Otto Skorzeny
Otto Skorzeny (* 12. Juni 1908 in Wien, † 6. Juli 1975 in Madrid) war ein bekannter Offizier der Waffen-SS. Während des Zweiten Weltkrieges leitete er mehrere Kommandotrupps, die u.a. für die Befreiung des italienischen Diktators Benito Mussolini verantwortlich waren.
Leben bis 1943
Skorzeny wuchs in einer mittelständischen Familie mit langer Militärtradition auf. 1926 begann er an der Technischen Hochschule in Wien ein Ingenieursstudium. Bei einem Fechtduell holte er sich ein lange Narbe, die sich fast über die gesamte linke Gesichtshälfte erstreckte.
1931 legte er sein Examen ab und wurde zunächst arbeitslos. Von der nationalsozialistischen Ideologie beeindruckt, trat er kurze Zeit später der österreichischen NSDAP sowie der SA bei. Am 12. März 1938 – als deutsche Truppen gerade in Österreich einmarschierten – konnte er durch sein Auftreten den österreichischen Präsidenten Wilhelm Miklas vor wütenden SA-Banden schützen.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges diente er vorerst bei einer Reparatureinheit. Seine Bewerbung bei der Luftwaffe wurde abgelehnt, da er bereits über 30 Jahre und damit zu alt war. Skorzeny trat daraufhin der Waffen-SS bei, wo er in der Division „Das Reich“ an den Feldzügen im Balkan und Russland teilnahm. Gegen Ende des Jahres 1941 wurde er durch Artilleriebeschuss am Kopf verwundet und in ein Lazarett eingeliefert, wo er obendrein die Ruhr zu überstehen hatte. Kurz darauf wurde er als Wachsoldat zur „Leibstandarte Adolf Hitler“ nach Berlin versetzt, wo er verhältnismäßig leichte Arbeiten zu verrichten hatte.
Am 20. April 1943 wurde Skorzeny zum Hauptsturmführer befördert. In dieser Zeit plante die SS die Aufstellung eines neuen Sonderverbandes für Geheimoperationen, der mit dem Brandenburger Regiment von Wilhelm Canaris konkurrieren sollte. Canaris, der damals die militärisch Abwehr leitete, wurde von der SS seit jeher argwöhnisch beobachtet. Man vermutete, er wäre ein Hitler-Gegner, der seine Kommandoeinheiten eventuell gegen das NS-Regime einsetzen würde.
Skorzeny, der sich schon immer für geheime Kommandoeinsätze begeistern konnte, wurde schließlich beauftragt, die SS-Sondereinheit „Friedenthal“ auszubilden. In der Folgezeit erhielt er das Kommando über weitere Truppen, wie beispielsweise ein Luftwaffengeschwader, das er für Fallschirmjägereinsätze gebrauchte. Zu Beginn hatte er jedoch wenig Möglichkeiten sich zu bewähren, da die von ihm geplanten Operation zumeist wegen des hohen Risikofaktors unterbunden wurden. Dies änderte sich, als er am 23. Juli 1943 von Hitler den Auftrag bekam, den entmachteten Diktator Benito Mussolini aus seiner Haft in Italien zu befreien.
Die Befreiung von Benito Mussolini
Nachdem die Alliierten in Italien gelandet waren, machte der Große Faschistische Rat Mussolini für sämtliche Fehlschläge während des Krieges verantwortlich, worauf er auf Befehl des Königs verhaftet wurde. Hitler ordnete eine Befreiungsmission an, und entschied sich unter verschiedenen möglichen Offizieren, die die Aufgabe hätten ausführen können, letztlich für Skorzeny.
Zusammen mit Generalleutnant Kurt Student und seinen Truppen suchte Skorzeny in ganz Italien nach Mussolini, der von seinen Bewachern ständig an einen anderen Ort gebracht wurde. Die Deutschen schafften es, den ehemaligen Diktator im Hotel Campo Imperatore, das im Gebirgszug Gran Sasso gelegen war, zu lokalisieren.
Am 12. September 1943 startete das Unternehmen Eiche. Skorzeny und einige Fallschirmjäger landeten mit einem Lastensegler beim Hotel und begannen sofort mit dem Sturm auf das Gebäude. Die Bewacher Mussolinis gaben ohne großen Widerstand auf, worauf Skorzeny ein Flugzeug vom Typ Fieseler Storch anforderte, um den Duce auszufliegen. Der Start des leichten „Storchs“ sollte sich als äußerst schwierig erweisen, da das Gelände, auf dem das Flugzeug abheben sollte, recht uneben war und Skorzeny zudem darauf bestand, in der für ursprünglich zwei Personen ausgelegte Maschine, mitzufliegen. Auf Grund seiner Selbstherrlichkeit ließ er sich die Chance, als Befreier Mussolinis vor Hitler zu erscheinen, nicht nehmen. Der Pilot weigerte sich zuerst, da der SS-Mann viel zu schwer war. Letztlich musste er sich den Befehlen dennoch beugen. Nach einigen Schwierigkeiten beim Start konnte er die Maschine unter Kontrolle bringen und aus der Gefahrenzone ausfliegen. Skorzeny wurde für seine Befreiungsaktion hoch gelobt und bekam das Ritterkreuz sowie die Beförderung zum Sturmbahnführer.
