Wolpertinger
Der Wolpertinger (auch, je nach Dorf unterschiedlich: Wolperdinger, Woipertinger, Woiperdinger etc.) ist ein (ur)bayerisches Fabelwesen.
Etymologie
Es gibt zahlreiche Theorien über die Etymologie des Wolpertingers. Eine ist z. B., dass das Wort aus Namensteilen besteht: Wold (bayer. für Wald), Alpen, Erde und tinger (soviel wie Ding). Eine andere Theorie besagt, dass das Tier aus Wolpadingen im südlichen Schwarzwald stammt.
weitere gängige Bezeichnung:
- der Kreißl, (seit 1753, Gebrüder Grimm)
- "Hirschbockbirkfuchsauergams" Ludwig Ganghofer
- Wurzeltiger (Schreibweise allerdings amtlicherseits verneint)
Jagd
Abhängig davon, in welchem bayerischen Wirtshaus man das erste Mal mit seiner Existenz konfrontiert wird, wird er als vom Aussterben bedroht oder, was aber nicht der Fall ist, bereits als ausgestorben geschildert. Das selten vorkommenden und überaus scheue Wolpertingertier zu sichten oder gar zu fangen, wird dabei als meist sehr schwierig beschrieben und die angewandten Methoden hierfür variieren durchaus, ein Zitat:
"Wolpertinger können von jungen, gutaussehenden, schneidigen Frauen nur dann gesichtet werden, wenn sie sich in der Abenddämmerung bei Vollmond der Begleitung eines rechten, zünftigen Mannsbildes anvertrauen, das die richtigen Stellen an abgelegenen Waldrändern kennt."
Über Jagdzeiten und Schutzbestimmungen informieren die zuständigen Behörden !
Üblicherweise und ohne Zweifel (!) wird die Existenz des Wolpertingers belegt durch ein liebevoll erlegtes, ausgestopftes Exemplar.
Zoologie des Wolpertingers
Die Erforschung dieser seit langem bekannten Tierart steht noch am Anfang. Im allgemeinen und körperlichen kann der Wolpertinger aber als eine eine Art "Eierlegende Wollmilchsau" im weitesten Sinne bestimmt und spezifiziert werden, auch wenn er, entgegem dieser genannten Art, beileibe kein Haus- oder Nutztier ist. Als freiheitsliebendes, nachtaktives Säugetier entzieht er sich so bis heute der Nachzucht und Käfighaltung.
Mehrere Eigenschaften oder Elemente anderer Tiere sind bei ihm in einem Lebewesen vermengt. Eine Beschreibung der am häufigsten vorkommenden Wolpertingerart ist folgende: eine Art Feldhase oder Eichhörnchen mit Hirschgeweih und Flügeln. Aber auch andere Körperformen und Variationen derselben sind beobachtet worden!
Weitere Merkmale sind als nicht für die ganze Population gültige gesicherte Erkenntnis zu betrachten. Die bei manchen Tieren zu beobachtende teils extremen Anpassungen an den Lebensraum gingen einher mit angepasstem Verhalten. Zu nennen wäre hier etwa die durch einseitige Hanglage mancher Lebensräume verursachte dauerhaft einseitige Haxnabriebsschonstellung, die im Flachland zu asymmetrisch Bewegungsform führt. Die beim schottischen Haggis in ähnlicher Lage auftretende Hilflosigkeit wird beim Wolpertinger durch Hüpfen bzw. die Flügel, Wadelbeißer, etc. effektiv ausgeglichen.
Über die Fortpflanzungsgewohnheiten ist noch recht wenig bekannt, selbst eine Eiablage (vgl. Schnabeltier) kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Variation im Körperbau der einzelnen beobachteten und erlegten Exemplare erklärt sich für den nicht eingeweihten möglicherweise gar nicht (siehe auch Techtelmechtel) oder auch nie.
Das scharfe Gebiss (Hauer!) weißt auf einen Allesfresser oder auch auf ein reines Raubtier hin, zu den vermuteten Nahrungsquellen zählen u.a. Gämseneier und Sommerfrischler. Auf eine weitere Vorliebe für gewisse Nahrungsmittel kann aus den verwendeten Lockmitteln auf der Jagd (Bockbier, Schmalzler, G'seichts) geschlossen werden. Die Beobachtungszeit (nahe oder definitiv nach Mitternacht) deckt sich mit den körperlichen Merkmalen eines primär nachtaktiven Tiers, wie etwa den oft stechend-gelben leuchtenden Augen.
