebung mehrere Spitzenhotels (z. B. das „Neptun“ in Rostock) beliefert. Bereits seit Beginn der Industrialisierung, die schnellere Transportmöglichkeiten hervorbrachte, lieferte das kleine Städtchen Obst und Gemüse per Dampfschiff über die Havel in das sich immer rascher entwickelnde Berlin.

Neben den traditionsreichen Lebens- und Genussmittelherstellern werden im ortsansässigen Schaltgerätewerk vor allem für die Eisenbahnindustrie Schaltanlagen produziert. Seit Anfang des Jahres 2004 befinden sich die Produktionsstätten der Fa. Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH, eines der wenigen Orgelbauer Deutschlands, in der Havelstadt.

Weinanbau

Der Weinanbau ist nach der Fischerei das zweitälteste Gewerbe der Stadt. Vor über 700 Jahren brachten Mönche des Zisterzienserordens den Weinanbau an die Havel. Der märkische Wein zählte am Ende des 13.Jahrhunderts zu den wichtigsten Exportartikeln nach Ost- und Nordeuropa. Die Hohenzollern, sie kamen aus Franken in die Mark, machten den märkischen Wein hoffähig. Bis zum Tode des Großen Kurfürsten wurde er an seiner Tafel getrunken. Die erste märkische Weinmeisterordnung wurde bereits 1598 vom Kurfürsten Johann Georg erlassen und damals wurde berichtet, die Havel sei umgeben von Weinbergen wie die Mosel. Doch der Weinanbau in der Mark war nicht problemlos. Die Winter waren mitunter so hart, das viele Rebstöcke erfroren. So geschehen im Winter 1793/40, nachdem der Frost bis in den Juni anhielt. In der 1.Hälfte des 18.Jahrhunderts wurde in Werder Wein auf einer Fläche von mehr als 100 Hektar angebaut. Die damaligen Rebsorten waren „Weißer Elbling“, „Weißer und Roter Schönedel“ und der „Rotfranke“. Es wurde jedoch immer mehr Rotwein als Weißwein angebaut. Die erzielte Menge wurde in Oxhoft gemessen. Ein Oxhoft entspricht je nach Region zwischen 148 und 235 Litern. Der Werderaner Wachtelberg zählt zu den ältesten Weinbauorten außerhalb der Insel Werder. Dort, auf der Insel, wuchs Wein am Mühlen- und am Gottesberg. Das Weinlaub wurde früher zum einwickeln von Obst, speziell von Aprikosen und Pfirsichen verwandt. Die Früchte konnten so schonend in den Obsttienen transportiert werden. Im Jahre 1887 wurde noch von 2 Weinbergen berichtet. Die letzten Weinstöcke aus der Zeit erfroren im Winter 1955/56. Dann wurde es still um den Weinbau in Werder. Erst 1985 begann die GPG “ Obstproduktion“ auf dem Wachtelberg mit dem Anlegen eines Weinberges auf einer Fläche von 4,8 Hektar. Heute wachsen auf dem Werderaner Wachtelberg auf einer Fläche von fast 7 Hektar ca. 30.000 Rebstöcke. Dazu gehört u.a. Dornfelder, Regent, Saphira und Müller-Thurgau. Im Rahmen der Bundesgartenschau in Potsdam wurden Weinlehrpfade auf dem Wachtelberg angelegt. Hier wachsen heute 38 Rot -und 40 Weißweinsorten. Der Werderaner Wachtelberg liegt geografisch mit 53 Grad und 23 Minuten weit nördlich der üblichen Weinbaugebiete Europas. Im Jahre 1991 wurde dieser Weinberg als „Großlagenfreie Einzellage“ in das Weinanbaugebiet Saale-Unstrut aufgenommen und durch die EU anerkannt. Sie ist damit die nördlichste eingetragene Lage für Qualitätsweinanbau in Europa und der Welt.

Verkehr

Die Blütenstadt Werder verfügt über eine sehr günstige Verkehranbindung. Busse fahren alle 20 bzw. 30 Minuten in die Landeshauptstadt Potsdam. Weitere Linien befördern die Fahrgäste nach Golm bzw. Töplitz, Kemnitz, Glindow bzw. Bliesendorf und in Richtung Lehnin. Besonders beliebt bei den Einheimischen ist die Citybuslinie, die das Durchqueren der gesamten Stadt für 0,50 € ermöglicht. Eine Regionalexpresslinie (RE 1) ermöglicht die schnelle Anreise nach Berlin (bis Berlin Zoologischer Garten ca. 25 Minuten), Cottbus, Eisenhüttenstadt oder Brandenburg, Genthin und Magdeburg im 30-Minuten-Takt. Die Weiße Flotte Potsdam erlaubt es in den wärmeren Jahreszeiten Ausflüge auf den Seen der Umgebung zu unternehmen.

