Vorlage:Infobox französische Gemeinde Montaillou ist eine Gemeinde in Frankreich. Sie liegt im Département Ariège in der Region Midi-Pyrénées.
Geografie
Geografische Lage
Montaillou liegt auf einem kleinen Höhenzug im Pays d'Aillou in den franz. Pyrenäen.
Nachbargemeinden
Geschichte
Bedeutend ist der Ort Montaillou für die Geschichtswissenschaft, da hier eine einzigartige Quellenlage Einblicke in den Alltag und die Mentalität einer Dorfgemeinschaft des Mittelalters erlaubt. Im 14. Jahrhundert hing die Mehrheit der Bevölkerung der Lehre der Katharer an. Bischof Jacques Fournier führte einen Ketzerprozess durch, der am 9. Oktober 1325 abgeschlossen wurde und dessen Akten mit 578 protokollierten Vernehmungen und 160 Zeugenaussagen zahlreiche Zeugnisse über das Leben der Bewohner, Tratsch und Klatsch des Dorfes mit Einblicken in die Intimsphäre vieler Bewohner überliefert hat. Man erfährt von den Seitensprüngen und Gedanken des Pfarrers wie der einfachen Schäfer, man gewinnt Einblicke in den Tagesablauf und die Wirtschaftsstrukturen des Ortes.
Der französische Historiker Emmanuel Le Roy Ladurie hat in den 1970er Jahren die Quellen zu einem Lebensbild des Ortes ausgearbeitet, die Forschung hat seitdem immer wieder die Auseinandersetzung mit der Geschichte Montaillous gesucht, so in einem Kolloquium, das im Jahr 2000 abgehalten wurde, aber auch in archäologischen Ausgrabungen, die das von den Schriftquellen vermittelte Bild einerseits illustrieren, andererseits um viele Aspekte zu ergänzen versprechen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Schloss (Ruine) Montaillou
Das Schloss wurde von den Herren d'Alion gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf einem Höhenzug nordnordöstlich von Ax-les-Thermes ("Mont d'Aillou" 1362 m NN) errichtet. Die Anlage umfasste ein Areal von 100 auf 30/40 Meter. Zur Sicherung der Festung wurde ein trockener Burggraben an der Nord-, Ost und Westseite in den blanken Fels geschlagen. Auf der Südseite wurde wegen des steilen Abhangs auf einen Graben verzichtet. Die Festungsmauern wurden Ende des 13. Jahrhunderts verstärkt. Urkundlich erwähnt wurde das Schloss erstmals 1272 in einer Auflistung der Festungen in der Grafschaft Foix.
Die Herren von Alion, ursprünglich aus dem Pays de Sault kommend, waren abhängig von den Grafen von Barcelona. Bernard d'Alion heiratete 1236 die Tochter des Grafen von Foix, Esclarmonde. Wegen seines Engagements für die katharische Lehre und seinen Beistand bei der Verteidigung von Montségur 1244 verlor er alle seine Güter. Schloss und Dorf Montaillou fielen dem Grafen von Foix zu, der das Schloss zu einer Grenzbefestigung zwischen dem Königreich Aragon, der Grafschaft Foix und dem Einflussbreich des Königs von Frankreich ausbaute. Bernard selbst wurde wegen seines Glaubens 1258 von der Inquisition in Perpignan bei lebendigem Leibe verbrannt.
Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts spielte das Schloss noch einmal in den Akten der Inquisition eine Rolle, als der Bischof von Pamiers Jacques Fournier die ehm. Kastellanin Béatrice de Planisoles und alle Einwohner des Dorfes wegen des Verdachts der Häresie verhörte. Zwar überstand die Burg die Kreuzzüge gegen die Albigenser und diente im Hundertjährigen Krieg den Dorfbewohnern vorrübergehenden als Schutz, verfiel aber anschließend allmählich. Heute findet man nur noch Reste des Donjons (Bergfried) und des Burggrabens. Durch Ausgrabungen in den letzten Jahren konnten Teile der östl. Befestigung sowie eines Wohnhauses aus dem 13. Jahrhunderts freigelegt werden. 1984 wurde die Ruine in die Liste der historischen Monumente Frankreichs aufgenommen.
Quellen:
- René Weis: Die Welt ist des Teufels : die Geschichte der letzten Katharer 1290 - 1329. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-404641-96-5
- Hinweistafel an der Ruine des Schlosses in Montailou
- M. Aue: Cathar Country. Msm, 2000, ISBN 2-907899-44-9
- culture.gouv.fr, recherchiert am 19. Feb 2007
Literatur
- Emmanuel Le Roy Ladurie (Hrsg.): Autour de Montaillou - un village occitan; histoire et religiosité d'une communauté villageoise au Moyen Âge. Actes du colloque de Montaillou (25-26-27 août 2000). L'Hydre, Castelnaud la Chapelle 2001, ISBN 2-913703-11-9.
- Emmanuel LeRoy Ladurie: Montaillou - Ein Dorf vor dem Inquisitor 1294 bis 1324. Ullstein, Berlin 2000, ISBN 3-548-26571-5 (franz.: Montaillou, village occitan de 1294 à 1324. Paris 1975).
- AUÉ, Michèle (trans. Pleasance, Simon) (Hrsg.): Discover Cathar Country. MSM, 56, Vic-en-Bigorre, France 1992, ISBN 2-907899-44-9.
- René Weis (Hrsg.): Die Welt ist des Teufels. Die Geschichte der letzten Katharer 1290 - 1329. Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-404-64196-5.
- René Weis: The Yellow Cross: The Story of the Last Cathars' Rebellion Against the Inquisition, 1290-1329. Vintage; Reprint edition, 2002, ISBN 0-375-70441-8.