Johanna Maria Magdalena Goebbels (* 11. November 1901 in Berlin; † 1. Mai 1945 in Berlin) war Ehefrau von Joseph Goebbels. Sie wurde propagandistisch zur Vorzeigemutter des Dritten Reiches stilisiert.
Kindheit und Jugend
Als Magda Behrend wurde sie am 11. November 1901 in Berlin als Tochter des Dienstmädchens Auguste Behrend geboren. Ihr Vater war wahrscheinlich Oskar Ritschel, ein wohlhabender Fabrikant, den Auguste Behrend kurz nach der Geburt ihrer Tochter heiratete. Die Mutter ließ sich 1905 entgegen der damals herrschenden bürgerlichen Normen vom Vater scheiden und heiratete 1906 den jüdischen Kaufmann Richard Friedländer. Beide Väter kümmerten sich um das Kind. Sie wuchs in gediegener bürgerlicher Atmosphäre auf. Auch die zweite Ehe der Mutter wurde geschieden. Gleichzeitig nahm Magda Behrend ihren Mädchennamen Ritschel an.
In Brüssel besuchte sie die Schule "Sacré Cœur". Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste die Familie Belgien verlassen und siedelt nach Berlin über. Ihr Stiefvater folgte ihnen kurze Zeit später. Er schlug sich als Kellner durch, um die Familie zu ernähren. Dank Unterstützung durch Ritschel konnte sie weiterhin ein Mädcheninternat besuchen.
Ehe mit dem Industriellen Günther Quandt
Auf einer Bahnfahrt im Februar 1920 lernte sie den Industriellen Günther Quandt kennen, der fast doppelt so alt wie sie war. Zwei Tage später besuchte er sie in ihrem Pensionat. Sie verlobten sich an seinem 38. Geburtstag am 28. Juli 1920 und heirateten am 4. Januar 1921. Zehn Monate nach der Heirat kam am 1. November 1921 Sohn Harald zur Welt. Sie wurde in dieser Ehe nicht glücklich. Während ihr Mann der Arbeit nachging und selten zu Hause war, musste sie sich nicht nur um Harald kümmern, sondern auch um die Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes.
Günther und Magda Quandt entfremdeten sich immer mehr. Als er im Mai 1928 erfuhr, dass seine Frau Magda ihn mit einem Studenten betrog, warf er sie aus seinem Haus. Im Sommer 1929 wurde die Ehe geschieden. Geldsorgen brauchte sie dank einer hohen Abfindung nicht zu haben, auch ein Kindermädchen und eine Köchin konnte sie sich leisten.
Ehe mit Joseph Goebbels
Mehr aus Neugier als aus politischem Interesse besuchte sie eine NSDAP-Veranstaltung im Sportpalast. Kurze Zeit später meldete sie sich zur Freiwilligenarbeit als Sekretärin für Joseph Goebbels' Stellvertreter. Goebbels war zu diesem Zeitpunkt NSDAP-Gauleiter von Berlin und dabei, mittels Propaganda und Schlägertrupps, Berlin für die NSDAP zu erobern. Er machte sie zur Betreuerin seines Privatarchivs. Am 19. Dezember 1931 heiratete sie Joseph Goebbels auf Gut Goldenbow in Mecklenburg. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, war Magda Goebbels endlich am Ziel ihrer Träume.
Magda Goebbels als "deutsche Idealfrau"
Von der NS-Propaganda zur Übermutter stilisiert, war Magda Goebbels ein Vorbild für die "deutsche Frau" während der Zeit des Nationalsozialismus. Wie hoch Hitler ihren propagandistischen Wert einschätzte, zeigt sich in einem Gespräch, das er vor ihrer Hochzeit mit Goebbels mit seinem Arzt Dr. Otto Wagener führte:
- "Diese Frau könnte bei meiner Arbeit den Gegenpol gegen meine einseitigen männlichen Instinkte spielen... Schade, dass sie nicht verheiratet ist."
Da Hitler unverheiratet blieb, übernahm Magda Goebbels die propagandistisch wertvolle Position der "First Lady"; sie repräsentierte das Dritte Reich bei Empfängen, Bällen und Staatsbesuchen. Als Rednerin trat sie nur einmal öffentlich in Erscheinung: am 14. Mai 1933 hielt sie im Radio eine Rede zum Thema Die deutsche Frau. Dennoch konnte sie der nationalsozialistischen Frauenpolitik entsprechend kein öffentliches Amt bekleiden. Zur Rolle der Frau schrieb Joseph Goebbels schon 1929 in sein Tagebuch:
- "Die Frau hat die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen. Das ist gar nicht so roh und unmodern wie es sich anhört, die Vogelfrau putzt sich für den Mann und brütet für ihn die Eier aus. Dafür sorgt der Mann für die Nahrung, sonst steht er auf der Wacht und wehrt den Feind ab."
