Ziprasidon

Arzneistoff
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Ziprasidon ist ein Arzneistoff, der in der Psychiatrie als Antipsychotikum eingesetzt wird. Die Substanz zählt zu den atypischen Neuroleptika, also zu den Antipsychotika, die bei befriedigender erwünschter Wirkung weniger extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen als die älteren Phenothiazine oder Butyrophenone aufweisen.

Datei:Ziprasidon.png
Strukturformel von Ziprasidon

Chemische Eigenschaften

Ziprasidon hat die IUPAC-Bezeichnung 5-[2-[4-(1,2-benzisothiazol-3-yl)-1-piperazinyl]ethyl]-6-chloro-1,3-dihydro-2H-indol-2-one. Die Molmasse der freien Base beträgt 412,94 g/mol. Die Summenformel lautet C21H21ClN40S.

Es besteht eine entfernte Strukturverwandtschaft zum Risperidon.

Ziprasidon bindet in vitro mit hoher Affinität an Dopamin-D2 und D3-, Serotonin-5HT2A, 5HT2C-, 5HT1A- und 5HT1D-Rezeptoren sowie an α1-Adrenozeptoren. Es besteht mäßige Affinität zum Histamin-H1-Rezeptor. Ziprasidon wirkt dabei an D2, 5HT2A und 5HT1D als Antagonist und an 5HT1A als Agonist.

Ziprasidon hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt.

Ziprasidon wirkt in unveränderter Form, seine Metabolite sind weitgehend inaktiv. Die Substanz wird hauptsächlich in der Leber verstoffwechselt; die mittlere Halbwertszeit beträgt 7 Stunden.

Die Bioverfügbarkeit nach oraler Einnahme beträgt etwa 60%, wenn sie gleichzeitig mit Nahrungsaufnahme gekoppelt ist. Bei Nüchterneinnahme liegt sie nur bei etwa der Hälfte.

Wirkungen

Der antipsychotische Effekt von Ziprasidon erlaubt seine Einordnung als mittelpotentes Neuroleptikum. Eine besondere Wirkung auf Negativsymptome wurde für Ziprasidon wie für die übrigen Atypika zwar behauptet, doch bislang nicht zuverlässig nachgewiesen.

Unerwünschte Wirkungen

Die mögliche Gewichtszunahme unter der Therapie soll bei Ziprasidon geringer ausfallen als bei anderen Atypika wie z.B. Olanzapin oder Risperidon.

Der Einsatz von Ziprasidon wird durch seine Kardiotoxizität limitiert. Der Wirkstoff verlängert das QT-Intervall im EKG so bedeutend, dass die Marktrücknahme des Präparats ZELDOX® nach mehreren Todesfällen nur knapp vermieden werden konnte: Es gelten heute Warnhinweise, Patienten mit bekannt auffälligem EKG dieses Arzneimittel keinesfalls zu verabreichen.

Als häufige Nebenwirkungen werden Schläfrigkeit, Übelkeit, Verstopfung und Verdauungsbeschwerden angegeben.

Auch Spätdyskinesien sind möglich.

Ziprasidon kann zur Behandlung der Schizophrenie angewendet werden.

Ziprasidon darf bei bekannter QT-Verlängerung im EKG nicht verwendet werden. Vor und während einer Anwendung sind regelmäßig EKG-Ableitungen vorzunehmen, bei Zunahme des QT-Intervalls auf über 500 ms muss das Medikament abgesetzt werden.

Ebenso verbietet sich die gleichzeitige Verabreichung von Arzneistoffen, die das QT-Intervall verlängern können, wie zum Beispiel Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Thioridazin, Gatifloxacin, Moxifloxacin, Mefloquin und Halofantrin.

Als Kontraindikationen gelten auch der akute Herzinfarkt, die Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen.

Eine Anwendung bei älteren Patienten im Rahmen einer Demenz-Behandlung ist unzulässig, da Ziprasidon hier ebenfalls zu einer erhöhten Sterblichkeit führt.

Handelspräparate, Dosierung

Ziprasidon ist unter dem Namen ZELDOX® im Handel. Es existieren Zubereitungen zur oralen und zur parenteralen Anwendung. International wird das Medikament von Pfizer unter dem Namen Geodon vertrieben.

Die Dosis beträgt bei oraler Einnahme im Mittel zwei Mal 40 Milligramm pro Tag, maximal zwei Mal 80 Milligramm.

Die Erhaltungsdosis sollte so gering wie möglich gehalten werden; mitunter reichen zwei Mal 20 Milligramm pro Tag.

Literatur

  • Möller, Müller, Bandelow: Neuroleptika, Pharmakologische Grundlagen, klinisches Wissen und therapeutisches Vorgehen. Wiss. Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2001, ISBN 3-8047-1409-9