Hari Wanch Lal Poonja ( * 13. Oktober 1910 in Punjab, heute Pakistan, damals Indien); † 6. September 1997 in Lakhnau, Indien; auch „Papaji“ genannt) war ein indischer Vertreter des Advaita.

Einführung
Poonjaji löste eine Welle des Interesses am östlichen "Advaita" im Westen aus, indem er erklärte, Erleuchtung sei durch plötzliche Erkenntnis und ohne jede Anstrengung für jeden Menschen möglich. Er sandte eine große Zahl seiner Schüler als Lehrer in den Westen.
Leben
Geboren wurde H. W. L. Poonja in Gujrunwala im westlichen Punjab (heute Pakistan). Er wuchs im nahen Lyallpur (dem heutigen Faisalabad) auf. Seine Mutter war die Schwester von Swami Rama Tirtha, der von Hindus als Heiliger verehrt wurde. Als Kind hatte Poonja eine starke Affinität zu Buddha und Krishna. So inspirierte ihn eine asketische Buddha-Darstellung dazu, zu fasten. Als Achtjähriger habe er ein Samadhi erlebt, dessen Wirkung mehrere Tage andauerte. Um diese göttliche Erfahrung zu wiederholen, habe er auf Anraten seiner Mutter Krishna-Mantren wiederholt, und wurde so zum Krishna-Bhakta
Mit zwanzig wurde er nach traditioneller Sitte mit einer Brahmanin verheirateten, und trat als Offizier in die indische Armee ein. Das Paar hatte zwei Kinder. Poonja's spirituelle Erfahrungen dauerten in der Armee an, nächtliche Krishna Visionen, so berichtete er, hätten seine Gottes-Sehnsucht verstärkt. Bald verließ er die Armee, und dann seine junge Familie, die er in die Obhut seines Vaters gab, um sich auf die Suche nach einem Guru zu machen. Nachdem er viele Sadhus und Swamis befragt hatte, so Poonja, habe ihm ein mysteriöser Sadhu den Weg zu seinem künftigen Guru Ramana Maharshi gezeigt, den er in Tiruvannamalai, im äußersten Süden Indiens, aufsuchte. Auf dem Berg Arunachala zog er sich für seine Übungen - Krishna Japa - zunächst zurück, hatte viele Visionen und hielt eine eher lose Verbindung zu Ramana. Als er eines Tages im Jahr 1944 unfähig war Japa weiter fortzuführen, wandte er sich an Ramana, der ihn bedeutete, dass weitere Übungen fruchtlos seien, da er bereits am Ziel der angekommen sei. Das was jenseits von Visionen sei, unveränderlich, jenseits der Götter, so Ramana, sei das Selbst. In diesem Moment hätte er die Wahrheit dieser Aussage realisiert, und sei plötzlich zur Erleuchtung gelangt. Diese persönliche Aussage Ramanas an ihn wurde später Kernpunkt seiner Lehre.
Bis zum Tod Ramanas arbeitete Poonja in Madras um seine Familie zu versorgen. Nach dessen Tod in 1950 verdiente er sein Geld bei einer Bergbaugesellschaft im Südindien. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1965 kehrte er nach Lakhnau (Lucknow) zu seiner Familie zurück. Er bereiste bald, 1966, Indien, Europa und Nordamerika. In den 80er Jahren ließ sich in Lakhnau nieder und empfing Menschen zum Satsang. Viele Anhänger Oshos kamen 1990 nach dessen Tod zu ihm. 1997 verstarb H. W. L. Poonja.