Mit dem Auto ist Werder ebenso gut zu erreichen. Aus Richtung Potsdam oder Brandenburg kommend fährt man auf der Bundesstraße 1, einer der wichtigsten Ost-West-Verbindungen, am südlichen Stadtrand vorbei. Von der Autobahn aus, kann man Werder über mehrere Abfahrten erreichen. Dazu zählen die Abfahrt Glindow (AS 20, südlich des Stadtzentrums), die Abfahrt Groß Kreutz (AS 22, westlich gelegen) und die Abfahrt Phöben (AS 23, im Norden der Stadt). Sie alle sind Teil des Berliner Rings (A10). Das Autobahndreieck Werder (AS 21) verbindet diesen mit der A 2 in Richtung Magdeburg.

Ansässige Unternehmen

Eine Auswahl an Unternehmen, die über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind.

  • Werder Frucht
  • Werder Feinkost
  • Schaltgerätewerk Werder
  • Haacke-Haus
  • Schuke Orgelbau
  • Herbstreith & Fox, Pektinfabrik Werder
  • Miele
  • Havelbus Verkehrsgesellschaft
  • Hermes Logistik
  • E.ON edis AG

Öffentliche Einrichtungen

Zehn Kindergärten, darunter die Integrationskita Anne Frank, die sich sowohl in öffentlicher als auch privater Trägerschaft befinden, sorgen für die jüngsten Einwohner. Für Schulkinder gibt es in der Stadt mehrere Horte. Ebenso existieren mehrere Begegnungsstätten für Jung und Alt wie Jugendclubs und Senioreneinrichtungen. Gemeindezentren in den Ortsteilen (z. B. Kemnitz, Plötzin) stehen auch den Bürgern und Vereinen für private und öffentlich Veranstaltungen zur Verfügung.

Die stadteigene Bibliothek befindet sich seit einigen Jahren mit erweitertem Medienangebot in einem neuen Gebäude.

Für ärztliche Betreuung sorgen viele einzelne Praxen von Allgemein- und Zahnärzten. Außerdem ist in Werder ein Hautarzt ansässig. Eine chirurgische Gemeinschaftspraxis befindet sich mit Kinderarzt, Augenarzt, Zahnärzten, einer Logopädiepraxis und weiteren Fachmedizinern im örtlichen Ärztehaus. Direkt an dieses angegliedert ist eine von zwei Apotheken. Sie setzt die Tradition der Adlerapotheke von der Insel fort. Es gibt Reformhäuser in den einzelnen Ortsteilen und viele Physiotherapiepraxen. Der Malteser Hilfsdienst unterhält direkt am Ärztehaus eine Rettungswache.

Die Polizeiwache Werder gehört zum Schutzbereich Brandenburg und sorgt zusammen mit den freiwilligen Feuerwehren der Ortsteile für die Sicherheit der Bürger.

Die Deutsche Post betreibt in der Filiale eines Supermarkets eine Außenstelle. Außerdem gibt es ein kleines Verteilerzentrum, das die Ortschaften mit Briefen und Paketen versorgt.

Staatliche Einrichtungen

Im Ortsteil Plessow befindet sich das Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung Münster - Außenstelle Plessow.

Bildungseinrichtungen

Die Stadt besitzt in ihrem Zentrum zwei Grundschulen, die zum Einen nach Franz Dümichen (Grundschule I), einem ehemaligen Bürgermeister der Stadt, und zum Anderen nach Karl Hagemeister (Grundschule II), einem bekannten Landschaftsmaler, benannt sind.

Die Grundschule I erhielt ihren aktuellen Namen 1997, da die Realschule bzw. Oberschule, die sich auf dem gleichen Gelände im Zentrum der Stadt befindet, ebenfalls den Namen Carl von Ossietzky trug. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass beide Schulen zu DDR-Zeiten als eine Bildungsstätte arbeiteten.