Die zoologische Klassifikation ist mangels weiterer Bestimmungsarbeit noch offen. Während eine Quelle (Zitat Gretemüllers Jagdlexikon?) den Wolpertinger als "Wolfus Daculus Bissicus" (Südbayerischen Dackelwolf) bezeichnet, nennt eine zweite noch "Crisensus crisensus" (Zitat RoBerge).
Vorkommen
Im Wolpertinger-Museum in Mittenwald oder im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum in München können einige Exemplare begutachtet werden. Durch Schautafeln werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse vermittelt. Auch wird hier versucht, eine Systematik in die verschiedenen Arten des Wolpertinger (Gemeiner Steßprotzerl, Oberpfälzer Rammeschucksn, etc.) zu bekommen.
Das Gebiet des nördlichsten Vorkommens der Wolpertinger in Deutschland sind die Baumberge. Im dortigen Longinusturm im gleichnamigen Café befinden sich ausgestopfte Exemplare der heimischen Arten.
Andere zoologisch wie geographisch nahe verwandte Arten sind vermutlich der thüringische Rasselbock, der österreichische Raurackl sowie der schweizer Dilldapp. In Sachsen ist der Wolpertinger auch unter dem Namen "Ichneumon" oder "Ychneumon" bekannt.
Die Verwandtschaft zum mittel- bzw. norddeutschen Elwetritschen bzw. deren Population ist zur Zeit noch nicht nachgewiesen.
Auch in Amerika gibt es den gehörnten Hasen als Fabelwesen. Er wird dort Jackalope genannt (von Jackrabbit und Antelope). Dieses Tier wird aber auf die Beobachtung von Hasen zurückgeführt, bei denen es durch eine Viruserkrankung zu unkontrolliertem Hornwachstum kommt (der Shope papillomavirus).
Literatur
Auch in der Literatur findet der Wolpertinger seinen Platz:
Walter Moers beschreibt in seinen Zamonien-Romanen Wolpertinger als hundeähnliche Wesen mit kleinen Geweihen. (siehe Zamonien)
Schweiggert, Alfons (Verf.), Kaut, Angelika (Fotos): Und es gibt sie doch! Die Wahrheit über die Wolpertinger, Pfaffenhofen/Ilm: Ludwig, 1988, Broschiert, 56 Seiten, ISBN 3778733257
Der Wolpertinger oder der gehörnte Hase. Eine ernsthafte Untersuchung eines bayerischen Phänomens / Alfons Schweiggert. - München, 1994.
weitere Titel (nicht alle dem Autor bekannt):
- Huber, Reginald: Vom Adler bis zum Wolpertinger. Das bairische Bestiarium.
- Mit dem Wolpertinger leben. Ein Verhaltensratgeber / M. Heim; H. Reiser
- Hui, Wolpi Wolpertinger / von Sigrid Heuck
- Das endgültige Wolpertinger Handbuch / von Alfons Schweiggert
- Alles über den Wolpertinger oder Bayerns heimliches Wappentier ist unter uns / Alfons Schweiggert, (...)
- Auf zur Wolpertingerjagd. Ein bayrisches Jagdbuch / A. Schweiggert
- Schallweg: Der Wolpertinger
- Bayern braucht Wolpertinger, jetzt erst recht. Eine dramatische Reportage / H. Burger; E. Fischer; H. Riehl-Heyse
- Die Wolpertinger bitten zu Tisch : Das erst und einzige Wolpertingerkochbuch der Welt mit beerigen urbayrischen Gerichten / H. Blinn, A. Schweiggert
- Der Wolpertinger lebt. Warum die Bayern mehr Haare haben. Ein Beitrag zur Jagdkunde /
Kirein, Peter
zahlreiche andere Vermerke und praktische Anleitungen finden sich in der fachkundigen Literatur !
Siehe auch
Kryptozoologie, [[[Elwetritsch]], Liste von Fabelwesen
Weblinks
- Der Wolpertinger - der gehörnte Hase
- Bilder von Papillomavirus Hasen
- Dackelwolf - Zitat aus "Gretemüllers Jagdlexikon"
- Wolpertinger-Fang / Kulturgut Wolpertinger
- Wolpertinger im Fischerei- und Jagdmuseum Münschen - kein offizieller Link
- Wolpertingerseiten des Bayerischen Rundfunks
- Zum Wolpertingervorkommen im ... Wald hald