Lehre
In seinen Satsangs verwies H. W. L. Poonja die Suchenden auf die "höchste Wahrheit", die ungeteilt sei. Er gilt als Verfechter einer besonders radikalen Form des Advaita-Vedanta, der Lehre der Nicht-Dualität. Seine Grundaussage war, dass der Mensch bereits erleuchtet sei, und dass es deshalb keinerlei Übungen bedürfe, mit Ausnahme der von seinem Guru empfohlenen Selbsterforschung ('Wer bin Ich'). Er lehrte somit einen Weg der 'plötzlichen' Erleuchtung, in Anlehnung an seine eigene Erleuchtungserfahrung. Im Widerspruch zu seiner jahrzehntelangen Übung in Japa-Yoga und Bhakti lehrte er, dass Vorbereitung überflüssig sei. Er sei ein kompromissloser, aber lebhafter und humorvoller Lehrer gewesen, berichten viele seiner Schüler. Worte könnten auf die "höchste Wahrheit" hindeuten, so Poonja, diese jedoch nie selbst sein. Typisch für seinen Satsang war, dass er den Fragenden im Dialog auf sich selbst zurückwarf, und dadurch versuchte, den diskursiven Verstand zu stoppen. Viele erklärten, in diesem Prozess eine plötzliche Einsicht gehabt zu haben. Er betonte die Unberührtheit und Unveränderlichkeit des Selbstes im Hinblick auf die relative Persönlichkeit, und forderte seine Besucher auf, den Standpunkt ihres relativen Ichs mit dem des universellen Selbstes zu vertauschen. Dies erfordere die Aufgabe des äußeren Verstandes. Sri Poonja kritisierte, dass die Suche nach Erleuchtung gleichzeitig ihr größtes Hindernis sei, da sie vom Ego getragen sei, und jede Bemühung, in dieser Suche zur Erfüllung zu gelangen, das Ego stärken würde. Der Titel einer Dokumentation über ihn, Call off the Search (z. dt. 'Gib die Suche auf'), kann als Motto seiner Lehre angesehen werden. Durch seine starke Affirmation von Erleuchtungserlebnissen wurden viele davon überzeugt, den Durchbruch geschafft zu haben. Manche fielen jedoch wieder schnell aus diesem Zustand heraus. Poonja bezeugte, kein Guru zu sein, obwohl er doch für die meisten ein solcher war. Er war gegen die Einrichtung von Ashrams und eines spirituellen Dogmas. Mehrere seiner Schüler geben heute im Westen Satsang-Veranstaltungen. Manche von ihnen popularisieren eine Form des Advaita - von Kritikern auch Neo-Advaita genannt - welche traditionelle Elemente mit westlicher Psychologie vermischt. Die bekanntesten seiner Schüler sind Gangaji, Isaac Shapiro, Eli Jaxon-Bear, Samarpan und Madhukar.
Kritik
Obwohl viele seiner Schüler vorgeben, in Gegenwart Poonjas erleuchtet worden zu sein, so drückt Poonja in seiner Biographie jedoch Zweifel an der Richtigkeit dieser Aussagen aus, indem er behauptet, er habe in seinem Leben nur drei Personen getroffen, die vollständig erleuchtet gewesen seien. So behauptete er später, dass Andrew Cohen, den er zunächst in den Westen gesandt hatte, lediglich ein Botschafter seiner Lehre hätte sein sollen. Aus dessen eigener Biographie geht aber hervor, dass er ihm, wie vielen Anderen, die Erleuchtung bestätigt hatte. Besonders Andrew Cohen kritisiert Poonja, und wirft ihm unethisches Verhalten vor. Er hatte herausgefunden, dass dieser mit einer Belgierin, zuerst Meera und später Ganga (nicht Gangaji!) genannt ein außereheliches Kind hatte. Meera / Ganga gibt selbst seit dem Tode Poonjas Satsangs. Außerdem kam es zu einem Eklat, weil Cohen eine Gemeinschaft, einen Sangha um sich bildete, Poonja jedoch die Bildung spiritueller Gemeinschaften ablehnt.
Literatur
- "Der Gesang Des Seins", Hugendubel Verlag (1997), ISBN 3896311859
- "Wach auf, Du bist frei", Kamphausen Verlag (1993), ISBN 3933496160
- "Sei still", Kamphausen Verlag (2002), ISBN 3933496616
- "Nothing ever happened", engl., offizielle Biographie von David Godman, Avadhut Foundation, ISBN 0963802259
- "Autobiography of an Awakening", engl., von Andrew Cohen, What Is Enlighenment? Press, (1992) ISBN 0962267848
- "My master is my Self", engl., von Andrew Cohen, Tagebuch der ersten Begegnungen mit Poonja, What Is Enlighenment? Press, (1995) ISBN 1883929075
- "Enlightenment Blues", engl., von Andre van der Braak (2003), ISBN 0972635718
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Poonja, H. W. L. |
ALTERNATIVNAMEN | Papaji |
KURZBESCHREIBUNG | indischer Vertreter des Advaita |
GEBURTSDATUM | 13. Oktober 1910 |
GEBURTSORT | Punjab |