Weitere Operationen
In Jugoslawien machte der Partisanenführer Josif Broz Tito den Deutschen zu schaffen, weshalb er aufgespürt und verhaftet werden sollte. Am 25. Mai 1944 begann Operation Rösselsprung in der Nähe von Titos Hauptquartier Drvar. Die Landung der Deutschen wurde jedoch bemerkt, worauf Tito fliehen konnte und die Kommandoeinheit in blutige Kämpfe verwickelt wurden. Die Deutschen hatten 213 Tote, 881 Verwundete und 51 Vermisste zu beklagen, worauf sich Skorzeny von der Aktion zu distanzieren versuchte.
Als er sich am 20. Juli 1944 in Berlin befand, nahm er an der Niederschlagung der Hitler-Attentäter um Claus Schenk von Stauffenberg teil. Im Oktober des selben Jahres wurde er nach Ungarn entsandt, da es Anzeichen für ein mögliches Umschwenken im Kurs des nationalistischen Herrschers Miklós Horthy gab, der sein Bündnis mit Deutschland aufkündigen wollte. Unter dem Namen Operation Eisenfaust stürmte Skorzeny die wichtigen Regierungsstellen in Budapest, worauf sich Horthy in deutsche Gefangenschaft begab. Das Unternehmen endete erfolgreich und verhinderte zudem, dass ein Plan von General Bach-Zelewski, der beabsichtigte den Regierungssitz mit seiner Artillerie zusammenzuschießen, nicht umgesetzt werden konnte.
Gegen Ende des Jahres 1944 planten die Deutschen eine Offensive im Westen, um die weit ins Land vorgerückten Alliierten zurückzudrängen. Skorzeny stellte einen Kommandoverband auf, dessen Soldaten in amerikanischen Uniformen hinter den gegnerischen Linien operieren sollten. Während der im Dezember gestarteten Offensive setzten die Kommandos alles daran, das Leben der alliierten Soldaten zu erschweren. Es verbreitete sich sogar das Gerücht, dass der amerikanischer Oberbefehlshaber, General Dwight Eisenhower, getötet werden sollte, worauf die Amerikaner ihre Wachsamkeit erhöhten und Skorzeny den Ruf als der „gefährlichste Mann Europas“ bekam. Die Aktionen waren im Gesamten jedoch weniger erfolgreich, und diejenigen von Skorzenys Soldaten, die gefangen genommen wurden, erschoss man, da sie auf Grund des Tragen feindlicher Uniformen gegen das Kriegsrecht verstoßen hatten.
Im Jahre 1945 versetzte man Skorzeny an die Ostfront nach Schwedt, wo sich er noch einmal mit einigen zusammengewürfelten Verbänden gegen die sowjetische Offensive stemmen sollte. Der Sinn dieses Einsatzes lag daran, das Problem der völlig überdehnten Nachschubwege der Russen zu Nutzen und einen Keil in die Front zu treiben. Es war einer der letzten aber vollkommen zwecklosen Versuche die nationalsozialistsiche Diktatur vor dem Untergang zu bewahren. Am 15. Mai begab er sich in amerikanische Gefangenschaft.
Leben nach dem Krieg
Skorzeny wurde als Kriegsverbrecher angeklagt, da seine Kommandos während der Ardennenoffensive in amerikanischen Uniformen operierten. Er wurde jedoch freigesprochen, da ein britischer Offizier aussagte, dass alliierte Spezialeinheiten ebenfalls in gegnerischen Uniformen kämpften. Skorzeny wurde weiter im Gefängnis von Darmstadt festgehalten, bis ihm am 27. Juli 1948 mit Hilfe des Gefängniskommandanten die Flucht gelang und er sich somit einer möglichen weiteren Strafe entziehen konnte.
Er floh zunächst nach Paris, dann nach Spanien und 1949 nach Argentinien, wo er vermutlich innerhalb der ODESSA-Vereinigung daran beteiligt war, ehemaligen NS-Größen zur Flucht aus Europa zu verhelfen. In den 1950er-Jahren kam er wieder nach Spanien, wo er eine eigene Firma gründete und weitere Geschäftsbeziehungen aufbaute. Während dieser Zeit stand er unter dem Schutz des spanischen Diktators Francisco Franco, wodurch er keinerlei Einschränkungen zu befürchten hatte und weiterhin Kontakte zu ehemaligen Größen der NS-Zeit, vor allem Léon Degrelle, aufrechterhielt. Später schrieb er seine Erinnerungen nieder und prahlte in mehreren Interviews mit seinen Taten während Zweiten Weltkriegs. Ab 1953 fungierte er u.a. als Berater des argentinischen Präsidenten Juan Peron und des ägyptischen Staatschefs Nasser und wurde durch seine Geschäftstätigkeiten zum Multimillionär. Er pflegte auch weiterhin Beziehungen zu frühreren SS-Männern und gründetete 1960 die Neo-Nazi-Bewegung CEDADE(Circulo Espanol de Amigos de Europa).
Otto Skorzeny starb am 6. Juli 1975 in Madrid. Beerdigt wurde er in Wien.
Weblinks
[1] - IDGR - Lexikon Rechtsextremismus