Marienborn
Marienborn, im Bördekreis gelegen, früher ein weltweit bekanntes Symbol der Teilung Europas, wandelt sich vom Bollwerk zu einem Ort des Gedenkens, des politischen Lemens, der Begegnung Teile der seinerzeit größten Übergangsstelle zwischen beiden deutschen Staaten werden derzeit originalgetreu wieder aufgebaut: In Kürze soll die Sanierung abgeschlossen und der Urzustand von 1989 wiederhergestellt sein.
Im Sommer 1945 richteten die alliierten Siegermächte den Grenzkontrollpunkt Marienbom-Helmstedt ein. Die DDR baute ihn Anfang der 70er Jahre für rund 70 Millionen Ost-Mark zu einer Festung an der Transitstrecke zwischen der Bundesrepublik und dem Westteil Berlins aus. Zuletzt versahen auf dem 35 Hektar großen Gelände 1000 DDR-Grenzbeamte, Zöllner, Stasimitarbeiter und Zivilangestellte ihren Dienst, sie fertigten von 1984 bis 1989 rund 10,5 Millionen Personenwagen und Motorräder, 4,9 Millionen Lastwagen und 140 000 Busse ab - zusammen 34,6 Millionen Reisende.Die meisten Ostdeutschen bekamen den Übergang erst nach Maueröfmung zu sehen, vorher war es ihnen nicht gestattet, im Sperrgebiet so nah an die „Westgrenze" heranzukommen, geschweige denn sie zu überschreiten.
Kernstück der Gedenkstätte ist das Stabsgebäude, in dem früher die Kommandeure der DDR-Grenztruppen und die zur Stasi gehörende „Passkontrolleinheit" saßen. Heute befindet sich hier ein Dokumentationszentrum. In der Dauerausstellung geht es um Ursachen für die deutsche Teilung, um die Ausbildung der DDR-Grenzsoldaten, Fluchtversuche, den systematischen Ausbau und schließlich Abbau von Mauer und Stacheldraht.
Alle Abfertigungsgebäude wurden größer als nötig gebaut, um die Reisenden einzuschüchtern, die Stasi nannte das operative Psychologie. Als Blickfang gilt ein graues, überdachtes Terminal mit Kontrollhäuschen, in denen Stasi-Mitarbeiter penibel jeden Pass bei Reisenden fotografierten und registrierten. Erneuert wurde auch ein 60 Meter langes Transportband aus Gummi, auf dem die Pässe zur eigentlichen Kontrolle transportiert wurden. Erhalten ist auch eine Kontrollbox, in der der DDR-Zoll westdeutsche Fahrzeuge bei der Ausreise nach verbotenen Waren oder versteckten DDR-Flüchtlingen durchsuchte, selbst Särge wurden geöffnet. Vom „Führungsturm" aus hatten die Verantwortlichen des Bollwerks einen Überblick über das Areal; bei Alarm lösten sie „Firn" aus, einen Betonrammbock, der etwa bei Fluchtversuchen auf die Fahrbahn Richtung Westen schnellte, um diese zu blockieren.
Das Land Sachsen-Anhalt ist Träger der Gedenkstätte . So ist dafür gesorgt, dass mehr als 13 Jahre nach der Maueröffnung das DDR-Grenzregime an der Autobahn 2 allgegenwärtig ist, während anderswo in Deutschland kaum noch Zeugnisse der jahrzehntelangen Trennung zu sehen sind.
Der historische Ort
“Marienborn" existierte als Sichtvermerk in Millionen Reisepässen. Doch den kleinen, verwunschenen Ort gleichen Namens selbst hat kaum jemand zu Gesicht bekommen. 447 Einwohner zählt er, gehört zum Bördekreis in Sachsen-Anhalt und bildet gemeinsam mit den Nachbarorten Harbke, Völpke und Sommersdorf die Verwaltungsgemeinschaft Ost-Lappwald.
Wer weiß schon, dass Marienborn im Ost-Lappwald, direkt vor den Toren Helmstedts, einer der ältesten Wallfahrtsorte Deutschlands ist? Im Schatten der großen Weltpolitik schlummerte die Marienlegende im Sperrgebiet des real existierenden Sozialismus. Doch zieht sie Pilger aus ganz Deutschland und darüber hinaus an, denn hier erschien um das Jahr 1000 ( zu einer Zeit, zu der schon wichtige Handelswege wie der “Bierweg" durch das berüchtigte “Mordthal" führten) einem frommen Hirten die Jungfrau Maria. Dort, wo eine Marienstatue vom Himmel gefallen sein soll und nach der Überlieferung ein Hospital und Armasyl gegründet wurden, entsprang am Ende des 12. Jahrhundes ein Quell (“Marienborn”) mit heilender Wirkung.
Zu den den Schätzen des Ortes gehört die uralte Klosterkirche (um 1200) mit Kreuzgang (erbaut im 15. Jahrhundert) und geschnitzten und vergoldeten Flügelaltaren, das Pfarrhaus, die an einen römischen Tempel erinnernde Orangerie und die Brunnenkapelle, vom braunschweigischen Hofbaumeister Peter Joseph Krahe (1758 -1840) auf alten Fundamenten errichtet. Historische Verbindungslinien weisen auch auf das Kloster Marienberg bei Helmstedt. Im schroffem Kontrast befinden sich die Ruinen und geborstenen Dächer des weitläufigen ehemaligen Kloster- und Rittergutes, in 40 Jahren heruntergekommen als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG).
Kein Zweifel - hier im Kraftfeld zwischen Braunschweig und Magdeburg liegt ein wahres Kleinod im Dornröschenschlaf. Im weltabgeschiedenen Umfeld, wo Hügelgräber, Opfersteine und geheimnisvolle Kultstätten vorchristlicher Zeit wie der “Teufelsgrund' und die “Räuberhauptmanns-Höhle" zu entdecken sind, locken Wanderwege durch ausgedehnte Buchenwälder.
Empfehlung: eine Rundtour (Fahrrad; 18 km, 90 Min) Harbke - Gedenkstätte Deutsche Teilung - Marienborn (Ort und Wallfahrtsstätte) - Harbke; teilweise auf befestigten Waldwegen.
Quelle: private Homepage http://elm-asse-kultur.de