Die Grundschule II befindet sich im Wohngebiet "Jugendhöhe" und besitzt eine etwas größere Kapazität als ihr Pendant in der Innenstadt. Aufgrund der Tatsache, dass keine der Schulen trotz rückläufiger Schülerzahlen die Kapazität besitzt, um alle Schulanfänger aufzunehmen, wechseln sich beide Schulen mit der Eröffnung zweizügiger Jahrgänge ab. In der jeweils anderen Schule wird dann nur eine einzelne erste Klasse eröffnet.

Zusätzlich zu den innerstädtischen Grundschulen befinden sich in den Ortsteilen Glindow und Töplitz zwei weitere, wesentlich kleinere Einrichtungen. Besonders in der Inselschule Töplitz ist dies zu beobachten, da hier jahrgangsübergreifend unterrichtet wird.

Die Stadt besitzt weiterhin eine moderne allgemeine Förderschule, die einzige derartige Einrichtung im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Sie ist rein rechtlich erst mit dem Schuljahr 2004/05 eröffnet worden. Die am selben Standort ansässige Förderschule ist zusammen mit der Förderschule für Körperbehinderte in Glindow aufgelöst worden. Zeitgleich wurde dann die allgemeine Förderschule eröffnet. Mit diesem bisher einmaligen Vorgang, bei dem eine Schule für körperlich und eine für geistig behinderte Kinder in eine allgemeine Förderschule übergingen, wurde auch der Umbau des Schulgebäudes in der Kemnitzer Chaussee abgeschlossen.

In relativ kurzer Entfernung zu dieser Schule befindet sich das ortsansässige Ernst-Haeckel-Gymnasium, in dem ca. 700 Schüler mit 50 Lehrern den Weg zum Abitur gehen. Es ist in der Umgebung das einzige Gymnasium. Die gymnasialen Oberstufen der Schulen in Ziesar und Lehnin wurden mit dem Beginn des Ausbaus, der von Protesten begleitet war, geschlossen. Der Altbau der ehemaligen "erweiterten Oberschule Ernst Haeckel", der 1968 fertiggestellt worden war, wurde mit Ende des Schuljahres 2002/03 außer Dienst gestellt, da die für den Betrieb notwendige Genehmigung nicht mehr ausgestellt worden war. Im Sommer 2004 folgte dann der Abriss. Das Gebäude war nicht mehr notwendig gewesen, da die Stadt als Träger der Schule bereits zwei neue Trakte auf dem Gelände errichtet hatte und das Schüleraufkommen mit diesen bewältigt werden kann. In naher Zukunft wird auf dem Standort eine neue Zwei-Felder-Turnhalle errichtet, die dann die stark gealterte Halle ersetzten soll.

Das Oberstufenzentrum der Stadt, das eine Außenstelle in Groß Kreutz besitzt, bietet neben dem allgemeinen Abitur eine Möglichkeit, das Fachabitur zu erlangen. Da das OSZ Werder das einzige seiner Art im Land ist, an dem Garten- und Landschaftsbau als Fach belegt werden kann, besitzt es ein Internat in dem die Schüler unterkommen können. 2005 wurden umfangreiche Renovierungs- und Erneuerungsarbeiten am Schulgebäude vorgenommen.

Die Freie Schule am Zernsee bietet den Schülern der Umgebung eine alternative Unterrichtsform auf der Basis der Pädagogik Rudolf Steiners. An diese Schule ist ein Kindergarten und ein Hort angeschlossen. Derzeit werden die Schüler hier bis zur 12. Klasse geführt. Das Abiturvorbereitungsjahr können die Schüler an der Waldorfschule in Potsdam oder Berlin besuchen und dort die Abiturprüfung ablegen.


Freizeit und Sport

Für Sportvereine stehen in Werder zwei Feldersporthallen mit Zuschauerplätzen auf Schulgeländen bereit. Für viele andere Sportarten gibt es in der Stadt mehrere Betätigungsstätten, wie z. B. kleinere Turnhallen, eine Regattastrecke mit einer Länge von 1500 m, einen großen Sportplatz mit Tartanbahn (Arno-Franz-Sportplatz), eine Tennisanlage, sowie ein Bowling- und Kegelzentrum.

Viele Sportvereine, zum Beispiel für das Rudern, Segeln, Windsurfen, Wasserwandern, Angeln können sich der Wasservielfalt der Umgebung bedienen. Auch Personen, die den Sportbootführerschein nicht besitzen, können sich am Bootsverleih gedrosselte Motorboote ausleihen.

