Naser Khader (* 1. Juli 1963 in Damaskus, Syrien) ist Politiker in Dänemark und Abgeordneter im Folketing für die sozialliberale Partei Det Radikale Venstre.
Als einer der führenden Vertreter einer Verbindung von Demokratie und Islam hat er eine neue Bewegung Moderater Muslime gegründet (später umbenannt in Demokratische Muslime in Dänemark) mit Beginn des Karikaturenstreits. Khader gilt über Parteigrenzen hinweg als der prominenteste Muslim in Dänemark. Sein bekanntester Gegenpart war dort der Imam Ahmad Abu Laban.
Leben
Naser Khader wurde als Sohn des Palästinensers Ahmad Abu Khader und dessen syrischer Frau Sada geboren. Er wuchs traditionell in einer Kleinstadt auf dem Lande außerhalb von Damaskus auf. Als Einwanderer hatte sein Vater Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, und obwohl sie im Dorf seiner Ehefrau lebten, wurde sie als „die, die einen Fremden geheiratet hat“ bezeichnet. Der Vater ging in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Dänemark. Die Mutter kam 1974 mit den fünf Kindern nach und musste feststellen, dass ihr Mann eine dänische Freundin und zwei Kinder mit ihr hatte. Die Mutter war Analphabetin und sprach kein Wort Dänisch. Sie lebten fortan in Kopenhagen.[1]
Seit 1984 ist Naser Khader Mitglied der sozialliberalen Partei Det Radikale Venstre.
Von 1986 bis 1993 studierte Khader Politische Wissenschaften an der Universität Kopenhagen und erwarb dort einen MA (Magister in Politischen Wissenschaften). Er besuchte 1991-93 auch die Universität von Süddänemark in Odense (Nahoststudien), 1994-95 die Universität Århus (Rhetorik) und 1997 die Al-Azhar-Universität in Kairo (Islam).
Seit 1983 bis 1998 arbeitete Khader als Übersetzer und Dolmetscher für Arabisch, von 1989 bis 1997 als Übersetzer und Berater für Danmarks Radio (DR). Von 1998 bis 2001 war er Mitglied des dänischen Ethikrates und von 2000 bis 2001 Mitglied einer Expertenkommission für Integration für das Innenministerium. Seit 2000 ist Khader Botschafter für UNICEF.
International bekannt wurde Khader Anfang 2006 während der Krise um die Mohammed-Karikaturen, die Dänemark erschütterte. Wegen seiner moderaten Haltung erhielt er Drohungen seitens fanatischer Islamisten, deren Höhepunkt der Skandal um die indirekten Morddrohungen seitens des Imams Ahmad Akkari waren, der sich vor versteckter Kamera scherzhaft vorstellen konnte, dass Khader einem Attentat zum Opfer fällt, wenn er jemals Integrationsminister werden würde. Zwar sprach Akkari von einem Scherz, aber konnte sich selbst in seiner Gemeinde nicht mehr als Wortführer halten. Khader erklärte danach, zu überlegen, sich zum eigenen Schutz aus der Politik zurück zu ziehen, erklärte aber am 1. April 2006 seine Rückkehr in die Politik.
Pia Kjærsgaard, Vorsitzende der rechtspopulistischen und dezidiert islamfeindlichen Partei Dansk Folkeparti sprach sich am 3. April auch gegen Khader als künftigen Integrationsminister aus[2]. Ihr Argument war unter anderem, dass Khaders Demokratische Muslime zu wenig Anhänger unter den dänischen Muslimen hätten, dass nur 2% der Muslime Dänemarks sich in erster Linie als Dänen und dann erst als Muslime sähen, und die Liberalen dem Land zu sehr geschadet hätten mit ihrer Ausländer- und Integrationspolitik.
Naser Khader ist mit der dänischen Juristin und Autorin Bente Dalsbæk verheiratet, die das Buch Med underkop - livet med min muslimske svigermor („Mit Untertasse - Das Leben mit meiner muslimischen Schwiegermutter“) schrieb.
Kompromissloses Bekenntnis zur Demokratie
Khader tritt für ein kompromissloses Bekenntnis zur Demokratie ein, das die Grundlage der Vereinigung Demokratische Muslime in Dänemark bildet. Die folgenden "zehn demokratischen Gebote", die er anlässlich einer Rede im Jahre 2002 zum dänischen Grundgesetz aufgestellt hatte, sind nun auf seiner Homepage zu finden.
Die Zehn Gebote der Demokratie
- Wir alle müssen Politik und Religion trennen, und wir dürfen die Religion nicht über die Gesetze in einer Demokratie stellen.
- Wir müssen respektieren, dass alle Menschen gleiche Rechte bezüglich ihres Geschlechtes, ihrer Abstammung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer religiösen Anschauungen haben.
- Niemand darf Hass schüren, und wir dürfen niemals zulassen, dass Hass in unsere Herzen einzieht.
- Niemand darf jemals Gewalt benutzen oder dazu auffordern - unabhängig davon wie frustriert oder verletzt wir uns fühlen, oder wie gerecht unsere Sache auch sein möge.
- Wir müssen alle den Weg des Dialogs nutzen - immer.
- Wir müssen alle die Freiheit zur Meinungsäußerung respektieren, auch die Freiheit derjenigen, mit denen wir uns am uneinigsten sind.
- Niemand kann für sich oder andere einen besonderen Platz beanspruchen, weder als überlegen noch als unterlegene Personen, noch als ewige Opfer.
- Wir müssen die nationalen und religiösen Symbole anderer so behandeln, wie uns das umgekehrt von ihnen wünschen – das Verbrennen von Flaggen und Graffiti an Kirchen, Moscheen und Synagogen sind Beleidigungen, die den Dialog verhindern und die Unterdrückung anderer fördern.
- Wir müssen auf unsere Sitten und Umgangsformen in der Öffentlichkeit achten. Der öffentliche Raum ist keine Bühne, auf der wir unsere Aggressionen ablassen oder Hass und Furcht verbreiten, sondern soll ein Forum für Visionen und Argumente sein, von denen die besten Unterstützung gewinnen können.
- Wir alle müssen für unsere Gegner eintreten, wenn diese gehässig behandelt werden.
Naser Khader ist in Dänemark ein Bestseller-Autor über den Islam und die Muslime. Er spricht als solcher sowohl eine muslimische als auch nichtmuslimische Leserschaft an. Bisher wurde keines seiner Bücher ins Deutsche übersetzt. Sein bekanntestes Werk ist Ære og Skam (Ehre und Scham), das als Leitfaden für Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Journalisten, Politiker, muslimische Eltern und Jugendliche konzipiert ist.
Werke
- 1996 - Ære og Skam (mehrere überarbeitete Ausgaben seitdem und eine Übersetzung ins Schwedische)
- 2000 - khader.dk (zusammen mit Jakob Kvist)
- 2001 - Nasers Brevkasse. Interview ved Elisabeth Svane
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- ↑ Presseerklärung zum Buch "Med underkop - livet med min muslimske svigermor"
- ↑ Pia Kjærsgaard: "Nej tak, Naser Khader" (Nein Danke, Naser Khader), 3. April 2006,
Personendaten | |
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NAME | Khader, Naser |
KURZBESCHREIBUNG | Politiker |
GEBURTSDATUM | 1. Juli 1963 |
GEBURTSORT | Damaskus, Syrien |