Lese- und Rechtschreibstörung
Legasthenie kann als eine Behinderung beschrieben werden, deren häufigstes Symptom eine Lese-Rechtschreib-Schwäche ist. Die betroffenen Personen (Legastheniker) haben häufig Probleme mit der Umsetzung der gesprochen und geschriebenen Sprache. Es wird vermutet, dass bei ihnen die Wahrnehmung und Verarbeitung der Sprache und der Phonetik oft anders abläuft als bei Nichtlegasthenikern.
In Deutschland leiden knapp fünf Millionen Menschen unter einer schweren Lese- und Rechtschreibstörung, dabei hängt Legasthenie nicht vom Intelligenzquotienten ab.
Charakteristika
Legasthenie hat kein einheitliches Symptombild, sondern beinhaltet alle Formen von Lese- und/oder Rechtschreibschwächen. Das bedeutet, dass es Legastheniker mit reiner Leseschwäche und andere mit reiner Rechtschreibschwäche gibt. Dazwischen alle Übergänge von LR-Schwächen. Nicht selten ist die Legasthenie mit Symptomen der Dyskalkulie begleitet. Dazu können Störungen der Feinmotorik kommen.
Legastheniker stoßen auf zahlreiche Hindernisse im Alltag, da ihnen in der Folge das Lesen und/oder Schreiben bei sonst voll entwickelten geistigen Fähigkeiten schwerfällt. Legasthenie wird daher auch als Teilleistungsschwäche bezeichnet.
Sie haben beispielsweise Probleme, in einem Satz die Wortgrenzen zu finden und die korrekte Schreibung von Wörtern zu behalten und anzuwenden.
Finnische Forscher vermuten als Ursache für die Legasthenie einen genetischen Fehler im Gen DYXC1.
Der amerikanische Forscher Ronald D. Davis, der selber Autist und Legastheniker ist, zeigt auf, dass manche Legastheniker über ein ausgeprägtes räumliches Denken verfügen, welches geeignet ist, ein vielfaches an Informationen aufzunehmen. Hingegen haben diese die Fähigkeit des linearen Denkens, welches beim Rechnen, Lesen und Schreiben notwenig ist, nicht gelernt. Abstrakte Begriffe, unter welchen sich diese Legastheniker nichts "vorstellen" können, führen zu Desorientierung, die sich in sehr unterschiedlicher Weise äußern kann. Davis beschreibt eine einfach anwendbare Methode, um solchen Legasthenikern das Lernen von abstrakten Begriffen und das lineare Denken beizubringen. Eine breitangelegte wissenschaftliche Überprüfung steht dazu jedoch noch aus.
Eine Definition von Frau Dr. Astrid Kopp - Duller 1995 ”Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole, wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen, dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens.”
Arten von Legasthenie
Bei Legasthenikern mit einer Leseschwäche als Schwerpunkt ist das Lesen der von ihnen verfassten Texte oft gewöhnungsbedürftig und anstrengend. Umgekehrt bereitet solchen Legasthenikern beim Lesen das Zusammensetzen von Buchstaben zu Worten, von Worten zu Sätzen und das Erfassen des Satzzusammenhanges Probleme.
Bei Legasthenikern mit Schreibschwäche können folgende Symptome auftauchen:
- Links-Rechts-Verwechslung
- Symmetrie-Verwechslungen wie z.B. den Buchstaben "E" wie eine "3", oder das "S" wie ein "?" zu schreiben.
- Dadurch resultierende Verwechslungen von p und q sowie von b und d
- Buchstabenvertauschung: dei statt die, "sit" statt "ist".
- Verwechslung ähnlich klingender Laute wie: d-t b-p f-v-pf
- Auslassungen von Buchstaben wie: "Schäche" statt "Schwäche".
- Vertauschungen bei Zahlen wie 52 für Fünfundzwanzig bzw. 25 für Zweiundfünfzig
Daraus resultiert eine Schreib- und/oder Lese-Unlust, die bei der Lese-Unlust letztlich zum (funktionalen) Analphabetismus führen kann.
Schule
Das Konzentrationsvermögen solcher Kinder ist sehr beeinträchtigt. Das Lesen ist oft sehr verlangsamt. Die Leseschwierigkeiten führen in anderen Schulfächern zu einer verminderten Informationsaufnahme und weiten die Probleme oft auf diese aus. Zum Ausgleich möglicher Entwicklungsstörungen werden spezielle Förderklassen angeboten.
Therapie
Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche, Kinder mit Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb, langsam lesen- und schreibenlernende Kinder- die Begrifflichkeiten sind vielfältig. Die Wahl der optimalen Förderungsmaßnahmen ist noch immer sehr umstritten. Im Einzelfall werden Eingliederungshilfen beantragt, diese genügen jedoch nicht immer wissenschaftlichen Kriterien.
Weblinks
- Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (BVL)
- Dachverband Legasthenie Deutschland
- Verzeichnis von Diagnostik- und Therapieeinrichtungen in Deutschland
- Legasthenie-Forum vom Verein Lernen zu Lernen e.V.
- Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie
- Kreisverband Legasthenie Zollernalb e.V.: Eine Informationsseite für Eltern mit legasthenen Kindern.
Einzelne Hilfseinrichtungen
- LegaKids - Infoseiten von B. Büchner und M. Kortländer
- Praxis für Lese-Rechtschreibförderung von P. Wollborn-Rosenke
- Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik
- Institut für integratives Lernen und Weiterbildung, Kleinmachnow
- NLP-Lernberatung F. Karig, Freiburg
- Praxis Easylearn von T. Feiner, Regensburg
- Infoseiten von K. und J. Anderegg, Zürich
Literatur
- Artikel "Legasthenie: Wenn Buchstaben tanzen..." (Schülerzeitung sbznet.de)
- Artikel "Legasthenie ist Gendefekt" (Pressetext Austria)
- Klicpera, C.; Gasteiger-Klicpera, B.: Psychologie der Lese- und Schreibschwierigkeiten: Entwicklung, Ursachen, Förderung, Weinheim (Beltz) 1995, ISBN 3-621-27271-2
- Davis, R. D.; Barun E. M.: Legasthenie als Talentsignal, München (Ariston) 2000, ISBN 3-7205-1884-1
Siehe auch: Dyskalkulie, Alexie, Lesbarkeit, Dyslexie
statistische Angaben zur Verbreitung
- In Arbeit
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