 
Ortsteil Glindow, Ziegeleimuseum

Die Einwohner engagieren sich auch in anderen Vereinen wie dem Heimatverein, einem Hundesportverein, Historischer Weinberg, dem Karnevalsclub Werder, dem Schützenverein, dem Kegelverein (KV Werder) und dem Werderaner FC Viktoria 1920 e.V.

Städtepartnerschaften

Stadtgliederung

Neben der Stadt Werder gibt es die Ortsteile Petzow, Glindow (mit Elisabethhöhe), Bliesendorf (mit Resau), Plötzin (mit Plessow / Neuplötzin), Phöben, Kemnitz (mit Kolonie Zern), Töplitz (mit Göttin, Leest, Neu-Töplitz) und Derwitz.

 
Ortsteil Petzow, Schlosspark von Lenné, Schwielowsee im Hintergrund

Entwicklung des Stadtgebiets

Eingemeindungen

Der Ort Petzow wurde am 1. Januar 1929 eingemeindet. Durch einen Bürgerentscheid schloss sich Bliesendorf am 21. Dezember 1998 der Stadt an.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform im Jahre 2002 wurden Derwitz, Plötzin, Kemnitz, Phöben, Glindow und nach einigen Debatten auch Töplitz am 1. Januar 2003 eingemeindet. Dem Wunsch der Eingemeindung von Golm, den sowohl die Einwohner des Ortes als auch die Stadt Werder hegten, wurde nicht entsprochen und löste einen großen Streit zwischen den Befürwortern, dem Innenministerium und der Stadt Potsdam aus, die Golm schließlich aufnehmen durfte. Werder hätte mit dem neuen Ortsteil den Titel Universitätsstadt (Universität Potsdam, Max-Planck-Institut und Fraunhofer-Gesellschaft sind dort ansässig) tragen können.

Einwohnerentwicklung

Kurz nach der politischen Wende 1990 lebten auf 26 km² etwa 10.300 Menschen. Im Jahr 1992 wohnten in der Stadt Werder selbst 10.822 Personen, während es im sonstiges Amtsgebiet 8.259 Einwohner waren. Sechs Jahre später belief sich die Bevölkerungszahl insgesamt auf 22.464 Bürger, von denen 13.383 Einwohner der Stadt waren. Durch die hervorragende Lage zu Potsdam und Berlin, das durch den Regierungsumzug einen Bedeutungsaufschwung erlebte, wuchs die Einwohnerzahl immer weiter. In Folge der Gemeindegebietsreform wurden einige Gemeinden Teil der Stadt, für andere wiederum änderten sich die Zugehörigkeiten. Dadurch bedingt lebten nach der Reform im Oktober 2003 22.500 Einwohner auf 116 km² Gemeindegebiet.

Wohngebiete

Schon in den Jahren der DDR wurden in der Stadt mehrere Wohnviertel nach sozialistischem Vorbild erschaffen. Dazu gehören die Jugendhöhe, die sich auf der zentralen Anhöhe Werders befindet und zu deren Einweihung Walter Ulbricht anreiste, sowie das Wohngebiet Wachtelwinkel in direkter Nähe zum Stadtzentrum. Beide zeichnen sich durch die bekannte Plattenbauweise aus und wurden schon einige Jahre nach der Wende vollständig renoviert. Während in der Jugendhöhe alle Straßen nach klassischen Musikern benannt sind, wurden sie im Wachtelwinkel nach den Städten Hamburg, Mainz. Siegburg, Oppenheim (siehe Partnerstädte) und Köln benannt.

Die Wohnblöcke der ehemaligen Flugschule, die später von der Sowjetischen Armee als Unterkunft für die Soldaten und ihre Familien genutzt worden waren, wurden vollständig rekonstruiert und bieten am nördlichen Rand des Stadtgebietes ein ruhiges Wohnumfeld. In diesem Viertel befinden sich heute besonders Beamten- und Eigentumswohnungen. Auch die DDR-Bauten in der Bernhard-Kellermann-Straße und am Ende der Brandenburger Straße wurden wieder hergerichtet.

