Basisdaten | |
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Land: | Polen |
Erzbischof: | Marian Gołębiewski |
Weihbischöfe: | Edward Janiak Andrzej Siemieniewski |
Pfarreien: | 413 (2004) |
Fläche: | 11.490 km² |
Einwohner: | 1.580.000 (2004) |
Katholiken: | 1.470.100 (2004) |
Anteil: | 93,0% (2004) |
Diözesanpriester: | 814 (2004) |
Ordenspriester: | 349 (2004) |
Ordensschwestern: | 1.261 (2004) |
Website: | www.archidiecezja.wroc.pl |
Kirchenprovinz | |
Suffraganbistümer: |
Das Erzbistum Breslau (poln. Archidiecezja wrocławska, lat. Archidioecesis Vratislaviensis) ist eine Metropolitan-Erzdiözese der römisch-katholischen Kirche in Polen.

Geschichte
Das Bistum wurde am 15. März 1000 als Suffragan gleichzeitig mit dem Erzbistum Gnesen durch Kaiser Otto III. gegründet und umfasste die Gebiete der schlesischen Piastenherzöge. Thietmar von Merseburg berichtet, dass der erste Bischof den Namen Johannes trug. Eine Liste der Bischöfe gibt es jedoch erst ab 1051.
Die Angaben des Chronisten Peter von Pitschen, der in seiner zwischen 1382 und 1385 entstandenen Chronica principum Poloniae das erste schlesische Bistum in Schmograu (Smogorzów) bei Namslau ansiedelt und als dessen Gründungszeitpunkt das Jahr 965 angibt, sind inzwischen widerlegt. Auch die von ihm benannten Bischöfe Gottfried (966-983), Urbanus (983-1005), Clemens (1005-1027), Lucillus (1027-1036), Leonhard (1036-1045) und Timotheus (1045-1051) sind nicht belegbar. Eine nachweisliche Überlieferung setzt erst wieder mit dem Bischof Hieronymus Romanus (1046-1062) ein.
Mit dem Niedergang des Piastenreiches kam es in den Jahren 1037-1038 zu einem heidnischen Aufstand in Schlesien, in Folge dessen der Bischof aus Breslau floh. In dieser Phase der Einflusslosigkeit bot der abgelegene Ort Schmograu wahrscheinlich einen gewissen Schutz. Während der böhmischen Besetzung Schlesiens wählte der Bischof 1041 die Burg Ritschen (Ryczen) zum Sitz. Bischof Hieronymus wurde 1051 durch Herzog Kasimir I. wieder in Breslau als Bischof eingesetzt, nach dem durch Aufstand und Krieg sämtliche kirchliche Strukturen ausgelöscht worden waren. Dies führte vermutlich auch zu der Legendenbildung vom ersten Bischofssitz in Schmograu, die Jan Długosz in der Mitte des 15. Jahrhunderts in seinen „Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae“ noch weiterführte.
Die Existenz eines Domkapitels in Breslau ist seit dem Jahre 1100 belegt. Das Bistum mit seinen Grenzen wurde 1155 durch Papst Hadrian IV. bestätigt.
Im Laufe der Zeit erlangten die Bischöfe von Breslau die weltliche Macht über die Herzogtümer Ottmachau und Neisse. Am 23. Juni 1290 gewährte Herzog Heinrich IV. dem Bistum die uneingeschränkte Landeshoheit über diese Herzogtümer, so dass die Bischöfe in den Landesfürstenstand eintraten und fortan als „Fürstbischöfe“ bezeichnet werden.
Die Amtszeit Bischof Preczlaw von Pogarell wird als das „goldene Bistum“ bezeichnet. Der Bischof stellte das Land nach seinem Amtsantritt unter die Oberlehnshoheit der Krone Böhmen, und kaufte 1344 das Fürstentum Grottkau auf, das er mit dem Fürstentum Neisse zum „Fürstentum Neisse-Grottkau“ vereinte. Zur Sicherung seines Landes, und um das Entstehen von Raubnestern zu verhindern, erwarb Preczlaw mehrere Burgen in den Gebirgszügen an der Grenze zu Böhmen und ließ sie ausbauen. Er führte das kirchliche Leben zu einer Blütezeit. Während seiner Amtszeit wurde der Breslauer Dom fertiggestellt.
Konrad von Oels war im Jahre 1422 der erste Bischof, der gleichzeitig zum Oberlandeshauptmann von Schlesien ernannt wurde.
Der Ausbruch der Hussitenkriege und die Reformation beendeten die mittelalterliche Blütezeit des Bistums, und das religiöse Leben kam fast völlig zum Erliegen. Als 1526 die Habsburger die Böhmen an sich brachten, bedeutete das auch für das Nebenland Schlesien eine Rückkehr zum Katholizismus. Der Einflussnahme der böhmischen Könige auf die Besetzung des Bischofstuhls war groß, im Gegenzug übten nun fast alle Fürstbischöfe auch das Amt des Oberlandeshauptmanns aus. Seit 1641 war das Bistum nicht mehr dem Erzbistum Gnesen, sondern dem Heiligen Stuhl direkt unterstellt.