Obwohl Magda Goebbels propagandistisch das nationalsozialistische Frauenbild mit Ihren Auftritten stützte, stritt sie auch mit ihrem Ehemann über die Rolle der Frau. "Zum Schluss erregte Debatte über die Frauen, bzw. ihre Fähigkeit. Magda wird in Wut ausfällig gegen mich. Wir scheiden im Krach...", schrieb Goebbels am 15. August 1931 in sein Tagebuch.
Eigentlich war sie zu weltläufig und zu emanzipiert, um dem Idealbild der deutschen Frau im Nationalsozialismus zu entsprechen, sie rauchte und trank, doch ließ sich dies kaschieren, solange sie der wichtigsten Aufgabe der "deutschen Frau" nachkam, der "Mutterschaft". Magda Goebbels bekam bis 1940 sechs Kinder aus der Ehe mit Josef Goebbels, deren germanische Vornamen alle mit H- wie Hitler beginnen:
- Helga (* 1.9.1932)
- Hilde (* 13.4.1934)
- Helmut (* 2.10.1935)
- Holde (* 19.2.1937)
- Hedda (* 5.5.1938)
- Heide (* 20.10.1940)
Für die vielen Kinder wurde sie 1938 zur ersten Trägerin des von Hitler gestifteten "Ehrenkreuzes der deutschen Mutter" erkoren, das sie als "rassisch" und gesundheitlich wertvolle Mutter auszeichnen sollte. Auch ihre Kinder stellte sie in den Dienst der NS-Propaganda. 1938 ließ sie das Leben ihrer Kinder verfilmen: sie wurden als "rein arische" Kinder dargestellt; im Gegensatz dazu sah man Bilder behinderter "wertloser" Kinder. 1942 erreichte die Familienpropaganda einen Höhepunkt, als man die Goebbels-Kinder 34mal in der Wochenschau sah. Die Familie Goebbels war die Vorzeigefamilie des Dritten Reiches. Doch anders als dargestellt kümmerte sich Magda Goebbels selten um ihre sechs Kinder. Diese Aufgabe übernahmen meist Kindermädchen und Erzieherinnen. Oft war sie wochenlang nicht zu Hause.
Ehekrise und zweiter Weltkrieg
Im Laufe des Jahres 1935 erfuhr sie von den zahlreichen Affären ihres Mannes. Anfangs versuchte sie, Verständnis dafür aufzubringen.
- "Ein so genialer Mann, der dreimal so intensiv lebt wie andere,
- kann eben nicht mit dem normalen Maßstab bürgerlicher Moral gemessen werden."
Später ertränkte sie ihren Kummer in Alkohol. Erst als er ihr im Sommer 1938 unverblümt gestand, dass er die tschechische Schauspielerin Lida Baarova liebte, beschwerte sie sich bei Adolf Hitler über das Verhalten ihres Mannes und konnte nur mit Mühe von ihm dazu überredet werden, sich nicht scheiden zu lassen, weil dies einen Skandal ausgelöst hätte.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, stellte sie sich und die Kinder erneut in den Dienst der Propaganda. Sie machte eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester und ging zweimal in der Woche Verwundete pflegen. 1942/43 wurde klar, dass der Krieg verloren war. Magda Goebbels flüchtete sich mehr und mehr in eine Scheinwelt. Sie brach mehrmals zusammen und wurde Anfang 1944 für mehrere Tage in ein Sanatorium eingeliefert.
Mord an den Kindern und Selbstmord
Bei ihrem letzten Gespräch mit ihrer Freundin Ello Quandt Anfang März 1945 sagte Magda Goebbels
" Und was uns betrifft,die wie wir zur Spitze des Dritten Reiches gehörten, so müssen wir die Konsequenz ziehen.Wir haben vom Deutschen Volk unerhörtes verlangt, und können uns nun nicht feige drücken. Alle anderen haben das Recht weiter zu leben - wir nicht (...) Ich habe lange genug an Adolf Hitler und lange an Joseph geglaubt (...) gesetz den Fall ich überlebe, werde ich sofort über Joseph ausgefragt. Falls ich die Wahrheit sage,müsste ich darstellen was für ein Mensch er gewesen ist, was alles hinter den Kulissen geschah (...) Ihn vor seinen Feinden rechtfertigen, aus echter Überzeugung für ihn eintreten (...)wäre gegen mein Gewissen. Auf die Frage was mit ihren Kindern passiere antwortet Magda Goebbels:" Wir werden sie mitnehmen, weil sie zu schön und zu gut für die Welt sind die kommt...nein, nein ich muss auch die Kinder mit nehmen, ich muss !...Es ist schon alles vorbereitet...Sie werden ein starkes Schlafmittel bekommen, und wenn es soweit ist...ich meine wenn sie fest schlafen...dann wird eine Evipan-Spritze genügen" (Zitate aus :Du kannst mich ruhig Frau Hitler nennen, Volker Elis Pilgrim S.38)
Das Ehepaar Goebbels zog mit seinen Kindern vor Kriegsende (März 1945) in den so genannten Führerbunker in Berlin. Als die Besetzung Berlins durch sowjetische Truppen fast den Bunker erreicht hatte, töteten die Eltern unter Beihilfe anwesender Ärzte zunächst ihre Kinder. Anschließend begingen sie Selbstmord. Angebote, die Kinder aus dem umkämpften Berlin herauszubringen hatten sie mehrfach abgelehnt. In einem Abschiedsbrief an den Sohn Harald Quandt schrieb sie:
"Mein geliebter Sohn ! Nun sind wir schon 6 Tage hier im Führerbunker, Papa, deine sechs kleinen Geschwister und ich um unseren nationalsozialistischen Leben den einzig würdigen ehrenvollen Abschluss zu geben... Du solltest wissen das ich gegen den Willen Papas bei ihm geblieben bin, dass noch vorigen Sonntag der Füher mir helfen wollte hier rauszukommen. Du kennst deine Mutter - wir haben das selbe Blut, es gab für mich keine Überlegung. Unsere herrliche Idee geht zu grunde, und mit ihr alles was ich schönes und bewundernswertes in meinem Leben gekannt habe. Die Welt die nach dem Führer und dem Nationalsozialismus kommt ist nicht mehr wert darin zu leben, und deshalb habe ich auch die Kinder mitgenommen, denn sie sind zu schade für das nach uns kommende Leben, und ein gnädiger Gott wird mich verstehen, wenn ich ihnen selbst die Erlösung geben werde... Die Kinder sind wunderbar...niemals ein Wort der Klage oder ein Weinen. Die Einschläge erschüttern den Bunker. Die Größeren beschützen die noch kleineren,und ihre Anwesenheit ist schon dadurch ein Segen, das sie dem Führer ab und an ein Lächeln abgewinnen. Gott gebe das mir die Kraft bleibt um das letzte und schwerste zu schaffen. Wir haben nur noch ein Ziel : Treue bis in den Tod dem Führer. Harald lieber Junge - ich gebe dir noch das mit, was mich das Leben gelehrt hat : Sei treu ! Treu dir selbst, treu den Menschen und treu deinem Land gegenüber ... Sei stolz auf uns, und versuche uns in freudiger Erinnerung zu behalten..."'
Die Leichen des Ehepaars Goebbels wurden am Vormittag des 2.5.1945 unvollständig verbrannt.
Zitate
"Ich liebe auch meinen Gatten,aber meine liebe zu Hitler ist stärker,für ihn wäre ich bereit mein Leben zu lassen ... Erst als mir klar wurde,dass Hitler keine Frau mehr lieben kann,sondern wie er immer sagt,nur Deutschland, habe ich in die Ehe mit Dr.Goebbels eingewilligt, weil ich nun dem Führer nah sein kann" (Magda Goebbels, Quelle ZDF)
"Sie ist soetwas wie die andere Hälfte Hitler geworden, zusammengefügt und gehalten ...von ihrer Seite durch einen heiligen Willen zum Dienen und zu einer höheren Pflicht." (Otto Wagner, Stabschef der SA und Wirtschaftsberater Hitlers, 1931, Quelle : ZDF)
" Ich habe noch nie so eiskalte Augen bei einer Frau gesehen " (Andre Francois Poncet, französischer Botschafter 1932, Quelle ZDF)
Literatur
- E. Ebermayer, Hans Roos: Gefährtin des Teufels - Leben und Tod der Magda Goebbels, Hamburg 1952
- Joseph Goebbels: Tagebücher 1945 - Die letzten Aufzeichnungen, Hamburg 1977, ISBN 3-40401-368-9
- Anja Klabunde: Magda Goebbels - Annäherung an ein Leben, München 1999, ISBN 3-57000-114-8
- Hans-Otto Meissner: Magda Goebbels - Ein Lebensbild, München 1978
- Erich Schaake: Hitlers Frauen, München 2000
- Wolfgang Schneider: Frauen unterm Hakenkreuz, Hamburg 2001
- Anna Maria Sigmund: Die Frauen der Nazis. Band 1, Wien 1998, ISBN 3-80003-699-1
- Spiegel Nr35/04 Hitlers Ende Spiegels (H. 35, 2004)
- Robert Wistrich: Wer war wer im dritten Reich. Frankfurt a.M. 1987
- Dieter Wunderlich: Göring und Goebbels, Regensburg 2002