Neben den vielen Rekonstruktionsmaßnahmen der Stadt gibt es auch neue Wohnparks in der Stadt. Einige erweiterten bereits bestehende Gebiete, wie das Wohnviertel am Wachtelberg, das den Wachtelwinkel ergänzte. Ebenso wie dieses Gebiet ist auch der Scheunhornweg und das Gebiet um die Adolf-Kärger-Straße, die sich direkt am Havelufer befinden, mit vielen großzügigen Grünanlagen und kleinen Teichen bestückt.

Bereits recht früh in den neunziger Jahren entstand zwischen der Kemnitzer Straße und dem Elsebruchweg ein Viertel mit Reihenhäusern nach dänischem Vorbild. Nicht weit entfernt, gegenüber der Jugendhöhe, wurde ein neues Viertel mit Doppelhaushälften und Reihenhäusern errichtet. Hier sind die Straße nach Vögeln benannt. Der Kemnitzer Straße weiter folgend, gelangt man am Wohnviertel Finkenberg, in dem besonders die soziale Förderung im Vordergrund stand, vorbei.

Kleinere, neu errichtete Häuserkolonien befinden sich gegenüber dem Neuen Friedhof und im Kesselgrund. Weiter außerhalb der Stadt selbst ist das Wohngebiet Havelauen zu finden, das 1995 eingeweiht wurde. Neben einigen Betrieben, wie der Havelbus Verkehrsgesellschaft, Versandunternehmen und einigen kleineren Bürovertretungen größerer Unternehmen sind hier ebenfalls Doppelhaushälften angelegt worden. Die Straßennamen auf dem ehemaligen Flugplatzgelände sind von Luftfahrtpionieren, wie Otto Lilienthal, abgeleitet. Im Süden der Stadt, am Einkaufszentrum Werder-Park, wurden Einzelhäuser und kleinere Wohnblöcke errichtet. Die Straßennamen sind eng mit dem Obstbau, der früher auf dem Areal betrieben wurde, verbunden.

Stadtentwicklungspolitik

Die Stadt Werder betreibt unter dem Motto eine Eine Stadt, die baut, blüht auf seit 1993 eine Bau-, Wohn- und Förderungspolitik, die die maßgebliche Ursache für den rasanten Aufschwung der städtischen Attraktivität für Zuzügler ist.

Im Laufe der Jahre verschwand das marode Erscheinungsbild der Stadt, das durch die DDR-Zeit gegeben war. Der Stadtkern und die Insel gehören zum Sanierungsgebiet, das besondere Auflagen aber auch Förderungen für Maßnahmen bereitstellt. Alle Hauptstraßen, die in Obhut der Stadt liegen, wurden neu ausgebaut und instandgesetzt. Fast die gesamte Stadt ist an das zentrale Abwassernetz angeschlossen. Ein modernes Gasheizwerk versorgt die Einwohner mit Fernwärme.

Werder ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg.

Durch geschickte Arbeit der Stadtverwaltung gelang es immer wieder, aus Fördertöpfen zu schöpfen und so dem Aufblühen der Stadt bestmögliche Chancen zu geben. Nach Abkehr des Landes Brandenburg von der Politik der dezentralen Konzentration erhoffen sich die Stadtväter einen weiteren Fördermittelfluss, da der Stadt weiterhin ein hohes Entwicklungspotenzial bescheinigt wird.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Das Obstbaumuseum informiert Interessierte auf der Insel über die Geschichte des Obstanbaus in der Blütenstadt und deren Geschichte.

Das Zwei- und Motorradmuseum befindet sich im Wohngebiet Havelauen und bietet ein großes Sortiment von antiken Fahrrädern und legendären Motorädern, nicht nur aus der DDR-Vergangenheit.

Die von vielen als einzige verbliebene Ziegelei im Ortsteil Glindow ist heute ein Museum. Der Keramikkünstlerverein Gebrannte Erde engagiert sich dort für Veranstaltungen. Der mit Kohlenstaub befeuerte Ringofen wird heute noch zum Brennen der Kunstwerke oder von Ziegelspezialanfertigungen genutzt.

 
Altes Rathaus

Bauwerke

Sehenswert ist vor allem die Insel mit ihren kleinen Gassen und alten Fischerhäusern. Ebenso sind die Bockwindmühle und die beiden Kirchen auf der Insel stets einen Blick wert. Das Alte Rathaus (auf dem Mühlenberg) entstand 1879 durch Umbau aus einer alten Fachwerkschule; es wurde 1992-95 saniert. Im nebenliegenden ehemaligen Stadtgefängnis, das 1896 aus dem alten Leichenhaus am Friedhof entstand, befindet sich seit 1994 das Obstbaumuseum.