Nachdem Preußen im Ersten Schlesischen Krieg 1742 den größten Teil des Landes erobert hatte, erstreckte sich das Bistum über zwei Länder. Der Großteil war preußisch geworden, ein Zehntel des Bistums verblieb bei Österreich und wurde als Österreichisch-Schlesien bezeichnet. Es wurde 1919 Bestandteil der neu gegründeten Tschechoslowakei.
Im Zuge der Säkularisation hob Preußen 1810 sämtliche landesherrlichen Rechte und den Grundbesitz des Bistums auf. Den Fürstbischöfen verblieben nur die reichen Besitztümer in Österreichisch Schlesien, die vom Sommersitz der Bischöfe, dem Schloss Johannesberg in Jauernig verwaltet wurden. 1948 wurden auch diese durch den tschechoslowakischen Staat konfisziert.
Die Grenzen des Bistums wurden seit der preußischen Zeit vielfach den Veränderungen der politischen Grenzen angepasst. 1821 erfolgte die Unterstellung der Provinzen Brandenburg (mit Berlin) und Pommern als „Fürstbischöfliche Delegatur“ unter das Bistum Breslau. Durch die Angliederung von Ostoberschlesien im Jahre 1922 an Polen, aus dem im gleichen Jahr das polnische Bistum Kattowitz errichtet wurde, verlor das Bistum Breslau bedeutende Gebiete.
Am 13. August 1930 wurde das Bistum Breslau - vermutlich als Ausgleich für die Gebietsverluste von 1922 - zum „Erzbistum“ erhoben, zu dem als Suffragane die im gleichen Zuge zum Bistum Berlin erhobene Fürstbischöfliche Delegatur Brandenburg-Pommern, das Bistum Ermland und die Freie Prälatur Schneidemühl gehörten.
Nach dem Tode des Erzbischofs Adolf Bertram am 6. Juli 1945 wählte das Breslauer Domkapitel am 16. Juli den Domdechanten Ferdinand Piontek zum Kapitularvikar. Am 12. August veranlasste der polnische Primas, Kardinal August Hlond Piontek zum Verzicht auf den nunmehr unter polnischer Verwaltung befindlichen Teil des Bistums östlich der Oder-Neiße-Grenze. Gleichzeitig teilte Hlond den nunmehr polnischen Bistumsanteil in drei Verwaltungsbezirke und ernannte bereits am 15. August 1945 deren Apostolische Administratoren:
- Karol Milik für Breslau
- Bolesław Kominek für Oppeln und
- Edmund Nowicki für Landsberg an der Warthe.
Die Administratoren wurden mit Wirkung vom 1. September in ihr Amt eingesetzt. Wie sich später herausstellen sollte, bezogen sich Hlonds Sondervollmachten nicht auf die ehemals deutschen Diözesen, so dass sie keine kirchenrechtliche Grundlage hatten.
Den bei Deutschland verbliebenen Restteil des Erzbistums westlich der Oder-Neiße-Grenze verwaltete ab 1947 Ferdinand Piontek von Görlitz aus. Es wurde 1994 zum Bistum Görlitz erhoben.
1951 wurde den drei Administratoren die weitere Amtsführung durch die kommunistischen Machthaber verboten. Sie wurden von dem verwalteten Amt abberufen und erhielten ein Aufenthaltsverbot für ihre bisherigen Residenzen.
Nach dem Tod von Bolesław Bierut und der vorübergehenden politischen und religiösen Liberalisierung durch Parteichef Władysław Gomułka durfte 1956 Bolesław Kominek als Weihbischof und Kapitularvikar nach Breslau zurück kehren.
Nach der Ratifizierung des deutsch-polnischen Vertrages verfügte der Vatikan mit der Apostolischen Konstitution Episcoporum Poloniae vom 28. Juni 1972 die kirchenrechtliche Neugliederung der ehemals deutschen Diözesen:
- Aus den 1945 gebildeten Diözesanbezirken wurden 1972 die Bistümer Wrocław, Opole und Gorzów Wielkopolski gebildet.
- Das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Glatz, das seit jeher zum Erzbistum Prag gehörte, wurde ebenfalls 1972 dem Erzbistum Breslau angegliedert.
- Gleichzeitig wurde Bolesław Kominek zum ersten Breslauer Erzbischof nach dem Zweiten Weltkrieg ernannt.
Der in der Tschechoslowakei liegende Teil des Erzbistums Breslau (Tschechisch Schlesien) wurde 1978 an das Erzbistum Olmütz (Olomouc) angegliedert.
Eine weitere Umstrukturierung der schlesischen Bistümer erfolgte 1992 durch die Schaffung der Bistümer in Legnica (Liegnitz) und Gliwice (Gleiwitz).
Siehe auch: Liste der Bischöfe von Breslau
Literatur
- Józef Pater: Die Neubesiedelung Niederschlesiens im Kontext der Neugründung des Bistums Breslau in den Jahren 1945 bis 1951. In: Kulturen in Begegnung. Collegium Pontes, Wrocław – Görlitz 2004, ISBN 83-7432-018-4
Weblinks
- Webseite des Erzbistums (poln.)
- http://www.kultur.org/download/pdf/2003/cp/kib.pdf (s. S. 87-91)
- http://www.visitator-breslau.de/index.php?aktuell=lexikon_b_