In der Innenstadt auf dem zentralen Plantagenplatz lädt das Café zum Scharfrichterhaus zum Verweilen ein. Die Stadtverwaltung, die sich in einer Industriellenvilla aus den zwanziger Jahren befindet, zieht regelmäßig interessierte Blicke auf sich. Viele alte Stadtvillen beeindrucken ebenfalls die Besucher der Stadt. Die kleinen, massiv gebauten Kirchen in den Ortsteilen bieten ein besonderes Flair.

 
Lendelhaus

Das Lendelhaus (Am Markt 21) ist nach F. W. Lendel benannt, der seit 1916 auf dem Gelände Obstwein, Säfte und Marmeladen produzierte. Erbaut wurde das Wohnhaus 1789 als Stadtpalais für die Petzower Gutsherrschaft Kaehne. Die Ziegelbauten der Fabrikanlage stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Regelmäßige Veranstaltungen

Wichtigstes Fest im Jahr ist das Baumblütenfest, das über den 1. Mai gefeiert wird. Beginn ist dabei immer das letzte Wochenende im April. Am Freitag vor dem Wochenende wird auf dem Baumblütenball die Baumblütenkönigin gekürt. Dabei dürfen nur Frauen im Alter von über 18 Jahren antreten, die in mehreren Prüfungen ihr Wissen über die Stadt und den Obstanbau unter Beweis stellen müssen. Am Samstag des ersten Wochenendes eröffnet die frisch gekürte Königin nach dem traditionellen Umzug, bei dem sich die Vereine und die Stadt präsentieren, das Baumblütenfest. Während im Stadtzentrum der Rummel dominiert, überwiegt in den Randgebieten des Zentrums und der Stadt - in den Gärten und auf den Plantagen der Obstbauern - eine gemütliche Atmosphäre. An die besten Obstweinproduzenten verleiht eine Jury die Auszeichnung Goldene Kruke. Der Werderwein ist berüchtigt für sein süffiges Aroma, das schon eher an Fruchtsaft erinnert und seine oft unterschätzte, fatale Wirkung, die er auf seine Konsumenten ausübt. Die ca. 500.000 Gäste des Festes, die diesen Obstwein während des Festes aus Sicherheitsgründen nur in Plastikflaschen erwerben können, werden am letzten Sonntag um 22 Uhr mit einem großen Höhenfeuerwerk verabschiedet. Mittlerweile hat sich das Baumblütenfest in den Top 2 der großen Deutschen Volksfeste eingereiht.

Die einzelnen Ortsteile veranstalten selbstverständlich in jedem Jahr ihr eigenes Orts- bzw. Dorffest, die auch viele Gäste aus dem Umland anziehen. Besonders das Kirsch- und Ziegelfest in Glindow ist neben der Baumblüte recht bekannt.

In wesentlich kleineren Intervallen, nämlich einer Woche, findet der Wochenmarkt in der Stadt statt. Die Stände verteilen sich hierbei jeden Freitag vor allem über die Straße Unter den Linden, die sich direkt im Zentrum befindet.

Der Schützenverein Werders veranstaltet in jedem Jahr ebenfalls ein Fest, das über die Stadtgrenzen hinaus Besucher anzieht.

Bedingt durch die großzügigen Wasserflächen in der Umgebung der Stadt wird seit einigen Jahren das Wasserfest ausgetragen. Mit Drachenbooten werden hierbei Rennen auf der Föhse ausgetragen und die Wassersportvereine präsentieren sich.

Kulturelle Einrichtungen

Werder besitzt ein Kino. Das Scala, ehemals Fontane Lichtspiele, wird von einem Cineastenehepaar aus Berlin betrieben. Neben dem etwas sortierten, normalen Programm werden jeden zweiten Mittwoch in Vergessenheit geratene Filme gezeigt. Diese Vielfalt wurde von den Einwohner gern aufgenommen und es fanden sich schon kurz nach Aufnahme des Programms die Filmfreunde Werder zusammen.

Söhne und Töchter der Stadt


Literatur

  • Werder. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 534.
  • Kirchen in Potsdam Andreas Kitschke Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1983 1. Auflage
  • Heimatgeschichtliche Beiträge div. Jahrgänge
Commons: Werder (Havel) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien